Geschichten vom Schmidten Titz aus Mühlbach

Einen Zigeuner, einen grossen feschen Mann, zog Schmidten Titz einmal ganz in schwarz an, Salonrock, schwarze Hose, Lackschuhe, Zylinder, weiße Glacéhandschuhe und weiße Krawatte, und er trug ihm auf, um 12 Uhr mittags, wenn die Beamten, Bürgermeister, Polizeidirektor und verschiedene höhere Beamte zum Speisen gingen, vor dem Gebäude nichts anderes zu machen als dort auf und ab zu promenieren. Das andere würde sich dann schon finden. Die Polizeidiener und viele andere, die nicht einmal sonntags in einer so kleinen Stadt so elegante Persönlichkeiten in schwarz sahen, grüßten devot, bis einer ihn ansah und in dem eleganten Herrn den Bronz, den Zigeuner aus der Ziganie erkannte. Da nahm das Hallo wieder kein Ende. Schmidt mußte natürlich wieder bezahlen, und der Zigeuner flog für einige Tage ins Loch.
Ich stand wieder einmal in der Nähe von der Fleischbank des Schmidten Titz, hatte einen Strohhut auf dem Kopf, auf dem ich ein gewisses gefärbtes Gras befestigt hatte, so wie es unsere rumänischen Bauernburschen heute noch tragen. Auf einmel kommt mir so ein brenzliger Geruch in die Nase und es kam mir so warm vor auf meinem Kopf. Zum Teufel, dachte ich, was ist dies? Da steht schon der Schmidt hinter mir und ruft mir zu: Jul, dein Hut brennt! Und er hatte recht. Ich riß diesen sofort von meinem Kopfe, und nicht nur das Gras, sondern auch der halbe Hut standen schon in Flammen. Von rückwärts hatte er das Gras angezündet und schneller als er dachte hatte auch der Hut Feuer gefangen.

Marion Koepf bzw. Julius Graf (geb. 1878)

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