Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur

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xyz
schrieb am 27.08.2007, 00:08 Uhr
Aus Zeitmangel kann ich nicht alle Beiträge zu diesem Thema "Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur" lesen.
Was ich aber in diesem Forum dazu gelesen habe, ist ein grosses Lobeslied für Leute wie Dr. Kroner, Hannes Schuster, etc., andererseits ein "Gernegross"-Traum von vielen.
Na ja, Neid ist nun mal die deutsche (auch SbS) Form der Anerkennung.
Misch 39
schrieb am 27.08.2007, 16:59 Uhr
Hallo Allerseits,

Johann schrieb:

Die siebenbürgisch-sächsischen Genossen könnten sich ein Beispiel an Raddatz nehmen. Er liefert ein Beispiel für intelektuelle Redlichkeit. Die von Dr. Kroner, Hannes Schuster etc hochgejubelten Heldentaten werden auf normal Maß zurechtgestutzt und das genannt, was sie sind "Krumer Mut".

Also, Kroner und Schuster in Verbindung zu bringen mit den Aktivitäten von Raddatz in der ehemaligen DDR, kommt einem Äpfel-Birnen-Vergleich nahe. Raddatz hatte höhere Funktionen in der DDR und war, wie er selber meint: "Teil des Systems" und der "Nomenklatura". War bei Entscheidungen dabei und diese mitgetragen,während man dies bei den oben erwähnten nicht behaupten kann. Sie konnten keine Entscheidungen treffen (und wenn, dann von geringer Bedeutung), konnten aber darüber berichten.
Das Raddatz jetzt (50 Jahre nach seiner Flucht in den Westen) Reue zeigt, wird ja auch seine Gründe haben.

Johann schrieb:

Genau das waren auch Kroner, Schuster und Konsorten "gehobene Mitläufer", die sich ex post festum zu "latenten Dissidenten nobilitieren".

Auf eine Nachfrage von Iori, schrieb Johann weiter:

"Hier wird Kroner von Schuster meiner Meinung nach nobilitiert": Und schaltet einen Link ein.

Als Argumentation, einen Link mit einem Artikel einzuschalten, ohne diesen zu kommentieren, ist eine merkwürdige Herangehensweise.

In dem Artikel "Ein Ort kollektiver Selbstvergewisserung", veröffentlicht von Schuster in der SZ am 28. Mai, kann ich keine "Nobilitierung" von Kroner erkennen. In dem mehr als 4 web-seitigen langen Artikel kommt der Name Kroner nur ein einziges mal vor, nämlich, daß er 1958 (damals Gymnasiallehrer in Bistritz) in der "Volkszeitung" eine Artikelserie über St.L. Roth veröffentlichte. Das darauf der Literaturhistoriker Stănescu diese Veröffentlichung als "unmarxistische Betrachtungsweise" bezeichnete und ablehnte, ist noch kein Anlaß in Kroner einen "latenten Dissidenten" zu sehen, der hier "nobilitiert" wird.

Auch im weiteren Verlauf des Artikels schildert Schuster die Aufgaben, Bedingungen und die "beschränkten" Möglichkeiten, mit denen das Wochenblatt zu kämpfen hatte und was sich hinter den Kulissen abspielte. Dabei räumt er auch Fehler ein: "Freilich waren das alles keine Heldentaten. Und wer heute die gut über 1100 Ausgaben der "Karpatenrundschau" durchblättert, die zwischen 1968 und 1989, dem Jahr der Wende in Rumänien, erschienen sind, stößt auf unzählige Artikel, deren Regimnähe sich nicht verleugnen läßt".

Gruß

Michael


rio
schrieb am 28.08.2007, 20:26 Uhr (am 28.08.2007, 20:43 Uhr geändert).
Meiner Meinung nach geht es hier gar nicht darum ob einer ein kleiner oder ein großer "Mitläufer" war (Raddatz oder Kroner) und was dieser oder jener damals alles geschrieben und gemacht hat. Es geht vielmehr darum, dass sich viele dieser Herren EXGenossen jetzt so darstellen wollen als hätten sie sich aufgeopfert um der SB-Gemeinschaft zu helfen durch die finsteren Jahre der Diktatur zu kommen. Und das stimmt einfach nicht.
Wenn einer sagt dass er in die Partei eingetreten war, um im Beruf besser voranzukommen, oder auf der Karriereleiter hochzukraxeln, dann glaube ich das und wenn ein anderer sagt dass er aus Überzeugung in die KP eingetreten ist, glaube ich das auch (ist auch gar nichts Verwerfliches dabei), wenn aber mir einer weismachen will dass er die Gemeinschaft durch seine KP-Mitgliedschaft vor dem Untergang gerettet hat dann muss ich aber lachen. Es kann ja nicht stimmen schon weil kein Opfer da ist.
Nehmen wir ein Beispiel wo sich jemand für eine Gemeinschaft geopfert hat. Das prominenteste ist ein gewisser Jesus von Nazareth.Dieser hat durch seine Kreuzigung die Menschheit von der Sünde erlöst, wenn wir der Bibel glauben schenken wollen. Er ist unter furchtbaren Qualen am Kreuz gestorben, er hat also gelitten. Noch ein Beispiel: Andreas Hofer hat sich für sein Tirol geopfert, er hat sein Leben für die Freiheit seines Landes gegeben oder auch Mutter Theresa, sie hat sich aufgeopfert um den Ärmsten der Armen zu helfen. Überall in diesen Fällen haben wir es mit Leiden zu tun, diese Personen haben LEIDEN auf sich genommen um ihren Mitmenschen zu helfen. Wo aber sind oder waren die Leiden jener, welche nach eigenen Angaben sich für die SBS aufgeopfert haben, damit wir heute als Gemeinschaft, als Volk existieren? Es gibt sie nicht, die Leiden, sondern die Genossen hatten doch nur Vorteile durch die Mitgliedschaft, sie haben aus dem Vollen geschöpft, der eine mehr, der andere weniger, je nach Grad und Position. Seltsames Opfer, wo man nur Vorteile genießt. Niemand hat sich aufgeopfert, man hat sich "arrangiert" mit den Mächtigen, man hat die Partei und (besonders) ihren Generalsekretär geleckt und geschleimt wo es nur möglich war um ja nicht in Ungnade zu fallen, denn dann nutzte auch eine Mitgliedschaft nicht mehr viel. Und es ist für solche Leute scheißegal wer am Ruder ist, Kommunisten, Stalinisten oder Nazis, die arrangieren sich mit jedem Regime. Ich habe immer noch mehr Respekt vor einem, der aus Überzeugung in einer Partei mitmacht, als vor einem Karrieristen und Mitläufer, der, wenn's schiefgeht sich als OPfer darstellt.
Fia Goud.
Karel Will
schrieb am 28.08.2007, 21:26 Uhr
Ein Hallo,
denjenigen die dem Kommunismus noch gedenken!
Kann mich nicht zurückhalten mit meiner Ausführung - welchen den Kommunismus betrifft...

Kommunisten Ideo(t)logie "Klares Bild"

Es ist kommunistisch heilig Brauch
was du besitzt, das besitze ich auch.
Der Staat bist du, der Staat sind wir
was dir gehört, das gehört auch mir!

Jeder Lump kommt aus den Gossen,
sympathisiert er mit den Genossen.
Seine ganze Sippe kommt gut voran
wird er gewählt in ein Partei Organ.

Woher nehmen wenn nicht stehlen? !
Betonköpfe können ruhig befehlen.
Die Einen – die Ehrlichkeit hassen
Die Anderen - nicht erwischen lassen.

Warum denn heute und nicht Morgen?
Aufwachen - mit den selben Sorgen.
Die Zeit vergeht – der Rubel rollt,
Aber fleißig arbeiten hat man gewollt.

Morgen ist ja auch noch ein Tag...
In der Lohntüte der selbe Betrag.
Der Fleißige, der es anders meint,
Ist der sogenannte „Klassen Feind“.

Zeigen muss man nur die Emotion:
Eifrig zuwinken dem „Vater der Nation“.
Vergessen kann man auch das Denken,
denn der geliebte Führer wird uns lenken.

Fünfundzwanzig am Tag... Arbeit getan,
Um früher zu erfüllen den „Fünf Jahres Plan“.
Das soll der Kapitalist uns mal nachmachen!
Man muss nur eine Stunde früher aufwachen!!!

Groß und stark werden ohne zu essen,
So was werde ich dir aber nie vergessen? !
Ich geh hinaus auf die Strasse und schrei:
Dafür danke ich, Kommunistische Partei!
lori
schrieb am 29.08.2007, 13:45 Uhr (am 24.05.2009, 11:09 Uhr vom Moderator geändert).
Hallo Allerseits,

Kollege Misch 39, ich finde deine Analyse zutreffend. Johann scheint entweder mehr zu wissen oder ist einfach zu emotional, denn, dem Link nach zu urteilen, sind seine Vorwürfe viel zu überzogen.

Kollege Rio, ich kann nicht feststellen, dass diese Herren sich so darstellen als ob sie sich für die Gemeinschaft aufgeopfert hätten!

Wer mir lieber ist? Ob Überzeugungstäter(Parteimitglied aus Überzeugung) oder Mitläufer. Ich kann das nicht so eindeutig behaupten, wie Du es tust. Fakt ist, die Mitläufer braucht man, um zum gegebenen Zeitpunkt die Überzeugungstäter zu kippen.

Bei gesellschaftlichen Umbrüchen spielt immer auch Ideologie mit, dem einen wie ZB.Zillich(einer der Gründerväter der LM)wird die braune Vergangenheit vorgehalten den anderen die rote! Je nach Geschmack wird kritisiert.

Vor einigen Jahren hatte ich moniert, dass mich ein A... namens Kleininger, Abteilungsleiter im rumänischen Ministerium, zuständig für die deutsche Minderheit, nach kommunistischem Muster Anfang der Achtziger, voll zur Sau machte und mir sogar in die Haare griff("cei asta tovarăşa directore?")- bis dahin hatte ich höchstens von meiner Mutter eine Ohrfeige bekommen. Ja, und wenn Du das A... dann im Fernsehen siehst wo er über Schulbücher referiert(nach der Wende) und erfährst, dass er uU. Botschafter in D geworden ist(ich weiss nicht genau ob er es war oder sein Bruder, beide waren im Schulwesen tätig), dann nervt das gewaltig! Damals schrieb hier in den Foren jemand auf meinen Beitrag:"welch repressive Massnahme"! Und dann merkte ich, dass einige Opfer sich mit Mördern in der neuen rumänischen Gesellschaft auseinandersetzen mussten. Deren Gefühlszustand möchte ich nicht haben!

servus
rio
schrieb am 29.08.2007, 19:32 Uhr (am 29.08.2007, 19:56 Uhr geändert).
Johann
schrieb am 29.08.2007, 20:24 Uhr (am 29.08.2007, 20:31 Uhr geändert).
Misch 39 schrieb: Hallo Allerseits,

Johann schrieb:
Also, Kroner und Schuster in Verbindung zu bringen mit den Aktivitäten von Raddatz in der ehemaligen DDR, kommt einem Äpfel-Birnen-Vergleich nahe. Raddatz hatte höhere Funktionen in der DDR und war, wie er selber meint: "Teil des Systems" und der "Nomenklatura". War bei Entscheidungen dabei und diese mitgetragen,während man dies bei den oben erwähnten nicht behaupten kann. Sie konnten keine Entscheidungen treffen (und wenn, dann von geringer Bedeutung), konnten aber darüber berichten.


Erstmals: Ein Vergleich kann dreierlei zu Tage fördern:
eine Identität
Gemeinsamkeiten und
Unterschiede.
Daher können auch Äpfel und Birnen verglichen werden.
Die Vorgänge sind nicht identisch.
Der eine war stellvertretender Cheflektor, der andere stelv. Chefradakteur. Der eine konnte über die Veröffentlichung von Büchern, der andere über die von Artikeln entscheiden. Meiner Meinung nach mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede bei der täglichen Arbeit.
Jetzt zu den Unterschieden:
Raddatz war KEIN Partei-Mitglied.
Er hat im Kommunismus zwischen 1950 und 1958 gewirkt, in einer Zeit als noch durchaus berechtigte Hoffnungen gab, dass ein humaner Sozialismus oder ein von Nazismus und Diktatur freier Sozialismus zumindest denkbar war.

Die anderen waren Parteimitglieder in der 60gern und 70gern Jahren. Nach dem Arbeiteraufstand 1953 in der DDR, Ungarn 1956, Rumänien Schriftstellerprozeß 1957 wußte jedes Kind, dass es sich bei den sogenannten Volksdemokratien im Ostblock um verbrecherische Diktaturen handelte.
Raddatz hat aber schon 1958 der Diktatur den Rücken gekehrt.

Misch 39 schrieb:
Das Raddatz jetzt (50 Jahre nach seiner Flucht in den Westen) Reue zeigt, wird ja auch seine Gründe haben.


Weiterer Unterschied, Raddatz schont sich selbst überhaupt nicht und hat einen sehr weiten Verantwortungsbegriff. Er fühlt sich auch für die Verbrechen verantwortlich, für die man andere juristisch haftbar machen muss.
Kroner schreibt dagegen, er hat eine reines Gewissen. Habe von den beiden kein einziges Wort des Bedauerns gehört. Mehr noch Kroner lobt alle seine Parteigenossen über den grünen Klee.

Misch 39 schrieb:
Johann schrieb:

Genau das waren auch Kroner, Schuster und Konsorten "gehobene Mitläufer", die sich ex post festum zu "latenten Dissidenten nobilitieren".

Auf eine Nachfrage von Iori, schrieb Johann weiter:

"Hier wird Kroner von Schuster meiner Meinung nach nobilitiert": Und schaltet einen Link ein.

Als Argumentation, einen Link mit einem Artikel einzuschalten, ohne diesen zu kommentieren, ist eine merkwürdige Herangehensweise.

In dem Artikel "Ein Ort kollektiver Selbstvergewisserung", veröffentlicht von Schuster in der SZ am 28. Mai, kann ich keine "Nobilitierung" von Kroner erkennen. In dem mehr als 4 web-seitigen langen Artikel kommt der Name Kroner nur ein einziges mal vor, nämlich, daß er 1958 (damals Gymnasiallehrer in Bistritz) in der "Volkszeitung" eine Artikelserie über St.L. Roth veröffentlichte. Das darauf der Literaturhistoriker Stănescu diese Veröffentlichung als "unmarxistische Betrachtungsweise" bezeichnete und ablehnte, ist noch kein Anlaß in Kroner einen "latenten Dissidenten" zu sehen, der hier "nobilitiert" wird.


Die beiden heben hervor, dass sie im Kommunismus sehr oft mit den Lesern auch zwischen den Zeilen kommuniziert haben.
Denke, dass sie dies auch hier weiterhin tun.
Da wird darauf verwiesen, wie ein junger Kommunist (Kroner) gegen einen einen alten Ideologen (Stanescu) kämpfen musste. Jeder Leser, zumindest die den Kommunismus erlebt haben, wissen, toll da hat einer eine Heldentat vollbracht.

Ich habe nicht nur auf einen, sondern auf mehrere Links verwiesen, hinzu kommen viele Artikel in der SbZ, auf die ich nicht verwiesen habe. Meiner Meinung nach ist da eine Tendenz sichtbar und auf diese weise ich nun seit Jahren hin.

Wo ist der Beitrag von rio von heute geblieben?
rio
schrieb am 29.08.2007, 22:22 Uhr
Johann schrieb:

Wo ist der Beitrag von rio von heute geblieben?


Ich habe ihn gelöscht, es is mir schon z'wider, des Kommentiern, am Ende gibt's eh nur Beleidigte, i lass' des lieber andere machen, die's besser wissen und können.
Servus
seberg
schrieb am 29.08.2007, 22:49 Uhr (am 30.08.2007, 00:24 Uhr geändert).
Adornos Es gibt kein richtiges Leben im falschen könnte einem dazu einfallen. Wie sauber kann man bleiben, wenn man im Kommunismus öffentlich agiert?

Es ist die moralische Pose, mit der Kroner und Schuster auf ihr damaliges Verhalten im Kommunismus hinweisen und es nachträglich rechtfertigen, die auf mich fragwürdig bis abstoßend wirkt. Würden sie sich doch wenigstens etwas bescheidener geben und in Demut üben (siehe A.Azzola über Schuld im Kommunismus), meinetwegen auch mit einem Augenzwinkern.

Mit sich selbst so hart und ernst ins Gericht zu gehen, wie Raddatz es tut, erwartet man ja gar nicht unbedingt.

Aber wenn sich einer aus eigenem bekunden im Kommunismus jahrelang durch heuchlerisches, lügnerisches und demagogische Verhalten als Schlitzohr, wenn auch mit besten Absichten, hevorgetan hat, dem steht die moralisch selbstgerechte Pose einfach nicht.

Aber was solls, Kroners nervöse Reaktion auf Vorwürfe (Auf Ihr Urteil bin ich nicht angewiesen) ist für mich fast schon ein Zeichen für wenigstens ein bißchen schlechtes Gewissen. Ich würde es gerne glauben.
Johann
schrieb am 29.08.2007, 23:25 Uhr
seberg schrieb:
Aber was solls, Kroners nervöse Reaktion auf Vorwürfe (Auf Ihr Urteil bin ich nicht angewiesen) ist für mich fast schon ein Zeichen für wenigstens ein bißchen schlechtes Gewissen. Ich würde es gerne glauben.

Ob Glauben da wirklich hilft?
Hier mal zwei Zitate, die Dr. Kroner in die Foren hat schreiben lassen:
"Ich persönlich habe ein reines Gewissen und schlafe ruhig."

"Auf Ihr Urteil bin ich nicht angewiesen.

Hochachtungsvoll
Dr. Michael Kroner"
lori
schrieb am 02.09.2007, 18:35 Uhr
Hallo Allerseits,

Kollege Johann,

ich glaube wir bewegen uns hier auf einer Ebene auf der Gefühle, Betrachtungsweisen, Gunst, Missgunst, eine grosse Rolle spielen. Immer wieder pochst Du auf diesen Satz mit dem "reinen Gewissen". Ich glaube es ist äusserst gefährlich Gewissen zu vergleichen.

Wer hat den nun ein reineres Gewissen? Ein Gysi der Flüchtlinge zur Rückkehr überreden wollte? Ein Kroner, der bei einer kommunistischen Zeitung tätig war? Ein Filbinger, der kurz vor Kriegsende noch Todesurteile unterschrieb? Im Endeffekt ist es wohl eine Ansichtssache! Alle die von mir Genannten behaupten(behaupteten)sie haben ein reines Gewissen.

Gruss
Lori
getkiss
schrieb am 02.09.2007, 23:17 Uhr
lori schrieb: Hallo Allerseits,

Kollege Johann,

ich glaube wir bewegen uns hier auf einer Ebene auf der Gefühle, Betrachtungsweisen, Gunst, Missgunst, eine grosse Rolle spielen. Immer wieder pochst Du auf diesen Satz mit dem "reinen Gewissen". Ich glaube es ist äusserst gefährlich Gewissen zu vergleichen.

....Gruss
Lori


Kedves Lóri (Fiam),
ich glaube das Du das gar nicht so richtig mit dem erlebten Verstand beurteilen kannst. Als Herr Kroner das Scheitern von Ceausescu und dessen Hinrichtung zur Kenntniss nehmen musste, warst Du knapp 20 Jahre alt....Also kannst Du hier nur aus dem Gefühl über das geschriebene urteilen...
getkiss
Johann
schrieb am 02.09.2007, 23:57 Uhr (am 03.09.2007, 00:07 Uhr geändert).
lori schrieb: Hallo Allerseits,

Kollege Johann,

ich glaube wir bewegen uns hier auf einer Ebene auf der Gefühle, Betrachtungsweisen, Gunst, Missgunst, eine grosse Rolle spielen.
Lori

Hallo Lori,
du bist derjenige, der hier alles auf diese Ebene zieht, damit ist eine rationale Auseinandersetzung nicht mehr möglich. Kroner treibt das gleiche Spiel, bei ihm weiß man zumindest, welches Ziel er mit der Diffamierung von Kritikern verfolgt.

Worin besteht den meine Mißgunst?
Wenn schon Gefühle, dann kann ich nur folgendes sagen: Ich kann Menschen, die sich auf diese Art prostituieren mussten nur Bedauern. Ich habe Artikel und Bücher veröffentlicht, ohne irgeneinen großen Führer oder eine primitive Ideologie gehuldigt zu haben.

"Es trifft zwar zu, dass ich gelegentlich aufgetreten bin und öffentlich das eine und andere im Sinne der Parteipolitik gesagt habe, dass in meinen veröffentlichten Arbeiten Kompromisse gegenüber der herrschenden Politik gemacht werden mussten, um die Zensur passieren zu können. Dieses demagogische Mitspiel gehörte zu den Spielregeln des Regimes. Geglaubt hat daran niemand, auch die Rumänen und sogar viele der Parteiaktivisten nicht. Es hat auch niemand aufbegehrt, wenn man die Errungenschaften des Regimes gelobt hat. Auch die Sachsen, die nicht Parteimitglieder waren, haben das über sich ergehen lassen."
Quelle Kroner

Kroner schildert hier richtig:
Es gab erstens Menschen, die PASSIV alles erdulden mussten, ohne dass sie überhaupt die Chance hatten sich dagegen zu wehren. Dies waren sicherlich ca. 90 %.
Zweitens gab es Menschen, die AKTIV und FREIWILLIG die primitivsten Lügen von sich gegeben haben und damit das
Regime unterstützt hatten (Kroner gehörte nach eigenen Angaben dazu).
Die Diktaturen im Ostblock konnten sich nur deshalb jahrzehntelang halten, weil es erstens Ideologen gab(Kommunisten, dabei haben aktiv nur ein kleiner Teil der Mitglieder öffentlich wie Kroner die Diktatur rechtfertigt), die diesen Schwachsinn aktiv unterstützten und zweitens Securisten und Polizisten, die skrupellos alles niederknüppelten oder niedermetzelten.

Nun zu behaupten, dass zumindest die siebenbürgisch-sächsischen Kommunisten nicht aus egoistischen Motiven gehandelt hätten, sondern um die sbs Kultur zu retten, finde alles andere als glaubwürdig.

Mir geht es nur darum, dass ehemalige Diktaturen nicht im Nachhinein hoffähig gemacht werden und dies tun auch in Deutschland leider viel zu viele.
Ich habe weder den Wunsch geschweige denn ein Interesse, dass alle ehemaligen Verantwortlichen ins Gefängnis kommen. Ein einfaches "es tut mir Leid" würde mir schon genügen.
Die meisten haben aber ein reines Gewissen und wenn es kein reines Gewissen gibt, dann kann man mit Persil nachhelfen oder zumindest sich gegenseitig einen Persilschein ausstellen. Von großen nutzen sind auch Vereine wie die LM, die solche "Persönlichkeiten" auszeichnen.
rio
schrieb am 03.09.2007, 02:05 Uhr (am 03.09.2007, 02:17 Uhr geändert).
Ein "Tut mir leid" wäre niemandem von Nutzen. Es wäre ja genauso dahergeheuchelt wie ihr "reines Gewissen" Diese Leute sollten lieber endlich ruhig sein und nicht andere kleinreden und sich selbst bemitleiden. Sie haben Nutzen aus einem Unrechtssystem gezogen und versuchen nun diejenigen die jahrzehntelang ihre Lobhudeleien auf die Partei und den "Titanen", all die anderen kleinen oder grösseren Lumpereien über sich ergehen lassen mussten als zumindest Mitschuldige hinzustellen. Das Opfer ist selber schuld weil es sich ja nicht gewehrt hat. Na warum haben die Regimegegner denn nicht auch Bücher herusgebracht, warum haben sie denn nicht ihre Meinung frei im "Neuen Weg" oder beim Kongress der Werktätigen Deutscher Nationalität geäussert? Waren doch alle frei und von niemandem gezwungen?
Einen Umstand vergessen die EXGenossen hierbei: Ein "Passiver" genoss keinerlei Vorteile, weder privat, noch beruflicher Art, während er den Müll, den die "Loyalen" produzierten stillschweigend über sich ergehen lassen musste. Das zu differenzieren vergessen diese Leute immer. Wie auch noch viele andere Dinge.
lori
schrieb am 03.09.2007, 21:12 Uhr
Johann schrieb: lori schrieb:


Worin besteht den meine Mißgunst?
Wenn schon Gefühle, dann kann ich nur folgendes sagen: Ich kann Menschen, die sich auf diese Art prostituieren mussten nur Bedauern. Ich habe Artikel und Bücher veröffentlicht, ohne irgeneinen großen Führer oder eine primitive Ideologie gehuldigt zu haben.

"Es trifft zwar zu, dass ich gelegentlich aufgetreten bin und öffentlich das eine und andere im Sinne der Parteipolitik gesagt habe, dass in meinen veröffentlichten Arbeiten Kompromisse gegenüber der herrschenden Politik gemacht werden mussten, um die Zensur passieren zu können. Dieses demagogische Mitspiel gehörte zu den Spielregeln des Regimes. Geglaubt hat daran niemand, auch die Rumänen und sogar viele der Parteiaktivisten nicht. Es hat auch niemand aufbegehrt, wenn man die Errungenschaften des Regimes gelobt hat. Auch die Sachsen, die nicht Parteimitglieder waren, haben das über sich ergehen lassen."
Quelle Kroner



Nun zu behaupten, dass zumindest die siebenbürgisch-sächsischen Kommunisten nicht aus egoistischen Motiven gehandelt hätten, sondern um die sbs Kultur zu retten, finde alles andere als glaubwürdig.




Hallo Johann,

OK! Über Missgunst zu debattieren bringt nichts. Den letzten Satz(Egoismus) wiederholst Du des öfteren, und ich habe ihm zugestimmt, sofern die das auch so geäussert haben. Leider erschliesst es sich mir nicht,denn das lassen deine Zitate und Links nicht zu!

Kollege Getkiss,

ich glaube Du täuscht Dich gewaltig, ich habe viele Bücher gelesen, mit Leuten geredet hüben wie drüben, nicht zuletzt hat es auch damit zu tun, dass meine Mutter in der Landwirtschaft tätig war und oft mit den Parteioberen zu tun hatte. Ich kann Johanns Haltung verstehen, aber der Massstab den er ansetzt ist sehr, sehr hoch.Nach seiner Lesart dürften wir keinen Kohl haben,(ok der ist jetzt weg, aber ihr versteht schon was ich meine), keinen Lafontaine, keinen Gysi, keinen Schickedanz, keinen Neckermann um auch einstige Witschaftskapitäne zu nennen!

Gruss
Lori

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