Alte, vergessene Trachten aus Siebenbürgen im Friedrich-Teutsch-Haus in Hermannstadt

Vergessene Trachten aus Siebenbürgen
30.10.08
Alte, fast vergessene Trachten, neu ins Leben gerufen
Gespräch mit Dietmar Melzer über die Trachtenpuppen-Ausstellung in Hermannstadt
In Hermannstadt wird zur Zeit beim „Friedrich Teutsch“-Kultur- und Begegnungszentrum eine Ausstellung mit siebenbürgisch-sächsischen Trachtenpuppen gezeigt, die Frau Edith Rothbächer angefertigt hat. Im nachfolgenden Gespräch spricht Dietmar Melzer, 38, seit 1990 in Deutschland lebend, über diese besondere Sammlung.
In welcher Eigenschaft bist Du bei der Organisierung dieser Ausstellung impliziert? Aufgrund meiner Initiative und der von Herrn Dr. Wolfram Theilemann, Leiter des Hermannstädter Kultur- und Begegnungszentrums „Friedrich Teutsch“, wurde der Altar der evangelischen Kirche A.B. aus Streitfort (Altland, Repser Gegend) gerettet, restauriert und wurde gemeinsam mit der Trachtenpuppen-Ausstellung im Friedrich Teutsch-Haus in Hermannstadt den Besuchern vorgestellt. Meine Mutter stammt aus Streitfort/Altland. Im Auftrag und auch mit Absprache der Heimatortsgemeinschaft Streitfort wurden diese kirchlichen Kunstgegenstände vor dem Verfall gerettet. Es ist eine ehrenamtliche Initiative von mir und ich möchte, dass diese schöne Trachtenpuppenausstellung für unsere Zukunft auf Dauer erhalten bleibt. Die Trachtenpuppenausstellung kam aufgrund der Eigeninitiative von Herrn Theilemann, von Frau Edith Rothbächer und den siebenbürgischen Heimatortsgemeinschaften (HOG) in Deutschland zustande. Die siebenbürgischen Trachtenpuppen sind Spenden der Heimatortsgemeinschaften und von Frau Rothbächer.
Welche Vorlagen benutzt Frau Rothbächer beim Anfertigen der Trachtenpuppen? Es sind die alten siebenbürgischen Trachten- und Volkskunstbücher, sowie alte siebenbürgischen Trachtenfotos & Postkarten, Fotos vom Trachtenumzug beim Heimattag in Dinkelsbühl, Oktoberfestumzug in München und auch von mir geschenkten alten Ansichten, Postkarten siebenbürgischer Trachten. So kann man sagen, dass auch aufgrund meiner Hilfe ein paar dieser schönen Trachtenpuppen entstanden sind. Ich habe öfters nur den Impuls bzw. Anreiz an Frau Rothbächer weiter gegeben. Ihre Volkskunde-Berater waren und sind auch heute noch: Frau Dr. Bretz-Schwarzenbacher, Frau Rose Schmidt, Dietmar Melzer, Frau Christa Andree.
Wird ihre Sammlung erweitert und, wenn ja, mit was für Puppen? In der Trachtenpuppenausstellung im Friedrich Teutsch-Haus in Hermannstadt sind 35 siebenbürgisch-sächsische Trachtenpuppen ausgestellt. Diese Ausstellung kann und wird erweitert werden, wenn die HOGs noch Trachtenpuppen spenden wollen und Frau Rothbächer diese Puppen dann auch selber macht. Frau Rothbächer hat über 100 siebenbürgisch-sächsische Trachtenpuppen seit 1996 gemacht und besitzt, soweit ich gut Bescheid weiß, zur Zeit 50 Trachtenpuppen.
Wie wird Frau Rothbächers Hobby von Ethnographen eingeschätzt? Das Hobby von Frau Edith Rothbächer wird von den siebenbürgischen Landsleuten, wie auch von Ethnographen sehr gut geschätzt, weil sie auch alte, fast vergessene siebenbürgische Trachtenpuppen gemacht hat, wie z.B. die Braut aus Streitfort, Patriziertrachten aus Hermannstadt, Kronstadt, Schäßburg, der „Herr der Hann"-Richter aus Kleinscheuern (das Alte Land,Hermannstädter Gegend), die alte Tracht - blau gebockelte Frau aus Heldsdorf (Burzenland), Tracht aus Botsch (Reener Ländchen), alte Bauerntrachten aus Jaad (Bistritzer Gegend) und und und... Wir beide sind auf der Suche nach der alten Patriziertracht aus Bistritz. Vielleicht könnte uns da weiter geholfen werden, eventuell mit alten Postkarten.
Auf was für ein Echo stießen die Ausstellungen? Das Echo dieser siebenbürgischen Trachtenpuppenausstellungen ist sehr, sehr gut. Sie werden von unseren siebenbürgischen Landsleuten aber auch von anderen auswärtigen Leuten, Freunden und Bekannten sehr geschätzt. Ohne diese Trachtenpuppen wären diese schönen siebenbürgischen Trachten nicht zum Leben erweckt. Über sie sind die alten, fast vergessenen siebenbürgischen Trachten neu ins Leben gerufen und sind zum Teil auch heute noch beim Trachtenumzug des siebenbürgischen Heimattages in Dinkelsbühl/Bayern, beim Oktoberfestumzug, beim siebenbürgischen Heimattag in Wels/Oberösterreich, oder bei jenen in den USA und Kanada zu sehen. Fazit: Diese siebenbürgisch-sächsische Trachtenpuppen-Ausstellung soll auch eine Mahnung an alle sein, dass die deutsche Bevölkerung in Siebenbürgen nicht vergessen wird. Leider kommen die siebenbürgischen Volkskunde-Bücher bei der Bevölkerung nicht so gut an, aber sie sind eine Hilfe für die Nachwelt unserer Zukunft.
Die Fragen stellte Ralf Sudrigian



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Ralf Sudrigian und Dietmar Melzer

Karpatenrundschau-Kronstadt 2008

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