FAZ: Claus Stephani und die Securitate

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

cyberes
schrieb am 26.11.2010, 14:55 Uhr
Danke, Bäffelkeah für den Link zur Halbjahresschrift.

Ich zitiere aus "Nota informativa" des 'Gicä':
[10] În toamna lui 1984 autorităţile i-au permis Hertei Müller se plece în vizită în R.F. Germania, sperînd că ea nu se va mai întoarce în ţară.
Bäffelkeah
schrieb am 26.11.2010, 19:39 Uhr
Vergangenes Wochenende hat Claus Stephani in der F.A.Z. wohl eine erheblich wirklichkeitsverfremdende Darstellung seiner IM-Tätigkeit zum Besten gegeben. Dass ihn die Informationslage derart rasant widerlegen und als schlichten Märchenerzähler (um es noch euphemistisch auszudrücken) entlarven würde, mag ihn überraschen. Er täte nun gut daran, endlich seine damalige Rolle(n) zu offenbaren. Dr. Stephanis unsägliches Bemühen um Gesichtswahrung wirkt grotesk angesichts der aktuellen Enthüllungen.
cäsar
schrieb am 26.11.2010, 20:32 Uhr
Hallo Herr Kiss,

wenn ich von Glauben spreche, meine ich doch nicht die Religion. Ich meine damit die "ultima ratio" wenn wir alle Argumente ausgetauscht haben, wer mehr Vertrauen verdient!

@Bäffelkeah
ich stimme Dir zu. Aber seine Rolle interessiert mich nicht. Er war halt etwas "weicher" als andere, deswegen hat glaube ich niemand das Recht, ihn zu verurteilen. Anders sieht es natürlich mit der sehr späten Offenbarung aus und die Respektlosigkeit gegenüber seiner Opfer.(nicht mal ein Hauch einer Entschuldigung)

Ave
cäsar
Carl Gibson
schrieb am 26.11.2010, 20:35 Uhr

Richard Wagner, von 1972-1985 KP-Mitglied und Mitläufer in der Truppe von Diktator Ceausescu, startete am 4. Februar 2009 einen polemischen Angriff gegen meine Person, namentlich von Rumänien aus, auf der Seite der „Banater Zeitung“, Beilage zur ADZ. In einer generellen Herbwürdigung von SLOMR schrieb er unter – auf mich bezogen anderem folgendes :
“ Carl Gibson rechnet sich seither zur Opposition, er behauptet sogar einer der ganz wenigen wahren Regimekritiker gewesen zu sein. Die entsprechenden Akten bei der CNSAS hat er allerdings bisher nicht studiert. Angeblich könne man in Bukarest nicht für seine Sicherheit garantieren. Verzeihen wir ihm diese originelle Vorstellung: Der Mann war seit seiner Ausreise 1979 nicht mehr in Rumänien.“
Als Herta Müller dann in DIE ZEIT mit ihren Fiktionen von der nicht existenten „Bahnhofshalle Poaina Brasov“ kam, den James-Bond Geschichten aus dem Zug mit dem Brief an „amnesty international“, mit der Feststellung „Die Verleumdung gehört zum Brauchtum der Banater Schwaben“ und mit der absurden Feststellung, sie hätte sich einer Securitate- Verhaftung mit den Worten entzogen: „Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit“, sprang ihr Ex-Mann, der Dichter aus Perjamosch und aus dem Schoß der KP, erneut ein, um mir auf den Seiten der ZEIT eins auszuwischen für den „Offenen Brief an Herta Müller“. Unter anderem Nonsens, wo er mich den reihen der Securitate zuordnet, schreibt Wagner am 30 Juli 2009: „
Ein anderer notorischer Leserbriefschreiber ist ein
selbsternannter Führer einer Ausreisegewerkschaft.
Sein Lebenswerk vollbrachte er bereits mit achtzehn.
Nun hat er seine Memoiren verfasst, und sie ähneln mehr Visionen als Erinnerungen.
Der Mann war seit 1980 nicht mehr in Rumänien.
Das hindert ihn aber nicht daran, sich unentwegt über
unsere angebliche kommunistische Vergangenheit aufzuregen,
als hätte er persönlich darunter zu leiden gehabt.
Herta Müller aber war nie Mitglied der KP, sie wurde vielmehr, wie man heute weiß, in einer konzertierten Aktion von Landsmannschaftsfunktionären und Securitate-Mitarbeitern zur Agentin des ZK erklärt, ein ziemlich origineller Titel, selbst für rumänische Verhältnisse.
Ob der Mann mit unserer kommunistischen Vergangenheit nach Italien fährt, ist mir nicht bekannt.
Nach Rumänien, sagt er, fährt er nicht.
Und seine Akte will er auch nicht sehen.
Er will weder seine Akte sehen, noch unsere.
Wahrscheinlich aus sehr unterschiedlichem Grund.
Was er bei uns sucht, könnte er es vielleicht bei sich finden?
Nein, so weit wollen wir nicht gehen, und so nennen wir auch ihn, der Einfachheit halber, einen
nützlichen Idioten.“
Soweit unser KP-Mitläufer Richard Wagner – heute ein Wendehals und lupenreiner Demokrat. Der Altkommunist hat ins Lager der Anti- Kommunisten gewechselt.
Den Gipfel der Unverschämtheit aber erreichte der Tarnkappendichter aus Perjamosch, der zur Zeit Ceausescus nach eigenen Angaben „kein Dissident sein wollte“ in der neusten Polemik gegen mich, namentlich auf der Plattform „Achse des Guten“ unter:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_gibsons_oder_die_banater_schwaben_ihre_selbsternannten_sprecher_und_uns/
In seinem Rundumschlag gegen die – nach seiner Auffassung – zwielichtigen Gestalten der Zeitgeschichte Ingmar Brantsch, Dieter Schlesak, beide aus Siebenbürgen und gegen meine Person schreibt der Altkommunist u. a. folgendes:
„Aber von dem frustrierten Brantsch wollte ich hier gar nicht berichten, es geht vielmehr um einen anderen geistigen Vertreter meiner Landsleute, den ich gelegentlich als Philosophen von Bad Mergentheim bezeichnet habe. Dieser Mann, namens Carl Gibson - er hat wie die meisten Dichter und Denker aus diesen Landstrichen aus dem K in seinem Vornamen ein C gemacht - war bis vor drei oder vier Jahren selbst Insidern kein Begriff. Er ist in seiner Jugend 1980 aus dem rumänischen Banat ausgereist, nachdem er in einer krawalligen Unterschriften-Aktion die Ausreise, die seine Familie lange davor beantragt hatte, beschleunigen konnte. Er machte sich erfolgreich zum Trittbrettfahrer einer kurzlebigen, freien Gewerkschaftsgründung. Dazu kann man nur sagen: clever. Danach hat man nichts mehr von ihm gehört. Das kommt vor.
Dann, vor einigen Jahren, passierte etwas, worüber man zwar spekulieren kann, aber damit nicht allzu weit kommen wird. Irgendwie regte sich Carl Gibson darüber auf, dass Herta Müller und ich das Securitate- Thema wieder einmal aufs Tapet gebracht hatten, und das aus Anlass der Teilnahme von zwei notorischen Informanten an einer Tagung des rumänischen Kulturinstituts in Berlin. Die Affäre ist bekannt, sie ging durch die Medien. Interessant ist, das Carl Gibson, ganz in der Tradition seiner landsmannschaftlichen Vorgänger, uns angriff, und nicht die Securitate-Bagage. Angeblich hatten wir nicht das moralische Recht, uns zu äußern, weil wir kollaboriert hätten. Der Zusammenhang ist ungefähr so aufschlussreich, wie die Logik, die in ihm steckt.
Der Mergentheimer aber wurde zum großen Sprecher aller Gegner und Gegnerschaften, die uns am Zeug flicken wollen. Er sprach das aus, was viele ehemalige Securitate-Leute denken, die Ex-Nomenklatura, der jetzige Geheimdienst, und wer sich sonst noch auf den Schlips getreten fühlt. Wie die Landsmannschaft der Banater Schwaben, und auch einige frustrierte Kollegen, so genannte Schriftsteller. Nicht ohne sich beizeiten zum Unverstandenen zu erklären, hat der mit Hilfe von Wikipedia und über ein paar weiträumige Links zum Schwabensohn avancierte Gibson seine Verschwörungsthesen zu Herta Müller und dem Rest durch alle Blogs der Welt gejagt, die Endlosschleife seiner Blogorrhoe verstopft mittlerweile große Teile der einschlägigen Datenbahnen. Er hat nicht nur Thesen aberwitziger Natur aufgestellt, er hat sich auch immer mehr hinein gesteigert, so dass man es nur noch bleiben lassen könnte, ihn zu korrigieren. Es hatte und hat keinen Sinn. Gibson hält wahrscheinlich einen einzigartigen Rekord im heutigen Deutschland. Er ist wohl der aus den meisten Blogs Ausgeschlossene.
Eine Zeit lang war nichts mehr von ihm zu hören. Man hätte schon denken können, er habe sich beruhigt, oder vielleicht ein anderes Hobby gefunden. Dem aber ist nicht so. Gibson ist wieder da. Er schreibt in einem so genannten Banatblog (http://www.banatblog.eu) unter dem nichtigen Namen Anonymus, zitiert sich aber im Text selbst als aktenkundigen Gibson. Was aber hat er uns diesmal mitzuteilen? Nach der Vorlage der Gesamtpartitur des Bisherigen, wie man es von ihm kennt, folgt eine neue Lieferung von Drohungen. So erklärt er uns, er habe in Bukarest bei der rumänischen Birthlerbehörde CNSAS seine eigene Akte in Augenschein genommen. Und was unsere Akten angeht, werde nach deren wissenschaftlicher Auswertung, so seine Überzeugung, einwandfrei hervorgehen, dass wir nichts anderes als Kollaborateure gewesen seien, die Nobelpreisträgerin, meine Wenigkeit und die gesamte Aktionsgruppe dazu.
Gibson aber wäre nicht Gibson, und damit nicht der nützlichste aller Idioten, setzte er nicht noch eins drauf. Ich hätte gar keine Akte, sagt er, keine eigene jedenfalls, das Material liege in der Akte von Herta Müller, die erst 1983 angelegt worden sei. Skandal? Spektakel? Nun, in dieser Frage kann ich den Chronisten der Wasserwirtschaft von Bad Mergentheim, den ich fälschlicherweise als Philosophen von Bad Mergentheim bezeichnet hatte, beruhigen. Meine Akte wurde 1979 in Angriff genommen, es geht um jene Akte, die zur Verfügung steht. Das älteste Papier in dieser Akte aber stammt aus dem Jahr 1972. Damals war ich 20 Jahre alt, so alt wie Gibson als er Rumänien verließ. Wie wäre es, wenn der Mann seine Energie für die Aufarbeitung des Kommunismus einsetzen würde, anstatt uns, die Banater Autoren, laufend zu diskreditieren.
Das Problem ist, das die Unterlagen des Auslandsgeheimdienstes und die der Desinformationsabteilung „D“ der Securitate bis heute nicht zugänglich sind. Ihre Öffnung könnte die Lücke schließen, in der sich all die zwielichtigen Figuren der Zeitgeschichte tummeln, Gibson, Brantsch und der Schriftsteller Dieter Schlesak, der uns neuerdings als „Luxusdissidenten“ abqualifiziert. Sie scheuen, warum auch immer, keine Mühe, das Verleumdungswerk der Securitate zu vollenden. Uns aber bleibt nichts anderes übrig, als einen Zwei-Fronten-Krieg zu führen, für die Aufdeckung der Machenschaften der Securitate und gegen die Verleumdungen aus den offenbar immer noch dicht geschlossenen Reihen der Landsleute. „
Aus meiner Sicht ist das ein schriftstellerisch-semantisch-logischer Offenbarungseid, ein intellektuelles Armutszeugnis.
Ich werde darauf eingehen und es Satz für Satz logisch wie stilistisch zerpflücken, wenn es meine Zeit erlaubt.
Offensichtlich gefällt es Richard Wagner nicht, dass ich und andere Forscher seine und Herta Müllers Akte einsehe, analysiere und werte. Die Gutsherrenart, die Akte „Cristina“ nach eigenem Ermessen zu verwalten und nur das heraus zu geben, was beliebt, lasse ich mir als Historiker und betroffener Zeitzeuge nicht bieten.
Die FAZ hat das gedruckt, was R. Wagner der Zeitung, namentlich dem Journalisten Hubert Spiegel, der wohl kein Wort des Rumänischen beherrscht, übergeben hat. Ich protestierte dagegen – umsonst. Mein Kommentar wurde nicht veröffentlicht – Man protegierte Herta Müller wie auch bei der ZEIT, wo die eigenen Versagen überdeckt wurden. Es war einfacher, mich, den kritisch Nachfragenden, zu sperren!
Ja, so ist das mit der Wahrheit Anno Domini 2010 – Bei Ceausescu und Honecker hätte man Mordio geschrien!
Wer Genaueres wissen will, kann vieles hier auf SBB nachlesen und sich selbst seine Meinung bilden.
In Rumänien bei der CNSAS sind die Namen „Herta Müller“ und Richard Wagner“ nur zwei Namen, sonst nichts. Keiner protegiert sie dort. Jeder akkreditierte Forscher kann ihre Akten einsehen. Nur so ist Aufklärung möglich.

Geht es nach den Guten und Gerechten, namentlich nach Richard Wagner, dann hat das Banat nach Lenau und Guttenbrunn nur noch zwei Erhabene hervor gebracht: Herta Müller ... und mit etwas Abstand ... Richard Wagner. Die Achse des Guten verläuft von Nitzkydorf nach Perjamosch.
Alle anderen, die gegen sie sind, sind den Securitate- und Kommunisten-Seilschaften zuzurechnen, ganz egal, ob sie sich landsmannschaftlich tarnen oder nicht. Sogar die Ev. Kirche der Siebenbürger Sachsen A. B. wird mit verteufelt, wenn man so punkten kann.
Nur ... inzwischen haben einige Leute wohl die Nerven verloren ... und andere rudern kräftig zurück.
Die Wahrheit wird uns frei machen - und an den Früchten wird man uns erkennen.
Carl Gibson



Bäffelkeah
schrieb am 26.11.2010, 21:10 Uhr
Ihr Beitrag über Richard Wagner und Herta Müller gehört nicht in diesen Thread, Herr Gibson. Das Thema hier lautet: "Claus Stephani und die Securitate". Bitte beachten Sie, dass Sie Ihren "Anti-Müller+Wagner-Evergreen" nicht bei jeder Gelegenheit immer und überall abspielen sollten. Themaverfehlung!
@Cäsar: Stephanis Rolle ist nicht nur für die (persönlich betroffenen, geschädigten) rumäniendeutschen Autoren von Interesse, sie ist auch für die Forschung relevant.
Dr. Stephani hatte bei der Zeitschrift "Neue Literatur" in Bukarest eine Schlüsselposition. Der moralische Aspekt ist wieder ein eigenes Kapitel. Ein beschämendes.
Friedrich K
schrieb am 26.11.2010, 21:38 Uhr
Bitte beachten Sie, dass Sie Ihren "Anti-Müller+Wagner-Evergreen" nicht bei jeder Gelegenheit immer und überall abspielen sollten.
Diese Bitte kann ich nur befürworten und mich ihr anschliessen.

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.