Spaziergang
An meines Liebchens Seite geh ich durchs stille Feld. In blauer, ferner Weite der Mond die Nacht bestellt.
An unsrer Stirne wehet die laue Abendluft. Und unser Weg, er gehet durch weh'nden Blumenduft. In trautestem Geplauder verstreicht der Abend still. Der treuen Liebe Zauber in tiefer Brust ich fühl. Die sel'gen Stunden schwinden gleich einem holden Traum. Doch die Gedanken finden sich auch im weiten Raum. Sie finden sich, wenn ferne von ihr ich weilend bin. Und grüßen sich so gerne in liebend treuem Sinn.
15/V 914 (1914) Simon Wardeiner

Foto: Günter Hummes