Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur

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getkiss
schrieb am 03.09.2007, 21:47 Uhr
lori schrieb: Johann schrieb: lori schrieb:


...Kollege Getkiss,

ich glaube Du täuscht Dich gewaltig, ich habe viele Bücher gelesen, mit Leuten geredet hüben wie drüben, nicht zuletzt hat es auch damit zu tun, dass meine Mutter in der Landwirtschaft tätig war und oft mit den Parteioberen zu tun hatte. Ich kann Johanns Haltung verstehen, aber der Massstab den er ansetzt ist sehr, sehr hoch.Nach seiner Lesart dürften wir keinen Kohl haben,(ok der ist jetzt weg, aber ihr versteht schon was ich meine), keinen Lafontaine, keinen Gysi, keinen Schickedanz, keinen Neckermann um auch einstige Witschaftskapitäne zu nennen!

Gruss
Lori

Kollege Lori,
ich schrieb was von ERLEBEN, dass ist was ganz anderes als Bücher lesen und Leute anhören.
Wenn Dein letzter Satz etwas verdreht wird, dann hatten wir aber hierzulande: Kohl, Lafontaine, Gysi, Schickedanz, Neckermann und viele andere, also VIELFALT.
Und drüben hatten wir den Conducator und punkt....
getkiss
rio
schrieb am 03.09.2007, 23:38 Uhr
getkiss schrieb:
Und drüben hatten wir den Conducator und punkt....
getkiss


Und die A.D.I (Academician Doctor Inginer) Elena war auch noch da. Ja wer weiß, wenn sie heute gelebt hätte wäre sie sicher auch ein Opfer.
Johann
schrieb am 04.09.2007, 00:06 Uhr
lori schrieb: Den letzten Satz(Egoismus) wiederholst Du des öfteren, und ich habe ihm zugestimmt, sofern die das auch so geäussert haben. Leider erschliesst es sich mir nicht,denn das lassen deine Zitate und Links nicht zu!



"Um unsere nationale Existenz zu sichern, mussten wir die gebotenen Möglichkeiten wahrnehmen, und das waren kommunistische Realitäten, angefangen von der Schule bis zu den Zeitungen und sonstigen Veröffentlichungen
...

...
Diese und andere Fragen haben sich damals auch verantwortliche nichtkommunistische deutsche Männer und Frauen gestellt, und sie sind zu Schluss gekommen, man müsse versuchen, das Beste aus den bestehenden Möglichkeiten und Versprechungen zu machen. Aus diesem Grunde war es auch wichtig, in den Parteigremien vertreten zu sein. Und man kann den meisten Sachsen, die diesen angehört haben, bescheinigen, dass sie zu sächsischen Belangen gestanden und die meisten sich dafür eingesetzt haben."
Hier eine Stelle, es gibt noch mehrere.
Misch 39
schrieb am 04.09.2007, 17:27 Uhr
Hallo Allerseits,

Die Beiträge mit der Kritik an Kroner werden mir allmählich zu widerlich. Dies, weil sie nur einseitig (von der moralischen Seite her) geschrieben sind.

Ich finde, daß man in der Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur, die Sachlage komplexer und differenzierter führen sollte. Man soll auch unter Parteimitglieder unterscheiden und nicht alle in einen Topf werfen. Da waren einige, so genannte "Aktivisten", die die Parteidirektiven durchsetzen mussten. Diese sind zu verdammen, weil sie als Vollstrecker der Parteilinie galten. Diese sorgten, daß die Leute Fleisch, Eier, Schweine, Kälber usw an den Staat abliefern mussten, daß die Bauern auch am Sonntag und zu Ostern aufs Feld mobilisiert wurden, und daß die Arbeiter und Angestellten aus der Stadt am Wochenende in Bussen auf die Dörfer transportiert wurden um die Kartoffel-Mais-Ernte einzusammeln. In den Fabriken und Institutionen machten sie Druck auf die Belegschaft und deren Führung mehr zu arbeiten um die Planziffern zu erfüllen usw. In der Blütezeit des Personenkults von N. C. wurde in allen Bereichen (wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen) nur noch nach den "wertvollen Anweisungen" (indicaţiile preţioase)des Gen. N. C. gehandelt. Seine Anweisungen wurden Recht und Gesetz.
Das alles muss man verurteilen.

Aber was ist mit Kroner? War er auch so ein fanatischer "Aktivist". Ich glaube nein.
Bei der Analyse seiner Aktivität im Kommunismus sollte man nicht nur die Moralkeule schwenken, sondern die Sache in der ganzen Komplexität der damiligen Zeit sehen. Als Parteimitglied und Redakteur (auch Stv. Chefredakteur) hat er sicherlich auch Fehler begangen, indem er (in seinem Job) auch Huldigungen des Regims ausgesprochen oder niedergeschrieben hat (und dies nicht aus Überzeugung). Damit muss er selber zu recht kommen, wie er dies mit seinem Gewissen vereinbart.

Aber neben diesem negativen Aspekt seiner Aktivität, sollte man auch seinen positiven Beitrag anerkennen. Die "Karpatenrundschau", bei der er aktiv mitgestaltet hat, war für die deutsche und sächsische Leserschaft sehr willkommen. Man war froh, daß es sie gab und man hat sie gerne gelesen. Den Leitartikel von der ersten Seite (mit dem Bild von N.C.) hat man sofort umgedreht, ohne diesen zu lesen. Aber in den inneren Seiten des Wochenblattes konnte man interessante Artikel über Kultur, Geschichte und Heimatkunde finden, die man mit Freude las. Auch andere Schriften, Bücher und Rezensionen von M. Kroner (außer einigen die parteipolitisch "gefärbt" sind), haben die meisten, einen bleibenden Wert.

Gruß
Michael
Johann
schrieb am 04.09.2007, 21:41 Uhr (am 04.09.2007, 21:43 Uhr geändert).
Misch 39 schrieb: Hallo Allerseits,

Die Beiträge mit der Kritik an Kroner werden mir allmählich zu widerlich.


Solche toleranten Gesprächspartner braucht das Land!
Kein Wunder, dass sich kaum Leute trauen, Ihre Meinung zu äußern in diesen Foren. In den Anfangszeiten gab es hier lebhafte Diskussionen.


Misch 39 schrieb:

Ich finde, daß man in der Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur, die Sachlage komplexer und differenzierter führen sollte.


Bingo! Fragt sich nur: Wer hat den etwas dagegen?

Zwei Sachen möchte ich hier hervorheben:
1. Ich bin weder Kroner´s Biograph noch dessen Richter.
2. Auch über den Kommunismus habe ich keine Monographie hier verfaßt.

Ich habe lediglich die ach so wissenschaftliche Darstellung von Kroner punktuell kritisiert.

Meine Einwände sind nicht schon deshalb ungültig, weil ich keine bessere Darstellung der Vorgänge verfasst habe. So wie auch die Wertungen eines Literaturkritikers nicht falsch sind, weil er selber keine Literatur (Romane, Lyrik etc.) verfasst hat.

Wenn man die Argumente nicht entkräften kann, dann greift man den Kritiker an, erweitert oder wechselt das Thema, seit Jahrhunderten bekannte Unsitten.
rio
schrieb am 05.09.2007, 00:06 Uhr (am 05.09.2007, 00:34 Uhr geändert).
Misch 39 schrieb: ...Man soll auch unter Parteimitglieder unterscheiden und nicht alle in einen Topf werfen. Da waren einige, so genannte "Aktivisten", die die Parteidirektiven durchsetzen mussten. Diese sind zu verdammen, weil sie als Vollstrecker der Parteilinie galten....

Aber was ist mit Kroner? War er auch so ein fanatischer "Aktivist". Ich glaube nein.



Hier sehe ich einen krassen Widerspruch: Erst schreibt der Autor Misch 39 dass die sogenannten "Akrivisten die Parteibeschlüsse umsetzen "mussten". Diese (die Aktivisten) seien zu verdammen. Warum denn? Wenn sie doch "mussten" waren doch gar nicht sie schuld, sondern jene die sie dazu zwangen. Jemand, der eine Aufgabe unter Zwang ausführt ist aber nie fanatisch, sondern er hasst diese Tätigkeit meist. Aber wahrscheinlich"mussten" auch diese Leute die Aktivisten unter Druck setzen. Und so geht das bis hinauf, jeder "musste", keiner machte die Schweinerei freiwillig mit. Fragt man sich mur wieso das Regime sich trotzdem so lange halten konnte, wo alle nur "mussten" und keiner so recht "wollte".
Fanatiker machen ihre Arbeit freiwillig, weil sie an irgendeine Sache oder eine Person ohne jeden Zweifel glauben.
Weiters sagt der Misch39 "...ich glaube nein", Kroner sei kein fanatischer Aktivist gewesen. Glauben heisst aber immer noch nichts wissen. Und was Johann hier tut, ist nicht den moralischen Finger zu heben sondern ich denke, jeder der lesen kann hat das begriffen: Er verwahrt sich dagegen, dass Leute die "unten" das UnrechtsRegime geschleimt und gellllleckt haben, hier und heute hergehen und behaupten sie seien die Guten und jene die nicht in der Kommunistenpartei waren, seien die Schlechten. Und da gebe ich ihm Recht. Niemand schwingt sich zum Richter über andere auf und niemand schwingt die Moralkeule. Aber Leute wo sich unten die Finger mit den Ceausescu-Schergen beschmiert haben täten gut daran zu schweigen. Zumindest nicht andere noch herabzuwürdigen. Es gibt auch einen Anstand.

P.S.Da fällt mir noch etwas ein
wo mir nicht so recht in den Kopf will:
Die "Retter" des Sachsentums behaupten ohne Parteimitgliedschaft hätte es keinen Schuldirektor, ChefRedakteur, Theaterdirektor, gegeben kurz die rumäniendeutsche und implizit die Sachsenkultur wäre den Bach runtergegangen. Deshalb und nur deshalb erfolgten die zahlreichen Parteieintritte. Aber se passt nicht so recht. Was ist mit den Rumänen? Sind die aus alle Überzeugung oder aus Egoismus in die Partei eingetreten? Denn bei denen stellte sich nun die Existenzfrage ihres Volkes doch nicht? Oder hätten die Kommunisten auch die Rumänen (als Volk) und deren Kultur vor die Hunde gehen lassen, hätten sie sich nicht gefügt? Oder waren die Rumänen die geborenen Kommunisten? Ich kann es nicht glauben dass da solche Unterschiede in den Motiven der beiden Nationen bestanden: Die Sachsen werden Parteimitglieder um die Nation und die Kultur zu retten, die Rumänen machen das geliche, aber aus ganz anderen Gründen? Wem wollen die Herren sowas erzählen? Vielleicht ihren 3-4jährigen Enkeln, die werden's vielleicht eine Zeitlang glauben. Gute Nacht Allerseits.
getkiss
schrieb am 05.09.2007, 15:39 Uhr
Misch 39 schrieb: Hallo Allerseits,

Die Beiträge mit der Kritik an Kroner werden mir allmählich zu widerlich. Dies, weil sie nur einseitig (von der moralischen Seite her) geschrieben sind.

Ich finde, daß man in der Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur, die Sachlage komplexer und differenzierter führen sollte....
Aber was ist mit Kroner? War er auch so ein fanatischer "Aktivist". Ich glaube nein.
Bei der Analyse seiner Aktivität im Kommunismus sollte man nicht nur die Moralkeule schwenken, sondern die Sache in der ganzen Komplexität der damiligen Zeit sehen. Als Parteimitglied und Redakteur (auch Stv. Chefredakteur) hat er sicherlich auch Fehler begangen, indem er (in seinem Job) auch Huldigungen des Regims ausgesprochen oder niedergeschrieben hat (und dies nicht aus Überzeugung). Damit muss er selber zu recht kommen, wie er dies mit seinem Gewissen vereinbart.

Aber neben diesem negativen Aspekt seiner Aktivität, sollte man auch seinen positiven Beitrag anerkennen. Die "Karpatenrundschau", bei der er aktiv mitgestaltet hat, war für die deutsche und sächsische Leserschaft sehr willkommen....
Auch andere Schriften, Bücher und Rezensionen von M. Kroner (außer einigen die parteipolitisch "gefärbt" sind), haben die meisten, einen bleibenden Wert.

Gruß
Michael


Wo sind in Deinem Beitrag diese positiven Aspekte konkret angeführt (Beiträge, Artikelnamen, Inhalt, u.s.w)?
Die Karpatenrundschau war, neben all den positiven Aspekten, von dem Standpunkt der Parteileitung her, nichts anderes als der Neue Weg auch: "Ein Übertragungsriemen für die Politik der Partei". Das überhaupt ein deutsches Blättchen erschien, ging ja nur im Rahmen der Parteilinie.
Ansonsten ist ja kein großer Unterschied zur Sb.Zeitung, was den folkloristischen etc. Aspekt betrifft. Allein über die Fremdrente und Eingliederung in der BRD hat man in der KR nichts geschrieben, denn was nicht sein durfte existierte einfach nicht.
Insofern konnte die Schreiberei in dem Blättchen keinem wahren journalistischem Standard entsprechen - was wiederum hier in der SBZ-Forum auch wiederholt kritisiert wird. Das ist nun mal die Sicht der Leitung der LM, die ja Herrn Kroner auch mit einem Preis bedacht hat. Das ist ja auch der Grund dieser Diskussion hier gewesen, plus die unmögliche Vergleiche des Herrn Kroner zwischen den Parteimitgliedern und der regelrechten Diffamierung der Nichtmitglieder seinerseits.
Und was seine Verdienste um die Schriften zur Sbg.Geschichte betrifft, so bleibt er weit hinter z.Bsp. Nussbächer zurück, der meines Wissens in der Geschichte forschte, ohne Parteimitglied zu sein...

Wessen Stellvertretender Chefredakteur war Er denn:
Des Genossen Eduard Eisenburger, Mitglied im ZK. Und als solcher, war er bestimmt unter der direkten Beobachtung der Kakademiemitgliedin (angeblich ohne Abschluss) Elena Ceausescu.....

getkiss
Misch 39
schrieb am 06.09.2007, 22:51 Uhr
Hallo,

Johann schrieb:

"Solche toleranten Gesprächsparter braucht das Land! Kein Wunder, daß sich kaum Leute trauen, Ihre Meinung zu äußern in den Foren. In den Anfangszeiten gab es hier lebhafte Diskussionen".

Wieso trauen sich die Leute nicht ihre Meinung zu äußern. Liegt es vielleicht daran, daß hier in den Foren eine allgemeine Meinung herscht: in der Auseinandersetzung mit dem Kommunismus alles pauschal zu negieren. Und wenn jemand eine abweichende Meinung (von der allgemeinen) äußert und für eine differenziertere Stellungnahme plädiert, wird gleich auf ihn eingehaut.
Das es früher lebhaftere Diskussionen gegeben hat, weis ich nicht, war nicht dabei. Aber ich bemerke, daß mein Beitrag die Gemüter aufgeheitzt hat und "lebhaft" diskutiert wird. Würde man nur in "unisono" diskutieren, wäre das langweilig.

Johann schrieb:
"Meine Einwände sind nicht schon deshalb ungültig, weil ich keine bessere Darstellung der Vorgänge verfaßt habe. So wie auch die Wertungen eines Literaturkritikers nicht falsch sind, weil er selber keine Literatur (Romane, Lyrik etc) verfaßt hat."

Diesem kann ich partial zustimmen. Nur, der Literaturkritiker analysiert und bewertet den Roman, Lyrik usw, und nicht den Autor (was dieser war oder wie er ist). Bei Kroner, wird der Autor analisiert und bewertet und nicht sein Werk.

Rio schrieb:
"...Die "Retter" des Sachsentums behaupten ohne Parteimitgliedschaft hätte es keinen Schuldirektor, ChefRedakteur, Theaterdirektor gegeben, kurz die rumäniendeutsche und implizit die Sachsenkultur wäre den Bach runtergegangen..."

Das hat Kroner nie und nirgends behauptet. Der "Retter" - Ausdruck ist ihm angeheftet worden , weil aus einigen seiner Stellungnahmen Zitate aus dem Zusammenhang entrissen worden sind, und so interpretiert wurden.

Getkiss schrieb:
"Wo sind in Deinem Beitrag diese positiven Aspekte konkret aufgeführt (Beiträge, Artikelnamen, Inhalt usw)?"

Was soll diese Frage. Kannst DU mir vielleicht die NEGATIVEN Aspekte mit konkreten Beiträgen, Artikelnamen, Inhalt usw aus der Zeit Kroners bei der KR (30 Jahre her) anführen.

Getkiss schrieb:
"Die Karpatenrundschau war, neben all den positiven Aspekten, von dem Standpunkt der Parteileitung her, nichts anderes als der Neue Weg auch: "Ein Übertragungsriemen für die Politik der Partei". Das überhaupt ein deutsches Blättchen erschienen, ging ja nur im Rahmen der Parteilinie"...

Diesen Absatz kann ich voll und ganz (ohne Abstrich) unterschreiben. Genau so war es: das "Blättchen" konnte nur im Rahmen der Parteilinie erscheinen und sollte auch als "Übertragungsriemen" (ein Jargon den man bei den Gewerkschaften benutzte) für die Politik der Partei dienen. Dieses ist das beste Beispiel bei der Analyse der Presse in der Diktatur; was wir aber immer vergessen, wenn wir über die Leute urteilen, die in diesen Bedingungen ihren Job ausübten.
Die Frage die sich hier stellt ist, was konnte man dagegen tun? Entweder, das "Blättchen" musste sich der Parteilinie unterordnen, oder dessen Erscheinung wurde eingestellt. Mit dieser Frage musste auch eine zweite beantwortet werden: war es besser das Erscheinen des Wochenblattes einzustellen, um sich nicht der Parteilinie unterzuordnen, oder war es doch besser in diesen aufgezwungenen Bedingungen und eingeschränkten Möglichkeiten die Arbeit weiter zu führen.
Daß das Letztere die bessere Variante war steht auf der Hand. Denn wie auch Getkiss oben zugibt: "Die Karpatenrundschau war, neben all den positiven Aspekten,.."- also doch auch etwas Positives.
Das "die Schreiberei in dem "Blättchen" keinem wahren journalistischen Standort entsprach"(so Getkiss), kann man nicht den Mitarbeitern in die Schuhe schieben, die bei jedem Satz den sie aufschrieben, aufpassen mussten, was sie schrieben und wie sie schrieben. Sie hätten auch lieber (auch Kroner) ihren Beruf in freier Meinungsäußerung und Pressefreiheit ausgeübt.
Und wie war es mit der rumänischen Presse? Die rumänischen Zeitungen waren ja auch nichts anderes, als nur "Übertragungriemen" für die Politik der Partei.

Getkiss schrieb:
"...Und was seine Verdienste um die Schriften zur Sbg Geschichte betrifft, so bleibt er weit hinter z.Bsp. Nussbächer zurück, der meines Wissens in der Geschichte forschte, ohne Parteimitglied zu sein..."

Gernot Nussbächer hat sich auch große Verdienste erworben bei der Forschung Sbg Geschichte. Als Archivar beim Kronstädter Staatsarchiv (musste man nicht unbedingt Parteimitglied sein), hatte er freien Zugang zu den Dokumenten und Urkunden über die sächsische Geschichte, diese aufgearbeitet und wertvolle Schriften herausgegeben.
Man sollte aber nicht die beiden vergleichen und gegeneinander ausspielen. Jeder hat auf seine Art seinen Beitrag geleistet.

Einen schönen Abend noch.







































rio
schrieb am 06.09.2007, 23:20 Uhr (am 06.09.2007, 23:23 Uhr geändert).
Misch39 schrieb:
Zitat:

"...Die "Retter" des Sachsentums behaupten ohne Parteimitgliedschaft hätte es keinen Schuldirektor, ChefRedakteur, Theaterdirektor gegeben, kurz die rumäniendeutsche und implizit die Sachsenkultur wäre den Bach runtergegangen..."

Das hat Kroner nie und nirgends behauptet. Der "Retter" - Ausdruck ist ihm angeheftet worden , weil aus einigen seiner Stellungnahmen Zitate aus dem Zusammenhang entrissen worden sind, und so interpretiert wurden.


Zitatende


Herr Kroner hat freilich nicht sich selber als "Retter" bezeichnet. Was soll der Unsinn? Ich habe das Wort in Anführungszeichen verwendet weil es ironisch gemeint war. Aber daß es unter den Kommunisten ohne Parteimitgliedschaft keine Kulturschaffenden gegeben hätte, hat er behauptet. Und zwar in seiner Stellungnahme zur Diskussion und nicht "nie und nirgends". Lies genauer, ehe du solch kategorische Urteile schreibst.
lori
schrieb am 08.09.2007, 16:52 Uhr
Hallo Allerseits,

Kollege Getkiss,

Die von mir genannten Personen (Kohl, Lafontaine usw.) gelten nicht als Beisspiele für Vielfalt. Dies ergibt sich natürlich wenn Du die Tatsachen umkehren willst und sagst: hätte es die bestimmten Perioden(auch Diktaturen) nicht gegeben, hätte es nicht diese Persönlichkeiten hervorgebracht.

Nein, was ich sagen will ist, dass alle an disponierter Stelle agiert haben und man ihnen mit scharfer, und je nach Einstellung, weniger scharfer Kritik begegnen kann. Und im Vergleich zu Kroner, haben sie alle m.E. etwas mehr auf dem Kerbholz! Deswegen meine ich, dass Johanns Kritik weit überzogen ist. Vielleicht verstehst Du es nicht warum ich auch einige Wirtschaftskapitäne anführe: in regelmässigen Abschnitten erscheinen Artikel in den grossen Gazetten, über die Aktivitäten dieser Leute in der Nazi- Zeit, Tenor, dass die Basis ihrer grossen Unternehmen auf enteigneten jüdischem Vermögen beruht. Und alle leben (lebten) als ehrenwerte Leute unter uns!

Kollege Johann,

Das Zitat (um unsere nationale Existenz...) lässt sich vieles hereininterpretieren....aber Egoismus? Wenn Du richtig formulieren willst hier ein Vorschlag: "ich unterstelle ihm Egoismus"... dagegen hätte ich nichts einzuwenden. Oder hast Du schon irgendwann einen Politiker gehört der behauptet hat: ich wollte in der Politik Karriere machen? Nein, alle wollten "etwas bewgen" für "die Menschen da sein" usw. die Liste liesse sich weiter führen, keiner hat etwa "Broterwerb" angegeben.
Deine Kritik, kann ich ansatzweise verstehen, aber sie ist -wenn man nur die Beispiele von oben anschaut- überzogen!

Gruss
Lori
Johann
schrieb am 08.09.2007, 20:19 Uhr
Misch 39 schrieb: Hallo,
Wieso trauen sich die Leute nicht ihre Meinung zu äußern. Liegt es vielleicht daran, daß hier in den Foren eine allgemeine Meinung herscht: in der Auseinandersetzung mit dem Kommunismus alles pauschal zu negieren. Und wenn jemand eine abweichende Meinung (von der allgemeinen) äußert und für eine differenziertere Stellungnahme plädiert, wird

Erstens bist du nicht der Einzige, der Kroner verteidigt hat (lori).
Zweitens gehst du hier nach dem Motto vor "haltet denn Dieb": Wer hat denn hier auf wen eingehauen?
Hast nicht du gesagt, dass dich die Kritiker Kroner´s "anwidern"?
Niemand hat dich persönlich angegriffen, weil du eine andere Meinung hast.
Dass deine Argumente auseinandergenommen werden, ist doch das normalste der Welt.
Nebenbei bemerkt, nicht alles, was du hier gesagt hast, wurde kritisirt, genau wie bei Kroner.
Aber anscheinend bist du es auch nicht gewohnt, wie alle Kommunisten, dass man Ihnen widerspricht.
rio
schrieb am 08.09.2007, 21:03 Uhr (am 08.09.2007, 21:05 Uhr geändert).
lori schrieb: Oder hast Du schon irgendwann einen Politiker gehört der behauptet hat: ich wollte in der Politik Karriere machen? Nein, alle wollten "etwas bewgen" für "die Menschen da sein" usw. die Liste liesse sich weiter führen, keiner hat etwa "Broterwerb" angegeben.

Gruss
Lori


Natürlich sagt auch hier in der freien, demokratischen Gesellschaft niemand dass er aus persönlichen Motiven in die Politik gegangen ist, jeder tut es nur aus ganz selbstlosen Gründen, "um für das Land, für die Menschen da zu sein" wie toll! Aber diese Leute verbreiten keine Ideologie, indem sie ihre politische Funktion ausüben, sie werden immerhin (die meisten) gewählt, sie unterstützen kein verbrecherisches System und nicht zuletzt: Sie werten jene, die nicht zur politischen Klasse gehören, nicht ab, indem sie behaupten, sie wären die Retter der Nation. Kleine aber feine Unterschiede, welche man bei Vergleichen nicht ausser acht lassen sollte. Finde ich.
Johann
schrieb am 16.12.2008, 18:31 Uhr (am 16.12.2008, 18:34 Uhr geändert).
Ich finde aus technischen Gründen sollte man die Diskussion besser hier im Forum führen.
Daher gehe ich hier auf einige interessante Punkte aus den Kommentaren zu Bergels Artikel ein:
Kommentare zu Bergels Artikel


bankban schrieb:
Was ich in dieser Debatte vermisst habe (v.a. seitens von Igor) war der Hinweis auf mindestens zwei wesentliche Unterschiede: Zum Kern der NS-Ideologie gehörte doch der Rassismusgedanke und die Vorstellung von der physischen Eliminierung eines Volkes. ..

Der 2. zu beachtende UNterschied: der Kommunismus ist ideologiehistorisch und geistesgeschichtlich in die Zeit der Aufklärung zurück zu tradieren (Saint Simon etc.). Ja, für manche war Jesus Christus der erste Sozialist. Und man mag über das Ergebnis denken, was man will: von der Zielsetzung her, sind es sehr hehre und noble Ziele.

Wieso muss jemand bei jeder speziellen Fragestellung gleich alle seine moralischen und sonstigen Vorstellungen erstmals ellenlang auflisten, bevor er etwas behauptet oder in Frage stellt?
Ich habe in der Vergangenheit sowohl in diesen beiden Threads als auch in denen über die Vergangenheitsbewältigung mehrmals auf ideologische Unterschiede zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus hingewiesen.

Den ersten Unterschied teile ich nicht, es ist für mich unwesentlich, ob sich die physische Eliminierung gegen ein Volk oder "nur" gegen bestimmte Klassen richtet.

Auf den zweiten Unterschied habe ich schon selber hingewiesen.

Wegen dieses Unterschieds ist für mich der Kommunismus wesentlich gefährlicher als der Nationalsozialismus. Kein Mensch mit allen Tassen im Schrank geschweige den Intellektuelle sehen in dieser Ideologie etwas Positives. Ganz anders sieht es mit der kommunistischen Ideologie aus, sie hat nicht wenige Anhänger unter Intellektuellen und in Krisenzeiten wirkt sie sehr attraktiv, weil sie einfache Alternativen anbietet.


bankban schrieb:
Doch zuerst zu Johann: er hat insofern Recht, als er sehr unaufgeregt darauf besteht, dass man sehr wohl beide Ideologien miteinander vergleichen dürfte, wenn man sagen will, dass das nicht geht. Allerdings sind m.E. bereits soviele Vergleiche angestellt worden, dass diese Forderung in meinen Augen uns nicht voranbringt. So.


Eine etwas dürftige Begründung, wenn man hier überhaupt von einer solchen sprechen kann.

Weiterhin argumentieren einige gegen Totalitarismusforscher immer ad personam . Es wird Ihnen eine rechte, eher braune Gesinnung unterstellt auch hier in diesem Forum.
Die Totalitarismusfoschung wurde von Personen wie Karl Popper, Hannah Arendt, Carl J. Friedrich entscheidend geprägt und etabliert.
Diesen Forschern eine braune Gesinnung zu unterstellen verbietet sich von selbst.
Leider hjaben sich diese unsachlichen Argumente sehr negativ ausgewirkt. Junge Forscher haben sich ab den 60er Jahren kaum noch getraut solche Themen anzugehen, weil sie ihre Kariere nicht gefährden wollten (Analog hat sich dies auch in der Erforschung der Vertreibung der Deutschen aus dem Osten ausgewirkt).
Wie wichtig solch eine fundierte historische Forschung ist, zeigt die aktuelle Diskussion um Onlinedurchsuchung, BKA-Gesetz etc. Da ist es wichtig, zu wissen, welche Strukturen man einer Gesellschaft zumuten kann bzw. welche Gefahren damit einhergehen.

Don Carlos schrieb:
Erst wenn die Verbrechen des Kommunismus so gründlich und ausführlich erforscht sind wie die Verbrechen des NS-Staates, erst dann kann zu einem "Vergleich" geschritten werden


Auch hier muss ich widersprechen. In der Totalitarismusforschung sucht man Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen autoritären und totalitären Regimes. Die Vorhandenen Quellen haben schon in den 50ger Jahren ausgereicht, damit man hier zu tragbaren Ergebnissen gekommen ist, auch wenn Einzelne Aussagen revidiert werden müssen. Es geht ja in erster Linie um strukturelle Gemeinsamkeiten.
Schnuk
schrieb am 21.12.2008, 12:46 Uhr (am 21.12.2008, 12:49 Uhr geändert).
Rio schrieb:
Aber diese Leute verbreiten keine Ideologie, indem sie ihre politische Funktion ausüben.

Die Grünen und die Linken verbreiten auch keine Ideologie?
Schnuk
schrieb am 21.12.2008, 12:47 Uhr

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