Probstdorf - Informationen

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Zur Geschichte des Ortes

Die eigene Kultur zu bewahren, ist für unsere Identitätsfindung in der modernen Gesellschaft von großer Bedeutung. Die Heimatortsgemeinschaften sind deshalb bemüht, das Kulturerbe der Siebenbürger Sachsen zu erhalten und an die kommenden Generationen weiterzugeben. Der folgende Beitrag setzt den Schwerpunkt auf die Geschichte unseres Dorfes, nicht um das "verlorene Paradies" zu rekonstruieren, sondern weil einiges aus der Vergangenheit Probstdorfs bei Agnetheln bedenkenswert ist. Dazu einige Zahlen, Fakten und allgemeine Bemerkungen zur Geschichte, Bevölkerung, Schule und Kirche unserer Heimatgemeinde. Noch mehr Informationen finden Sie im Heimatbuch "Probstdorf im Harbachtal".

Zur Geschichte des Dorfes
Probstdorf bei Agnetheln, gelegen im oberen Harbachtal, drei Kilometer von der Hauptstraße Agnetheln-Schäßburg entfernt, gehört heute verwaltungsmäßig zur Gemeinde Jakobsdorf. Der Ort darf auf eine interessante und wechselhafte Geschichte zurückblicken, was auch die verschiedenen Ortsbenennungen verraten: "terra Borothnik" (1223), "Probstoph" (1280), "villa Praepositi" (1329), um nur einige der urkundlich dokumentieren Namen zu nennen. Der Name "terra Borothnik" soll vom altslawischen Wort "Brod", d.h. "Furt", abgeleitet worden sein. Flurnamen, wie "af der alder Kirch" oder "Altdorfwiesen", belegen, dass Probstdorf ursprünglich weiter talabwärts lag, und zwar in der Nähe des früheren Bahnhofs, an einer günstigen Übergangsstelle (Furt) des Probstdorfer Baches, einem rechten Zufluss des Harbachs. Am linken Bachufer wurden noch im 19. Jahrhundert Reste der alten Kirche gefunden. Überschwemmungen hatten angeblich die Bewohner von "Alt-Probstdorf" gezwungen, sich einen neuen Standort bachaufwärts zu suchen. König Andreas II. verlieh die "terra Borothnik" der Hermannstädter Probstei, daher der Name "Probstdorf", also "Dorf des Probstes" (villa Praepositi). Die "villa Praepositi" blieb allerdings nicht lange im Besitz der Hermannstädter Probstei, weil die Sachsen des Schenker Stuhls den Probstdorfer Hattert mit Gewalt besetzten. Dagegen klagte der Hermannstädter Probst Paulus 1359 vor dem Landtag in Weißenburg, in Anwesenheit des Königs Ludwig. Die Untersuchung der Klage dauerte über fünf Jahre, und durch Urteil des Königs wurde Probstdorf erneut der Hermannstädter Probstei zugeschlagen. Dagegen wurde Einspruch erhoben, wonach der Ortshann Andreas von Probstdorf und die Geschworenen des Ortes vorgeladen wurden, um ihre Meinung vor Gericht zu äußern - ein bemerkenswertes Ereignis in der damaligen Rechtsprechung. Welchen Erfolg die Vertreter des Dorfes hatten, ist urkundlich nicht festgehalten, aber aus der Ortsgeschichte ist bekannt, dass Probstdorf, wenn auch viele Jahre später, dem Schenker Stuhl als freie Gemeinde zugeordnet wurde. Als 1423 die Hermannstädter Probstei aufgelöst wurde, erschien Probstdorf nicht mehr unter ihren Besitzungen.
Inzwischen wurde das Dorf von den Türken heimgesucht, was zum Umbau der gotischen Saalkirche in eine Wehrkirche mit doppelten Ringmauern führte. Anfang des 16. Jahrhunderts versuchten der Hermannstädter Bürgermeister, der Königsrichter und Provinzialnotar Hattertangelegenheiten zwischen Schönberg und Probstdorf zu regeln. Es handelte sich um eine Mühle und einen Fischteich. Es wurde festgelegt, dass der Fischteich für alle Zeiten gemeinsamer Besitz sein solle und dass der Damm von beiden Orten instandgehalten werden müsse. Auch später musste die Nationsuniversität eingreifen, um ähnlich Hattertstreitigkeiten zwischen Probstdorf und den Nachbargemeinden zu schlichten.
Im 18. Jahrhundert verabschiedeten Gemeinderat und Pfarrer Statuten, wichtig für das Zusammenleben im Dorf. Zum Verhalten einiger Probstdorfer wird im Gedenkbuch (1817) unter anderem vermerkt, dass die "hiesige Ortskommunität sich aus der Kirchenkassa einen Betrag von 502 Gulden angeeignet" habe. Weiter heißt es: "99 Gulden sind in den Händen der Kirchenväter geblieben". Ebenfalls im Gedenkbuch wird der "Probstdorfer Teich" erwähnt, der in den Jahren 1835-1845 zu den Sehenswürdigkeiten des Harbachtales gehört haben soll. Der Teich besaß laut Aussagen von Pfarrer Zikeli (1857-1901) eine reiche Fauna und Flora und wurde als Jagdgebiet genutzt. Nach Entfernung der Mühlenwehre trocknete der einzigartige Biotop aus.
1909 wurde das erste und 1939 das zweite Gemeindehaus gebaut.

Bevölkerung
Probstdorf gehört zu den kleineren Orten des Harbachtals. Im Mittelalter hatte das Dorf 34 Wirte, während die meisten Gemeinden des Schenker Stuhls mehr als 1400 Einwohner hatten. Heute, nach rund 450 Jahren, zählt Probstdorf 41 Hofstellen, von denen noch 16 bewohnt werden. 29 evangelische Seelen leben dort. Geht man von den 317 Seelen aus, die 1966 verzeichnet wurden, weist die derzeitige Situation auf ein absehbares "Ende" der sächsischen Gemeinschaft in Probstdorf hin.

Kirche und Schule
Die heutige Kirche war ursprünglich eine gotische Saalkirche des 14. Jahrhunderts und wurde im 15. Jahrhundert wehrhaft umgebaut. Die Westfassade wurde später abgetragen; an ihre Stelle trat ein massiver Steinturm. Der Kircheneingang wurde von der Westfassade nach Süden verlegt. Umbau und Erweiterungsarbeiten ließen die heutige Architektur entstehen. So wurde unter der hölzernen Flachdecke ein gotisches Gewölbe errichtet, 1859 wurde das Chor verlängert, der Dachstuhl erneuert. 1909 und 1995 wurden weitere wichtige Reparaturen durchgeführt.
Altar und Kanzel stammen aus dem 19. Jahrhundert, sie haben ihren Platz wahrscheinlich nach den Erweiterungsarbeiten von 1859 erhalten. Die Orgel wurde für 350 Gulden von der Gemeinde Rode gekauft; es heißt, die Gemeinde sei mit dem Kauf nicht sehr glücklich gewesen.
Die Schule lässt sich urkundlich um das Jahr 1500 belegen. Das alte Schulgebäude lag am rechten Bachufer, gegenüber der heutigen Schule. 1894 begann der Bau der neuen Schule mit den Klassen 1-7. Von den 52 schulpflichtigen Kindern (25 Jungen, 27 Mädchen) aus dem Jahre 1939 besuchten nach der Volksschule 33 eine Fortbildungsschule! Nach 1945 bestand nur noch der erste Schulzyklus (Klassen 1-4), den zweiten Zyklus besuchten die Probstdorfer Kinder in Jakobsdorf oder Agnetheln. Relativ viele Jugendlich des Dorfes hatten in den sechziger Jahren die Möglichkeit zu studieren.

Probstdorfer in Deutschland
Die Mehrheit der Probstdorfer (über 90 Prozent) lebt heute in Deutschland, sechs leben in Österreich, zwei in Kanada und einer in den Niederlanden. Nach Bundesländern ergibt sich folgendes Bild in Deutschland: von den 253 Landsleuten leben 65 Prozent in Baden-Württemberg und Bayern, 30 Prozent in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen und 5 Prozent in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Thüringen und Berlin.
Die Heimatortsgemeinschaft Probstdorf ist seit ihrer Gründung im Jahre 1988 bemüht, Hilfen jedwelcher Art allen Bewohnern des Heimatortes zukommen zu lassen. Besondere Verdienste hat sich dabei Michael Hügel sen. erworben, auf dessen Initiative nicht nur die Gründung der HOG, sondern auch die meisten Hilfsaktionen nach Probstdorf und Rumänien zurückgehen.

von H. Gärtner


Monografien

  • Horst Gärtner

    Probstdorf im Harbachtal

    Ortsmonographie einer Gemeinde in Siebenbürgen.
    Bezugsadresse: Michael Hügel, Sandgasse Nr. 20, 67459 Böhl-Iggelheim
    Telefon: 06324/78300
    e-Mail: huegelmichael@t-online.de

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HOG Probstdorf -im Harbachtal-

Die Probstdorfer Heimatortsgemeinschaft, kurz HOG, wurde 1988 durch Michael Hügel sen. gegründet.
Als Siebenbürgisch-Sächsische Heimtortsgemeinschaft mit vornehmlich kulturell-zivilisatorischem Profil pflegt die HOG Probstdorf, in Verbundenheit mit dem Glauben und der Kirche unserer Vorfahren, Tradition und Brauchtum der in Siebenbürgen gewachsenen örtlichen nachbarschaftlichen Gemeinschaft und versteht sich als Bestandteil der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaftsorganisation. Lesen Sie dazu mehr...

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