Siebenbürgische Dorfnameneinfahrt von Frieder Schuller - Großschenk auch vorhanden

Bereits 1987 gab Heinz Bredt seinen HumorSammelband in Düsseldorf heraus. Der im Selbstverlag erstellte Band umfasst in fünf Kapiteln 120 Seiten. Im ersten Kapitel, „Gedichte, Lieder“, finden wir beispielsweise neben Erich Kästners Tagebuch eines Herzkranken auch Frieder Schullers Gedicht Siebenbürgische Dorfnamenfahrt. Auf Anfrage stellte uns Frieder Schuller die ergänzte Fassung seines Gedichtes zur Verfügung, die weiter unten als Erstveröffentlichung zu lesen ist. Der am 13. Juli 1942 in Katzendorf geborene Dichter war nach dem Studium der Theologie und Germanistik in Rumänien bis 1978 Kulturredakteur und Theaterdramaturg. Gedichte und Theaterstücke in deutscher Sprache unterlagen der Zensur. Günter Grass ermöglichte seine Ausreise in die Bundesrepublik. Hier Drehbücher und Gedichte, u. a. Paß für Transsilvanien – Urheber Verlag Bonn, Einladung zu einer Schüssel Palukes – Edition Parnaß Bonn. 1986 wurde Frieder Schuller mit dem Andreas GryphiusPreis ausgezeichnet, es folgten Dokumentar- und Spielfilme, u. a. Der Glockenkäufer, erster Spielfilm über den Heimatverlust der Siebenbürger Sachsen. Nach 1990 Inszenierung des mehrsprachigen Kulturtreffens von Katzendorf in Siebenbürgen, 2011 Einrichtung und Vergabe des Dorfschreiberpreises von Katzendorf, 2012 Uraufführung des Theaterstücks um die Jahre Oskar Pastiors in Rumänien Ossis Stein oder der werfe das erste Buch.
Frieder Schuller
Siebenbürgische Dorfnamenfahrt
Auf Urwegen über verfallene Treppen fahr wohl durch den Paßbusch und finde ein Schö- nau nach Engenthal Rauthal im Langenthal Ziegenthal hinterm vergessenen Kyrieleis vor lauter Heidendorf nach Altdorf nimm dir Garndorf zum Gürteln in Neudorf noch ruft der Hahnbach und es kommt ein Bä- rendorf wo nachts im Stein ein Eulendorf bereit zum Tatsch auf Mausdorf Streitfort sich Schaal anlegt bis Kleinblasendorf platzt hier Brenndorf und zu weit Kaltwasser so Bell ich und Kreisch und schüttel ganz Schellenberg denn ich seh Schönbirk verdorren auf Bekokten Almen trotz Rohrbach im Nußbach bei Rothbach unterm Weidenbach bis endlich mit Donnersmarkt Sächsisch Regen fällt auf Waldhütten im Hundertbücheln bei verlö- schender Kerz. Wir versuchten Leblang voll Fettdorf in Seligstadt bevor die Heimat unter den Hammersdorf kam unter Füssen zog man uns Bodendorf weg als viele mit dem Kopf in Wolkendorf lebten die einen entschieden sich für Ungersdorf die andern für Rumänisch Neudorf doch weiterhin hat sein Deutschkreuz mit Unterrübendorf wer über den Sachsenbach aus Sachsenhausen Zied. Von Marienburg lockt dich Frauendorf so kannst du Mönchsdorf abseits Lasseln vielleicht noch etwas Neidhausen auf Reichesdorf oder man lacht vom Hochfeld voll Hohndorf über Schnakendorf und schlägt dann sein Buchholz fürs Kastenholz in Holzmengen auch Schönberg Galt ohne Geist nicht mehr als Rothberg so streift man Besotten durch Burghalle vom Burgberg ein Reissen im Seiden und ohne Felldorf bis Thalheim wo der Windau durch den Zuckmantel fährt und du ankommst trotz Scholten matt Schlatt in deiner Stolzenburg ohne Fürstenberg oder Kö- nigsdorf. Den Honigberg erreichen wenige mit ihren Kindeln sie Törnen sich beim Kaltbrunnen in Felsendorf an und zwei Michelsdorf Petersdorf Jakobsdorf schauten zu einem Hermannstadt auf vielleicht will auch darum Dürrbach trotz Mühlbach keinen Großschenk mehr abgeben und Roseln für Rosenau schlie lich mu keiner sich ins Wurmloch Schmiegen bevor ihn Teufelsdorf holt und Erinnerungen allein in Katzendorf Radeln auch Taterloch überlebten wir vielleicht etwas Weißkirch im Gesicht doch nicht wie unsere Kleindörfel so oft Bluthrot.

Frieder Schuller / über Melzer D. 2016

SZ. vom 15.03.16

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