Erlauchte Plaudereien

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lauch
schrieb am 17.10.2025, 14:19 Uhr
Bloch = Wallach ( Blach)
Heute ist es abwertend aber jeder kennt den Spruch "in der tiefsten Wallachei "( gemeint ist eine Art Pampa, ein unwirklicher Ort). Wallachen wurden die heutigen Rumänen genannt. Das andere Wort, wenn ich das richtig interpretiere ist es eine " kleine Rumäninin"!! Und prompt weiss ich nicht wie man es korrekt auf deutsch nennt. Aber als Beispiel ein Tischchen ( kleiner Tisch).
Wittl
schrieb am 17.10.2025, 14:20 Uhr (am 17.10.2025, 14:24 Uhr geändert).
"Bloch blävt Bloch uch um seandoch uch än der Woch"
Der Spruch ist negativ behaftet, wird von Såksen nur verwendet um Rumänen abzuwerten, genauso auch Verbes= opincar.

Wenn Bloch oder Wallache im "normalen Kontext" steht, ist das umgangssprachlich, und nicht negativ belastet.

Lori,
fliegt oder flucht sie wie eine Bleechän?
Wenn sie fliegt empfehle ich das Buch von J.Remus "der sanfte Flug der schwarzen Damen"

Sollte sie aber fluchen wie en Bleechän, dann ist das wieder abwertend gemeint, zumal die Siebenbürger-Såksen im eigenen Dialekt auch sehr vulgär unterwegs sein können, der Scheessbrijer-Gross äs noch siihr harmlos eosgedreackt...you know.
Rumänen müssen nicht unentwegt veräppelt und degradiert werden, das ist althergebracht, von damals; annoSchnee...als die Siebenbürger-Sachsen sich noch sehr erhaben fühlten.


lauch
schrieb am 17.10.2025, 15:25 Uhr
Wittl hallo,

Das ist mir zu einfach. Abwertende Sprüche kommen bei vielen anderen auch vor. Wo liegt aber der Ursprung? Man könnte ja zB. sagen die Einsatzbereitschaft der Rumänen der unbedingte Wille das Bruttosozialprodukt zu steigern, ist so stark ausgeprägt, dass kein Unterschied zwischen Wochen- und Sonntag gemacht wird.

Den anderen nenne ich jetzt deutsch: ich bin gefallen ( geflogen) wie eine Rumänin. Bewerten möchte ich den nicht, aber irgendwo her muss er doch stammen. Wie etwa " da lachen die Hühner".
Wittl
schrieb am 17.10.2025, 16:32 Uhr (am 17.10.2025, 16:37 Uhr geändert).
der unbedingte Wille das Bruttosozialprodukt zu steigern, ist so stark ausgeprägt, dass kein Unterschied zwischen Wochen- und Sonntag gemacht wird.
hai nu zău 😉

Das mit dem "geflogen wie eine Rumänien" hat, meine ich, einen skurrilen Ursprung, in einer Region der Maramu' hüpfen ältere moppelige Damen, gekleidet mit weit gereihten,langen schwarzen Röcken (weil in Ro auf dem Dorf ab einem gewissen Alter Schwarz getragen wird)
aus dem fahrenden Zug. Das hat sich dort wohl so eingebürgert 😀.
Wenn diese alten Damen aus dem Zug hüpfen, muss das wegen ihren wallenden Röcke wie ein Flug und mehr als amüsant aussehen. Keine der Damen hat je Verletzungen davongetragen. Das machen die nicht nur zum Spass sondern um sich Zeit und Fussmärsche von den weiter entfernten Zugbahnhöfen zu sparen (schätz ich mal)

Könnte vielleicht der Ursprung der Redewendung sein (?)

Joscha Remus hat sein Buch danach benannt.

Nimrod
schrieb am 17.10.2025, 17:46 Uhr
Hallo Leute,
ich bin begeistert und und immer wieder froh, die „erlauchten Plaudereien“ ins Leben gerufen zu haben. Es geht friedlich zu und man erfährt viel Interessantes und Informatives zu Siebenbürgen und Rumänien.
Das Geschehen in dem Buch „Der sanfte Flug der schwarzen Damen“ mit dem Untertitel : „Rumänische Rhapsodien“ ist doch interessant. Der Autor Joscha Remus entstammt einer bukowinisch-moselfränkischen Familie. Schon daß macht neugierig. Das hier vorgestellte Buch gibt es nur noch gebraucht bei diversen Versand-Buchhändlern ( U.a. Amazon für 4,19 €+ 3 € Versandkosten.)
Auch die alten Siebenbürgerinnen trugen schwarze Kleidung. Im Nachkriegsdeutschland waren sie sofort durch diese Kleidung als Flüchtlingsfrauen zu erkennen. An meine Großmutter, die das auch trug, kann ich mit gut erinnern. Eine weitere Besonderheit, im Vergleich mit den einheimischen alten Frauen, war wie sie das schwarze Kopftuch trugen. Es war unter dem Kinn zusammengebunden. Die Frauen hier hatten es im Nacken gebunden.
Vor dem I. Weltkrieg waren die Siebenbürger schon die „Herren im Land“ und die Rumänen die Knechte und Mägde der Bauern. Vom „heschen Bleucheltchi“ sprach man, wenn man eine rassige junge Rumänin sah, im Alter zwischen 15 und 20 Jahren. In Siebenbürgen wurde ja schon früh geheiratet und die Mädchen waren mit 16 Jahren junge Mütter. Man unterschied als Siebenbürger die drei Ethnien auch wie folgt: „der faule Rumäne, der stolze Ungar und der neidische Sachs“. Geflucht wurde, vor allem bei der Arbeit oder einem Missgeschick sehr deftig, meist dann in der rumänischen Sprache. Deshalb gab es auch das Sprichwort: „der Flach dreift’n Plach“ = der Fluch treibt den Pflug! Das sind so Erinnerungen an die Erzählungen meines Großvaters, der Ende des 19. Jahrhunderts geboren ist und dadurch dreisprachig aufwuchs. Muttersprache deutsch, Umgangssprache mit den Knechten und Mägden rumänisch und Staatssprache ungarisch.
lauch
schrieb am 17.10.2025, 19:22 Uhr
Hallo Allerseits,

Wittl Hut ab, das ist plausibel. Von der " mocăniță" abspringen..

Nimrod DEIN EINSATZ, wenn du schon weitergegangen bist. ( danke für die Buchempfehlung) Es muss ja Unterschiede, in der Kleidung bei anderen Flüchtlingen geben( Schlesier, Sudeten, Ostpreußen usw.) Hörensagen: es gab ja gewisse Animositäten zwischen den Gruppen sogar zwischen den Dörfern in der ehemaligen Heimat. Des Weiteren hatte ich von Leuten gehört wie etwa Kaschuben die irgendwie weder Polen noch Deutsche waren. Und nach meinem Dafürhalten dürfte es zu der Zeit viel KAUDERWELSCH gegeben haben.
Wittl
schrieb am 17.10.2025, 19:42 Uhr
Lori,
"die Bezeichnung "Kaschuben" wurde in der Vergangenheit manchmal von deutschen Siedlern in anderen Regionen, wie der Dobrudscha, verwendet, bezogen sich aber nicht auf die eigentliche kaschubische Volksgruppe, sondern auf ihre norddeutschen Herkunftsgebiete"
so das Deutsche Kulturforum östliches Europa e.V..
lauch
schrieb am 17.10.2025, 19:54 Uhr
Wittl,
Ich komme schon noch drauf wer du bist.😉Du bist besser im Kaschieren und ich ziemlich schlecht im dechifrieren.
Nun das mag ja stimmen, aber ich meine bei Grass etwas darüber gelesen zu haben ( weder Polen noch Deutsche). Ähnliches gibt es auch in Ro (Ciangăi) und ich gehe davon aus an vielen anderen Stellen in Europa. Eher vor und unmittelbar nach dem Krieg, als der Wortschatz noch viel kleiner war. Aber das ist nur " meine Theorie ".
Nimrod
schrieb am 17.10.2025, 22:47 Uhr (am 17.10.2025, 22:49 Uhr geändert).
Hallo zusammen, auf lauchs Frage zu der unterschiedlichen Kleidung der Flüchtlinge meine Antwort. In meinem Lebensraum gab es neben den Siebenbürgern in größerer Anzahl eigentlich nur noch Sudetendeutsche aus dem Raum Eger = Egerländer. Diese waren eigentlich bunter gekleidet und gerade die Älteren unter ihnen nicht in diesem schon auffälligen schwarz, wie die siebenbürgischen, alten Frauen.Der Hinweis von lauch zu dem, ich sage es mal so, Konkurrenzdenken unter den Siebenbürgern, ist schon zutreffend. Aber wie schon in meinem vorherigen Beitrag erwähnt, es ist schon etwas dran am „neidischen Sachsen“. Es gab schon Unterschiede.
Weil lauch und Wittl hier auch die Kaschuben erwähnen. Durch meine Interessen an den deutschen Ostgebieten im Allgemeinen und Ostpreußen im Besonderen, habe ich auch von den Kaschuben und der „Kaschubischen Schweiz“ gelesen. Das ist eine hügelige Wald-und Seenlandschaft in der Nähe von Danzig und die Kaschuben sind Slawen und eine ethnische Minderheit. Anscheinend waren sie bei Kriegsende etwas „zwischen den Stühlen“ und haben teilweise ihre Heimat verlassen. Persönlich habe ich aber niemand von diesem Volk kennengelernt.Aus Ostpreußen kenne und kannte ich schon einzelne Flüchtlinge.
Lieber Wittl, du verweist in deinem Beitrag zu diesen „Kaschuben“ auch auf das „Deutsche Kulturforum östliches Europa e.V. Das ist für mich auch interessant. Schaue dir hierzu mal im thread: Hinweis an die Forenteilnehmer, meinen Beitrag vom 30.7.25 an. Da gehe ich etwas ausführlicher auf die Arbeit dieses Vereins ein.


lauch
schrieb am 18.10.2025, 08:50 Uhr
Leute entschuldigt jetzt biege ich mal ganz krass ab. Die Idee ist mir im Jägerforum eingefallen, aber das wäre dann doch noch ungeeigneter. Also heute beschimpfen sich mehr oder weniger gewisse gesellschaftliche Gruppierungen mit " rechtspopulistisch" " woke" und was mich besonders stört " Globalist" als ob das eine Ideologie wäre. Wie jeder mitbekommen hat gibt es einen Konflikt zwischen Ägypten und Äthiopien wegen eines gigantischen Energieprojekts am Nil.( Staudamm) Globale Zusammenarbeit hätte wohl den Ländern in der Umgebung gut getan. So muss man jetzt nationale Egoismen irgendwie ausbaden. Dies bringt mich auf folgenden Gedanken, gefragt sind eher die BANATER SCHWABEN. In Rumänien gab es das Wasserkraftwerk " das eiserne Tor" an der Donau. Ich möchte nicht wissen wieviel Konflikte es mit dem damaligen Jugoslawien wegen des Wasserstands der Donau gab. ( ich glaube die KI gibt das nicht her) Und " ausbaden" mussten das die Flüchtlinge, vermute ich. War Jugoslawien auf Ro sauer, liess es die Flüchtlinge weiter in den Westen. Waren die Beziehungen gut, schickte man die Flüchtlinge zurück. Kann das sein?
Peter Otto Wolff
schrieb am 18.10.2025, 15:04 Uhr (am 18.10.2025, 15:12 Uhr geändert).
Hallo zusammen, bin seit gestern auch wieder aus der alten Heimat zurück (Freck, Bukarest, Kronstadt, wenn ich mal die Episode Krasnodon, Arbeitslager, außen vor lasse! Bin auch angetan von dieser Rubrik, auch dem meist versöhnlichen Ton der Beiträge. Also, Kindheit bis zur Einschulung in Bukarest, in Freck, Avrig, bei Hermannstadt, bei den Großeltern mütterlicher Seits. Auch da gab es, außer den doch sehr zahlreichen Rumänen (Geburtsort des Gh. Lazar), auch Zigeuner des Stammes Corturari und gar 2 deutsche Gemeinschaften verbunden, wie sonst, durch ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken, wie Sachsen und Schwaben, keine Feindschaft! Die Sachsen, mit Kirche aus dem 13. Jhd. mitten im Dorf, vis-a-vis von der späteren Sommerresidenz des Barons Brukenthal, und einer eher böhmischen deutschen Bevölkerung, sprechend stark wienerisch, wie meine Großeltern. Diese Gruppe, meist Glasbläser, kamen im Zuge der Industrialisierung, ca. 175x, der Errichtung von Glasfabriken im waldreichen Oberpormbach und später eben in Freck. Kurz und gut, mir war und ist das Sächsische eine Fremdsprache, das Wienerische näher an Hochdeutsch, natürlich so gelehrt in den Schulen. Die Sachsen wohnten eher im alten Dorfkern, die meisten Böhmer in einer "Kolonie" der zahlreichen Glasarbeiter, wobei die Glaserei sowieso DER Arbeitgeber der Ortschaft war, für alle (außer Zigeuner). Gemischte Heiraten unter den "anderen" Deutschen waren verpönt. Mein Großvater, schon in Rente anno 1945, hatte ein großes Haus von seiner aus Amerika zurückgekehrten Schwester geerbt. Er vermietete einen Teil des Anwesens an den Direktor der Glasfabrik, Ing. Czaki, dessen Familie wochenüber in Hermannstadt weilte. Ein Zimmer des Hauses vermietete er an ein "gemischtes" Liebespaar, später doch Eheleute, sie Sächsin, er Böhme, dessen Enkel um 2010 junger Bürgermeister von Freck wurde (Arnold Klingeis, Fam. verwandt mit meinem Stiefvater und Halbschwester, Goschler). Nun, Sachsen und Böhmer waren sich nicht "grün", wenngleich Arbeitskollegen. Kommt euch bekannt vor? Q.e.d., es gab das Konkurrenzdenken, um nichts! By the way, Arnold Klingeis war nur 4-5 Jahre Bürgermeister, hat danach jedoch die ehemalige Sommerresidenz des Brukenthal in Pacht übernommen, renoviert, ein wunderbarer Ort mit Terrassen zum Alt, Orangerie, seltenem Baumbestand, Glas-Museum, etc. Ein sehenswertes Objektiv, solltet ihr in Hermannstadt sein. P.S. Verbindung zum Thema: der alte Klingeis war ein berüchtigter Freischütz und Angler, in letzterer Eigenschaft durfte ich als Kind assistieren, später bekam ich gar die Schlüssel zur Waldhütte, ca. 6 km außerhalb der Ortschaft, nahe an der Forststraße zur 13 km weiten Poiana Neamtului, ein Zugangsort zum Barcaciu und Negoiu.
Nimrod
schrieb am 18.10.2025, 20:34 Uhr
Lieber POW.
Es freut mich, daß auch sie den freundlichen Umgangston in diesen „thread“, so heißt das ja jetzt neudeutsch, schätzen. Ihren Bericht aus ihrem Leben habe ich mit großer Aufmerksamkeit gelesen und deshalb auch besonders interessant und lehrreich empfunden. Diese Seite von Siebenbürgen war mit bis jetzt überhaupt nicht bekannt. Ich kann nur staunend sagen: Wieder etwas gelernt ! – Ihnen vielen Dank dafür !
lauch
schrieb am 19.10.2025, 12:23 Uhr
Hallo Allerseits,
Morgen gedenken die Ungarn an die Revolution von 1956. Hartgesottene nennen sie auch heute noch Konterrevolution. Da wurden ein paar ÀVOSZ( Stasi, Securitate)- Leute gelyncht.
Das bringt mich zu folgenden Frage- NIMROD tut mir leid-, angesichts der Tatsache, dass wir hier doch eher 50+ Leute sind.

Wann wart ihr zuerst in eurem Leben mit dem Wort securitate konfrontiert? Wer hatte direkt oder indirekt mit der securitate zu tun? Hat jemand in Ro Dossiers angefordert? Erfahrungen damit?
sibisax
schrieb am 19.10.2025, 19:34 Uhr
Herr P O Wolff,war für mich sehr interessant aus ihrem Lebenslauf interessante Sachen zu erfahren.Auf ihren Spuren am Frecker Bach wandelte ich einige Jahre später auch öfter mit Fliegenrute und Kunstfliege um einige Bachforellen zu überlisten.Aber wie es sich für einen Sachsen gehört mit einem Angelschein in den Jahren 79 bis 89.Und Es war sehr schön dort.
Nimrod
schrieb am 19.10.2025, 19:36 Uhr (am 19.10.2025, 19:38 Uhr geändert).
Lieber lauch, nach meinem Kenntnisstand ist der 23. Oktober der Gedenktag an den ungarischen Volksaufstand im Jahr 1956. Das ist auch der ungarische Nationalfeiertag. Ich finde es schon etwas seltsam, daß gerade in diesen Tagen Putin nach Budapest eingeladen wurde. Aber das ist eine Tatsache, die die ungarische Bevölkerung mit der amtierenden Regierung durchstehen muß. In dieser Zeit hat die Erinnerungskultur keinen großen Stellenwert mehr. Das ist hier kein Einzelfall. Ich kann mich noch als Schuljunge an die Hilferufe der Ungarn über die Radiosender erinnern. Weil mein Großvater noch ungarisch konnte, haben wir mitbekommen, worum es damals ging. Das war schon tragisch damals.
Lieber lauch, was hat deine Frage aber damit zu tun, daß ich schon mehr als 50 Sommer hinter mir habe. So jung wie du sind hier bestimmt nicht alle, da sind auch 70 + - Leute dabei. Ja, die rumänischen Verhältnisse mit den Geheimdiensten habe ich, Gott sei Dank, nicht erlebt und dazu kann ich nichts beitragen. 1975 sah ich nur bei meinem Urlaub am Schwarzen Meer in dem Badeort Neptun, wo Ceausescu seine Sommervilla hatte, die Kolonne mit den schwarzen Sowjet-Limousinen. Da waren bestimmt auch solche Leute dabei.

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