Schorscher Kirchenbau - Mündlich aus Rohrbach

Die Einwohner von Schorsch (Scharosch) bei Fogarasch wollten einmal eine Kirche bauen. Sie bauten sie auch wirklich, hatten aber die Fenster vergessen. Als nun die Leute in die neue Kirche gingen, das Wort Gottes zu hören, war es vergebens; denn es war daselbst stockfinster, und sie mussten herauskommen. Und die Gemeindevorsteher wussten auch nicht, wie das Licht in die Kirche zu bringen sei. Endlich nahmen sie einen Sack, und wie sie sahen, dass sich in demselben Licht befand, liefen sie geschwind in die Kirche, den Sack mit dem Licht daselbst auszuleeren. Als sie aber hineinkamen, war das Licht mit dem Sack verschwunden. Eben wollten sie denselben Versuch wiederholen, als einer in die Höhe sah und gewahr wurde, dass ein Specht an der Mauer pickte. Voller Freude schrie er den anderen zu: "Kommt herbei, seht den Meister, der Fenster machen kann." Alles lief hinzu und rief:" Lasst uns ihn fangen!" Man trug eine Leiter herbei, da flog der Specht von dannen, die Leute ihm nach bis in den Wald, wo er in ein Loch schlüpfte. Nun sollte die Leiter wieder herbeigeholt werden, was aber, da die Träger sie quer trugen und deshalb die Eichen auf ihrer Breite abgehauen werden mussten, keine leichte Arbeit war.

Siebenbürgische Sage

Aus der Sammlung "Siebenbürgische Sagen" von Friedrich Müller, Studium in Klausenburg, Leipzig, Berlin, *1828 +1915, 1893 zum Bischof gewählt, 1848 Lehrer in seiner Heimatstadt Schäßburg, 1863 Rektor des dortigen Gymnasiums, 1869 Eintritt in den Pfarrerstand. Das Schildbürger-Motiv entstammt der 2. Auflage o.g. Werkes, 1885 in Hermannstadt-Wien.

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