Wenn ein Dichter und eine Bauer sich erinnern

17. Februar 2008

Sonstiges

Erinnerungen sind manchmal auch von einer gewissen Trauer oder Nostalgie geprägt, wie in den beiden Gedichten. In ihnen ist aber auch das Schöne und Heimatliche herauszuhören, so dass diese Gedichte nicht nur die Alten, sondern auch jüngere Menschen ansprechen werden.
Mein Dorf Michael Albert (1836 - 1893)
Vom Dorf, drin ich geboren, Trieb weit mich das Geschick; Das Dorf, das ich verloren, Grüßt jetzt im Traum mein Blick.
Die Eichen steh'n noch immer Dort auf dem Bergesthron; Es spielt der Abendschimmer Durch ihre Blätterkron.
Die Gasse fließt hinunter Wie sonst der stille Bach, Die Weiden weben munter ihm noch ihr grÜnes Dach.
Wenn dann im Staub der Gasse Die Herde heimgekehrt, So stieg der Mond, der blasse, Aus Bäumen wie verkllärt.
Des Lebens bittern Kummer Daheim empfand ich nie; Es rauschte mich im Schlummer Der Baum der Poesie.
Mit Blüten überstreute Es reich mein kindlich Haupt ¬ Das Dorf es steht noch heute ¬ Der Baum drin - ist entlaubt.
Die Sense Verfasser unbekannt
Im Schuppen hängt die Sense, so abgenutzt und müd. Wie oft ließ sie erklingen im Morgentau ihr Lied.
Ich hab sie oft getragen, zum Hang und auch zum Tal; ich mähte mit der Sense wohl viele tausend Mal.
O, wie viele grüne Mahden hab ich wohl schon gemäht; in frühen Morgenstunden und auch am Abend spät!
Wie oft fuhr mit dem Wetzstein ich übers Sensenblatt und machte meine Sense schart~ zu neuer, froher Tat.
Das Mähen hat gekostet mich manchen Tropfen Schweiß, Wenn hoch vom Himmel brannte die Sonne glühend heiß.
Heut mäht man mit Maschinen die Wiesen und Felder leer, und hört vor lautem Rattern kein Glockenläuten mehr.
Man hört kein Vöglein singen, hat nicht die Zeit still zu stehn, um Gottes schöne Wunder zu hören und zu sehn.
Ich ließ so gern erklingen, noch einmal meiner Sense Lied¬- doch ich und auch die Sense sind beide alt und müd!
Die Mehrzahl unserer HOG-Mitglieder steht im mittleren Alter. Ihr Blick richtet sich mehr auf die Gegenwart und Zukunft, wo sie sich im Beruf und im Familienleben behaupten müssen, und weniger auf die Vergangenheit. Aber ab und zu eine Bilanz der Vergangenheit zu machen, tut auch ihnen gut. Ich werde mich bemühen, im nächsten Heimatblatt Gedichte zu veröffentlichen, die sich auf Gegenwart und Zukunft beziehen, und möglichst von Optimismus geprägt sind. Vielleicht findet sich jemand aus unseren Reihen, der sich an . solch einem Gedicht versucht. .letzt möchte ich aber, im Namen des Vorstandes unserer HOG, allen Tekesern ein gutes und friedliches Neues Jahr wünschen, Gesundheit, Freude in der Familie und Erfolg im Beruf!

Erwin Thot (Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 13, Januar 2008)

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