Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur

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Johann
schrieb am 17.08.2007, 21:30 Uhr (am 17.08.2007, 21:36 Uhr geändert).
In der Zeit erschien ein lesenswerter Artikel:
Mein Versagen als Bürger der DDR
Eine selbstkritische Befragung aus aktuellem Anlass
Von Fritz J. Raddatz
Mein Versagen als DDR-Bürger
Vgl. dazu den Kommentar in der FAZ.net
Krummer Mut
Die siebenbürgisch-sächsichen Genossen könnten sich ein Beispiel an Raddatz nehmen! Er liefert ein Beipsiel für intelektuelle Redlichkeit.
Die von Dr. Kroner, Hannes Schuster etc. hochgejubelten Heldentaten werden auf normal Maß zurechtgestutzt und das genannt, was sie sind "Krumer Mut", „Das ist doch alles Marianne-Hoppe-Hoppelei, die nie mitgesungen haben will beim Horst-Wessel-Lied: ,Wir dachten nur an die Kunst'“, so Raddatz.
„Ich wurde nicht missbraucht. Ich habe mich selber missbraucht.“ Zu dieser Selberkenntnis fehlt es noch bei den selbsternannten siebenbürgisch-sächsischen Eliten. Sie wollen uns in der SbZ und sonstwo ihre "kleinen Heldentaten und Aufmüpfigkeiten ferner Jahre" als Heldentaten verkaufen.
"Raddatz führt sich als Prototypen des gehobenen Mitläufers vor, durch Intellektualität und gelegentliches Aufmucken zum latenten Dissidenten nobilitiert. Ein „anständiger Lügner“, wie er selber sagt." (Quelle FAZ Artikel).
Genau das waren auch Kroner, Schuster und Konsorten "gehobene Mitläufer", die sich ex post festum zu "latenten Dissidenten nobilitieren".

Aus aktuellem Anlass möchte ich auf zwei Threads verweisen:
Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur
Aufarbeitung kommunistische Vergangenheit
Den zweiten Thread mit Dr. Kroner finde ich nicht und die Suche funktioniert in den alten Foren leider nicht.
seberg
schrieb am 18.08.2007, 10:06 Uhr
Hallo Johann,
Das Thema scheint dich ja umzutreiben. Zu Recht, denn das Problem ist nach wie vor aktuell, wie der Artikel von Raddaz zeigt.
Hier die beiden gesuchten Threads zu dem Thema aus dem geschlossenen Forum:

http://www.siebenbuerger.de/ubb/Forum1/HTML/000374.html

http://www.siebenbuerger.de/ubb/Forum1/HTML/000517.html

Nach wie vor interessant zu lesen, finde ich.
Johann
schrieb am 18.08.2007, 18:40 Uhr (am 18.08.2007, 18:43 Uhr geändert).
Danke Seberg für die Geduld bei der Suche
Anbei die Links zum anklicken, etwas umständlich das Ganze, aber manchmal macht der Fortschritt halt krumme Wege


Ungleiche Gemeinsamkeite: Seminar über rumäniendeutsche Zeitgeschichten


und


Ein Ort kollektiver Selbstvergewisserung
Robert (Administrator)
schrieb am 19.08.2007, 09:32 Uhr
Johann schrieb: die Suche funktioniert in den alten Foren leider nicht.
Das stimmt nicht. War wohl ein Bedienungsfehler. Die Suche in den alten Foren funktioniert nach wie vor.
lori
schrieb am 22.08.2007, 17:35 Uhr
Hallo Herr Kollege Johann,

Ich muss mich wiederholen, für mich, für dich und für andere auch, ist es leicht aus dem Hinterhalt(Internet) zu schiessen.Das ist sogar populär. Was konkret wirfst Du, denen von Dir Genannten, vor?

Ich kann mich daran erinnern-ich musste damals auch etwas müde lächeln- es gab mal einen Artikel über das Pressewesen in der rumänischen Diktatur, in dem jemand sinngemäss schrieb(Schuster?), dass die Kunst des Informierens darin bestand, die Leute "zwischen den Zeilen" zu informieren. Aber gleich eine Rechtfertigung darin zu sehen, vermochte ich nicht!

Über intellektuelle Redlichkeit, Redlichkeit im Allgemeinen lässt sich lange debattieren. Im Bundestag sitzt einer der Lautsprecher, ich nenne seinen Namen nicht, weil ich gespannt bin ob jemand draufkommt wer er ist.Dieser sass im August 1989 in der deutschen Botschaft in Prag um DDR- Bürgern(Flüchtlingen) die Rückkehr schmackhaft zu machen wohl wissend, dass er sie u.U. "ans Messer" lieferte! Dagegen sind die von Dir Genannten lediglich ganz kleine Räder im System gewesen, der eine Redakteur, ein anderer soweit ich weiss Leiter(Direktor) eines Gymnasiums, die m.E. nicht mal die Möglichkeit hatten Schuld auf sich zu laden. Ich weiss auch nicht ob nicht nur Du der einzige bist, der sie zu "latenten Dissidenten" nobilierte! Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren!

Gruss
Lori
Johann
schrieb am 23.08.2007, 13:40 Uhr
lori schrieb: Hallo Herr Kollege Johann,

Ich muss mich wiederholen, für mich, für dich und für andere auch, ist es leicht aus dem Hinterhalt(Internet) zu schiessen.Das ist sogar populär. Was konkret wirfst Du, denen von Dir Genannten, vor?


Ich schieße nicht aus dem Hinterhalt, verstecke mich im Gegensatz zu vielen anderen auch nicht hinter einem Nickname.
Wenn du dir die Mühe machst, die oben genannten Threads zu lesen, dann weißt du genau, was konkret ich dem einen oder anderen vorwerfe!
lori
schrieb am 23.08.2007, 20:52 Uhr (am 23.08.2007, 20:55 Uhr geändert).
Hallo,
Nein, weiss ich nicht!Mir ist nicht bekannt, dass sich einer von ihnen hier im Forum geäussert hätte.Wenn doch, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren!

OK!streng genommen ist das Internet kein Hinterhalt, aber es ist äusserst einfach Kritik zu üben und ich bezweifele ob deine konstruktiv ist!

servus
Johann
schrieb am 24.08.2007, 00:12 Uhr (am 24.08.2007, 00:16 Uhr geändert).
lori schrieb: Hallo,
Nein, weiss ich nicht!Mir ist nicht bekannt, dass sich einer von ihnen hier im Forum geäussert hätte.Wenn doch, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren!

Beide publizieren sehr oft in der SbZ und ich habe zu konkreten Punkten Kritik geübt.
Im Forum selber hat zwar keiner geschrieben, aber einer hat immerhin seinen Text von anderen reinstellen lassen.
Schau mal nach in den oben angegebenen threads.
Ich finde, wenn man mitreden will, sollte man mindestens das lesen, was schon geschrieben wurde. Zumal ja die Texte alle verfügbar sind.
lori schrieb:
OK!streng genommen ist das Internet kein Hinterhalt, aber es ist äusserst einfach Kritik zu üben und ich bezweifele ob deine konstruktiv ist!
servus

Was heißt in diesem Zusammenhang konstruktiv?
Soll ich den Bewertungen dieser Herrschaften nur pro forma zustimmen?
Ich habe mich im Kommunismus anders verhalten und tue dies auch jetzt.
Es gibt nun mal unterschiedliche Meinungen und moralische Vorstellungen.
Ich halte von Einheitssossen nicht viel!
Ich habe kein Problem damit, dass du derselben Meinung bist wie die genannten Personen.


lori
schrieb am 24.08.2007, 04:30 Uhr
Hallo Johann,

meinst Du etwa den "alten" Thread?

Denn was hier geschrieben wurde, habe ich genau durchgelesen, den Artikel in der FAZ auch. Irgendwie belügt sich doch jeder im Leben, der eine mehr, der andere weniger. Diktaturen bringen wahrscheinlich viele negative Charaktereigenschaften des Menschen hervor. Du hast dich im Kommunismus anders verhalten- Ok! Moralisch kann man weder Deine Haltung noch die der anderen bewerten, es sei denn, Dein Informationstand über diese Personen ist besser als meiner. Ich wiederhole mich ungerne, aber bei mir ist nie der Eindruck enstanden, dass diese Personen sich zu latenten Dissidenten hochstilisiert haben. Welche (ihrer) Meinungen müsste ich denn kennen, um dieselbe zu vertreten? Ich kenne ja nur Rezensionen des Herrn Kroner und absolut keine von ihm geäusserte (politische) Meinung.

Deshalb nochmals die Frage. Was wirfst Du ihnen konkret vor?

Gruss
Lori
seberg
schrieb am 24.08.2007, 10:29 Uhr (am 24.08.2007, 10:53 Uhr geändert).
lori schrieb: Hallo Johann, . . . Deshalb nochmals die Frage. Was wirfst Du ihnen konkret vor?

Na, jetzt musst du dem Johann nur noch sagen, dass es die selbstverständlichste Sache der Welt war, dass du in Rumänien Parteimitglied gewesen bist und womöglich auch noch einen gewissen Einfluss hattest … sollte es so gewesen sein.
Gewissensprobleme setzen einen bestimmten IQ voraus, gel?
Aber auch der ist nur eine notwendige und keine hinreichende Bedingung, bei Raddatz kommt offenbar noch etwas anderes hinzu, was bei den hier von Johann gemeinten Kroner und Schuster möglicherweise weniger ausgebildet ist als bei Raddatz.
Auf andere mit dem Finger zu zeigen bleibt natürlich fragwürdig, Raddatz zeigt ja auch ausdrücklich nur auf sich selbst. – Wie antwortete A.Azzola im alten thread einem anderen Teilnehmer: „Das von Ihnen zitierte Gleichnis von der Sünderin ist der größte Rechtsfortschritt, den das christliche Testament enthält. Wer ist schon "ohne Schuld". Das mahnt zu Demut.“
Johann
schrieb am 24.08.2007, 21:15 Uhr (am 24.08.2007, 21:17 Uhr geändert).
@lori,

na gut, du willst also alles vorgekaut, ca. drei DIN A 4 Seiten ist auch viel zu viel Lesestoff.
Kroner behauptet:
1. Er hat ein reines Gewissen.
2. Er und andere ehemalige Parteigenossen sind nicht aus egoistischen Motiven Mitglieder geworden, sondern haben sich für die sbs Gemeinschaft geopfert. Diese Theorie war mir neu.
4. Nur Parteimitglieder konnten etwas für unsere Kultur leisten.
5. Es war ehrenwert Nicht-Mitglied der KP zu sein, diese konnten nichts für unsere Kultur tun.

All diese Thesen sind meiner Meinung nach nichts als Geschichtskliterrung!
Raddatz zeigt, dass man erstens auch ohne Mitgliedschaft hohe Positionen im Kulturleben einnehmen konnte. Er hatte eine wesentlich höhere und exponierte Position als die hier genannten.
Zweitens dass man zwar begrenzt aber doch einiges gegen den Willen der Partei tun konnte.
Drittens dass dieser Mensch darüber hinaus heute trotzdem nicht gut schlafen kann, weil der Mann erstens ein Gewissen hat und zweitens wie seberg richtig vermerkt auch einen hohen IQ.


lori schrieb:
Ich weiss auch nicht ob nicht nur Du der einzige bist, der sie zu "latenten Dissidenten" nobilierte! Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren!

Gruss
Lori

Hier wird Kroner von Schuster meiner Meinung nach nobilitiert:
Ein Ort kollektiver Selbstvergewisserung

lori schrieb:
Dagegen sind die von Dir Genannten lediglich ganz kleine Räder im System gewesen, der eine Redakteur, ein anderer soweit ich weiss Leiter(Direktor) eines Gymnasiums, die m.E. nicht mal die Möglichkeit hatten Schuld auf sich zu laden.


Schuld konnte jeder auf sich laden!

Jeder (ich beziehe mich persänlich ausdrücklich ein), der im Kommunismus gelebt hat, sollte sich die Frage stellen, habe ich persönlich genug getan, um Personen in Not zu helfen? Inwieweit habe ich als kleines Rad einem verbrecherischen System gedient?
Raddatz schämt sich heute noch, dass er an einem Gefängnis vorbeiging und im Theater "Mutter Courage" von Brecht genoß.
Solche Menschen genießen meine Anerkennung, egal welche Fehler diese in ihrem Leben gemacht haben.
Hingegen kann ich nicht schweigen, wenn Leute sich selber loben und jede Verantwortung leugnen.
rio
schrieb am 24.08.2007, 22:42 Uhr (am 24.08.2007, 22:43 Uhr geändert).
Johann schrieb:




...5. Es war ehrenwert Nicht-Mitglied der KP zu sein, diese konnten nichts für unsere Kultur tun...




@Johann: Stimmt der Satz so wie er dasteht oder ist Dir da ein Fehler unterlaufen?
Johann
schrieb am 25.08.2007, 00:30 Uhr
@ rio

ja, er stimmt.
lori
schrieb am 25.08.2007, 05:02 Uhr
Hallo Johann,

Entschuldigung,Kollege Johann ich teile meine Antwort in zwei, der zweite Teil folgt dann in einigen Tagen- ich muss deinen Link noch genau lesen! Nochmals Entschuldigung:etwas stimmt hier mit dem Zitieren nicht- wahrscheinlich weil Du auch zitiert hast, sei es drum, ich hoffe, dass Du Dich zurecht findest.



Johann schrieb: @lori,

na gut, du willst also alles vorgekaut, ca. drei DIN A 4 Seiten ist auch viel zu viel Lesestoff.
Kroner behauptet:
1. Er hat ein reines Gewissen.
Das behauptet beinahe jeder- es gibt einige Ausnahmen. Wenn nun Du den Massstab(die Latte) höher ansetzt, kann ich mir gut vorstellen, dass Dich das ärgert!

2. Er und andere ehemalige Parteigenossen sind nicht aus egoistischen Motiven Mitglieder geworden, sondern haben sich für die sbs Gemeinschaft geopfert. Diese Theorie war mir neu.

Wenn sie das behauptet haben(Opferrolle) ist mein Kommentar ein einfaches Wort: Schande!

4. Nur Parteimitglieder konnten etwas für unsere Kultur leisten.

Blödsinn!

5. Es war ehrenwert Nicht-Mitglied der KP zu sein, diese konnten nichts für unsere Kultur tun.

Richtig ist schon, dass man als Parteimitglied grössere Gestaltungsmöglichkeiten hatte: Sei es nur die Treibstoffbeschaffung für einen Traktor der ZB: für einen Faschingsumzug!

Jetzt breche ich ab...irgendwann geht es dann weiter!

Gruss
Lori

All diese Thesen sind meiner Meinung nach nichts als Geschichtskliterrung!
Raddatz zeigt, dass man erstens auch ohne Mitgliedschaft hohe Positionen im Kulturleben einnehmen konnte. Er hatte eine wesentlich höhere und exponierte Position als die hier genannten.
Zweitens dass man zwar begrenzt aber doch einiges gegen den Willen der Partei tun konnte.
Drittens dass dieser Mensch darüber hinaus heute trotzdem nicht gut schlafen kann, weil der Mann erstens ein Gewissen hat und zweitens wie seberg richtig vermerkt auch einen hohen IQ.


lori schrieb:
Ich weiss auch nicht ob nicht nur Du der einzige bist, der sie zu "latenten Dissidenten" nobilierte! Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren!

Gruss
Lori

Hier wird Kroner von Schuster meiner Meinung nach nobilitiert:
Ein Ort kollektiver Selbstvergewisserung

lori schrieb:
Dagegen sind die von Dir Genannten lediglich ganz kleine Räder im System gewesen, der eine Redakteur, ein anderer soweit ich weiss Leiter(Direktor) eines Gymnasiums, die m.E. nicht mal die Möglichkeit hatten Schuld auf sich zu laden.


Schuld konnte jeder auf sich laden!

Jeder (ich beziehe mich persänlich ausdrücklich ein), der im Kommunismus gelebt hat, sollte sich die Frage stellen, habe ich persönlich genug getan, um Personen in Not zu helfen? Inwieweit habe ich als kleines Rad einem verbrecherischen System gedient?
Raddatz schämt sich heute noch, dass er an einem Gefängnis vorbeiging und im Theater "Mutter Courage" von Brecht genoß.
Solche Menschen genießen meine Anerkennung, egal welche Fehler diese in ihrem Leben gemacht haben.
Hingegen kann ich nicht schweigen, wenn Leute sich selber loben und jede Verantwortung leugnen.

lori
schrieb am 25.08.2007, 21:48 Uhr
Hallo Johann,

Teil 2:

Also was Raddatz sagt ist sicherlich redlich, aber hat es einen praktischen Wert? Kommt die Selbsterkenntnis nicht etwas zu spät? Das Ganze erinnert mich immer wieder an die so beliebten und populären Bundespräsidenten(nicht den jetztigen, aber seine Vorgänger) die sozusagen das ganze Parteisoldatentum mitmachten und in der neutralen(überparteilichen) Position, die Parteien kritisieren.

Den Artikel (Link) kenne ich. Geschichtsklitterung kann ich nicht erkennen. Wenn Du jedoch mehr Informationen hast,dann ist sie belegbar... Ich gehe davon aus , dass Du dich darüber ärgerst, dass die - ich nenne sie einfach "Kritischen" -öffentlich hingerichtet wurden, damit man sie vor physischen und psychischen Zugriffen schützte! Das könnte man aus heutiger Sicht als Verkehrung der Tatsachen ansehen, aber um dies festzustellen, müsste man mit den Betroffenen sprechen!

Gruss
Lori

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