Die Szekler

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bankban
schrieb am 21.05.2010, 19:58 Uhr
Hallo Anchen,

deinen Beitrag vom 17.5. um 23:09 habe ich nicht ganz verstanden. Ich würde mich freuen, wenn du mir ihn erklären könntest. Meine Fragen sind:
a) warum ist es schlimm, wenn Ungarn den Madjaren in der Slowakei offenstellt, ob sie die ung. Staatsangehörigkeit annehmen wollen oder nicht?
b) wenn Rumänien und Kroatien dies dürfen, warum darf Ungarn es nicht?
c) Im Falle von Rumänien, ist es mir entgangen, dass es dich "gefröstelt" hat. War das so oder ist das nur im Falle der Ungarn so?

@ seberg
Danke für den Link.

@ Hermann Gregor
Der Ausdruck "kollektives Bewusstsein" ist meines Wissens seit Maurice Halbwachs von der Soziologie akzeptiert. Ich bin kein Soziologe, aber ich glaube, du begehst den Fehler/Irrtum, dieses "kollektive Bewusstsein" mit einer (kollektiver) "Mentalität" gleichzusetzen. Während es in der Tat Unsinn ist, anzunehmen, eine größere (Volks-)Gruppe besäße kollektiv eine Mentalität (=Art des Denkens), ist es meines Erachtens nicht unsinnig, davon auszugehen, dass es Bewusstseinsinhalte (einfach gesagt: Faktenwissen) gibt, die gößeren Gruppen (all-)gemein ist. Und dass so, wie es im Bewusstsein der allermeisten Deutschen die Wörter "Luther, Beckenbauer oder..." eine besondere Bedeutung besitzt, genauso kann es doch sein, dass dieses Wort "Trianon" in der Kollektivität, die sich "Ungarn" nennt, eine ganz besondere Taste anklingen lässt. So habe ich zumindest jenen Artikel begriffen, weshalb ich den Ausdruck "kollektives Bewusstsein" für zutreffend halte.
aberhallo!
schrieb am 22.05.2010, 08:34 Uhr
Hallo,

im ungarischen Parlament sprach Hargitai Janos von der KDNP
(christlich demokratische Volkspartei) , die ungarisch Staatsbürgerschaft steht jedem offen der sich mit dem ungarischen Volk verbunden fühlt.Die Sprache sollte kein Hindernis sein,da z.B viele Csangos die Sprache nicht richtig beherrschen aber im Herzen mit Ungarn verbunden fühlen. Weiterhin sagte er auch das es z.B. einer Sächsin aus dem Burzenland möglich sein sollte die Staatsbürgerschaft zu erwerben, wenn sie sich Ungarn nahe fühle.Übrigens nehmen sich die Ungarn Rumänien in der doppelten Staatsbürgerschaft zum Vorbild(Moldawien).
welche absolut EU und menschenrechtskonform ist.
Alle Nachbarstaaten haben kein Problem mit der ungarischen Staatsbürgerschaft nur die Slowakei. Dies aber nur weil dort wahrscheinlich Wahlen anstehen.
Übrigens ist Ungarn in der Region eines der Staaten ,die ihren Brüdern und Schwestern im Ausland keine Staatsbürgerrechte zuerkennt.
Serben, Kroaten ,Slowenen,Slowaken, Rumänen usw. erkennen ihre verstreuten Völker an nur Ungarn nicht, und das schmerzte den Auslandsungarn sehr.

http://www.pesterlloyd.net/2010_19/19slowakei/19slowakei.html
bankban
schrieb am 22.05.2010, 12:02 Uhr
Kleine Korrektur zu meinem gestrigen Beitrag: Halbwachs sprach und schrieb natürlich über das "kollektive Gedächtnis" und nicht übers Bewusstsein. Doch geht es dem Wesen nach, meines Erachtens, um das, was ich beschrieb.
Hermann_Gregor
schrieb am 22.05.2010, 23:38 Uhr
Hallo Bankban,
vom "kollektives Bewusstsein" halte ich dennoch nicht viel, ich glaube auch, dass es fast immer mißbraucht wird (auch "wir verteidigen die Freiheit am Hindukusch...")
Die Rumänen sind da beispielhaft: "nu ne vindem tara" um dann ihr eigenes Land ungeniert zu plündern.
Von der aktuellen Politik der Ungarn halte ich ebenfalls ganz wenig, denn ich vermute sehr, dass innerpolitische Schwäche der Hintergrund von Allem ist.
Ich könnte tausende von Euronen wetten, dass in Bukarest die Sektkorken knallen, man hat endlich einen Grund die Rumänen zu retten!
Nicht alle, sondern nur die aus dem Szeklerland.
seberg
schrieb am 24.05.2010, 09:03 Uhr (am 24.05.2010, 09:22 Uhr geändert).
Na dann sind wir uns ja alle einig, dass es so etwas wie ein kollektives Bewusstsein bzw. kollektives Gedächtnis tatsächlich gibt und dass es nur darauf ankommt, was das "Kollektiv" (das Volk oder die Gruppe) damit macht, bzw. wie die Machthaber damit umgehen, ob sie es ehrlich nutzen (und damit in eine dynamisch und lebendig verstandene Identität des Volkes eingehen lassen) oder missbräuchlich nutzen zum Schaden des eigenen und anderer Völker.

Das Versailles-Gedächtnis konnte missbraucht werden und das Trianon-Gedächtnis kann es auch, muss aber nicht, wenn die Vernunft siegt. Meine ich (ganz ohne beleheren zu wollen).
bankban
schrieb am 24.05.2010, 10:42 Uhr
"Das Versailles-Gedächtnis konnte missbraucht werden und das Trianon-Gedächtnis kann es auch"
... ja... wobei der Unterschied darin besteht, dass der Versailler Vertrag 1933ff noch lebendige, selbst erlebte Geschichte war. Hingegen ist der Trianonvertrag heute Geschichte, denn es lebt niemand mehr, der dessen Unterzeichnung als erwachsene Person erlebt hat. Dass er dennoch anscheinend so virulent ist, so heftig nachwirkt, ist irgendwie vielsagend (und viel über die Ungarn aussagend). Wobei die Autorin des weiter oben verlinkten Textes interessanterweise die Nachwirkung von Trianon bei den Nichtungarn gar nicht thematisiert. Dabei wäre das doch ebenfalls bestimmt interessant. Wie auch immer: das Komische und Merkwürdige ist eben, dass die Ungarn noch 90 Jahre später so sehr damit zu schaffen haben, ihn zu verdauen (und aus diesem Gedächtnis auszuscheiden).
Anchen
schrieb am 28.05.2010, 00:29 Uhr
Hallo Anchen,

deinen Beitrag vom 17.5. um 23:09 habe ich nicht ganz verstanden. Ich würde mich freuen, wenn du mir ihn erklären könntest. Meine Fragen sind:
a) warum ist es schlimm, wenn Ungarn den Madjaren in der Slowakei offenstellt, ob sie die ung. Staatsangehörigkeit annehmen wollen oder nicht?
b) wenn Rumänien und Kroatien dies dürfen, warum darf Ungarn es nicht?
c) Im Falle von Rumänien, ist es mir entgangen, dass es dich "gefröstelt" hat. War das so oder ist das nur im Falle der Ungarn so?


@bankban

Lieber bankban, nein gegen eine doppelte Staatsbürgerschaft gibt es in vielen Ländern keine Einwände aber doch ist es in einigen Ländern immer noch unmöglich (Österreich) mehrere zu besitzen- aber das ist nicht das Thema sondern warum jetzt und warum überhaupt die Verleihung der ungarischen Staatsbürgerschaft ("Trianonpass")an Auslandsungarn ? Die meisten Auslandsungarn sind inzwischen EU Bürger (Kroatien und Moldavien sind keine EU-Staaten) und es macht nicht wirklich Sinn ihnen die Staatsbürgerschaft anzubieten, zumal sie dann im Falle der Slovakei bei Annahme der ungarischen die slovakische Staatsbürgerschaft verlieren würden.Ich kann darin leider nur politisches Kalkül entdecken, passend zum sich jährenden Datum der Schrumpfung des Ungarnlandes, passend zur desolaten Wirtschaftsituation und passend zur Wahlendscheidung der Ungarn selber - eine prima Ablenkung, ein Atavismus aus der Klamottenkiste . Wahrscheinlich haben die Ungarn wiedermal keine Chancen beim Songcontests von Euro- vision, vielleicht helfen da die Auslandsungarn mit.

Nur einzelne Zweifel beim Schulterschluss
aberhallo!
schrieb am 28.05.2010, 07:51 Uhr
Also Ukraine, Serbien, Kroatien sind nicht EU Mitglied,
für die dortigen Ungarn macht es Sinn die Staatsbürgerschaft anzunehmen (Arbeitsaufnahme EU Reisen usw), da in absehbarer Zeit wohl kein Beitritt kommt
Sogar Serbien hat keine Einwende , wenn man bedenkt das dort noch vor einigen Jahren Bürgerkrieg war. Für die anderen macht es eigentlich keinen Sinn, es soll lediglich dass Zsammengehörigkeits Gefühl stärken und die Auslandsungarn nicht als Ungarn 2- er Klasse dastehen lassen. Warum es gerade jetzt als erstes kommt , noch dazu zu einem Zeitpunkt in der in der Slowakei Wahlen herrschen ,
kann ich nicht nachvollziehen. Das wurde sogar von den Spitzen der slowakischen Ungarn bemängelt.
Das wird jetzt gnadenlos im Wahlkampf ausgenutzt um nationalistische Kräfte zu mobilisieren.

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11808251/492531/Der-Streit-zwischen-Slowakei-und-Ungarn-wird-immer.html
bankban
schrieb am 28.05.2010, 08:07 Uhr (am 28.05.2010, 08:09 Uhr geändert).
Liebe(s) Anchen,

danke für deine Antwort. Das mit dem "Sinn machen" (eigentlich besser: "Sinn haben", da die Form mit "machen" ein Amerikanismus ist, (=to make sense)) ist natürlich so eine Sache. Im Falle der Ukraine ist es auf jeden Fall nicht sinnlos, wenn man "Sinn" mit irgendwelchen konkreten Vorteilen verbindet. Natürlich kann man sagen, dass die Verleihung gerade jetzt inopportun ist und Nationalismus befördere, von der wirtschaftlichen Lage ablenke usw. Doch: kann man das nicht (fast) immer sagen ???
Was mir bitter aufgestoßen war (und da gehe ich mit alma konform), das war eben, dass durch deinen Beitrag der Eindruck erweckt wurde, die Ungarn mögen doch, bitt' schön, still sein und das Maul halten; dies wäre natürlich eine Meinung und als solche zu akzeptieren. Indes fragt man sich dann, warum gerade die Ungarn, wo doch die Rumänen Ähnliches getan haben und wo war in dem Falle die Aufforderung Anchens, die Rumänen mögen doch still halten. Es geht, es ging also mir um eine wahrgenommene Ungleichbehandlung.

Schließlich, zum Sinn oder Unsinn. Gestern las ich irgendwo über den 80jährigen alten Mann aus der Vojvodina oder Siebenbürgen, der sich den ungarischen Pass holt, diesen dann nicht weiter benutzt, keine Vorteile davon hat, aber stirbt und sich den Pass in den Sarg legen lässt. Ist, natürlich, Nationalkitsch pur, die Geschichte. Dennoch verdeutlicht sie, welchen unkonkreten, immateriellen "Sinn" im symbolischen Sinne einer Rückkehr in eine kulturelle Gemeinschaft der Pass besitzen kann. Ist das nun ein "Sinn", weshalb sich ein Streit zwischen Staaten lohnt?

MfG,
bankban
gerri
schrieb am 28.05.2010, 14:13 Uhr
Hallo bankban,wie wir wissen gibt es außer den materiellen Werten noch überbleibsel menschlicher Gefühle, die meistens noch im östlichen Teil Europas vorhanden sind. Die sollten wir versuchen zu verstehen und respektieren,egal wie kindisch sie klingen.Lassen wir doch dem alten Mann die Freude,eine Ilusion die er sich immer schon gewünscht hat soll er doch seinen lieben ungarischen Pass im Sarg mitnehmen.Hier im Westen dürfte er es nicht da gibt es genaue Bestimmungen für alles.

Gruß, Geri








seberg
schrieb am 28.05.2010, 15:34 Uhr
Kindische Gefühle verstehen und respektieren...ja, so lange sie ins eigene Grab mitgenommen werden...und nicht andere ins Grab bringen...
aberhallo!
schrieb am 28.05.2010, 17:20 Uhr
Was für eine Politik in der Slowakei:
Mit guten Nachbarn (Blutsbrüder Tschechen) ist eine Doppelstaatsbürgerschaft möglich, aber mit schlechten (Ungarn)nicht.Ausserdem sitzen im slowakischen Parlament die eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen und für das braune Lager im slowakischen Parlament sitzen.
Was soll das für ein Gesetz sein das die ungarische Staatsbürgerschaft verbietet? Komt mir fast wie bei den Benes Dekreten vor (die heute noch gelten) wo Deutsche und Ungarn als rechtlos gelten.
http://www.wienerzeitung.at/default.aspx?tabID=3861&alias=wzo&cob=496221

Anchen
schrieb am 29.05.2010, 13:51 Uhr
Anchen
schrieb am 29.05.2010, 16:33 Uhr


*off topic*

Aserbaidschan hat, so wie ich gehört habe grosse Chancen den Wettbewerb Euro-Vision (Aserbaidschan =Land in Europa) zu gewinnen.

Azerbajdschan - songcontest 2010- safura mit drip drop



Bankban kann es sein dass Contest und Testosteron auch miteinander zu tun haben ?
gerri
schrieb am 30.05.2010, 10:57 Uhr
Hallo, wenn wir schon bei diesem Thema sind,Lena hat`s geschafft.Ob sie es mit einem deutschen Lied auch geschafft hätte? Meinerseits einen großen Lob an Alle die den Mut hatten in ihrer Muttersprache zu singen.

Gruß, Geri

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