Eintrag Nr. 7516

18.11.2004, 00:55 Uhr

Sabine [queen.of.saba[ät]gmx.de]

Im Jahre 1970 machten mein Vater, meine Stiefmutter, meine Geschwister und ich Urlaub in Rumänien in Mamaia. Wir machten einen Ausflug ins Donaudelta, was ich sehr beeindruckend fand, und eine Reise durch die Karpaten. U.a. ging es darum, auch Kronstadt kennenzulernen, den Geburtsort meiner leiblichen Mutter, die leider schon 1966 an Krebs gestorben war. Ihr Mädchenname war Anneliese Stursberg, geb. 13. Juni 1931.
Die Reise durch die Karpaten hatte mir auch sehr gut gefallen. Besonders spannend war es natürlich, als wir Kronstadt besichtigten. Wir trafen die beste Freundin meiner Mutter, die ich inzwischen auch dank Hilfe einer ganz lieben Namensvetterin dieser Frau hier in der BRD gefunden habe, mich aber immer noch nicht getraut habe, sie anzurufen ...
Über diesen Weg habe ich auch eine Kopie des Eintrags meiner Mutter in hr Poesiealbum erhalten, worüber ich mich unendlich gefreut habe.
Meine Oma, also die Mutter meiner Mutter, war wohl Ende der 20er Jahre mit meinem Opa nach Kronstadt ausgewandert, wo er in der Firma Teutsch gearbeitet hat. Auf den uralten Kinderfotos hat meine Mutter immer gelacht. Sie muss wohl ein sehr schnes Leben dort gehabt haben, was sich nach dem Krieg schlagartig änderte.
Meine Oma erzählte, dass die rumänische Armee die gesamte Aussteuer meiner Mutter, die sie in jahrelanger Arbeit genäht und gestickt hatte, mitnahm. Meine Mutter war eine begnadete Künstlerin, was Handarbeiten betraf. Sie strickte und nähte für uns Kinder sehr viele wunderschöne Kleidungsstücke.
Meine Großeltern wollten nach dem Krieg gerne wieder in ihre Heimat zurück, aber man brauchte wohl das Wissen meines Großvaters, so dass die Ausreise ein harter Kampf wurde. 1950 war es dann endlich soweit, dass sie alle zusammen in das zerstörte Deutschland zurück kamen.
Meine Oma - mein Opa starb schon 1961, als ich erst drei war, und konnte deshalb nicht mehr viel erzählen ... - erzählte noch davon, dass die Familie getrennt nach Männlein und Weiblein eine Weile in einem Lager verbracht hatte, wo es meinem Opa möglich war, schlichte Schachfiguren zu schnitzen, mit denen man dann wohl dort Schach gespielt hatte, und die auch noch jahrelang in unserem Haushalt existiert haben.
Meine Oma war ein sehr positiver, sonniger Mensch, die von allem fast immer nur das Gute behalten und erzählt hat, so eben auch einige Anekdoten aus dem bestimmt nicht so lustigen Lagerleben, aber das gehört dann ja nicht mehr zu Kronstadt.
Auf unserer Reise haben wir die Schwarze Kirche besichtigt, natürlich das Elternhaus meiner Mutter, und ansonsten kann ich mich noch an einen Spaziergang erinnern, bei dem man einen schönen Blick auf die Stadt hatte.
Die Poiana Brasov oder Schulerau war dann wieder Bestandteil der offiziellen Rundreise. Dort ist meine Mutter immer zum Skifahren gewesen - wie meine Oma erzählte.
Viel mehr kann ich zu Kronstadt nicht erzählen, freue mich aber auf Eure Kommentare und würde gerne noch einmal in die Karpaten reisen zum Wandern und um auf jeden Fall Kronstadt noch eimal zu besuchen.
Alles Liebe von Sabine :)

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