Eintrag Nr. 7595

26.04.2004, 20:23 Uhr

alexius josef findenig [alexius[ät]lichthand.at]

Eine meiner allerliebsten Beschäftigungen in Petersdorf war das Radfahren.
Zum einen musste ich ziemlich auf die Straße achten und ständig großen Pfützen ausweichen, zum anderen war ich schnell draußen aus der Gemeinde und konnte dann die Feldwege in den endlosen Hügeln am Fuß der Karpaten entlangtreten. Auf einer Dorfseite endete die Strasse im Zigeunercamp über dem kleinen Bach. Dort mußte ich aufpassen, denn einige Jungs hatte ich mehrmals barsch vom Areal der scuola generala verwiesen. Ich war nämlich Lehrer in der sectia germana und da schauten diese Bengel doch mehrmals frech durch die Erdgeschoßfenster in den Klassenraum.
Andere Wege, die Straße mihai viteazu entlang führten in die Buchenwälder, wo ich im Herbst vor lauter Speisepilzen den Boden nicht mehr sah. Anfangs noch ein Gestrüpp von Hagebutten (mmh, Marmelade) und anderem Gedorn, erhoben sich die Wälder dann mit hohen Bäumen und es gab kein Ende mehr zu sehen. Wieder eine Strasse führte zu den Schafhirten in die Berge, die in ihren halbfertigen Prunkhäusern wohnten. Das war jedesmal ein lustiger Anblick, die Fellmenschen mit ihren großen Palästen. Und irgendwo gab es auch eine Strasse nach Rikita, der Gegend mit den steilen Weinhängen und den uralten knorrigen Eichen entlang der Schotterpiste.
Und am Ende meines Ausfluges war ich immer wieder froh, nach Petersdorf zurückzufinden. Einmal hat mich sogar einer dieser Schafhunde in die Wade gebissen,weil ich wohl seiner Meinung nach viel zu frech durch die siebenbürgische Welt geradelt bin...
Nun, heute bin ich schon längst wieder weg, meine Lehrtätigkeit als Österreicher in Petersdorf unter Dir. Cerbanescu `95/96werde ich jedoch nie vergessen. Ich habe viel erlebt...und das Rad, ja das steht immer noch unten.

Liebe Grüße an petresti, April 2004, Tirol (A)

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