Auswandern von DE nach Siebenbürgen

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Hubert eS
schrieb am 28.04.2021, 15:12 Uhr
Guten Tag,

mein Name ist Hubert S., ich bin fast 63 Jahre alt und denke darüber nach DE wegen der zu befürchtenden politischen Zukunft dauerhaft zu verlassen.

Wir leben derzeit in der Nähe von Bernkastel-Kues an der Mittelmosel in einem kleinen Ort Im Hunsrück.

Durch die Diskussion mit einem Bekannten bin ich auf Siebenbürgen aufmerksam geworden. Die Landschaft scheint ähnlich zu sein wie hier.

Deutsche Landsmannschaften habe ich u. a. auch schon in Südamerika kennen gelernt. Was mir dort sehr gefallen hat, ist, dass "das Deutsche", immer noch eine große Anerkennung genießt und - zwar ein wenig folkloristisch verklärt - einen großen Zuspruch erfährt, was sich u. a. darin äußert, dass dort auch nach 5 Generationen immer noch Hunsrücker Mundart gesprochen wird.

Ich kann mir vorstellen, dass dies in Siebenbürgen ähnlich ist.

Weshalb Siebenbürgen.
Siebenbürgen ist europäisch, der sog. Kulturschock, sollte also gering sein. Siebenbürgen ist politisch stabil. Siebenbürgen ist "zu Fuß" erreichbar, es bedarf keines Bootes oder Fliegers um zwischen Siebenbürgen und DE zu reisen.

Kurzum, ich würde Siebenbürgen gerne kennenlernen und bereite für den Sommer 2021 eine Reise dorthin vor, die vor allem der Vertiefung meiner Ambitionen dorthin auszuwandern, dienen soll - aber nicht nur.

Ich würde mich freuen, wenn ich hier im Forum Hinweise und Tipps erhalten möchte, die über das, was ich bisher im www über Siebenbürgen von Auswanderern und Touristen lesen konnte, hinaus gehen.

Vielen Dank unn en scheene Daach
charlie
schrieb am 29.04.2021, 13:02 Uhr
Darf ich fragen, welche in Deutschland zu befürchtende politische Zukunft in Rumänien nicht zu befürchten ist?
Dengel,Horst-Karl
schrieb am 04.05.2021, 13:20 Uhr
Hallo Hubert, habe Dir eine persönliche Nachricht geschrieben. Gruß , Horst
Jascha
schrieb am 05.05.2021, 23:59 Uhr
Lieber Hubert,

da sind wir ja schon zwei.

Auch ich und meine Partnerin planen, in Siebenbürgen seßhaft zu werden. Das in diesem Forum zu diskutieren, hat schon eine gewisse Zweischneidigkeit, wie ich finde: die echten Siebenbürgen Sachsen hier haben ihrer alten Heimat ja nunmal bewußt lebewohl gesagt, sie sehen ihre Zukunft eben nicht in Siebenbürgen - bei uns ist das genau umgekehrt.
Erst vorgestern sind wir von unserem jüngsten Rumänen-Aufenthalt zurückgekehrt. Neben allem, das uns Freude bereitet hat, gibt es leider auch die immer gleichen Wermutstropfen: die Korruption blüht weiter (in Transsylvanien vielleicht etwas weniger als im Rest des Landes), die Infrastruktur ist weiterhin teils bescheiden (marodes Schienennetz und immer noch Straßenabschnitte, teils über zig Kilometer, mit basketballgroßen Löchern, über die Du besser im Schritttempo fahren solltest, haarsträubender, kamikazehafter Fahrstil vieler Einheimischer - nicht umsonst sind die ÜberlandStrecken von allerlei Tierleichen gesäumt, nicht umsonst ist Rumänien in der europäischen Verkehrstoten-Statistik ganz vorn mit dabei) und alt und krank zu sein ist kein Zuckerschlecken dort unten. In dem Fall darf man froh sein, daß der Hermannstädter Flughafen über mehrere Direktverbindungen nach Deutschland verfügt. Daß wir trotzdem an unseren Plänen festhalten, hat mit Land & Leuten zu tun, mit der wunderschönen Landschaft, dem reichen kulturellen siebenbürgischen Erbe, dem kontinentalen Klima, wo Sommer & Winter ihre Namen noch verdienen und und und... In der letzten August- und ersten Septemberwoche werden wir wieder dort sein. Vielleicht sieht man sich mal.
Herzliche Grüße,

Jascha
Jascha
schrieb am 06.05.2021, 09:53 Uhr
P. S.
Ich möchte mich charlies Frage anschließen: welche zu befürchtende politische Zukunft meinst Du?
JIRG
schrieb am 08.05.2021, 21:59 Uhr
250 Tsd. ausgewanderte 7bS sagen etwas ganz anderes - zu dem Thema - die wären normalerweise auch alle gerne zuhause geblieben, wenn... . Doch jeder ist seines Glückes Schmied. Dazu, so naiv wie die Leute hierzulande sind, gibt es wenige in ganz Europa! Glück auf! Warte auf Rückmeldung in 3-4 Jahren.
Jascha
schrieb am 09.05.2021, 11:57 Uhr
Ich wollte keineswegs den Fortgang der Siebenbürger Sachsen aus Siebenbürgen in ein falsches Licht stellen. Eure Leidensgeschichte ist auch mir bekannt. Und ich glaube ganz sicher, daß niemand ohne gute Gründe seine Heimat verläßt.
Ich wüsste aber gern, worauf sich das Etikett der Naivität konkret bezieht - als Voraussetzung für eine faire Diskussion. Und am Ende erlaube auch ich mir, gute Gründe für meine Auswanderung für mich zu beanspruchen.
Jascha
schrieb am 11.05.2021, 23:26 Uhr (am 11.05.2021, 23:45 Uhr geändert).
@ JIRG,
keine Antwort ist ja möglicherweise auch eine Antwort.
Die Deutungshoheit für sich zu beanspruchen, sich einer inhaltlichen Debatte aber zu verweigern - das dient niemandem außer dem eigenen Ego.
Schade!
Meine Lebensgefährtin stammt aus Iasi. Eine Rückkehr nach Rumänien hatte sie nach nunmehr fast 20 Jahren in England, Deutschland & der Schweiz immer für sich ausgeschlossen. Bis wir vor knapp 4 Jahren (das bis dahin auch für sie unbekannte) Siebenbürgen kennenlernten. Alles hier ist so anders als in Moldawien oder der Wallachei. Es weht ein anderer Geist. & der stimmt hoffnungsvoll.
Denkbar, daß wir in 3 bis 4 Jahren unsere Entscheidung, in Siebenbürgen eine neue Heimat zu suchen, eine neue Existenz aufzubauen, relativieren oder gar revidieren. An der Legitimität, es wenigstens versucht zu haben, ändert das aber nichts. & pauschales Belächeln oder Abkanzeln besitzt einen Mehrwert von kleiner-gleich Null.
charlie
schrieb am 12.05.2021, 10:43 Uhr (am 12.05.2021, 10:44 Uhr geändert).
Jascha, du, deine Partnerin, eure Entscheidung nach Siebenbürgen zu ziehen und das was du hier schreibst hat und haben nichts mit dem Einwurf von JIRG zu tun. Er betrifft euch nicht. Ich würde raten, den Einwurf einfach zu ignorieren und womöglich emotional abprallen zu lassen weil er euch eben nicht betrifft.
Jirgs Einwurf hat etwas mit den Emotionen und Mythen der ausgewanderten Siebenbürger Sachsen zu tun. Ganz grob erklärt: die ausgewanderten Siebenbürger Sachsen haben einerseits Heimweh (und ich meine WEH)und andererseits fühlen sich viele in D fremd und ausgeschlossen. Viele können oder wollen aber aus unterschiedlichsten Gründen nicht zurück. Also müssen sie ihre Auswanderung rechtfertigen - vor allem vor sich selbst. Das führt zu Mythenbildung. Die Mythen gehen in 2 Richtungen und werden manchmal kombiniert:
1. die Auswanderung nach D ist eigentliche eine Heimkehr in die ursprüngliche Heimat.
2. sie wurden zur Auswanderung gezwungen / vertrieben

Will aber ein Westdeutscher nach Ro auswandern bringt das beide Mythen (vor allem Nr. 2) ins wanken. Der Ausreisewillige wird beschimpft.

Natürlich ist das nur eine von mehreren typischen Reaktionen von uns ausgewanderten Sachsen. Einige von uns freuen sich, das Fremde unsere Heimat mögen, andere denken vielleicht "wenn der das kann, sollte ich es mir auch überlegen", oder sie sind neidisch, weil sie auch gern zurück möchten, es aber nicht können.

Jascha
schrieb am 12.05.2021, 11:47 Uhr (am 12.05.2021, 11:52 Uhr geändert).
@ Charlie,
vielen Dank für die Einordnung. Du sprichst mehrere Aspekte an, die mir so nicht oder zu wenig bewußt waren. Das erweitert den Blick und das Verständnis.
Und wenn JIRG sich in Deiner Charakterisierung wiedererkennen kann, möchte ich mich bei ihm für meine vorschnelle Reaktion entschuldigen.
Von Herzen,
Jascha
bankban
schrieb am 12.05.2021, 16:42 Uhr (am 12.05.2021, 16:42 Uhr geändert).
@charlie:

Zu Mythos2 ("zur Auswanderung gezwungen/vertrieben"): Ist das wirklich nur ein Mythos? Ausschließlich ein Mythos - oder hat das (wie jeder Mythos übrigens) ein Fünkchen Wahrheit in sich? Können einen nicht auch die Umstände (Unterdrückung, wirtschaftliche und sonstige Not, die Ferne der Familie) zwingen?

- Und weiter gedacht: Du schreibst: wenn ein Deutscher heute nach Rumänien auswandert, würde das den Mythos 2 widerlegen. Aber wieso? Die Auswanderung der Sachsen erfolgte ja überwiegend bis 1991/1996. Die damaligen Umstände (vor allem jene von vor 1989) waren jedoch andere als die, die die heutigen Deutschen, die nach Rumänien auswandern, dort vorfinden. Das kann man also überhaupt nicht als Argument verwenden (finde ich).
charlie
schrieb am 14.05.2021, 08:37 Uhr (am 14.05.2021, 08:38 Uhr geändert).
Du schreibst: wenn ein Deutscher heute nach Rumänien auswandert, würde das den Mythos 2 widerlegen. Aber wieso? Die Auswanderung der Sachsen erfolgte ja überwiegend bis 1991/1996. Die damaligen Umstände (vor allem jene von vor 1989) waren jedoch andere als die, die die heutigen Deutschen, die nach Rumänien auswandern, dort vorfinden. Das kann man also überhaupt nicht als Argument verwenden (finde ich).
Rational hast du Recht.
Es ist ja nicht mein Argument und auch nicht wirklich ein Argument - in diesem Kontext zumindest. Es ist eine emotionale Reaktion. Mythos 2 kriegt dadurch einen Riss, bei dem ausgewanderten Sachsen kommt der Gedanke hoch, dass er es nur noch paar Jahre hätte aushalten müssen, dann hätte er die Heimat nicht verlassen müssen. "Widerlegen" ist also nicht der richtige Begriff hier.
charlie
schrieb am 14.05.2021, 08:46 Uhr
Zu Mythos2 ("zur Auswanderung gezwungen/vertrieben"): Ist das wirklich nur ein Mythos? Ausschließlich ein Mythos - oder hat das (wie jeder Mythos übrigens) ein Fünkchen Wahrheit in sich? Können einen nicht auch die Umstände (Unterdrückung, wirtschaftliche und sonstige Not, die Ferne der Familie) zwingen?
Ja, das gab es alles und letzten Endes ist wirtschaftliche Not auch ein Zwang, wenn auch kein bewusst ausgeübter. Es gab ganz sicher nicht deshalb keinen Zucker in den Läden damit die Sachsen auswandern. Ich denke nur, dass ein Sachse, der sich vor Heimweh verzehrt eine viel stärkere Geschichte braucht, um seine Auswanderung zu rechtfertigen als wirtschaftliche Not. Denn die haben alle dort erlebt, man hätte sie überleben können und die Erinnerung daran erblasst normalerweise.
bankban
schrieb am 14.05.2021, 09:55 Uhr
Rational hast du Recht.

Anders (als rational) will ich ja auch nicht Recht haben. :-) (Gehts denn überhaupt, dass man anders als rational Recht hat? (emotional? instinktiv? unterbewusst?)
Hubert eS
schrieb am 16.05.2021, 13:40 Uhr
Hallo Foristas und Foristos,

ich habe hier lediglich mein Ansinnen dargestellt. Dass es darauf gegensätzliche Reaktionen gibt, war mir klar - doch sind die Situationen und Zustände heute in BRD + RO mit denen von vor 30 Jahren, als dem Ende des Caucescu-Regimes und der Ära Kohl vergleichbar?

Nein, gewiss nicht!

Wer seine angestammte Heimat verläßt, muß schon triftige Gründe haben. Ihr, die ihr inzwischen in BRD heimisch geworden seid, habt das o. g. Regime mit allem drum und dran hinter euch gelassen, ihr seid weg aus RO um dem Caucescu-Regime zu entfliehen, das euch jahrzehntelang geprägt hat.

Ich habe Freunde in Brasilien, sog. deutschstämmige, deren Vorfahren in der Zeit 1820-1850 aus meiner Heimat emigriert sind. Es gibt darüber eine Trilogie, Heimat, von Edgar Reitz.

Diese Menschen verließen das Land, weil ihnen Kleinstaaterei und Klima das Leben hier unmöglich machten. Ganze Dörfer haben sich entvölkert, die eine Hälfte durch Tod, die andere durch Flucht in eine unbekannte Zukunft, in der Hoffnung dort zu überleben.

Ganz so schlimm war es sicher bei euch nicht, denn ihr seid nach BRD, einem ehemals politisch und wirtschaftlich stabilen Land, das euch trotz seiner Mängel - die wahrscheinlich nur ein "Indigener" in ihrer Komplexität und Schwere erkennen kann, eine bessere Alternative zu sein schien, als die alte Heimat in RO. Die BRD hat euch auch wohlwollend die Hand gereicht und begrüßt.

Diese BRD von damals ist passé! Sie hat noch ihre unbedarften Annehmlichkeiten für die Alten, für die Arbeitenden ist sie ein nimmersatter Parasit geworden und für die Jungen ein Faß ohne Boden ohne jede Chance auf ein freies unbekümmertes Leben trotz immer weiter steigender Tributzahlungen an die Staatsmacht. Diese Staatsmacht, die schon immer korrupt ist und war (s. Schäuble, Kohl, Amigo, u.a.) hat inzwischen alle Skrupel abgelegt und bedient sich am Volk ohne dass sie Konsequenzen zu befürchten hat.

Ich weiß, auch meine Freunde aus Brasil finden die BRD nach wie vor gut, tolle Infrastruktur, alles so schön ordentlich und sauber, etc. viel besser als bei uns. Ja, das kennen sie aus den Propagandamedien ARD + ZDF.

Ich bin ein Indigener und ich bin in dieser Republik viel rumgekommen, habe mit so manchem Wirtschaftslenker diskutiert und philosophiert und das Fazit ist einhellig, die Lebensumstände in der BRD haben sich in den letzten 30 Jahren massiv verschlechtert, finanziell, materiell, ideell, moralisch, ethisch sind Volk und Staatsgewalt hier auf dem Weg in eine sozialistische Steinzeit.

Dieser Weg ist nicht mein Weg, und je mehr sich Land und Leute diesem Weg verschreiben umso weniger sind sie "mein".

Ob es in Siebenbürgern besser ist, will ich erfahren, anders ist es in jedem Fall. Und wenn ich dort das Gefühl erlebe, freier als hier sein zu können, ist es das, was ich anstrebe. Denn wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu erlangen, verliert letztlich beides, und Volk und Staat der BRD sind auf dem besten Weg dahin.

Ich wünsche einen schönen Sonntag.
Hubert eS


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