Bericht: Über die Tätigkeit des evangelischen Frauenvereins Petersdorf - Für das Jahr 1936

8. Dezember 2011

Sonstiges

Die Tätigkeit unseres Frauenvereins umfasste wie alljährlich die Gebiete der:
- Christbescherung der Schulkinder.
- Unterstützung bedürftiger Schulkinder durch das Winterhilfswerk.
- Unterstützung von Kirche und Schule. Wöchnerinnen und Armenpflege.
- Instandhaltung des Friedhofs.
Die Mittel zu dieser vielseitigen Tätigkeit wurden aufgebracht:
- Durch den Frauenvereinsball, der gut besucht war und einen schönen Reingewinn abwarf. Eröffnet wurde der Ball durch einige Lieder, gesungen von einem Frauenchor eingeübt von Frau Elly Heitz. Es bot sich ein zu Herzen gehender Anblick, als der Vorhang sich hob und das Bühnenbild, eine sächsische Dorfkirche darstellend, sichtbar wurde. Da traten von links und rechts kommend, paarweise gebockelte Frauen auf, um sich unter der Leitung von Frau Heitz zu sammeln. Reicher Beifall lohnte die aufgewendete Mühe.
- Durch die Eiersammlung, die von April bis einschließlich Oktober einmal monatlich stattfindet.
- Durch die Jahressammlung, die Geld und Naturalien einbringt.

Christbescherung der Schul- und Kindergartenkinder:
Wie alljährlich wurden von Frauen Kekse gebacken, dieses Mal 6435 Stück und 281 Kinder damit bedacht. Außerdem erhielt jedes Schulkind zwei Hefte und einen Bleistift. Auch mit Kleidungsstücken wurden bedürftige Kinder versehen. Vier Paar neue Schuhe, die Schuster Göbbel aus Mühlbach gespendet hatte, wurden an Waisenkinder aufgeteilt, so dass 23 Kinder bedacht wurden.

Winterhilfswerk und sonstige Unterstützungen:
Das Winterhilfswerk wurde vom Frauenverein seit Jahren in der Art eingerichtet, dass einzelne Familien je ein Kind für den Mittagstisch aufnahmen. Die Fabrikbeamtenfamilien beteiligten sich in besonderem Maße daran. In diesem Jahr erhielten die Kinder an 15 Orten das Mittagessen. Mitunter wird es auch mit einer Geldspende abgelöst.
An bedürftige Familien wurde Korn verteilt, in Krankheitsfällen auch sonstige Lebensmittel, besonders Milch über längere Zeit geliefert.

Wöchnerinnenpflege:
Wenn Not im Hause ist, werden der Wöchnerin Lebensmittel geschickt und der Verein besorgt Windeln.
Kirche und Schule wurden mit 18.000,00 Lei unterstützt. Eine Frau, die sich zur Hebamme ausbilden lässt, erhält eine Hilfe von 2.400, 00 Lei jährlich.
Alljährlich bestellt der Verein 20 Stück Kalender des Kinderschutzvereins und unterstützt ihn auch mit einer Spende; in diesem Jahr waren es 250,00 Lei.
Die gleiche Spende wurde auch der Opfergabensammlung der Frauenvereinigung zugewiesen.
Für unseren Saal war die Anschaffung eines Kessels notwendig. Der Verein zahlte 1/3 das sind 1.800,00 Lei. Die von Pfarrer Klaster herausgegebenen Nadelarbeiten sind gekauft und schon verschiedentlich mit Interesse besichtigt worden.

Sonstige Veranstaltungen:
Im Mai fand der erste Muttertag statt; er wurde von über 200 Frauen besucht. Die Vorsteherin begrüßte die Erschienenen. Schul- und Kindergartenkinder sprachen passende Verschen und Gedichte. Lieder wurden gesungen von einzelnen Frauen und im Chor. Im Mittelpunkt der Feier stand ein Vortrag, gehalten von Lehrerin Viktoria Wagner: "Die Frau als Mutter, als Hausfrau, als Volksgenossin!" Mit dem Liede "Siebenbürgen Land des Segens" wurde die Feier geschlossen.
Das größte Ereignis für den Verein war die Abhaltung der Bezirksfrauenversammlung in unserer Gemeinde. Fabrikdirektor Wolff hatte uns in entgegenkommender Weise Hilfe zur Verfügung gestellt. Herr Stolz und seine Mitarbeiter führten die Oper "Die Pfingstkrone" nochmal auf und ernteten damit reichen Beifall. Die Koch- und Hilfsfrauen taten ihr möglichstes, so dass von unserer Seite alles geschah, um den Tag festlich zu gestalten.
Der Bretterzaun um den Garten des Pfarrhauses war sehr schadhaft und bildete wahrhaftig keine Zierde für denselben. Nun hatte der Verein die Absicht die Kirche außen herrichten zu lassen, doch reichten dazu die Mittel nicht. So beschloss man den Bretterzaun zu erneuern der auf Anregung von Frau Maria Thut in freiwilliger Arbeitsleistung aufgestellt wurde.
Auch Frauenabende hielten wir ab; der erste war eine stimmungsvolle Adventfeier mit dem Adventkranz. Einen Verlust hat der Verein zu beklagen, der durch die Amtsniederlegung von Frau Anna Stolz entstanden ist. Zehn Jahre lang hat sie als Mitglied des Ausschusses in stets hilfsbereiter, arbeitsfreudiger und selbstloser Weise dem Verein gedient. Wir sprechen ihr auch hier unseren Dank aus. An ihre Stelle tritt Frau Fabrikdirektorsgattin Wolff und es ist zu hoffen, dass sie mit derselben Hingabe ihre junge Kraft in den Dienst der Frauenarbeit stellen wird.
Wieder ist ein Jahr der Arbeit zu Ende. Wir haben danach gestrebt unsere Pflicht zu tun.

"Schaffen und Streben ist Gottes Gebot
Arbeit ist Leben, Nichtstun ist Tod!"


Petersdorf am 30.März 1937
H. Sooß – Vorsitzende
Viktoria Wagner, Schriftführerin


Erschienen in den Petersdorfer Nachrichten 2011. Die jährlich erscheinenden Nachrichten können Sie bei Karin Frühn anfordern.

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