Die Szekler

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Misch 39
schrieb am 15.09.2007, 19:57 Uhr
Hallo Allerseits,

Wanderer schrieb am 11.08.07 folgendes:
Die Szekler sind in Siebenbürgen (Rumänien) nicht nur eine einfache Minderheit, sondern sie sind ein Volk, das dort entstanden ist im Szeklerland, das Heimat hat und lebt in einer Gemeinschaft...

Diesem kann ich nur teilweise zustimmen. Die Herkunft der Szekler ist bis heute noch nicht genau geklärt. Die meisten Historiker sind der Ansicht, daß sie turkischer Abstammung aus den östlichen Steppen Europas eingewandert sind. Von den ungarischen Königen sind sie oft als "Hilsvolk" bei ihren Eroberungen und für den Grenzschutz gegen die Kumanen eingesetzt worden.
Da die Ungarn Siebenbürgen nur etappenweise eingenommen haben, und bis sie zu den Südostkarpaten vordrungen, haben die Szekler (zuvor) auch in den Gebieten um die Große Kokel und im Mühlbacher Gebiet gesiedelt. Dieses beweisen einige Ortsnahmen, die nachher im späteren Szeklerland wieder anzutreffen sind. So z.B. der Name Keisd, zunächst ungarisch Kesd (später Szaszkezd), taucht im Südosten als Kesdi auf; dann Urwegen, ungarisch Orbo, im Südosten später als Orbai. Auch die Namen der Gemeinden Kiskapus (Kleinkopisch) und Nagykapus (Großkopisch) deuten darauf hin, daß diese als Grenzverhaue (kapus=Tor) von den Szeklern gesichert waren.
Ein anderer Beweis ist auch das Andreanum (Goldener Freibrief). Hier verlieh der König Andreas II den Sachsen auch die "terra Syculorum terrae Sebus", also das Land der Szekler von Sebus (Sebeş-Mühlbach). Diese Überlegungen wurden auch durch archäologische Ausgrabungen z.B. bei der Kirche von Urwegen und Friedhöfen bestätigt. (Siehe-Thomas Nägler-Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen-).
Die Szekler sind (obwohl sprachlich schon frühzeitig magyarisiert) im Mittelalter als selbstständige Nation aufgetreten. So waren sie im Siebenbürgischen Landtag im sog. Bündnis "triom Nationum" (neben dem ungarischen Adel und den Sachsen) vertreten. Hier haben sie ihre Rechte und Freiheiten auf Selbstverwaltung (die ihnen von den ungarischen Königen anerkannt wurden) immer wieder verteidigt. Vielmals auch mit Waffengewalt, wenn der ungarischer Adel oder ein Fürst von Siebenbürgen diese Rechte und Freiheiten beschneiden wollte.
Sie haben aber nicht nur gegen die Ungarn gekämpft (wie zur Zeit Michaels des Tapferen), sondern auch gegen die Sachsen. Im Laufe der Zeit sind sie oft in das Burzenland eingedrungen und in den sächsischen Dörfern Plünderungen vorgenommen. Zur Zeit der Schreckensherrschaft von Gabriel Bathory hatten sich die Szekler auf dessen Seite geschlagen und sind mit diesem gegen die Sachsen vorgegangen.
Nachdem Bathory (1610) Hermannstadt durch eine List besetzt hatte, den Stadtrat und Bürger vor dem Landtag (wo auch Szekler waren) des Hochverrates anklagte, Lösegeld erpresste, den ganzen Vorrat der Stadt geraubt hatte und Hermannstadt zu seiner Residenz erklärte, wollte er nachher auch Kronstadt einnehmen und besetzen.
Im Jahre 1611 fiel Bathory mit seinem Heer ins Burzenland ein und als Kronstadt ihm die Tore nicht aufmachte, steckte er die Vororte in Brand und verwüstete die umgebenden sächsichen Gemeinden. Die Kronstädter, unter ihrem Stadtrichter Michael Weiß, wollten nicht kampflos aufgeben und 1612 kam es zur Schlacht bei Marienburg. Bathorys Truppen, denen sich ein großes Aufgebot der Szekler angeschloßen hatte, konnten die Schlacht für sich entscheiden. Viele Kronstädter Bürger (darunter 22 freiwillige Studenten) und Michael Weiß mussten ihr Leben verlieren. Der Fürst konnte trotzdem die Stadt nicht einnehmen.
Auch im weiteren Verlauf der Geschichte haben die Szekler oft den Schulterschluß mit den Ungarn gesucht. Dies sowohl bei den Abstimmungen im Landtag, wo die Sachsen vielmals allein dastanden und ihre Belange nicht durchsetzen konnten, wie auch bei größeren Ereignissen z.B. im Kurutzenkrieg oder im Revolutionsjahr 1848.
Der Ausgang des 1. Weltkrieges und der Anschluss Siebenbürgens zum Königreich Rumänien hatte die Szekler auch schwer getroffen. Daher wurden viele (in der Zwischenkriegszeit)zu den Anhängern der Horthy-Politik und setzten sich für die Abtretung Nordsiebenbürgens von Rumänien ein; was auch durch den Wiener Schiedsspruch geschah.
In der kommunistischen Diktatur haben die Szekler dasselbe Schicksal erfahren, wie die anderen mitwohnenden Nationalitäten auch. Dazu kommt noch, daß die Ceauşescu-Politik bemüht war die relativ reine kompakte szeklerische Idylle zu trüben, indem man gezielt in die Unternehmen (die hier entstanden) auch rumänische Arbeiter z. B. aus der Moldau transferierte und hier ansiedelte.
Heute scheind es so, als ob die ungarische Minderheit sich mit dem Gedanken-Siebenbürgen zu Rumänien- abgefunden hat und versucht auf demokratischem Wege das Beste für ihr Volk rauszuhohlen. So ist die UDMR unter Marko Bela bestrebt mit der Regierung in Bukarest mitzumischen, um somit Vorteile oder wenigstens keine Nachteile für ihre Minderheit zu erreichen; während Tökes (der Held von Temesvar 1989)und seine Anhänger lieber eine stärkere Bindung zu Budapest sich wünschen.

Gruß
Michael
lori
schrieb am 16.09.2007, 20:20 Uhr
Misch 39 schrieb: Hallo Allerseits,

Wanderer schrieb am 11.08.07 folgendes:



So ist die UDMR unter Marko Bela bestrebt mit der Regierung in Bukarest mitzumischen, um somit Vorteile oder wenigstens keine Nachteile für ihre Minderheit zu erreichen; während Tökes (der Held von Temesvar 1989)und seine Anhänger lieber eine stärkere Bindung zu Budapest sich wünschen.

Gruß
Michael


Hallo Herr Kollege Misch,

Da bin ich nun etwas anderer Meinung! Es stimmt wohl, dass Tökes oft zum Jammern nach Budapest läuft. Aber die UDMR- das bemängeln viele Ungarn- hat sich leider rumänisiert. Es entsteht zum Teil der Eindruck, zum Teil gibt es auch belegbare Vorwürfe, dass die UDMR- Leute in Sachen Korruption und Vetternwirtschaft ihren rumänischen Kollegen,in Nichts nachstehen.

Das Stichwort heisst aber in diesem Zusammenhang: Homogenisierung! Den Rumänen ist es in den meisten Städten Siebenbürgens gelungen, Mehrheiten zu generieren.(zum grossen Teil durch Migration) Und das wollen die Szekler und Tökes auf ihrer "Insel" verhindern. Ich glaube das ist legitim!

Gruss
Lori
Serban
schrieb am 17.09.2007, 09:45 Uhr
Servus
Kollege Lori, du bist temperamentvoll wie ein richtiger Ungar!
Ich habe folgendes geschrieben:
"Die beiden Kreise sind auf der Liste mit den finanzierungsbeduerftigen Zonen in Rumaenien, so wie Vaslui z.B. auch. Die Idee, die beiden Kreise koennten sich ohne Zentralhilfe selber finanzieren, wuerden alle Abgaben, Steuern usw dort bleiben, ist falsch." Das heisst nichts anderes als: dort ist allgemein der Entwicklungsniveau niedrig und eine grundsaetzliche Besserung braucht viel Geld - das kommt entweder von, ich schreibe jetzt meinetwegen Bukarest (Investitionen in der Infrastruktur, Foerdermittel fuer Tourismus usw) oder Privatinvestitionen. Privatinvestitionen brauchen in der Regel a. Infrastruktur b. qualifizierte / unqualifizierte Arbeitskraft - d.h. unter anderem gute Schulen. Wir drehen uns im Kreis...
Du konterst mit einem Artikel aus Cotidianul (dabei schreibt es nirgends dort, dass das lokale Geld eine mittelfristige Entwicklung sichern koennte!), aber vergisst folgendes zu zitieren: "Potrivit aceluiasi raport, din cauza lipsei banilor necesari pentru activitati, firmele harghitene utilizeaza sumele ce reprezinta obligatii fiscale, acesta fiind unul dintre principalii generatori de evaziune fiscala. Totodata, reprezentantii Ministerului Finantelor noteaza la rang de fenomen neincasarea unor venituri, asa-zisele „tepe“, pe care le inregistreaza agentii din judet."
Du pokerst hoch: "brav und ehrlich bezahlen sie die Steuern". Meinst du? "Ehrlich und brav sein" hat mit der Muttersprache wenig zu tun. Ein Rumaene ist nicht unbedingt korrupt, so wie ein Szekler nur des Ungartums wegen auch keine Engelfluegel hat.
Selbstverstaendlich bin ich gegen einer Zentralisierung, so wie sie heute ist.
Und ja, mehrere UDMR Top-Politiker sind korrupt. Rumaenisiert? Ja, die Jungs sprechen jetzt ein besseres Rumaenisch.;)
Servus
Andrei
rio
schrieb am 17.09.2007, 10:58 Uhr (am 17.09.2007, 23:52 Uhr geändert).
lori schrieb: Aber die UDMR- das bemängeln viele Ungarn- hat sich leider rumänisiert. Es entsteht zum Teil der Eindruck, zum Teil gibt es auch belegbare Vorwürfe, dass die UDMR- Leute in Sachen Korruption und Vetternwirtschaft ihren rumänischen Kollegen,in Nichts nachstehen.

Lori


Dieses Phänomen der "Anpassung" der Koalitionspartner die vorher in Opposition lautstark gegen die gleiche Regierungpartei wetterten, mit der sie nun Partner der Koalitionsregierung sind, ist ein allgemeines und betrifft nicht nur die UDMR. Und Tökes würde da sicher keine große Ausnahme machen, vielleicht wäre er in verschiedenen Punkten etwas anders als Bela, aber seine Zähne würden ihm schon gezogen werden, er würde sicher vom Tiger zum Stubenkätzchen mutieren, genauso wie andere auch, bestes Beispiel ist das kleine Land Österreich und Dr. Haider.
In der Opposition ist es einfacher, radikale Forderungen zu stellen, als sie dann als Regierungspartner zu realisieren.
lori
schrieb am 17.09.2007, 15:38 Uhr (am 17.09.2007, 15:54 Uhr geändert).
Hallo Andrei,

Dich ärgert der Begriff "Rumänisierung". Nun, ich habe ihn in diesem Zusammenhang in der rumänischen Presse gelesen. Ausserdem hat er auch eine quantitative Bedeutung: Rumänien ist das korrupteste Land in der EU. Diese Kröte- obwohl Du persönlich damit am wenigsten zu Tun hast- musst Du schlucken. Das hat mit meinem Temperament wenig zu tun... glaube ich jedenfalls!

Zum Komplex Szekler- Unterentwicklung! Im Cotidianul, habe ich den Artikel nicht gelesen, das Interwiew auch nicht, (zu lang, keine Zeit) aber es ist doch auffällig in der Tabelle(Statistik) sehen zu müssen, dass pro Szeklerkopf mehr Geld nach Bukarest fliesst, als umgekehrt. Und das in einer unterentwickelten Region...Natürlich drehen wir uns leider im Kreis: ich bin gegen die Zentrale(Bukarest) und Du suggerierst, dass es ohne diese nicht geht. Es ist aber so, dass Bukarest qua Definition, das ist was es ist:eine Geldsauger- und nicht im gegebenen Masse Geldverteilermaschine. Und dann muss wohl die Definition(die Regeln)geändert werden.

Richtig ist auch, dass die von Dir genanten Keise ohne finanzielle Unterstützung nicht überleben könnten, aber das konnte Bukarest vor wenigen Jahren und Rumänien insgesamt auch nicht. Oder nur so la, la.. Bukarest hat zum Beispiel im Kommunismus- das muss man sich mal vorstellen- Milch aus Siebenbürgen bezogen.In der EU gibt es sogenannte Regionalfonds, und wenigstens diese sollten nicht in bukarester korrupten Händen versickern und in Form von Villen in Băneasa auftauchen.

Gruss
Lori
seberg
schrieb am 17.09.2007, 15:58 Uhr

Dolfi11
schrieb am 17.09.2007, 21:01 Uhr (am 17.09.2007, 21:02 Uhr geändert).
Hallo Lori,

zum Thema Korruption glaube ich, brauchen wir gar nicht mal so weit zu gehen, ein Blick vor die eigene Haustüre reicht schon...

( Vede aşchia în ochiul celuia, dar nu vede bîrna în ochiul lui...)

Das hat schon was...

Welcher Staat vergackeiert nicht das Volk? Ich glaube nicht, das in punkto vera... groß unterschieden wird, wer wie auf den Arm genommen wird...das haben die Rum. Politiker mit sehr vielen anderen Politiker gemeinsam, was aber nicht heißen soll, das es nicht auch Politiker gibt, die aus Berufung handeln...

Auf der anderen Seite, habe ich selten erlebt, wie kompromißlos Mißstände in Rum. aufgezeigt werden...

Insgesammt gesehen glaube ich, sind die Rum. auf einem guten Weg, sie werden es sich schon "richten"...

Man wird noch viele Fehler machen, aber die Richtung stimmt...



Dolfi11
schrieb am 17.09.2007, 21:16 Uhr (am 17.09.2007, 21:17 Uhr geändert).
An Misch39 / Serban und Rio...

Danke für die sehr guten Beiträge...

Gruß Dolfi
Misch 39
schrieb am 18.09.2007, 16:11 Uhr (am 18.09.2007, 17:10 Uhr geändert).
Hallo Allerseits,

Zum Thema Autonomie der Szekler lesen sie hier:
Autonomie nein,Dezentralisierung ja

Das der Präsident Băsescu bei seinem Besuch im Szeklerland Ende August den Szeklern keine Autonomie versprochen hat, aber dafür eine "Dezentralisierung, die alle Regionen des Landes gleichermaßen betreffen soll", eröffnet neue Perspektiven für die Szekler, aber auch für die anderen Regionen des Landes. Nur, der Präsident kann hier wenig umsetzen, denn dafür benötigt er die Regierung und das Parlament; und mit diesen ist er sowieso zerstritten. Ein nochmaliges Überschreiten seiner Kompetenzen, kann er sich nicht mehr erlauben.

Was die Forderungen der Szekler angeht: mehr Zuständigkeit auf kulturellem und sozialem Gebiet (Bildungs-und Gesundheitswesen), sowie beim Ausbauen der Infrastruktur (Verkehrsnetz) und anderen Bereichen (die auf lokaler Ebene besser gelöst werden können), macht Sinn und können auch durch die Dezentralisierung erreicht werden.

Im wirtschaftlichen und steuerlichen Bereich sehe ich das ähnlich wie Şerban. Eine Steuerautonomie kann zweischneidig sein (auf der einen Seite kann es zum Nutzen, auf der anderen zum Nachteil sein). In solchen Fällen sind es immer die größeren und wirtschaftlich entwickelten Regionen, die den Vorteil ziehen. Denn schwach entwickelte Regionen (das Szeklerland gehört auch dazu) haben auch ein kleineres Steuereinkommen und benötigen (um mit den anderen Schritt zu halten) Finanzzuschüße von der Zentrale. Aber woher sollen diese Gelder herkommen, wenn alle Regionen ihre Steuereinnahmen bei sich behalten wollen. Man müsste einen Steuerausgleich unter den Regionen schaffen.

Auch in Deutschland haben wir den "Länder-Finanzausgleich". Dieser sorgt dafür, daß ein Teil der Steuereinnahmen der reicheren Länder (Baden-Würtemberg, Hessen, Bayern, NRW) den schwächer entwickelten Länder (Bremen, Saarland, Mecklenburg-Vorpommern u.a.) zugute kommt. Dies ist im Grundgesetz festgeschrieben, um in allen Ländern den Wohlstand zu sichern. Trotzdem streben sich Bayern und Hessen dagegen und haben in der Föderalismusreform eine Neuregelung erreicht.

Aber Rumänien ist nicht ein föderales Land und wird es auch nicht werden. So kann es passieren , daß bei einer zu stark erweiterten Autonomie, im steuerlichen Bereich, die Szekler das Nachsehen haben könnten. Es muss aber nicht so sein, es kann auch gute Folgen haben für das Szeklerland. Kommt drauf an, wie die Dezentralisierung geregelt wird.

Gruß
Michael
lori
schrieb am 19.09.2007, 22:30 Uhr
Dolfi11 schrieb: Hallo Lori,

zum Thema Korruption glaube ich, brauchen wir gar nicht mal so weit zu gehen, ein Blick vor die eigene Haustüre reicht schon...

( Vede aşchia în ochiul celuia, dar nu vede bîrna în ochiul lui...)





Hallo Allerseits,

Kollege Dolfi

Glaubst Du etwa,dass das was ich schreibe aus den Fngern gesogen ist? Nein, nein, das sind Daten von Transparancy International, eine Organisation die Korruption misst.(ZB:Deutschland auf Platz 17, R0 auf Platz 80, Daten sind vielleicht nicht auf dem neusten Stand, es gibt soweit ich weiss 192 Staaten). Irationale Reflexe("auch bei Euch gibt es Korruption")helfen wohl nicht weiter. Dass die Richtung stimmt, dem kann ich zustimmen.


Kollege Misch,

gute Analyse, aber sehr theoretisch. Denn: kulturelle Autonomie ist de facto gegeben.Unter Dezentralisierung/Autonomie- ich wiederhole mich ungerne- versteht jeder etwas anders. Für mich gilt der Grundsatz: nicht alles via Bukarest- so gesehen ist eine Art Länderfinanzausgleich kein schlechter Gedanke. Allerdings muss auch ein Mentalitätswechsel her: ich rege mich zB. auf,(das ist sehr subjektiv und an den Haaren herbeigezogen) wenn Fussballfans aus der Provinz, die Sympathien zwischen den Hauptstadtklubs teilen, anstatt alles für die eigene Mannschaft zu tun!

Gruss
Lori


Serban
schrieb am 20.09.2007, 10:21 Uhr
Servus
Kollege Lori,

Rumaenien hat in Sachen Foederalismus praktisch keine Erfahrung. Anders als in Deutschland, wo Preussen als staerkster Staat die Vereinigung der Deutschen quasi manu militari bewirkte, ist die "Vereinigung" (ich nenne es mal so) Moldaus mit der Walachei von der damaligen rumaenischen politischen Elite allgemein begruesst. Die Bestrebung, einen stabilen Staat unter nicht allzu freundlichen Bedingungen zu gruenden fuehrt zu einer sehr raschen, von oben nach unten gezwaengter Zentralisierung. Nach 1918 bleibt die Politik die gleiche, speziell weil zwischen Siebenbuergen und das restliche Rumaenien die Unterschiede gewaltig waren.
Diese Zentralisierung hat Auslauefer bis in unserer Zeit.
Gruss,
Andrei
lori
schrieb am 20.09.2007, 16:01 Uhr
Kollege Andrei,

Da spricht der Historiker aus Dir...Wenn keine Erfahrung da ist, ist es höchste Zeit damit anzufangen! Wie gesagt, wogegen die Szekler sich wehren ist die schrittweise Homogenisierung unter der sie im Kommunismus(mehr oder weniger, denn erst kamen andere Städte dran) ausgesetzt waren und jetzt befürchten, dass dies unter dem Deckmantel der Globalisierung geschehen kann. Salopp gesagt: über ihre Köpfe hinweg Industrie- und Handelszentren aufbauen und innerrumänische Migration nolens volens hinzunehmen. Es muss auch mit der schönen Metapher ein Ende nehmen- die habe ich vor etwa 2 Jahren gelesen- "În inima României, la Odorhei, nu se vorbeşte româneşte".(Im Herzen Ro wird nicht rumänisch gesprochen.) Sie werden es schon noch lernen.

Dezentralisierung/Autonomie, werden in den nächsten Jahren dominierende Schlagwörter der europäischen Politik werden. Wie ich schon erwähnte,ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren,dass die grossen westlichen Demokratien, dem Problem nicht gewachsen sind. Wenn ich sehe, dass zB. die Kanzlerin Ungarn, als "kompetenten " Partner für die Kosovo -Frage auswählt, angeblich weil viele Ungarn ausserhalb des Mutterlandes leben, graust mich die Vorstellung, dass sie mit einer vorgefertigten Meinung(Unabhängigkeit) die ungarische Regierung konfrontiert hat. Wenn die ungarische Regierung einem unabhängigen Kosovo zustimmt, ist das eine Steilvorlage an alle Auslandsungarn, in den jeweiligen Ländern Maximalforderungen "jetzt und sofort" zu stellen. Das bedeutet Instabilität.
Belgien- das hat mich in den letzten Wochen sehr überrascht, steht vor einer Zereissprobe.
Man muss Prozesse wie Dezentralisierung/ Autonomie ofensiv , aber mit Augenmass behandeln. Hoffentlich ist Europa bereit, das Problem ernst zu nehmen!

Gruss
Lori
Spongebob
schrieb am 21.09.2007, 08:47 Uhr
seberg
schrieb am 21.09.2007, 11:31 Uhr (am 21.09.2007, 11:32 Uhr geändert).
Spongebob schrieb: Rum. Reporter in Odorhei (rumänisch):

,,Însemnări de călătorie ale unui reporter bucurestean´´


Och spongebob, Lori war doch gerade beim großen, europäischen Gedanken-Entwurf und nun kommst du nun mit diesem provinziell-patriotischen AS-Machwerk…tz-tz…!
lori
schrieb am 22.09.2007, 16:15 Uhr
Hallo Allerseits,

Kollege Spongebob,

den Bericht kenne ich. Dem Reporter unterstelle ich absolut kein nationalistisches Gedankengut, aber ich unterstelle ihm absolute Unkenntniss der Geschichte und der Mentalität im Allgemeinen, in Siebenbürgen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Mitici(Südrumänen)-ich bin etwas despektierlich, aber ich finde den Begriff sehr amüsant, er scheint auch etwas neuer zu sein, denn im Kommunismus kannte ich ihn nicht- Siebenbürgen am liebsten ohne seine Einwohner gehabt hätte. Ausserdem glaube ich, dass ein siebenbürgischer Rumäne, in seiner Mentalität einem Ungarn näher steht als einem Mitic!

Gruss
Lori

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