Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur

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Schnuk
schrieb am 21.12.2008, 12:59 Uhr
Johann schrieb:
....
Den ersten Unterschied teile ich nicht, es ist für mich unwesentlich, ob sich die physische Eliminierung gegen ein Volk oder "nur" gegen bestimmte Klassen richtet.

Im Gegenteil: physische Eliminierung gegen ein Volk
(hat) bedeutet, daß dieses Volk getötet wurde. Aber die
Eliminierung einer Klasse bedeutet diesen ihren Besitz
und ihre Privilegien zu nehmen und nicht das Leben. Ist
das kein Unterschied?
Che
schrieb am 01.02.2009, 10:39 Uhr
,,Businessman Ceausescu´´ auf die Gehaltsliste der CIA?
Interessant...

Nach und nach fördern Untersuchungsausschüsse Details über die Transaktionen des rumänischen Diktators zutage

Von BORIS KALNOKY
In 71 Lebensjahren verdiente Nicolae Ceausescu nie eigenes Geld. Dennoch galt der Conducator als einer der reichsten Männer der Welt. Vor sechs Jahren wurde er hin- gerichtet. Sein Leben beschäftigt Rumänien noch heute.

Bukarest - Seit der Erschießung des Tyrannen zählt die Frage nach seinem Vermögen zu den meistumflüsterten Rätseln der rumänischen "Revolution" des Jahres 1989. Im Schauprozeß gegen Nicolae Ceausescu und seine Frau Elena im Dezember 1989 beschuldigten ihn seine Richter und Henker unter anderem, eine Milliarde Dollar außer Landes gebracht zu haben. Der in den siebziger Jahren übergelaufene Securitate-Chef Ion Pacepa gab den Kontostand des Diktators für das Jahr 1978 mit 400 Millionen Dollar an. Wo aber ist all dieses Geld heute? fragen die Rumänen. Und auch die Frage, die davorsteht, klärt sich erst nach und nach: Woher stahl es Ceausescu?

Nicolae Ceausescu wurde am 26. Januar 1918 in der Walachei geboren. Der Mann, der sich später gerne als "Führer" und "Genie der Karpaten" feiern ließ und der heute als einer der grausamsten Staatsmänner der neueren Geschichte gilt, begann seine Karriere als Schusterlehrling. Sein Lohn bestand aus Kost und Logis. Als junger Mann befand er sich stets entweder im kommunistischen Untergrund oder im Gefängnis. Ein eigenes Einkommen hatte er nicht.

Nach dem Krieg sorgte die Partei für ihn. Nicolae Ceausescu brüstete sich gerne damit, nie etwas in einem Laden gekauft zu haben. Als er Staats- und Parteichef wurde, verzichtete er auf jegliches Gehalt. Mit der Begründung: "Mein Leben ist dem Weltproletariat gewidmet." Sieben Jahre nach seinem Aufstieg zur absoluten Macht begann er sich nach Angaben des ehemaligen Geheimdienstmannes Pacepas um seine Altersvorsorge zu kümmern. 1971 richtete Ceausescu erstmals ein geheimes privates Konto ein, mit der Bezeichnung "TA"; dahinter folgte im Kürzel die Jahreszahl. Auf "TA-78" lagen Pacepa zufolge 400 Millionen Dollar. Verbraucht hatte Ceausescu in dieser Zeit "nur" vier Millionen Dollar. Damit habe der Staatsmann, während Rumänien den wirtschaftlichen Niedergang des Landes erlebte, etwa seiner Frau Elena Juwelen oder seinen drei Kindern Autos gekauft.

Das Geld kam, so Pacepa, größtenteils aus dem "Verkauf" von Juden und Deutschen an deren jeweilige Regierungen. Ceausescu habe öfter gewitzelt, Erdöl, Deutsche und Juden seien Rumäniens lohnendste Exportartikel. Schon Ceausescus Vorgänger Gheorghe Gheorghiu-Dej (1901-1965) hatte Juden im Tausch gegen die Lieferung von Geflügelfarmen und anderer agrarwirtschaftlicher Betriebe durch Israel auswandern lassen.

Ceausescu beendete dies nach seiner Machtübernahme 1965, ließ das Geschäft zwei Jahre später jedoch wiederaufleben. Ihm ging es jedoch um Geld. Der Preis für ein Ausreisevisum betrug zwischen 2.000 und 50.000, manchmal gar 250.000 Dollar - je nach "Marktwert" der betroffenen Person. 1974 ging bei einer Transaktion ein israelischer Geldkoffer auf dem Züricher Flughafen verloren; einige Tage später wurde er gefunden - er enthielt mehr als eine Million Dollar. Bald schlug Ceausescu auch der deutschen Regierung vor, Rumäniendeutsche gegen Geld ausreisen zu lassen. 1972 ging er dazu über, jeden dieser Auswanderer zusätzlich eine Verpflichtungserklärung gegenüber der Securitate unterschreiben zu lassen.

Weiteres Geld, das nicht im Staatshaushalt, sondern bei der Familie Ceausescu landete, kam aus dem systematischen Verrat an der Sowjetunion. Über Ceausescus Brüder Ilie, damals Vizeverteidigungsminister, und Ion, Staatssekretär mit Zuständigkeit für den Wirtschaftsplan, erhielt der amerikanische Geheimdienst CIA nach Angaben der "Washington Post" sowjetische Waffensysteme. Die Gebrüder Ceausescu bestanden darauf, daß 20 Prozent der CIA-Honorare auf "ihre" Schweizer Konten überwiesen werden sollten.

Drei verschiedene Untersuchungsausschüsse haben sich in Bukarest seit Ceausescus Sturz mit dessen vermutete Geheimkonten beschäftigt. Konkrete Hinweise auf den Verbleib des Geldes fand keiner von ihnen. Doch der gegenwärtige Ausschußvorsitzende Gabrielescu ist kein Mann, der gerne in Vergessenheit gerät. Zwar ist seine Arbeit offiziell vertraulich; aber regelmäßig wendet er sich an die Presse, um, wie er sagt, Vertuschungen durch interessierte Kreise zu erschweren.

Nach Gabrielescus Angaben gibt es konkrete Hinweise auf eine Milliarde Dollar auf zwei amerikanischen Konten Ceausescus bei der Rumänischen Außenhandelsbank. Als einzige Quelle dafür nennt er den früheren rumänischen Ministerpräsidenten Theodor Stolojan. Dieser war unter Ceausescu zuständig für staatliche Devisentransaktionen und wurde 1991 Ministerpräsident der postkommunistischen Regierung in Bukarest. Gabrielescu zufolge hat Stolojan ausgesagt, Indizien für den Verbleib von einer Milliarde Dollar Ceausescus gefunden zu haben. Darüber hinaus gebe es Hinweise darauf, daß sich Ex-Geheimdienstler nach der Revolution an diesen Konten bedient hätten, um in Rumänien Firmen zu gründen.

Von all dem wisse er nichts, sagt Stolojan. Im Gespräch mit der WELT präzisierte er, es gebe wohl eine Verwirrung zwischen "Privatkonten" und solchen zur Verfügung des Staats- und des Parteichefs. Natürlich habe Ceausescu über diese beiden Konten bei der Rumänischen Außenhandelsbank verfügen können. Das meiste Geld sei jedoch in den späten Jahren seiner Regierung verwendet worden, um Rumäniens Schulden im Ausland vorzeitig zurückzuzahlen. Es war eine Obsession: Damit mehr in den Westen exportiert werden konnte, mußte sein Volk jahrelang hungern.

Die neue Führung um Präsident Iliescu, so Stolojan, habe mit dem Rest des Geldes nach der "Revolution" von 1989 dringend benötigte Konsumgüter für die Bevölkerung importiert. Über geheime Schweizer Konten oder Geheimdienstler, die sich daran bedient hätten, wisse er nichts. Gabrielescu habe ihn wohl falsch zitiert. Auch wisse er nicht, wieviel Geld gegenwärtig auf den beiden erwähnten Konten der Außenhandelsbank sei.

Für Stolojan ist das Rätsel um Ceausescus Millionen weitgehend gegenstandslos - für die Medien und die Menschen noch lange nicht. Zwar sucht das jahrzehntelang gebeutelte Land seit einiger Zeit schon seinen Weg in die Zukunft. Mitte vergangenen Jahres trat beispielweise ein Gesetz in Kraft, daß die Privatisierung beschleunigen soll - für viele eine Herausforderung, für manche ein Buch mit sieben Siegeln. Eines der aufregendsten Geheimnisse allerdings ist immer noch die Frage nach Ceausescus Millionen. (SAD)

Johann
schrieb am 30.03.2009, 10:43 Uhr (am 30.03.2009, 10:44 Uhr geändert).
Schnuk schrieb: Johann schrieb:
....
Den ersten Unterschied teile ich nicht, es ist für mich unwesentlich, ob sich die physische Eliminierung gegen ein Volk oder "nur" gegen bestimmte Klassen richtet.

Im Gegenteil: physische Eliminierung gegen ein Volk
(hat) bedeutet, daß dieses Volk getötet wurde. Aber die
Eliminierung einer Klasse bedeutet diesen ihren Besitz
und ihre Privilegien zu nehmen und nicht das Leben. Ist
das kein Unterschied?

Es starben 6 Millionen Juden, das jüdische Volk wurde NICHT getötet.
Es wurde nicht nur der Besitz genommen, Millionen "Kulaken" wurden getötet. Im "Schwarzbuch des Kommunismus" findet man nach Ländern gegliedert die genauen Zahlen.

Hier eine ironische Auseinandersetzung mit dem realen Kommunismus:
Geliebte DDR. Ohne Gott und Sonnenschein Von Lydia Harder
Gustavo
schrieb am 30.03.2009, 12:27 Uhr
Johann schrieb: [q=6676|

Es starben 6 Millionen Juden, das jüdische Volk wurde NICHT getötet.

Das Du einen Schaden hasst, wußte ich schon länger. Daß Du aber noch frei rum läufst wußte ich nicht. Trotzdem Gute Besserung!
Schnuk
schrieb am 30.03.2009, 17:52 Uhr
Gustavo schrieb: Johann schrieb: [q=6676|

Es starben 6 Millionen Juden, das jüdische Volk wurde NICHT getötet.

Das Du einen Schaden hasst, wußte ich schon länger. Daß Du aber noch frei rum läufst wußte ich nicht. Trotzdem Gute Besserung!



Hallo lieber Johann,
was sagen Sie zu diesem Spott von Gustavo? Es sieht so aus als ob etwas dran wäre. Hoffentlich verstehen Sie Spaß.
(Hab mich Tod gelacht beim lesen)

Von dem Kulakenmord meine ich, das war eine Ausnahme und bekanntlich Ausnahmen betätigen die Regel. Also gebe ich Ihnen nicht Recht. Denn daß in R. und vielen anderen Sozi- Ländern die Kapitalisten und Großgrundbesitzer/Chiaburen nicht gleich umgebracht wurden, das weiss ich.
Als ich ein Kind war, war mein Opa auch ein Chiabur, wurde nur geschröpt mit der Cota bis er freiwillig alles dem CAP gab.
Schönen Gruß,
Schnuk
Johann
schrieb am 16.05.2009, 13:09 Uhr (am 16.05.2009, 13:11 Uhr geändert).
@Igor schrieb:
"Ich denke es hat wenig mit Reduktionismus zu tun, mehr mit Realitaet (meines Erachtens nach). Die wirtschaftliche Realitaet war kein Diskurs sondern eben jenes: Realitaet."

Zur Realität gehörte nicht nur die wirtschaftliche Misere, sondern auch brutale Unterdrückung etc.

40 % der Bevölkerung glaubte in den 50gern Jahren, dass der Nationalsozialismus eine gute Sache nur schlecht ausgeführt.
Erst die 68ger haben mit diese Unsinn bis heute gründlich abgerechnet.

Ähnliche Zahlen in Bezug auf die DDR gibt es heute. Wenn nun schon ein SPD-Ministerpräsident (Sellering, Mecklenburg-Vorpommern) ähnlichen Unsinn verbreitet, dann zeigt dies wie dringend eine Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur ist.
Sehr empfehlenswert hier ein Interview mit:
Marianne Birthler

getkiss
schrieb am 17.05.2009, 08:55 Uhr
[q=8647|Johann...Sehr empfehlenswert hier ein Interview mit:
Marianne Birthler


Davon ist ein Satz zu zitieren und hinter die Ohren schreiben, der uneingeschränkt auch für Rumäniens Geschichte gilt:
"Ohne die Öffnung der Stasi-Akten wäre unser Leben, ja unser Land heute anders, als es ist. Wir wären wehrloser gegenüber den Versuchen, die DDR zu verharmlosen. Und wir wären denjenigen, die über das Herrschaftswissen aus den Akten verfügen, hilflos ausgeliefert. Viele Leute, die mit der Stasi paktiert haben, wären noch in politischen und öffentlichen Ämtern. Andere könnten den Vorwurf einer Stasi-Mitarbeit nicht mit Hilfe der Akten widerlegen. Vor allem hätten unzählige Menschen nicht die Möglichkeit gehabt, ihre Unterlagen einzusehen, ihr eigenes Schicksal damit zu rekonstruieren und wieder Herren ihrer eigenen Geschichte zu werden."
Leider, was im Zitat mit wären, könnten, hätten, erwähnt, ist in Ro bittere Realität. Und so mancher von dort rübergelaufener Mittäter lacht sich eins in´s Fäustchen...

Gustavo
schrieb am 17.05.2009, 14:45 Uhr
getkiss schrieb:
Leider, was im Zitat mit wären, könnten, hätten, erwähnt, ist in Ro bittere Realität. Und so mancher von dort rübergelaufener Mittäter lacht sich eins in´s Fäustchen...



Nicht mehr lange getkiss.Seit Anfang des Jahres bekommst Du auch in Ro. Akteneinsicht.Probiere es aus.Einer Herta Müller wird mittlerweile das " Fäustchen" lachen vergangen sein
seberg
schrieb am 20.05.2009, 11:32 Uhr
1.
Zwischen Johann und Igor ging es auch um einen differenzierteren und facettenreicheren Rückblick auf die Zustände und Ereignisse in den sog. Ostblockstaaten und auf deren Zusammenbruch.
Genau darum sollte es ja auch in einer „Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur“ gehen, wenn sie nicht bei einer simplen Verdammung stehen bleiben will. Diese letztere allerdings fällt uns, die wir dort gelebt und gelitten haben, natürlich leichter als eine differenzierte Aufarbeitung.

In der kürzlich angestoßenen Debatte um die DDR als Unrechtsstaat zeigt sich ebenfalls dieser Unterschied in den Sichtweisen und Bewertungen, die jenseits von „Objektivität“ wohl auch auf unterschiedliche innere Befindlichkeiten und persönliche Betroffenheiten zurückgehen.

Dazu ein Interview mit dem Historiker H.A.Winkler:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,625785,00.html


2.
Was würdet ihr einem in Rumänien gebliebenen SbS antworten, der euch unterstellt, dass ihr hauptsächlich „wegen Aldi“ nach Deutschland ausgewandert seid, also aus materiellen Gründen? – Vermutlich so, wie ich bisher auch immer darauf geantwortet habe: das mit „Aldi“ stimmt nicht, ich wollte in erster Linie aus der Unfreiheit in die Freiheit!

Seit Igors Anstoß, über Freiheit nachzudenken, bin ich mit meiner Antwort vorsichtiger geworden.
getkiss
schrieb am 21.05.2009, 06:38 Uhr (am 21.05.2009, 06:44 Uhr geändert).
@seberg:
Ich bin ja nicht so, nicht auf Argumente anderer einzugehen.
Z. Bsp. auf das zitierte Interwiev im Spiegel.
Ich meine, die letzten Sätze davon sind auch für uns wichtig:
"Die Aufarbeitung der Vergangenheit der zweiten deutschen Diktatur ist eine gesamtdeutsche Aufgabe. Allerdings müssen die Westdeutschen schon versuchen, sich in die Ostdeutschen zur Zeit der Teilung hineinzuversetzen. Nur dann können sie einigermaßen gerecht sein bei dem Bemühen, zwischen Regime und Bevölkerung zu unterscheiden."
Also:
1. Die "Aufarbeitung" ist gesamtdeutsche Aufgabe.
Daraus folgt logischerweise: Wir dürfen uns um die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Rumänien nicht drücken. Noch mehr, es ist unsere historische Aufgabe daran Teil zu nehmen. Vor allem für uns, die darunter leben mussten. Dieses "muss" ist für unsere Nachfahren unverständlich - es ist unsere Pflicht es zu erklären!
(Von wegen "Flucht" - jeder normale Mensch, sogar ein Tier, flüchtet aus Unfreiheit und Gefängniss!)
Denn "Nur dann können sie einigermaßen gerecht sein bei dem Bemühen, zwischen Regime und Bevölkerung zu unterscheiden."!

2. So wie die Linken in Deutschland (und einige anbiedernde SPD-Politiker) gibt es vielleicht noch mehr "ehemalige" in Rumänien, die versuchen das Vergangene unter den Teppich zu kehren.
Nicht nur die Tote an der Mauer, auch die Toten an den Grenzen Rumäniens und die Halbtotgeprügelten mahnen!
Nicht zu vergessen sind such die anderen Opfer in Gefängnissen, am Kanal, durch Verschleppung in die SU, durch Verschleppung im inneren des Landes und nicht zu letzt die Toten bei der Revolution!
Alles Kennzeichen der Unfreiheit durch die Diktatur!

Denn das Argument der noch existierenden sozialen Ungerechtigkeit im Kapitalismus als Definition der relativen Unfreiheit zieht nicht im Vergleich der Systeme. Soziale Ungerechtigkeit gab es auch im Sozialismus. Auch dort gab es unter- und überprivilegierte, Menschenmassen die Schlange standen eine halbe Nacht für einen Becher Rahm, für Brot und Fleisch - gegenüber den Bonzengruppen die (sich) aus der "Gospodaria de Partid" versorgt(en) wurden!
seberg
schrieb am 22.05.2009, 22:23 Uhr
Ich wollte eigentlich nur vorsichtig dauf hinweisen, dass gerade diejenigen (und ich zähle mich dazu), die in besonderem Maße unter der diktatorischen Freiheitsbeschränkung im Ceausescu-Rumänien gelitten haben (aus objektiven und subjektiven Gründen), dadurch möglicherweise auch eine besonders verklärte, idealisierte Vorstellung darüber entwickelt haben, was „Freiheit“ bedeutet. Es ist z.B. durchaus möglich, dass dieselben Menschen sich hier im Westen auch dann immer noch eine Zeitlang als traumhaft frei erleben, wenn z.B. Hartz 4 schon längst Realität geworden ist. Was nur einmal mehr zeigt, wie sehr dann gleichzeitig die Tatsache ausgeblendet, bzw. verdrängt werden muss, dass es Freiheit in der Realität als solche, als „Wesenheit“, als „essentia“… gar nicht gibt, sondern eben immer nur relativ, unter Bedingungen der „Bewegungsfreiheit“ aller Art, einschließlich Geld, Wohnung, Nahrung...oder eben deren Fehlen.
Lavinia
schrieb am 23.05.2009, 00:44 Uhr (am 23.05.2009, 00:45 Uhr geändert).
Ich bin gespannt was so ein Baumwoll-Anbauer aus Burkina von unserer 'Freiheit' so hält...die seine Familie zum Hunger verurteilt und ihr die Zukunft nimmt...
Unsere Freiheit nennt Hunger und Armut anderswo..." unsere Handelspartner" und errötet nicht mal, denn sie wird immer begleitet von der Hochmut, der Skrupellosigkeit, der Gewalt und der Verdrängung...
fleon
schrieb am 23.05.2009, 01:35 Uhr (am 23.05.2009, 01:41 Uhr geändert).
Wieso nimmt "unsere Freiheit" irgendjemandem etwas weg? Totaler ideologischer Blödsinn!

Und: Mir ist "diese" Freiheit, - ganz undifferenziert übrigens - auch die "Freiheit unter Brücken zu schlafen", wie es der Diktator von der Dimbovitza ausdrückte, tausendmal lieber als diejenige der Kommunisten, in irgendeiner verlausten Barracke am Donau-Schwarzmeer-Kanal zu schlafen und tagsüber mein "Recht auf Arbeit" wahrzunehmen.
getkiss
schrieb am 23.05.2009, 06:15 Uhr (am 23.05.2009, 07:12 Uhr geändert).
fleon schrieb: Wieso nimmt "unsere Freiheit" irgendjemandem etwas weg? Totaler ideologischer Blödsinn!

.....

Es ist halt ab und zu der selbe Inhalt in der Aussage wie in den hier veröffentlichten persönlichen Daten: "-"
Unfreiheit schränkt ein. Der damit gepeinigte Mensch gibt nicht gerne von sich was Preis - unabhängig von Intelligenz und kultiviertheit. So entstehen halt abstruse Theorien von "Identitätsgeheimhaltern".

Als ob der Baumwollarbeiter in Burkina mir direkt seine Arbeit um nix verkauft, nicht seinem Boss?
Möchte nur wissen, was so ein(e) Burkina-Ideologe(in) so an Kleidung hat: Ist es aus selbst gezüchtetem Hanf, in der Küche oder Keller geröstet, im Hof von der Schale befreit und in einsamen Winternächten im kalten Zimmerlein gesponnen?
Oder ein Kleidchen aus Baumwolle, in Burkina geerntet, in Indonesien gesponnen, in Thailand gewebt, in China genäht und mit Chemikalien versetzt, um auf dem Seeweg nach EU nicht zu schimmeln?
So läuft das halt heut zu Tage und wie aus der Beschreibung des Weges zu sehen ist, bekommen viele von dem Preis was ab, den unser(e) Theoretiker bezahlen würden - Falls Sie sich nicht schämen sollten es zu kaufen - denn ich vergaß ja den Baumwollfeld-Eigentümer, die Zwischenhändler und die Prozenthascher (nochmal 50% auf den Preis drauf, zu sehen bei dem noch immer ertragreichen Schlussverkauf) von Arcandor....
Und Falls einmal angezogen, wandert das Kleidchen ab und zu in die Kleidersammlung der Caritas (vielleicht freut sich eine arme Baumwollpflückerin aus Burkina, die es von Caritas kauft?) denn die Arbeitslose Nachbarin hatte ein selbes Kleidchen gekauft, oder weil auch Theoretiker ja mit der Mode gehen (müssen?).
Nachher setzt man sich an den Kaffeetisch (soll ich die Entstehungsgeschichte wiederholen?) und verfasst gescheite Aufsätze und Kommentare bei der SBZ, oder wenn kein Inhalt da ist, setzt man eine Beleidigung anderer Forumsteilnehmer in die Welt, den Frust ist halt was man gerne weitergibt?

.....

Das war jetzt eine Glosse.
Eigentlich wollte ich nur sagen: Wie wär´s, wir nehmen die Welt und die Gesellschaft so wahr wie sie ist und immer war und leider noch lange so bleiben wird. Utopisten gab es schon lange vor Marx.
Was aus den Rudimenten seiner Gesellschaftsbeschreibung wurde, mussten viele von uns, in "Einheit und Brüderlichkeit" mit anderen, erfahren und erdulden, während die, die sich mit Zitaten (je nach Mode, aus Marx, Engels, Lenin, Stalin, oder andere lokale "Geniusse") schmückten, die Westware sich einfach aus dem Parteiladen holten oder sich schenken ließen nach gut "kapitalistischer" Bestechungspraxis....
Inzwischen sind aus den meisten Marxverehrern aus unserer ehemaligen Heimat waschechte Kapitalisten geworden, das kommunistische China, noch immer rot gefärbt, hat in der Bank mehr Dollars als die FED.

Es gibt aber noch immer Leute, die mir Schamlosigkeit vorwerfen, weil ich nach 45 Jahre Arbeit noch immer was dazu verdiene, während andere beim Arbeitsamt anstehen (müssen) für Hartz4.
Aber wenn das Müllkraftwerk von Rostock, gelegen im ärmsten Land der BRD, nicht von mir/anderen in Ordnung gebracht wird, wer schluckt dann den Müll der armen Leute?
So nebenbei, entsteht dann ja aus dem Müll auch Strom, den Vattenfall an Theoretiker verkauft, den die fürs Traktateschreiben am Rechner brauchen...Ich schäme mich dafür, so was zu fördern...
Schnuk
schrieb am 23.05.2009, 09:40 Uhr
getkiss schrieb: fleon schrieb: Wieso nimmt "unsere Freiheit" irgendjemandem etwas weg? Totaler ideologischer Blödsinn!

Eigentlich wollte ich nur sagen: Wie wär´s, wir nehmen die Welt und die Gesellschaft so wahr wie sie ist und immer war und leider noch lange so bleiben wird. Utopisten gab es schon lange vor Marx.

Der(mancher) Mensch möchte eine andere Welt,
weil ihm die unsere nicht gefällt,
denn seine er für bessere hält,
die er im Geiste sich vorstellt.
Doch die Natur ganz anders ist,
als sie sich vorstellt der Utopist.

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