Simon Wardeiner Mediasch! 19/VI 1914

Schönröschen
Als ein junger Jäger schritt durch den Wald, da traf er ein blühendes Röschen bald. Das schimmerte freundlich im Morgentau wie ein strahlender Stern am Himmelsblau. Das Röschen schaute traulich ihn an, dass er zu scherzen und herzen begann. Und wie er jetzt von ihm fortgehen wollt, da lispelt es traulich:" O bleib mir hold." Der Jäger zog auf die wilde Jagd, in seinem Herzen die Sehnsucht nagt. Denn er dachte ans Röschen hold und fein und sehnte sich immer nur bei ihm zu sein.
Und kehrte er abends beim Röschen ein und traf er es traurig nur ganz allein. Dann saß er zu ihr, plauderte traut, bis dämmernd der helle Morgen graut. Das Röschen in seinem liebendem Harm lag liebend und kosend in seinem Arm. Er drückte es küssend an sein Herz und vergaß des Lebens Leid und Schmerz. Doch dauernd sind keine Erdenfreuden. Der Jäger musste vom Röschen scheiden.
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Foto: Günter Hummes