Eintrag Nr. 7731

18.08.2007, 22:11 Uhr

Lukas Geddert [info[ät]zrs-geddert.de]

Pruden

Ich träum' als Kind mich zurücke
und schüttle mein greises Haupt;
wie sucht ihr mich heim, ihr Bilder,
die lang' ich vergessen geglaubt!

Dort ragt aus schatt'gen Gehegen ,
ein schimmerndes Dorf hervor;
ich kenne die Kirche, den Friedhof, ,
die steinernen Brunnen, das Tor,

Dort eilt der Weg dem Dorfe zu.
Hier ist die Stelle. Der Soldat tritt
Mit entschlossenem Schritt zwischen
Kinder und Mutter, denn die muss mit.

Gemächlich führt der Hum zum Platz.
Wer kennt die Mitte nicht?
Wo im November im stattlichen Kreis
Die Jugend preiset des Immergrünes Licht.

Es schauet aus wuchtiger Höhe
die Kirche so traulich mich an.
Ich grüße die alte Bekannte
und eile den Kirchturm hinan .

ich lasse die Blicke schweifen bis
an des Dorfes Saum. Dort hinter
diesen Fenstern verträumt' ich den
ersten Traum.

ich höre die Glocken läuten gar
ernst und auch so bang. Der
Orgel mächtig' Rauschen noch
lang im Ohr mir klang.

Dort drüben die alte Schule,
der Kindheit Ernst und Freud. Der
Spielplatz lockt' auch später die
Jugend, als wär's erst heut.

Ich eile zum Friedhof da oben
und bleibe sinnend gebannt:
kein Staubkorn im Erdreich verwoben,
das nicht heimlich mit uns verwandt.

Mich locken die Brunnen,die alten
mit Wasser so frisch und so klar,
wenn abends nach Mühe und Arbeit
der Durst so köstlich war.

So stehst du, o Dorf meiner Väter
mir treu und fest in dem Sinn
und bist von der Erde verschwunden
der Pflug geht über dich hin!

Sei fruchtbar, o teurer Boden!
Ich segne dich mild und gerührt
und segn` ihn zwiefach, wer immer
den Pflug nun über dich führt.

Ich aber will auf mich raffen,
meine Heimat als teures Pfand,
die Weiten der Erde durchschweifen
und erzählen von Land zu Land.

Frei nach Adalbert von Chamissos
„Schloss Boncourt“

von Michael Dengel



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