30 Jahre seit der Kirchenrenovierung 1980

20. Dezember 2010

Sonstiges

"Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort da deine Ehre wohnt.“(Psalm 26,8)
Anlässlich einer Führung durch die Evangelische Stadtpfarrkirche Mühlbach, die ich mit Petersdorfer Gemeindegliedern machte, bemerkte eine Frau als wir in dem herrlichen, gotischen Chor der Kirche standen: "Diese Kirche ist nicht ausgemalt, sie wirkt so grau. Unsere ist viel schöner!"

Für jede und jeden ist anscheinend die Heimatkirche die schönste, so auch unsere Kirche in Petersdorf.

Von denen, die in jenem Jahr zur Kirchengemeinde gehörten, können sich noch viele an die groß angelegten Sanierungsarbeiten aus dem Jahr 1980 erinnern. Die ganze Gemeinde beteiligte sich an dieser von langer Hand geplanten Aktion. Die Arbeiten begannen am 27.05.1980 und wurden am 14.09.1980 abgeschlossen. Die Beschaffung der Baumaterialien, die Einholung der Baugenehmigung und vieles andere waren mit großen Schwierigkeiten verbunden. Das einsatzfreudige Presbyterium mit Kurator Mathias Probsdorfer und den beiden Kirchenvätern Roland Schoppelt und Johann Pfaff an der Spitze verstand es, die Gemeinde für dieses Vorhaben zu motivieren.

Als am 27. Mai, kurz nach Pfingsten mit den Arbeiten begonnen wurde, die bis zum 18. Oktober andauerten, war die Gemeinde darauf vorbereitet. Auch nicht vorhersehbare Schwierigkeiten und Hindernisse konnten den Arbeitsrhythmus nicht hindern. Beim Transport der Dachziegeln von der Papierfabrik bis zur Kirche waren die Nachbarschaften im Einsatz. Das Förderband zum Dachboden von Kirche und Turm bestand aus unzähligen Menschenhänden. Die Handlangerarbeiten wurden von den Nachbarschaften geleistet, während Berufsgruppen wie Schreiner, Maler, Schlosser u. a. ihre entsprechenden Aufgaben erhielten.

Die Durchführungspläne dieser Arbeiten wurden von den Baumeistern Hans Otto Henning aus Hermannstadt und Rudolf Schumann aus Mühlbach erstellt. Die Bauabteilung des Landeskonsistoriums Hermannstadt, stellte sowohl das Baugerüst als auch die beiden Maurermeister Johann Renten und Samuel Kasper, beide aus Großau, zur Verfügung. Diese wohnten in der Sommerküche des Pfarrhauses und wurden von den Frauen der Gemeinde verköstigt. Die Gesamtaufsicht für einen reibungslosen Ablauf aller durchzuführenden Arbeiten hatte Kirchenvater Roland Schoppelt, der bereits Rentner war.

Das Abmontieren und Wiederaufsetzen des Turmknopfes –am 29. Mai, bzw. 6. Juni- gehörte zum aufregendsten Ereignis dieser Wochen. Über die vorgefundene Urkunde von 1805, sowie die Beifügung von Daten aus dem Jahr 1980 berichtet das Heimatbuch.

Die Gottesdienste wurden in dieser Zeit im Versammlungsraum auf dem Pfarrhof abgehalten (der Ortspfarrer hatte sich bei einem Schiurlaub das rechte Schienbein gebrochen, hielt aber trotz Gipsbein die Sonntagsgottesdienste).

Die durchgeführten Arbeiten sollen hier kurz angeführt werden:

· Turm- und Kirchendach wurde neu gedeckt, bzw. überholt.
· Der schadhafte Außenmauerbewurf entfernt und erneuert.
· Turm und Kirche wurden außen und innen frisch ausgemalt.
· Der Fußboden des Kirchenschiffes wurde erneuert
· Fensterstöcke und Flügel wurden überholt bzw. ganz erneuert, verglast und vergittert.
· Die einfachen Frauenbänke wurden durch Sitzgelegenheiten mit Lehne und Pult ersetzt. Diese stammten aus Kleinschemlack/Banat. Sie wurden repariert und neu gestrichen.
· Altar, Taufbecken und Orgelgehäuse wurden aufgefrischt.
· Neue Beleuchtungskörper wurden in der Kirche montiert.
· Für das noch zu montierende Uhrwerk wurden vier Zifferblätter angefertigt und montiert.
· Ein Gehsteig vom Haupteingang zum Nebeneingang der Kirche, sowie Blumenbeete wurden angelegt.

Die Gesamtkosten betrugen 170.000,00 Lei. Sie wurden von der Kirchengemeinde aufgebracht.
Als am 19.Oktober 1980 die wiederhergestellte Kirche durch Bischof Albert Klein neu geweiht wurde, waren die Herzen aller mit Freude und Dankbarkeit erfüllt. In seiner Predigt über Micha 6,8 :"Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott" führte er aus: Gott will unser Leben auf einen festen Grund stellen! Er ruft uns, er zwingt uns nicht, er will mit uns Gemeinschaft haben.
· Mit Menschen, die demütig sind d.h. sich unter Gott stellen,
· die sich von Gottes Liebe, die uns in Jesus Christus begegnet, anstecken lassen und diese Liebe weiter geben
· daraus erwächst Gehorsam der in den Lebensordnungen sichtbar zum Ausdruck kommt.

In seinem Rechenschaftsbericht, sagte der damalige Ortspfarrer zum Schluss: "Ist dieses neu erstellte Gotteshaus Garantie für ein lebendiges Glaubensleben? Lebendigen Glauben an Gott und unsern Heiland Jesus Christus, brüderliche Gemeinschaft, das bewirkt allein Gottes guter, heiliger Geist, der durch das Wort der heiligen Schrift zu uns kommen will. Dass er auch zu uns komme und uns erneuere, das können wir nur erbitten mit aller Herzenshingabe."

Inzwischen sind Kirche und Turm 2004/2005 erneut in Stand gesetzt worden. Auch wenn die Mehrheit der Petersdorfer den Heimatort verlassen hat, so ist die Kirche im Ort auch für uns ein Stück Heimat: hier wurden wir getauft und konfirmiert, hier gaben wir uns das Jawort für den Bund des Lebens, an ihr vorbei geleiteten wir unter Glockengeläut unsere Toten zum Ort der Ruhe. Hier wurde uns Gottes Wort verkündigt, hier empfingen wir Stärkung durch das Sakrament des Altars!

Deshalb dürfen wir mit dem Psalmsänger sprechen und bekennen: "Herr ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort da deine Ehre wohnt!"

Beitrag von Gerhard Thomke, Drabenderhöhe, erschienen in den Petersdorfer Nachrichten 2010. Die jährlich erscheinenden Nachrichten können Sie bei Karin Frühn anfordern.

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