Richard Wagner verunglimpft Carl Gibson und SLOMR Temeschburg – und das wider besseres Wissen!

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Don Carlos
schrieb am 17.02.2009, 11:07 Uhr (am 18.02.2009, 11:01 Uhr geändert).
Richard Wagner verunglimpft Carl Gibson und SLOMR Temeschburg – und das wider besseres Wissen!
Gegendarstellung.

In mehreren Kontakten wurde ich innerhalb der letzten Tage darauf hingewiesen, der aus dem Banat stammende Schriftsteller Richard Wagner, Gründer der „Aktionsgruppe Banat“, hätte in einem Leitartikel der „Banater Zeitung“ vom 4. Februar 2009 höchst kritisch auf die „Symphonie der Freiheit“ reagiert. Gleichzeitig wurde mir nahe gelegt, einige Aspekte, die meine Person betreffen und die Freie Gewerkschaftsbewegung SLOMR, deren 30. Gründungstag gerade ansteht, richtig zu stellen.
In seiner Kolumne, von der man nicht weiß, ob es eine Art Rezension sein soll oder nur eine Retourkutsche für die bereits im August 2008 gestartete politisch-moralische Auseinandersetzung rund um die „Spitzelaffäre in Berlin“, wo Richard Wagner und Herta Müller Carl Gibson mit Anwälten und Gericht drohten, stimmt fast nichts bis auf den herablassenden Ton, mit welchem eine Menschenrechtsbewegung und ihre aktiven Akteure lächerlich gemacht und diskreditiert werden sollen.

Weshalb publiziert Richard Wagner seine Replik auf die „Symphonie der Freiheit“, die er seit August 2008 in den Händen hält, gerade jetzt und gerade an seiner alten Wirkungsstätte (Banater Zeitung) in einem Land, wo es kaum noch Leser gibt, die den Bericht in deutscher Sprache nachvollziehen können? Verwehrten ihm die bundesdeutschen Blätter ihre Kolumnen?
Wagner ist ein „Belletrist“, der - ebenso wie seine ehemalige Lebensgefährtin Herta Müller - „Fiktion“ und „Fakten“ nach Lust und Laune mischt. Folgendes ist die Probe aufs Exempel: Wagner schreibt:"



Trittbrettfahrer

Dem Kommunismus mehr Schaden zufügen als Ceauşescu selbst, konnte man in Rumänien beim besten Willen nicht. Selbst sein Hauptkontrahent unter den Schriftstellern, Paul Goma, musste sich geschlagen geben, und ins Exil gehen.
Wegen seines Sonderstatus im Ostblock, den er im Westen zu barer Münze umwidmen konnte, war der Diktator darauf bedacht, je weniger Opponenten hinter Gittern zu haben. So sperrte er die Aufmüpfigen unter den namhaften Intellektuellen in der Regel nicht ein, sondern aus. Wer damals in Rumänien etwas bewegen wollte, musste sich tarnen.

Das führte dazu, dass man der Propaganda mit der Metapher begegnete, nach der in der Folge eifrig gesucht und nicht selten auch gefahndet wurde. In der Entschlüsselung lag sowohl die Stärke als auch die Schwäche der Opposition. Das Publikum verschaffte sich ein Ventil für die eigenen Sorgen, während die Geheimpolizei das entlarvte Wort zu den Akten nahm. Die ganz und gar unbelehrbaren Bilderfinder jagte man schließlich davon, in der Hoffnung, dass sie das Geschäft des Diktators und seiner Partner nicht weiter stören würden.
Auch gab es gar nicht wenige, die gerne davongejagt werden wollten. Nur waren das nicht die Oppositionellen. Sie traten aber, um ihr ansonsten legitimes Ziel, die Ausreise, zu erreichen, als Oppositionelle auf, als Trittbrettfahrer.

Ein solches Beispiel stellt die Temeswarer Filiale der 1979 gegründeten und sofort zerschlagenen freien Gewerkschaft Rumäniens SLOMR dar.
Der regionale Ableger der Organisation bestand fast zur Gänze aus Banater Schwaben, die ihre Ausreise beschleunigen wollten. Sie unterzeichneten ein Papier, das der damals 19jährige Carl Gibson aus Sackelhausen herumreichte, und das umgehend vom Sender Freies Europa verlesen wurde.
Damit war der Zweck für die Unterzeichner erfüllt. Sie wurden allerdings von Miliz und Securitate brutal vernommen und unter Beobachtung gestellt.

Die meisten von ihnen sind mit Todesmut dann doch über die hoch gefährliche grüne Grenze nach Jugoslawien entkommen.
Die Initiatoren Gibson und Ludwig wurden für sechs Monate inhaftiert. Sie konnten anschließend ausreisen. So weit so gut.

Wäre da nicht eine Kleinigkeit. Carl Gibson rechnet sich seither zur Opposition, er behauptet sogar einer der ganz wenigen wahren Regimekritiker gewesen zu sein. Die entsprechenden Akten bei der CNSAS hat er allerdings bisher nicht studiert. Angeblich könne man in Bukarest nicht für seine Sicherheit garantieren. Verzeihen wir ihm diese originelle Vorstellung: Der Mann war seit seiner Ausreise 1979 nicht mehr in Rumänien.

Fazit: Auch dem Antikommunismus lässt sich Schaden zufügen, und zwar wie unser Beispiel zeigt – leichter als dem Kommunismus. Man muss bloss das Trittbrett zur Kanzel erklären.

Richard Wagner
(Banater Zeitung, Mittwoch, 4. Februar 2009)"

Ende des Zitats.



Fast pünktlich zum 30. Gedenken an die Gründung und Niederschlagung der ersten größeren „Freien Gewerkschaft“ in Osteuropa (vor Solidarnosc in Polen), der SLOMR, erschien das Buch „Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur“, in welchem Carl Gibson erstmals die Geschichte der Oppositionsbewegung in Temeschburg in allen Details beschreibt.

In dem mehr als 400 Seiten starken Buch, das sich der kommunismuskritischen Bürgerbewegung bis zur Revolution bzw. bis zum Sturz des Diktators im Spätherbst 1989 widmet, wird mehrfach die Frage erörtert, wer unter den Oppositionellen Rumäniens sich zu den wahren und wahrhaftigen „Dissidenten“ zählen darf.

Richard Wagner und seine frühere Lebensgefährtin Herta Müller erscheinen in der „Symphonie der Freiheit“ als Mitläufer des Systems, als bewusste Opportunisten, die – nach Richard Wagners Ausspruch „keine Dissidenten“ sein wollten und die die real sozialistische Gesellschaft, in der sie lebten, bestenfalls mit hermetischen Metaphern und surealistischen Gaukelbildern verändern wollten – und dies auch noch, wie Wagner heute betont, unter der Tarnkappe versteckt!

Statt die Kommunisten zu bekämpfen und für ihre existentiell bedrohte ethnische Minderheit einzutreten, statt die Verbrechen der Kommunistischen Partei und ihres Repressionsapparates Securitate offen zu legen und diese zu werten, fühlten sich Richard Wagner und Herta Müller vielmehr berufen, die Rückständigkeit ihrer schwäbischen Landsleute im Banater Dorf an den Pranger zu stellen und eine bedrohte Minderheit auf Dauer zu diffamieren.
(Siehe:u. a. Die Kurzgeschichte"Grabrede" in " Niederungen".

In der „Symphonie der Freiheit“ wird diese für die Mehrheit der Banater Schwaben schwer nachzuvollziehende Haltung scharf missbilligt und als Stütze des totalitären Systems interpretiert.
Carl Gibson klagt an (Kapitel "J#accuse")– und er ist auch heute nicht bereit zu vergessen, was gestern war.Die Opfer der Kommunistischen Weltanschauung sprechen dagegen und klagen mit an.

Welche geistig-moralische Autorität hat ein Schrifsteller, der viele Jahre Mitglied der Kommunistischen Partei war? Aus der Sicht eines Opfers der Diktatur:Keine!

Fakt ist:

Der langjährige Kommunistische Partei-Genosse Richard Wagner trat im Jahr 1972 der RKP bei und war im Jahr 1984 immer noch in der Monopolpartei,
und dies zu einem prekären Zeitpunkt, als Rumänien bereits im Chaos versank und die meisten Deutschstämmigen, Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen bereits in die Bundesrepublik ausgereist waren.
Fragen stellen sich, die jedermann beantworten kann, wenn er unter anderem auch die "Beweismittel" studiert, die sich unter: www.gibsonpr.de auf meiner Homepage befinden, Stichwort: "bilddokumenation/Hintergrund".
Carl Gibson, ein "Trittbrettfahrer" der Opposition?

Wer hat die Kommunisten bekämpft, Carl Gibson oder Richard Wagner?

Wer war seit 1977 bis 1979 mehrfach in Haft, Gibson oder Wagner?

Wer schloss sich der humanitären Bewegung von Paul Goma an, Gibson oder Wagner?

Wer konzipierte SLOMR-Temeschburg und führte den Plan aus, Gibson oder Wagner?

Wer ging ein halbes Jahr hinter Gittern, Gibson oder Wagner?

Wer brachte im Jahr 1981 die Klage der CMT bei der ILO der UNO gegen Diktator Ceausescu
in seinem Namen und unter höchstem persönlichen Risiko ( Lebensgefahr, damals bombte der Terrorist Carlos im Auftrag der Securitate bei RFE in München!) auf den Weg und hielt sie 4 Jahre aufrecht, Gibson oder Wagner?

Richard Wagner, 1984 immer noch in der Partei, wohl weil er ignoriert hatte, dass im Jahr 1979, als Carl Gibson im Gefängnis saß, allein in einer Nacht- und Nebel-Aktion der Kommunisten innerhalb von zwei, drei Tagen ca. 50 000 Menschen „Parasiten der Gesellschaft“ willkürlich verhaftet, abgeurteilt und in die Gefängnisse geworfen wurde, war in Sorge um eigene Privilegien, weniger um das Verändern der Gesellschaft über "Metaphern".
Wann begann seine Opposition? Wie gestaltete sie sich? Und wann distanzierte er sich zum ersten Mal von der RKP, indem er aus der "verbrecherischen" Organisation austrat?

Gibsons "Papier" (und Liste), das übrigens nie von RFE ( Europa Libera) verlesen wurde, verhalf mehreren Dutzend Menschen in die Freiheit.

Alle Personen, die stellvertretend für ihre Familien die Temeschburger SLOMR-Gründungserklärung unterzeichneten, durften ausreisen, und ohne die privaten Kopfgelder aufbringen zu müssen, innerhalb kurzer Zeit, wenn sie es wollten, mit Kind und Kegel, mit Mann und Maus.

Die Banater Großfamilien Ludwig, Wolf, Reiter, Gängler u.a. sowie Einzelpersonen und späte "positive Trittbrettfahrer", die sich bewusst mit der SLOMR-Aktion solidarisierten, ohne zu unterzeichnen, gelangten so in den Westen - und nicht, wie Wagner suggeriert, über die lebensgefährliche "grüne Grenze".

Stellvertretend ( fütr alle) bestraft wurden nur Carl Gibson, damals 20 Jahre alt, ( der Planer der Aktion) und Erwin Ludwig, der aktiv mithalf, die SLOMR-Gründung zwischen dem 30. März 1979 und dem 4. April 1979 (Verhaftung aller Teilnehmer) durchzuführen.
Gibson und Ludwig "büßten" auch für die anderen mit.
Wie viele Personen aus dem Banat verdanken Richard Wagner, der Gibsons Liste als Lappalie verhöhnt, bzw. Herta Müller ihre "Freiheit"???
SLOMR-Temschburg wurde zwar von Gibson konzipiert; nach außen repräsentiert aber wurde die Bürgerbewegung SLOMR durch Prof. Dr. Fenelon Sacerdoteanu, früher Leibarzt im Palast von König Karl von Rumänien, Oberst im Russlandfeldzug.
Dr. Sacerdoteanu, Spross einer philanthropischen Bojarenfamilie aus Costesti/ Vilcea, wollte nie sein Vaterland verlassen und ausreisen. Er ist auch nie ausgereist. Er repäsentierte SLOMR als Rumäne und aus Prinzip, weil er die Idee gut fand und weil er ca. 10 Jahre in stalinistischer Haft verbracht hatte.

(Noch vor der Verfassung der "Symphonie der Freiheit" tauchten tatsächlich auch "negative Trittbrettfahrer" auf - wie jener Herr Kneip-, die die SLOMR vom Hörensagen kannten und doch als Zeitzeugen auftraten, um ihre Gründung zu beschreiben. )

Doch wer ist in Wirklichkeit ein „Trittbrettfahrer“ der Opposition und der Dissidenz?

Carl Gibson, der seit 1976 als liberaler Demokrat an seiner deutschen Identität und an der Leitnation „Bundesrepublik Deutschland“ und als Leitnation der Freiheit auch an der USA unter Präsident Jimmy Carter festhielt (dafür gibt es viele Zeugen)
– oder Richard Wagner, der die Bundesrepublik und den kapitalistischen Westen früher mit Skepsis beäugte, statt die humanistische Wertegemeinschaft zu sehen?

Fakt ist darüber hinaus:

Richard Wagner und Herta Müller, die im totalitären Rumänien Ceausescus keine „Dissidenten“ sein wollten und auch keine waren, änderten ihre Meinung schnell, als sie 1987 doch noch in der Bundesrepublik landeten, ohne wirklich anzukommen.

- Und das, nachdem Mentor und Mäzen Nikolaus Berwanger von der „Neuen Banater Zeitung“, (deren Nachfolge-Blatt „Banater Zeitung“ jetzt die Attacke auf Carl Gibson druckt und in Umlauf bringt) bereits 1984 aus dem Arbeiterparadies der Kommunisten davongelaufen war.
Wohin? In die BRD natürlich!

Gedeckt vom Schutzschild des damals gleichfalls ausgereisten Kollegen und Aktionsgruppenmitglied William Totok, der für seine Überzeugungen als wirklicher Dissident 8 Monate Haft erduldete, (und der seit 2007 sehr engagiert über Carl Gibson und SLOMR an unterschiedlichsten Stellen berichtet hat), schlüpften Richard Wagner und Herta Müller doch noch in die Rolle von verfolgten Andersdenkenden und „Dissidenten“ –
und gefielen sich in der neuen Rolle, weil sie in Deutschland plötzlich Akzeptanz brachte und ein neues Image des gewendeten Halses.

Wer blieb bei seiner Haltung – und wer wendete den Hals und wechselte die Farbe wie ein Chamäleon, Carl Gibson oder Richard Wagner und Herta Müller?

Verkehrte Welt auch hier?

In der „Symphonie der Freiheit“ wurde alles differenziert erörtert.

Was die antikommunistische Opposition von Carl Gibson betrifft – es gab ein "Davor" (bis zu SLOMR), das zwei Jahre Opposition bedeutete und im 2. Band der Symphonie beschrieben ist – und es gab ein "Danach" im Westen:

die UNO-Klage gegen Ceausescu, die Wagner verschweigt, obwohl er sich damit beschäftigt hat, beweist es.(Dokumenation im Internet in 4 Weltsprachen abrufbar!)

(Wir tauschten im August 2008 mehrere Fakten klärende Emails aus. Nur vergaß Wagner, das letzte Email aus der Reihe zu beantworten.)

Es mutet menschlich schäbig an, wenn Richard Wagner am entlegenen Ort in der Peripherie Europas einen Trivialisierungsversuch unternimmt, der der Person Carl Gibsons und der Menschrechtsbewegung SLOMR gleichermaßen schadet.

Aber mir ist nicht Bange – meine Positionen sind inzwischen bekannt; und die Wahrheit, jenseits einer zu interpretierenden Metapher, ist auf meiner Seite.

Jedermann kann die Fakten überprüfen, den Dingen auf den Grund gehen und die Wahrheit ans Licht heben.

Noch ein Wort zur CNSAS: Die Materie und was ich davon halte, wurde ausgiebig in dem Buch thematisiert, auch das Warten auf meine Rehabilitation.

Zum Thema Rumänien-Tourismus: Wer mehrfach schwerwiegende „Morddrohungen“ erhalten hat (wie ich vor und nach der Ausreise!), der überlegt es sich gründlich, ob er sich dem Machtbereich der Securitate- Nachfolger ausliefert.

Es gibt gewichtige Indizien, die mich annehmen lassen, dass führende Köpfe der Freien Gewerkschaft von Securitate-Schergen gezielt ermodert wurden, etwa Nicolae Dascalu, der die UNO-Klage gegen Ceausescu seit 1981 mit stützte.

Ein Spazierenfahren nach Bukarest wie Herta Müller, kann ich mir nicht leisten, nur um mit einer Geschichte zurück zu kommen: ich sei verfolgt worden.

Die Zeit der Mythen und der Selbstmythisierungen ist vorbei. Jetzt sprechen nur noch die Fakten und das konkrete Agieren. Wo sind die Beweise für Herta Müllers und Richard Wagner Opposition? Wann setzte sie ein?

Und war Herta Müller auch in der Partei?
Wer das westliche Wertesystem tadelt, lieber Kollege Wagner, damals und heute, der sollte seine „moralische Integrität“ schon unter Beweis stellen!

Außerdem erwarte ich von einem Schriststeller, der schon einmal "eine ganze Woche" in der U-Haft-Zelle saß, etwas Empathie bei Folteropfern der Diktatur.
Wissen Sie, was Folter bewirkt, Herr Wagner? Haben Sie sich irgendwo kritisch zu Guantanamo geäußert? Und was ist mit Popa Sapaca, Gherla, Sighet, Jilava?

Wer schon einmal ein paar Ohrfeigen bekommen hat, bevor er das Heil suchte und kein Dissident mehr sein sollte, der wird sicher nicht von einem "Folteropfer" erwarten, das es an die Stätte der Folterung freiwillig zurück kehrt!

Soviel psychisches Einfühlungsvermögen sollte schon sein bei einem Geist, der anderen von der Kanzel herab etwa über das Fähnlein der Aufrechten erzählt, dabei aber vergisst, dass der Schuss von der Kanzel auch nach hinten losgehen kann.


Ich erwarte, dass die „Banater Zeitung“ (eine Zeitung ohne erreichbare Redaktionsstube und Email bzw. homepage - wie ihre Autoren auch)
insofern das Rumänische Presserecht so etwas überhaupt vorsehen sollte, diese knappe Gegendarstellung öffentlich macht. Meine Emails an ADZ und Banater Post kamen als Daemon zurück!
Ist das freie Kommunikation nach der Revolution?

Dokumente zur Symphonie unter: http://www.gibsonpr.de
Dort besonders: "Bilddokumentation" mit Fotos zum Widerstand, Gerichtsurteil, Personen aus OTB, SLOMR etc.

Ich bin heilfroh, die "Beweise" zur "symphonie der Freiheit" und zur Geschichte der SLOMR rechtzeitig ins Internet gestellt zu haben!

Carl Gibson, Zeitzeuge und Philosoph, Autor: „Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur.



Don Carlos
schrieb am 18.02.2009, 14:07 Uhr
Aus Gründen des Selbstschutzes und um eine Diskreditierungskampagne gegen mein Werk „Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur“ zu verhindern, habe ich mich entschlossen, den Emailverkehr zwischen mir, Carl Gibson, und Richard Wagner zu veröffentlichen. Er erscheint in der Form, wie er in das unten zitierte Manuskript eingearbeitet wurde mit Kommentaren, die sich zum Teil noch auf die Debatte Gibson versus Richard Wagner /Herta Müller beziehen, die im August in den Foren der „Siebenbürgische(n) Zeitung“ lebhaft diskutiert wurden.
Richard Wagner und Herta Müller sind öffentliche Personen. Nach meiner Auffassung von recht und Moral hat die Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland, die beide Schriftsteller geehrt hat, auch ein Recht zu wissen, wie beide Persönlichkeiten der neueren Zeitgeschichte denken und handeln.


Auszug aus:
Von der Wahrheit der Lüge
Oder
Der Fall Herta Müller aus politischer und moralischer Sicht – eine Öffentliche Angelegenheit


Nachdem sie lange ausgeharrt und geschwiegen hatten, meldeten sich Herta Müller und Richard Wagner dann doch noch bei mir – am Tag meines ersten ausführlichen Kommentars und legten damit offen, dass sie beide in der „Symphonie der Freiheit“ geblättert und vor allem die Kapitel, in welchen sie persönlich erwähnt werden, gelesen hatten.
Und die beiden „Gerechten aus Berlin“ meldeten sich bei mir – wie sollte es anders sein, nicht mit einem Paukenschlag wie in der Haydnschen Symphonie, sondern so, wie es bei den rumänischen Kommunisten in der Kaderpartei üblich war, wenn es um die Einschüchterung Andersdenkender und systemimmanenter Dissidenten ging: beigebracht hatten:

Mit einer Drohung!

Feine Moralisten, diese Gerechten aus Berlin!

In dem Email vom 9. August 2008 schrieb mir Richard Wagner auch im Auftrag und im Namen von Herta Müller folgendes:


Sehr geehrter Herr Gibson,


anlässlich der Lektüre Ihrer "Symphonie der Freiheit" und Ihrer Leserbriefe auf der Website der "Siebenbürgischen Zeitung" stelle ich fest, dass Sie in großer Sorge sind, was die Frage der Dissidenz von Herta Müller, mir, der Aktionsgruppe und des AMG-Kreises betrifft.

Sie haben, wie Sie behaupten, mit 18 die SLOMR in Temeswar gegründet. Das hat Ihnen ein halbes Jahr Gefängnis eingebracht und den Pass. Mit 20 waren Sie im Westen und sind dort auch geblieben. Wie wollen Sie also unsere Tätigkeit in der Aktionsgruppe und vor allem im AMG-Kreis, in den achtziger Jahren, beurteilen?

Unser Ziel war es, in beiden Fällen, einen öffentlichen Raum der Kritik zu schaffen, in dem die Menschen die literarische Moderne kennen lernen und ausprobieren, und gewissermaßen auch die Fähigkeit zur Debatte erwerben konnten, was dem Geheimdienst nicht entgangen ist.

Darüber geben mittlerweile auch die Akten ausreichend Aufschluß, die man uns bis vor kurzem vorenthalten hat. Dass Herta Müller ihre Akte noch nicht bekommen hat, liegt nicht an ihr sondern an den rumänischen Behörden. Sie hat mittlerweile Ihren dritten Antrag auf Akteneinsicht gestellt.

Da meine eigene Akte mir vor zwei Monaten ausgehändigt wurde, liegt im übrigen auch jetzt schon Material genug vor, mit dem sich unsere Tätigkeit in Rumänien und unsere Verfolgung durch den Geheimdienst belegen lässt.

Und auch über Rumänien hinaus. Nicht zuletzt, was die Diskreditierungsmaßnahmen betrifft, die man gegen uns nach unserer Ausreise in der Bundesrepublik angewandt hat. Ich sage Ihnen vielleicht nichts Neues, wenn ich Ihnen mitteile, dass Ihre Argumentation gegen uns zumindest sinngemäß in diesen Plänen der Securitate vorkommt. Sie befinden sich in einer bemerkenswerten Tradition.

Damit aber komme ich abschließend zum Grund meines Schreibens an Sie: Ich fordere Sie auf von weiteren Unterstellungen und Behauptungen abzusehen, die den Tatbestand der Verleumdung erfüllen. Wir werden durch unsere Anwälte ihre öffentlichen Äußerungen prüfen lassen. Sollten Sie Ihre rufschädigenden Ausführungen nicht einstellen, werden wir gerichtlich gegen Sie vorgehen.

Mit freundlichen Grüßen
Richard Wagner


„Wir“ werden gegen Sie vorgehen! Wir, die „Gruppe“! Wir, die wir uns immer schon zusammen rotteten, um stärker zu sein, um unsere Individualität der Gruppendisziplin zu unterwerfen und der Kollektiv-Wirtschaft, wir werden … die die Meute auf Sie hetzen … und die Bluthunde!
So kam das bei mir an – als unverhohlene Drohung!
Wenn Du dich mit uns bereits etablierten Geistern anlegst, dann werden wir dich fertig machen, so ganz rechtstaatlich … mit Anwälten, Klagen und vor Gericht!

Ich war beeindruckt, nach 30 Jahren auf diese Weise mit meinen Landsleuten und literarisch Kreativen aus dem Temschburger Banat konfrontiert zu werden. Spontan – und ohne meine Anwälte konsultiert zu haben, denn ich habe keine – schrieb ich noch am gleichen Tag ein paar Worte zurück:


Sehr geehrter Herr Wagner,


Eine formale Frage vorweg: Erfolgt die Androhung rechtlicher Konsequenzen bzw. das Verpassen eines Maulkorbs auch im Namen von Frau Herta Müller?

Sprechen Sie generell für die Dame?

Die Nachricht hat mich zu Tode erschreckt!
Was, wann und zu welchem Thema darf ich noch etwas sagen?

Muss ich vorher ein Bittgesuch einreichen und meine Thesen mit Ihnen abstimmen?

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ein „Dichter“ mit dem „Gericht“ droht und mit „Anwälten“ – und einen Maulkorb von Kollegen einfordert!

Hätten Sie Heine, Lenau, Nietzsche auch einen Maulkorb verpasst?
Und Brecht?

Hätte ich nach „Niederungen“ auch klagen sollen und nach der Besprechung von Delius?

Ist das der neueste Umgang zwischen freien Geistern?

Wenn Sie klagen wollen, dann bitte!
Das beeindruckt mich sehr!

Am Ende wird etwas mehr Wahrheit da sein als im Augenblick.

Ich hätte gerne alles Faktische vorher ausdiskutiert – es sollte nicht sein.

Frau Herta Müller hat meine Anfrage nicht beantwortet.

Auch bedauere ich es sehr, dass wir "so" in Kontakt treten.

Es gab Möglichkeiten, uns zusammen zu bringen. Etwa beim Dialog über Berwanger im IKGS.

Noch eine Richtigstellung:
ich habe überhaupt nichts gegen die Mitglieder der einstigen Aktionsgruppe Banat,

auch nichts gegen den AMG-Kreis ( bis auf eine ambibalente Haltung zu dem toten Berwanger.

Und ich habe auch nichts gegen Sie persönlich oder gegen die Texte, die Sie veröffentlicht haben.

Nur werden Sie mir gestatten, dass ich ihre damalige Haltung – insofern sie mir aus der Fachliteratur bekannt ist – auch geistesgeschichtlich werte.

Als „Philosoph“ erlaube ich mir auch, in eine zeitspezifische Diskussion über die „moralische Integrität“ einzelner Persönlichkeiten der Zeitgeschichte einzugreifen – und auf einen Offenen Brief zu antworten wie in der SbZ.

Das ist ein Grundrecht, das mir die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland garantiert.

Wenn Sie glauben, dass meine „freie Meinungsäußerung“ mit ihren Persönlichkeitsrechten kollidiert, dann können Sie mich gerne verklagen.

Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich Ihre „Androhung rechtlicher Konsequenzen“ auch öffentlich bekannt mache!

Auch in Namen von Frau Herta Müller?

Ich habe 30 Jahre geschwiegen und ein Buch über Lenau veröffentlicht, ohne Lust, jemanden zu beleidigen oder Streit zu suchen.

Auch jetzt will ich keinen Streit, keine Konfrontation und keine Eskalation!

Tragen wir die Materie doch in einer kritischen Diskussion aus – öffentlich.

Mir geht es nur um die „historische Wahrheit“, die Voraussetzung für eine Vergangenheitsbewältigung ist.

Ich will keinem etwas Unwahrhaftiges unterstellen, keinen verleumden oder beleidigen.

Das war noch nie meine Art. Von Naturell her bin ich sehr konziliant; doch wenn es sein muss, dann bin ich auch ein Kämpfer.

Auch das dürfte aus der „Symphonie der Freiheit“ ersichtlich sein.

Ich hoffe, sie haben mehr gelesen als nur jene Polemik, zu der mich Frau Herta Müller „stilistisch“ ermutigt hat.

Beste Grüße Carl Gibson


Nachdem Richard Wagner zur Kenntnis genommen hatte, dass mich die „Androhung rechtlicher Konsequenzen“ ebensowenig beeindruckt wie das Aufhetzen der Meute gegen mich, und nachdem er vermutlich auch erkannt hatte, dass es mir nicht um irgendeine primitiv-boshafte Auseinadersetzung geht, sondern vielmehr um eine prinzipielle und ethische, nahm er die „Symphonie der Freiheit“ wieder in die Hand, um dort nach irgendwelchen Ungereimtheiten und bloßstellenden Belastungselementen zu suchen.

Da ich nur der Wahrheit verpflichtet und wissenschaftlich gründlich gearbeitet hatte, konnte er in meinem Werk nichts finden, was er auf Anhieb gegen mich ins Feld führen konnte, um meine Glaubwürdigkeit zu erschüttern.
Im Gegensatz zu Richard Wagner, war ich nie in der RKP, wollte nie ein loyaler Staatkritiker sein, sondern ein bewusster Opponent – und im Gegensatz zu ihm saß ich oft in der Zelle, einmal gar ein halbes Jahr!

Nachdem er gerade mir „Unterstellungen“ vorgeworfen hatte, schritt jetzt er zu massiven „Unterstellungen“ aller Art, indem er, der andere anklagende Gerechte aus Berlin, nun mir vorwarf, ein „Denunziant“ zu sein.

In dem Email vom 10? Schrieb mir Wagner:


Sehr geehrter Herr Gibson,

daß Sie sich auf die Meinungsfreiheit berufen, gefällt mir gut, zumal Sie aus politischen Gründen einer Schriftstellerin einen Literaturpreis aberkennen wollen. Es gab im Übrigen im Zusammenhang mit dem Preis der Adenauerstiftung eine Hetzkampagne gegen Herta Müller, an der wohl auch Sie als Briefeschreiber, meinungsfroh und durchdrungen von den Tugenden des Grundgesetzes, teilgenommen haben.

Sie denunzieren nicht? Sie tun es unentwegt. Wie ist denn die Passage über Ortinau und mich auf S. 361 Ihres Buches zu verstehen: (...) Wagner und Ortinau aber kamen recht glimpflich davon. Weshalb, fragte man mich damals in der Szene. Wie hatten Sie es geschafft, so schnell freizukommen?"

Ist das nicht eine Unterstellung, mehr noch, eine Verleumdung? Wie wäre es mit etwas Ähnlichem in Bezug auf Ihre Person: "Wie hat Carl Gibson es geschafft schon nach einem halben Jahr freizukommen? Wie kam es überhaupt zu seinen Gesprächen mit Gerhard Ortinau, der damals von der Securitate observiert wurde?" Würden Sie das auch als "geistesgeschichtliche Wertung" gelten lassen?

Ich habe Sie aufgefordert von weiteren Unterstellungen und Behauptungen abzusehen, die den Tatbestand der Verleumdung erfüllen. Ich wiederhole: Sollten Sie Ihre rufschädigenden Ausführungen nicht einstellen, werden wir, also Herta Müller und Richard Wagner, gerichtlich gegen Sie vorgehen.

Wenn Sie nun diese Androhung juristischer Konsequenzen ohne den von mir vorgetragenen Kontext in die Welt hinausposaunen wollen, so werde ich Sie nicht daran hindern, wäre es doch nichts weiter als ein weiterer Beweis für Ihre bereits zur Genüge dokumentierten denunziatorischen Absichten.

Mit freundlichem Gruß
Richard Wagner


Wie kurzsichtig manche Leute doch sind. Herta Müller und Richard Wagner „denunzieren“ andere, ganz egal ob schuldig oder unschuldig, und zwar unter dem Deckmäntelchen der Moral, wobei sie sich selbst als die „Gerechten“ empfinden, vergessen aber, das gleich Maß an sich selbst zu legen.

Darf einer, der mehr als ein Jahrzehnt einer totalitären Partei huldigte, sich überhaupt auf Moral berufen?
Genießt er überhaupt noch eine moralische Kreditwürdigkeit oder das, was er schreibt?
Wohl kaum!

Und Herta Müller, die von Anfang an Zwietracht unter ihren Landsleute provozierte, statt auf Versöhnung zu setzen, darf sich ebenso wenig auf Moral berufen.

Moralisch und politisch integer sind die beiden „Gerechten aus Berlin“ – dieser köstliche Ausdruck stammt leider nicht von mir - auf keinen Fall!
Und die Pseudoglaubwürdigkeit, die sie sich durch konsequentes Wenden des Halses und Färben des Fells erarbeitet haben, zählt nur bei den Desinformierten und bei den Gutgläubigen im eigenen Fan-Club.

Als der entrüstete Aufschrei der beiden „Gerechten aus Berlin“ erfolgte, erreichten mich die Zuschriften gut informierter Insider, Schriftsteller und Journalisten, die beide zum Teil aus der Vergangenheit kennen und ihr Oeuvre und Wirken seit den Anfängen verfolgen, nicht ohne unter den Selbstinszenierungen zu leiden.
Die Betroffenen reagierten verbittert – und sie erkannten die egomanischen Absichten der Gerechten sowie ihr Heuchelei, sprich ihr Messen mit zweierlei Maß; außerdem sahen sie den an den Tag gelegten Opportunismus, gerade jetzt zwei Namen zu nennen und andere längst bekannte Kollaborateure des Alten Regimes in der Ceausescu-Diktatur zu verschweigen, sprich zu tolerieren.

Steht es den beiden „Gerechten aus Berlin“ zu, selbst zu entscheiden, wer wann zur Steinigung frei gegeben wird – und wessen Verfehlungen duldsam mitgetragen werden?

Die Beiden werden doch nicht so dumm sein und Sie verklagen, schrieb mir ein Schriftsteller fast wörtlich und ergänzte folgerichtig, dann würde doch noch mehr Wahrheit an das Licht kommen.
Wie wahr, wie wahr!

Im Kampf eines in der bundesdeutschen Öffentlichkeit nahezu Unbekannten, namentlich Carl Gibson, Philosoph und Autor, ferner Dissident und Widerstandskämpfer gegen die Ceausescu-Diktatur, empfanden sich die beiden links-antifaschistisch gestarteten Schriftsteller als stark und souverän.
Nur vergaßen sie dabei, dass der mit dem alten recht des Stärkeren ausgestatte Goliath nie gegen David triumphieren kann, wenn auf Davids Seite die Wahrheit steht, die Gerechtigkeit und die Freiheit, darüber hinaus auch noch die intellektuelle Kraft, diese Tugenden und Werte durchzusetzen.

Hatten die beiden „Gerechten aus Berlin“ endlich ihren Meister gefunden, endlich einmal eine rare Gestalt, die kein Dreck am Stecken hatte, die keine Leichen aus der Vergangenheit zu verbergen hatte, einen Kämpfer, der es mit beiden aufnahm, eben weil es aus prinzipiellen Erwägungen sein musste – weil endlich einmal Schluss sein musste mit dem ewigen Versteckspiel, mit mythischen Inszenierungen und mit Pseudowahrheiten?

Was blieb da noch anders übrig, als Carl Gibson zu diffamieren und seine Glaubwürdigkeit a priori zu untergraben?
War die „Symphonie der Freiheit“ doch noch zu verhindern, tot zu schweiegn oder wenigstens klein zu halten?

War die freie Meinungsäußerung und dieses schon in der Symphonie der Freiheit formulierte Zolasche J’accuse des Carl Gibson im Internet noch zu stoppen?

Vielleicht mit einer Intensivierung der Drohungen?
„Wer aus dem Kommunismus kommt, eine Diktatur reell erlebt hat und dann, in der Demokratie angekommen, anderen freien Geistern droht und Ihnen das Wort verbietet, der hat nichts begriffen“, sagte mir mein alter Streitgefährte, als er von den Androhungen Müllers und Wagners hörte.

Mancher kritische Zeitgenosse bestätigte mir in jenen Tagen, dass ich richtig lag und dass die Debatte im Hinblick auf eine endgültige Wahrheitsfindung und Vergangenheitsaufarbeitung weiter gehen musste. Was bei Nobelpreisträger Günter Grass möglich war, sollte bei Kandidatin Herta Müller nicht scheitern.

Also schrieb ich Richard Wagner, dem Sprecher oder Privatsekretär von Herta Müller, folgende Worte:


Sehr geehrter Herr Wagner,


weite Teile der Materie AGB und des AMGK, die ich erst für Band 2 der Symphonie vorgesehen habe, sind noch in Manuskriptform und unveröffentlicht.

Wenn Sie mehr in der "Symphonie der Freiheit" gelesen haben, dann werden Sie feststellen, dass ich stets nach strengen wissenschaftlichen Grundlagen gearbeitet habe und alles eruiert habe, was zu eruieren war.

Das Thema AG wurde nur im Rahmen des Dissidenz-Kapitels mitbehandelt (nicht an sich! - und in Absetzung zur Dissidenz!)

Ich habe nicht in Frühwerken nach belastendem Material oder Leichen gesucht.

Und ich habe die Materie nur sehr widerborstig bearbeitet, weil mir keine Art von Denunziation liegt.
Auch die von Ihnen zitierte Passage formulierte ich zähneknirschend. Doch sie musste sein, weil die Logik sie erforderte - und weil die Zeitstimmen sie aussprachen, damals!

Denunziation liegt mir fern!

Ich hätte zwischen 1982-1987 aufschreien können, als Herta Müller die Gesinnung der Banater öffentlich im Deutschen Fernsehen als "faschistoid" bezeichnete - als Delius 1984 das schreib, was er schrieb.

Ich habe unter "Niederungen" gelitten - und die Essays von damals (noch stilistisch unausgegoren) sind Kandidaten für Bd. 2. Aber ich überlege noch ...

Ich habe weder Herta Müller noch andere Schriftsteller öffentlich angegriffen, denunziert oder belastet!

Bis auf die Sachen, die Sie in der "Symphonie der Freiheit" gelesen haben, habe ich nie und in keiner Form etwas Negatives über Herta Müllers Werk oder Person veröffentlicht.

Ganz im Gegenteil!

Ich habe Frau Müllers "Herztier" sogar positiv zitiert, in dem HJS-Vorabdruck aus der "Symphonie" Auftakt mit einer Bestie - Zuckerbrot und Peitsche (Securitate-Verhör mit Pele und Köppe) - um das Phänomen der Angst zu beschreiben.

Bis zum heutigen Tag habe ich auch noch keine Zeile anonym veröffentlicht oder zur Veröffentlichung in Umlauf gebracht.

Seit etwa 30 Jahren, seit ich im Westen bin, habe ich nie mit einer Landsmannschaft oder sonstigen konservativen Verbänden oder Presseorganen zusammengearbeitet - bis auf die Vorablesung im Februar 2008, wozu ich von meinen Landsleuten aus Sackelhausen fast gedrängt wurde.


Ich habe mich nie gegen einen schreibenden Kollegen geäußert!

- Und selbst als gegen Herta Müller anonym gereimt wurde, habe ich das nie begrüßt, weil ich nur die Auseinandersetzung mit offenem Visier akzeptiere.

In allen Dingen.

Bevor ich die "Symphonie der Freiheit" ausarbeitete, zunächst chronologisch, und deshalb meine Berührung mit der AG (über Ortinau), Berwanger und dem AMGK als Teil der Identitätssuche mit thematisierte, habe ich alle erreichbaren Personen kontaktiert. (Totok, Samson, Sterbling, Wichner, Söllner - und eben auch Herta Müller, eben um Missverständnisse und Fehlinterpretationen auszuschließen.

Ihre Nummer konnte ich aus den vielen Richard Wagners in Berlin nicht herauskriegen - und alle antelefonieren, erschien mir unzumutbar.

Also kontaktierte ich Frau Herta Müller über den Rowohlt-Verlag und bat um Aufklärung in der "Partei-Anerkennungssache".

Frau Müller hat mir nicht geantwortet!

Weshalb?

Ich fragte z.B. bei IKGS nach den Adressen der involvierten Personen, bekam aber nichts.

Aus Rücksicht habe ich Bd. 2 noch zurückgehalten.

Sachlichkeit und historische Wahrheit stehen im Vordergrund.

Es müsste doch gelingen, Dissidenz, Realpolitik, literarische Wertung, Fragen der Moral etc zu trennen, wenn wir den Dialog intensivieren und Missverständnisse ausräumen?

Die Symphonie ist getragen von einer Botschaft der Versöhnung,
nicht von Hetze.

Unser gemeinsamer Feind war die Securitate in einer repressiven Diktatur.
Darüber sollten wir alle aufklären – und zwar auf dem Boden der Integrität.

Ihren Vergleich meiner Argumentationen mit der Securitate-Tradition will ich gern vergessen!

beste Grüße für heute Carl Gibson


P.S. Frau Müller kann mit dazu beitragen, wenn sie eine offizielle Geste der Versöhnung unternimmt.

Ich kenne die Schlammschlachten nicht. Habe sie nie verfolgt. weiß auch nicht, was andere aus anderen Ecken sagen.


Ich versuchte immer noch, die Wogen zu glätten und zu einer vernünftigen Diskussion zurück zu kehren.

Es wäre in meinem Sinne gewesen, den Fall Herta Müller und die damit zusammenhängenden offenen Fragen, die eine sachliche und korrekte Interpretation ihres auch politisch relevanten Werkes unmöglich machen, ja verfälschen, differenziert zu diskutieren – und zwar öffentlich und so, dass alles angesprochen wird, nicht nur Gefälligkeitsfragen wie bei vor Ehrfurcht erstarrenden Literaturwissenschaftlern oder servilen Journalisten bisher üblich.

Es sollte drei Diskussionsebenen geben:

1. Eine ethische oder moralische.
2. Eine politische
3. Eine literaturwissenschaftliche, linguistisch-ästhetische

Wobei ich als Dissident eine Trennung von literarischem Schaffen und konkreter politischer Oppositionstätigkeit vornehmen will.

Das Vermischen dieser Diskussionsebene führt zu der diffusen und für nichtwissenschaftliche Leser schwer nachvollziehbaren Interpretation und Fehlwahrnehmung, wie wir sie jetzt oft vorfinden.
Die Leute können die unterschiedlichen Aspekte einfach nicht auseinander halten, nicht zuletzt deshalb, weil sie mit kontinuierlichen Fehlinformationen versorgt werden.

Weshalb toleriert eine kritische, moralisch wertende Gesellschaft überhaupt eine unvollständige Vita mir gelegentlichen Statements aus dem Versteck heraus, nach Lust und Laune und persönlicher Gestimmtheit – und unter Zurückweisung der Anliegen der Wissenschaft?
Weshalb stellt Herta Müller sich nicht den kritischen Fragen der Zeitzeugen? Und weshalb vergaß die Regierung, gewichtige Zeitzeugen ins Kanzleramt einzuladen, statt ehemaligen Befürwortern des Weltkommunismus zuzuhören?


Richard Wagner, der 1972 zunächst in die RKP eintrat, um bald darauf die so genannte Aktionsgruppe Banat zu gründen, ein Schriftsteller, zu dem ich nie eine bewusste Gegnerschaft aufgebaute hätte, wenn er nicht als Herta Müller-Sprachrohr aufgetreten wäre, eben deshalb, weil er vom Wesen und von seinen texten her nicht radikal auftrat, noch sonstwie provozierend, eher moderat bis unkritisch und nicht immer konsequent, nahm noch einmal die „Symphonie der Freiheit“ in die Hand las weiter, recherchierte im Internet und stellte mir weitere Fragen in der Hoffnung, einer Selbstinszenierung auf die Spur zu kommen. Dabei fiel es ihm nicht einmal auf, dass er die Diffamierungen der Ceausescu-Regierung, die unmittelbar nach der UNO-Klage in die Welt gesetzt wurden, brav und unkritisch nachplapperte.
Oder glaubt Richard Wagner auch heute noch den kommunistischen Verbrechern von einst, die abertausende Menschenopfer auf dem Gewissen haben, mehr, als mir, dem Landsmann und Bürgerrechtler aus der Zelle bzw. dem Schriftstellerkollegen aus Temeschburg im Banat?



Sehr geehrter Herr Gibson,

da Sie unsere Tätigkeit in der Aktionsgruppe und im AMG-Kreis in Frage stellen und sich selbst als die eigentliche Opposition empfehlen, bin ich nun, neugierig geworden, Ihrer Sache genauer nachgegangen. Daraus haben sich für mich die folgenden Fragen ergeben:

Wann hat Ihre Familie die Ausreise beantragt?

Sie selbst geben an, sie hätten 1977 versucht Paul Goma zu kontaktieren, um durch eine Unterschrift auf seiner Liste Ihre Ausreise zu beschleunigen. Ist das der große Oppositionsakt, die Alternative zu Aktionsgruppe und AMG-Kreis?

Sie geben an, im April 1979 die Temeswarer Sektion der SLOMR gegründet zu haben. Waren Sie zu diesem Zeitpunkt berufstätig? Gewerkschaftliche Forderungen machen ja nur innerhalb der Arbeitswelt Sinn.

Die von Ihnen bei der CMT(Confederation Mondial du Travail) nach Ihrer Ausreise als Mitglieder der SLOMR in Temeswar genannten Personen sind sämtlich Angehörige der deutschen Minderheit. (Edgar Ludwig, Erwin Ludwig, Stefan Wolf, Helmut Reiter, Horst Gangler, Helmut Wallner, Steffy Mayer)

In der offiziellen Antwort der rumänischen Behörden auf die CMT-Anfrage heißt es, diese Personen hätten nichts mit der SLOMR zu tun, sie hätten vielmehr Ausreise- Anträge gestellt und die meisten von ihnen seien in der Zwischenzeit auch ausgereist. Von politischen Aktivitäten dieser Personen ist auch mir nichts bekannt.

Sie betreffend heißt es dort, Sie seien wegen versuchten Grenzübertritts inhaftiert worden. Sie selber erwähnen eine Festnahme bei Orschowa. Waren Sie nun wegen Fluchtversuchs oder unter dem Vorwand des Paragrafen 153 in Haft? Oder waren Sie mehrfach in Haft? Wenn ja, zu welchen Zeitpunkten?

Ionel Cana, der Gründungssprecher der SLOMR in Bukarest, sagte 2006 im Cotidianul: "Noi eram un grup organizat, care voia sa stea aici si sa lupte." Wie verträgt sich diese programmatische Aussage mit Ihren Ausreiseabsichten? Liegt damit nicht ein Mißbrauch der SLOMR Ihrerseits zur Ausreisebescheunigung vor?

Worin bestanden Ihre gewerkschaftlichen Aktivitäten in Temeswar? Gibt es ein Gründungspapier, das Sie vorlegen könnten? Können Sie mir die Adresse eines Ihrer Mitstreiter mitteilen, der Ihre Darstellungen bestätigen könnte?

Was ist aus Fenelon Sacerdoteanu geworden? Außer bei Ihnen taucht der Mann praktisch nirgends auf.

Was Ihr sogenanntes OTB betrifft: Bei meinem Großvater in der Werkstatt trafen sich in den 50er Jahren regelmäßig Männer zum Gespräch. Mein Großvater wäre aber niemals auf die Idee gekommen, sich (nachträglich) damit zu rühmen, einer Organisation angehört zu haben.

Wieso konnte Ihr Mitstreiter und Mithäftling Erwin Ludwig erst nach einem Jahr ausreisen?

Wie erklären sie sich das Auftreten des Herrn Gerhard Kneip, von dem Sie sagen, er sei Ihnen unbekannt, als Zeitzeuge in Bezug auf die SLOMR Temeswar. Ist Ihnen der Inhalt seines Erinnerungszeugnisses bekannt?

Haben Sie Akteneinsicht bei der CNSAS beantragt?

Ich denke, die Beantwortung dieser Fragen wäre auch in Ihrem Interesse.
Sollte ich von Ihnen trotzdem nichts dazu hören, muss ich davon ausgehen, dass ich mit meinen Vermutungen richtig liege.

Mit freundlichem Gruß,
Richard Wagner


Ich habe Richard Wagner sehr ausführlich geantwortet – und dann auch noch einige Fragen gestellt.

Auf die Antwort darauf warte ich heute noch. Vermutlich riet ihm jemand aus seinem Umfeld, Frau Müller vielleicht oder einer aus der Schar der Anwälte, die ich mir nicht leisten kann, den elektronischen Dialog mit mir einzustellen.
Ein Verlust für die Literaturgeschichte – vielleicht!

Doch die Art und Weise, briefliche Anfragen nicht zu beantworten, sondern gezielt zu ignorieren, entsprach der Methode der Moralistin Herta Müller, die nur redet, wenn sie Lust hat – und die schweigt, wenn ihre allzu offene Rede ihrem Image und ihren ökonomischen Interessen schaden könnte.

Diese Erfahrung machte ich im Oktober 2006, ein gutes Jahr nachdem ich die Arbeiten an der „Symphonie der Freiheit“ aufgenommen hatte.“

Carl Gibson, 18. Februar 2009.
Elsi
schrieb am 18.02.2009, 17:00 Uhr (am 18.02.2009, 17:11 Uhr geändert).
Don Carlos schrieb: Ich erwarte, dass die „Banater Zeitung“ (eine Zeitung ohne erreichbare Redaktionsstube und Email bzw. homepage - wie ihre Autoren auch)

Dem Mann kann diesbezüglich geholfen werden. Über Google ganz problemlos, hier die Internetpräsenz des "ominösen" Blattes und seine E-Mail-Adresse...

http://www.press-guide.com/rumania.htm
temeswar@adz.ro
http://banaterzeitung.blogspot.com/

Don Carlos
schrieb am 18.02.2009, 18:13 Uhr (am 18.02.2009, 18:18 Uhr geändert).
Herzlichen Dank, Elsi! Man soll also nie nie sagen!

Ich habe gerade meine Email von gestern an Herrn Werner Kremm (unter ADZ) abgeschickt und hoffe sehr, dass mein Email mit der Datei "Gegendarstellung" auch meine Geburtsstadt Temschburg erreicht.
Die Banater Zeitung hat keine Homepage, nur eine Art Blog. Deshalb ist sie nicht zu "googeln!"

Herr Redakteur Werner Kremm ist ein ehemaliger Studienkollege von Richard Wagner und war Mitglied in der "Aktionsgruppe Banat".

Ich hoffe auch, dass diese alten Bindungen nicht verantwortlich waren für den oben zitierten Leitartikel "Trittbrettfahrer".

Weshalb erschien der Artikel gerade im Ausland, wo ich ihn nicht verfolgen kann?
Und nicht hier in Deutschland, etwa hier in der "Siebenbürgischen Zeitung", in der "Banater Post", in der FAZ oder in der Frankfurter Rundschau, in einer Zeitung, die Herta Müllers offenen Brief in Sachen "Spitzelaffäre beim ICR in Berlin" bereitwillig druckte und meine Antwort darauf mehrfach abwürgte?

Fürchtet Richard Wagner eine direkte Gegenreaktion? Die kann er nicht verhindern!

Ich habe oben ausführlich berichtet und meinen Email-Verkehr mit Richard Wagner noch angehängt, damit jedermann, verehrte Elsi, erkennen kann, dass "lupul moralist" Richard Wagner "wider besseres Wissen" seine Attacke auf mich in die Banater Zeitung stellte.

Das hatte ich so nicht erwartet.

Darüber hinaus ist aus dem Email-Verkehr Wagner - Gibson auch für jedermann deutlich zu erkennen, dass ich nichts aus dem Kontext reiße - und dass meine Schlagzeile in dem Kommenatr der SbZ "Einen Maulkorb für Carl Gibson fordern Herta Müller und Richard Wagner" berechtigt war.

Ich habe seinerzeit im August betont, es könne eventuell noch einmal einen Fall ".....contra Wagner" geben, nach der berühmten Auseinandersetzung des Philosophen Friedrich Nietzsche mit dem "Komponisten" Richard Wagner aus Bayreuth.

Ich will mich auf bescheidenem Niveau mit dem Banater Autor und Dichter bzw. mit dem ehemaligen RKP-Genossen Richard Wagner geistig auseinandersetzen, als "Philosoph" auch über Fragen der Moral und des Anstands - und als politischer Akteur von gestern über moralisch-politische Implikationen bzw. Zeit-Einschätzungen!

Lesen Sie, verehrte Elsi, sehr genau, was Richard Wagner mir geschrieben hat - und wir werden die Diskussion hier bei Bedarf noch vertiefen können.

Aber warten wir einmal ab, ob die "Banater Zeitung", der alte Wirkungsort Richard Wagners unter Chefredakteur Nikolaus Berwanger, der sich schon 1984 in den Westen absetzte, meine Gegendarstellung druckt.

Als die freie Gewerkschaft SLOMR 1979 in Bukarest und dann in Temeschburg gegründet wurden, verstopften sich alle Journalisten in Rumänien die Ohren und schlossen die Augen, damit sie nichts davon erfahren bzw, berichten müssen.
Berichtet hat damals nur Radio Freies Europa.
Ob sich die Zeiten in Temeschburg inzwischen geändert haben - und ob SLOMR für die Presse dort "heute" ein Thema ist?
Warten wirs ab!
Carl Gibson



getkiss
schrieb am 18.02.2009, 18:39 Uhr
In das lächerliche zu ziehen, das ein 19-Jähriger mit einem Blatt Papier rumläuft, mit der eine Gewerkschaft gegründet werden sollte, ist nicht besonders redlich...Wenn Herr Wagner, obwohl RKP-Mitglied, diese Courage gehabt hätte, würde ich gerne den Hut vor ihm ziehen.

Ich bemerke selbstkritisch, (auch ohne die Mitgliedschaft der RKP genossen zu haben) hätte ich dies so offen nicht gewagt. Die relative Freiheit in der Schlange zu stehen und auf die Ausreise zu warten, war mir einfacher. Wir waren viele, viele die das Schmieren ablehnten, entweder prinzipiell oder aus Mangel an Knete. So blieb nur das warten auf die Ausreise...Für manch einen bis zum Umsturz.

Meine einzige couragierte Antwort, als man mich fragte ob ich nicht nachdächte, Mitglied dieser kriminellen Organisation zu werden, war: "Doch, das habe ich. Und wenn jemand mir schlüssig erklären würde, warum es nötig war, mich als 11-Jährigen Jungen mit meiner Familie ans andere Ende des Landes in einem Lastwaggon zu verfrachten, auf das freie Feld werfen und 5 Jahre lang im "Buletin" den Stempel DO (Domiciliu obligatoriu- vorgeschriebener Zwangs-Aufenthaltsort) zu tragen, dann werde ich wieder nachdenken"...

Wir nannten den DO = Domiciliu onorabil, lach...
Und die Frage nach einer möglichen Mitgliedschaft als "tovaras de drum" wurde mir nie mehr gestellt.

Es könnte ja sein, Wagner und andere sind in der naiven Vorstellung in die RKP eingetreten, das System "von innen" zu reformieren, z. Bsp. wie Dubcek. Ebenso kann es sein, dass einzig und allein der Karrierrewunsch Vater der Idee war. Beides ist ja menschlich verständlich....

Die politische Einstellung von H. Müller/R. Wagner ist durch diesen Schriftwechsel nur bestätigt. Sie sitzen halt auf dem Zug der zu "Antifaschisten" mutierten Kommunisten - wir (fast) alle andere banater Schwaben werden in ihren "Werken" als das Gegenteil verunglimpft. Vielleicht sollten wir, die mit dem Faschismus schon wegen der späten Geburt nix zu tun hatten, uns mal zusammentun und besprechen wie WIR gegen diese Verunglimpfung vorgehen sollten!
Don Carlos
schrieb am 19.02.2009, 06:42 Uhr (am 24.05.2009, 11:25 Uhr vom Moderator geändert).
Eine Gegendarstellung zum Hohnartikel "Trittbrettfahrer" aus der Feder Richard Wagners wird es in der "Banater Zeitung" nicht geben!
Der alte Kamerad aus dem Studium und aus der "Aktionsgruppe Banat" Werner Kremm, heute Redakteur der ADZ und Redaktionsleiter der "Banater Zeitung" in Temeschburg (Timisoara, Rumänien)machte mir das gestern indirekt klar.

In einer der kürzesten Email-Antworten, die ich je erhalten habe, deutete Kremm auf meine gezielte Anfrage hin an, das rumänische Presserecht würde Gegendarstellungen nur bei groben persönlichen Beleidigungen vorsehen.
Das aber sei, wurde unausgesprochen angedeutet, in dem Artikel "Trittbrettfahrer" nicht der Fall.

Also ist es bei der "Banater Zeitung" bzw. bei der "ADZ" üblich, allerlei Ungereimtheiten und falsche Tatsachen zu SLOMR nachträglich in die Welt zu setzen und so Wahrheit und Lüge gut miteinander zu mischen - ganz nach den Spielregeln der Desinformationsabteilungen der alten "Securitate".

Habe ich es hier mit einer "neuen Solidarität der Dichter" untereinander zu tun?
Nach denkbarer "Solidarität" unter den Dichtern der "Aktionsgrppe Banat" (ohne nennenswerte "Aktion" in Richtung Gesellschaftsveränderung) hatte ich bereits in der "Symphonie der Freiheit" gefragt und dort festgestellt, dass der Gemeinschaftssinn der Linken gerade dann ausblieb, als er existentiell wichtig war, nämlich im Kampf gegen die Securitate.
(Dafür bin ich von einem Repräsentanten der akademischen Kaste, einem Mitglied der damaligen "Genossen-schaft", via Email wüst beschimpft worden mit Begriffen wie "Wirrkopf" und "nützlicher Idi ot" (gemeint war: Helfer der Securitate". Welch ein Unsinn!)

Damals (1975) landete der einzige Dissident aus der nachträglich so genannten Aktionsgruppe Banat, William Totok, für 8 Monate im Popa Sapca-Knast - und andere, darunter Richard Wagner, der damals kein Dissident sein wollte, ließen ihn zappeln, weil er darauf nicht mental vorbereitet war. ( Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass die Securitate auch gegen Bürger mit "Rotem Parteibuch" vorgeht!
Während Totok politische Gedichte verfasste und diese in den Westen schuggeln ließ, damit sein Wille nach Veränderung im Land bekannt wurde,( das war "systemimmanente Dissidenz" eines "wahren Kommunisten", der aus idealistischen Erwägungen in die Partei eingetreten war, setzte Richard Wagner schon seinerzeit auf Allegorie und "Metapher", wohl in der Hoffnung, nicht die "falsche Metapher" zu treffen, die den fünf Siebenbürgern um Hans Bergel, Wolf von Aichelburg, Georg Scherg bis zu 25 Jahren stalinistischer Haft eingebracht hatte - unter eifriger Mitwirkung von Eginald Schlattner, der sich nicht schämte, seine Kollegen und Landsleute aus freien Stücken übermäßig zu belasten, um so die eigene Haut zu retten.

War dem Stalinismus in Rumänien mit einer Metapher abzuhelfen?

Wer war das Lamm, das mit den Wölfen heulte?
Wer die Taube, die mit den Geiern flog und fraß?
Wer war das Chamäleon, das die Farben wechselte und die Symbole?
Und wer ließ die Feder aufsteigen, um zu sehen, woher der Wind weht?

Aber ist das nicht alles Schnee von gestern?

Ich hatte gestern im gleichen Atemzug bei der "Banater Zeitung" in Temeschburg angefragt, ob sie irgend etwas zur SLOMR-Gründung in Rumänien vor genau 30 Jahren bzw. zur SLOMR-ELBA aus Temeschburg veröffentlicht hätten.

Natürlich hatte sie das nicht, weder in der "Banater Zeitung", noch in der ADZ. Wozu auch?

Dort (in Bukarest und in Temschburg) weiß man auch nichts von meinem Buch "Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Dikatur", wo die Geschichte der Freien Gewerkschaft SLOMR beschrieben wird.
(Ich hätte ja kein "Belegexemplar" geschickt!)

Was an rumänischen Beiträgen in der Zeitschrift "altitudini", in diversen Blogs etc. zur "Simfonia Libertatii" erschienen war (Siehe:homepage Carl Gibson, Aktuelles), wurde einfach ignoriert.

Wozu zu aktuellen Themen recherchieren, gar europaweit, wenn man Gefälligkeitsartikel alter Kumpel abdrucken kann, ungeachtet der darin verbreiteten Infromationen, Artikel ohne Substanz, die eine schlechte Vorstellung bieten.

Worüber schreiben diese (Alibi-) Zeitungen ( die übrigens vom Demokratischen Forum der Deutschen dort herausgegeben werden)überhaupt noch, wenn nicht über historische Oppositionsbestrebungen vor Ort zehn Jahre vor der Revolution?

Dieser Umgang mit "Wahrheit" in der deutschsprachigen Presse Rumäniens verweist auf die gesamten politischen Verhältnisse im Land.
Viel hat sich dort noch nicht geändert an "Wahrheits-Kultur" und Streit-Kultur! Und das ist gut auch aus dem Ausland feststellbar, Herr Wagner!

Wie wäre es, verehrter Herr Wagner, wenn Sie einmal mit Ihrer Kritik "post festum" in der alten Heimat ansetzen würden und diesmal an der "richtigen Stelle", bevor Sie mit Ihrer Auffassung von Wert und Moral das Abendland retten wollen?
(Es gab schon einaml einen Versuch, Spenglers "Untergang des Abendlandes"! (Thomas Mann nannte Spengler "Nietzsches Affen".)
Soviel zu der schwachen Vorstellung, die mich persönlich nur amüsiert hat, die aber die "Oppositionsbewegung SLOMR" arg diskreditierte.

Das "WIR", lieber getkiss, mutet immer noch an, wie eine futuristische Kategorie. Ich beschrieb den Umbruch von Egozentrik und Egomanie in der Symphonie in dem Prozess der SLOMR-Gründung, als aus antikommunistischen "Einzelakteuren" eine Gemeinschaft wurde, die sich um eine Leit-Idee scharte. Das ist eine Sache des Bewusstseins.

Vielleicht kommt es noch dazu, dass unsere im Alltag gefangenen und gegängelten Landsleute aus dem Banat und Siebenbürgen ihre alte Freiheit wieder finden, ihre alten Ideale, sich von dem sie noch beherrschenden Materialismus distanzieren, um sich auf die eigene Identität zu besinnen, auf das ICH im WIR.

Mit dem angeblich "latenten Faschismus" in den Köpfen der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, den uns Leute wie Herta Müller andichteten und öffentlich hinaus posaunten, haben wir, die "weiße Generation der nach 1945 Geborenen", nichts zu tun.

Wir sind vielmehr vielfache Opfer der kommunistischen Weltanschauung - und durch die Verbrechen der Kommunisten vor Ort belastet und determiniert.

Das ist Herta Müller und Richard Wagner vor ihrer Flucht vom sinkenden Schiff,(nachdem Kapitän Nikolaus Berwanger 1984 von Bord gegangen war, vermutlich entgangen!)

Mit der Gleichsetzung von "Kommunismus" und "Antifaschismus" konnte man im gesamten Sowjetimperium und überall im Ostblock gut Karriere machen. Das es dabei auch in der Bundesrepublik Deutschland zu falschen Prioritäten und Missverständnissen in der Wertung kam, ist leider eine Tatsache - und ein Rätsel, das selbst überzeugte Demokraten an den sonderbaren Spielregeln in der demokratisch-pluralistischen Gesellschaft zweifeln lässt.

Doch was hat Herta Müller überhaupt mit "antifaschistischer Aufklärung" und Problematisierung zu tun? Was hat sie auf jenem Feld geleistet?
Wo, in welchem Werk soll eine Aufarbeitung erfolgt sein?

Sie beschränkte sich auf Verbal-Attacken - ich erinnere mich daran, auch im Deutschen Fernsehen, als sie im Jahr 1984 ihren Banater Landleuten öffentlich ein "faschistoides" Bewusstsein unterstellte.

Mehr "antifaschistische Gesinnung" ist von ihr nicht bekannt, wenn man einmal von ihrer Dauerbemerkung absieht,ihr Vater (aus ihrer Sicht ein Repräsentant aller Banater Schwaben) sei bei der "SS" gewesen.

Da ist mager, sehr mager sogar gemessen an tatsächlichen antifaschistischen Werken, wie sie heute noch veröffentlicht werden.

Dieter Schlesaks "Capesius, der Auschwitzapotheker" ist ein solches Werk.
Man kann dazu stehen, wie man will, aber dort findet eine massive Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus in den Konzentrationslagern Europas statt, eng an der Geschichte orientiert und gestützt auf authentische Berichte von Zeitzeugen.
Was an Vergleichbarem können Herta Müller oder Richard Wagner aufweisen?

Irgendwann werden sich auch die Literaturinterpreten vom Fach - und nicht nur diejenigen aus der linken Ecke - diese Fragen stellen, wenn sie erneut Literaturpreise vergeben bzw. wenn sie die Kriterien, die zu früheren Preisverleihungen führten, kritisch überprüfen.

Wenn eine neuer Zeuge den Gerichtssaal betritt und neue Fakten vorträgt, werden die Karten selbst im Prozess vor Gericht neu gemischt und alles wird neu gewertet:

Weshalb nicht auch in der neueren deutschen Literatur?
Carl Gibson.


Schnuk
schrieb am 20.02.2009, 09:24 Uhr
Sehr verehrter Herr Gibson,
ich ziehe den Hut vor Ihnen, vor dem was Sie in der ´epoca
de aur a R.´ getan haben. Wegen den Problemen was sie hier
in D. haben tut mir Leid, leider kann ich da für Sie nichts tun. Weil Sie in Richtung Geisteswissenschaften sehr gebildet sind, wünschte ich über verschiedene Themen mit
Ihnen zu debattieren und so noch was lernen von Ihnen.
(Ich komme nämlich aus de Technik). Bestimmt würde das auch andere Diskussionsteilnehmer hier interessieren.
Zum Beispiel ein Thema wäre -warum hat die Kunst sich nach dem Impressionismus häßlich entwickelt? Und überhaupt was war Kunst zuvor und was ist als Kunst jetzt definiert?
Schönen Tag und freundliche Grüße,
Schnuk
Don Carlos
schrieb am 20.02.2009, 11:37 Uhr (am 24.05.2009, 11:36 Uhr vom Moderator geändert).
Carl Gibson: Richtigstellung zu den Falschbehauptungen zu SLOMR in dem Artikel von Richard Wagner in der „Banater Zeitung“ vom 4. Februar 2009 aus Temeschburg, Timisoara, Rumänien – nach der Ablehnung des rumänischen Wochenblattes in deutscher Sprache „Banater Zeitung" eine Gegendarstellung Carl Gibsons zu veröffentlichen.

Aus Gründen der besseren Nachvollziehbarkeit für die Leser, zitiere ich das Pamphlet Richard Wagners, das die Vergangenheitsaufarbeitung kommunistischer Geschichte in Rumänien torpediert, noch einmal in voller Länge:


Trittbrettfahrer

Dem Kommunismus mehr Schaden zufügen als Ceauşescu selbst, konnte man in Rumänien beim besten Willen nicht. Selbst sein Hauptkontrahent unter den Schriftstellern, Paul Goma, musste sich geschlagen geben, und ins Exil gehen.
Wegen seines Sonderstatus im Ostblock, den er im Westen zu barer Münze umwidmen konnte, war der Diktator darauf bedacht, je weniger Opponenten hinter Gittern zu haben. So sperrte er die Aufmüpfigen unter den namhaften Intellektuellen in der Regel nicht ein, sondern aus. Wer damals in Rumänien etwas bewegen wollte, musste sich tarnen.

Das führte dazu, dass man der Propaganda mit der Metapher begegnete, nach der in der Folge eifrig gesucht und nicht selten auch gefahndet wurde. In der Entschlüsselung lag sowohl die Stärke als auch die Schwäche der Opposition. Das Publikum verschaffte sich ein Ventil für die eigenen Sorgen, während die Geheimpolizei das entlarvte Wort zu den Akten nahm. Die ganz und gar unbelehrbaren Bilderfinder jagte man schließlich davon, in der Hoffnung, dass sie das Geschäft des Diktators und seiner Partner nicht weiter stören würden.
Auch gab es gar nicht wenige, die gerne davongejagt werden wollten. Nur waren das nicht die Oppositionellen. Sie traten aber, um ihr ansonsten legitimes Ziel, die Ausreise, zu erreichen, als Oppositionelle auf, als Trittbrettfahrer.

Ein solches Beispiel stellt die Temeswarer Filiale der 1979 gegründeten und sofort zerschlagenen freien Gewerkschaft Rumäniens SLOMR dar.
Der regionale Ableger der Organisation bestand fast zur Gänze aus Banater Schwaben, die ihre Ausreise beschleunigen wollten. Sie unterzeichneten ein Papier, das der damals 19jährige Carl Gibson aus Sackelhausen herumreichte, und das umgehend vom Sender Freies Europa verlesen wurde.
Damit war der Zweck für die Unterzeichner erfüllt. Sie wurden allerdings von Miliz und Securitate brutal vernommen und unter Beobachtung gestellt.

Die meisten von ihnen sind mit Todesmut dann doch über die hoch gefährliche grüne Grenze nach Jugoslawien entkommen.
Die Initiatoren Gibson und Ludwig wurden für sechs Monate inhaftiert. Sie konnten anschließend ausreisen. So weit so gut.

Wäre da nicht eine Kleinigkeit. Carl Gibson rechnet sich seither zur Opposition, er behauptet sogar einer der ganz wenigen wahren Regimekritiker gewesen zu sein. Die entsprechenden Akten bei der CNSAS hat er allerdings bisher nicht studiert. Angeblich könne man in Bukarest nicht für seine Sicherheit garantieren. Verzeihen wir ihm diese originelle Vorstellung: Der Mann war seit seiner Ausreise 1979 nicht mehr in Rumänien.

Fazit: Auch dem Antikommunismus lässt sich Schaden zufügen, und zwar wie unser Beispiel zeigt – leichter als dem Kommunismus. Man muss bloss das Trittbrett zur Kanzel erklären.

Richard Wagner
(Banater Zeitung, Mittwoch, 4. Februar 2009)

Carl Gibson, ein konsequenter Kommunismuskritiker, der dem „Antikommunismus“ schadet?
Welch eine hochgradig absurde These!!!

Von Schriftstellern ist zu erwarten, dass sie die Sprache sprachgemäß gebrauchen, dass sie, wenn sie etwas ausdrücken wollen, nicht nur den "treffenden Ausdruck", sondern auch das das "richtige Wort" wählen und dass sie die "volle Tragweite" der eingesetzten Begriffe erfassen.

Das gilt auch für Hobby-Philosophen und Gelegenheits-Moralisten!

Tun sie das nicht, sind sie keine "besonders guten Schriftsteller" unter den vielen poetae minores der Jetztzeit –
und sie handeln ethisch verantwortungslos, wenn sie als Vorzeige-Individuen der Gesellschaft, als Leitfifuren, Gerüchte und Mythen in die Welt setzen, die an sich nicht der Realität entsprechen.

Handeln sie aber „wider besseres Wissen“, dann ist ihr Handeln moralisch verwerflich.

Ich hoffe sehr, dass das "wider besseres Wissen" Schreiben diesmal eine Ausnahme war - und nicht ein früher schon gepflegtes Prinzip!?

Überprüfen konnte ich das bei Richard Wagners und Herta Müllers Veröffentlichungen noch nicht. Aber ich werde es tun, wenn objektive Notwendigkeiten es erfordern sollten.

Also werte ich den – auf den ersten Blick vielleicht sogar harmlos erscheinenden Artikel „Trittbrettfahrer“, der Carl Gibson eine wahrhaftige oppositionelle Gesinnung abzusprechen versucht, zunächst als Pamphlet eines Dichters, der sich der "Fiktion" ergibt wie Herta Müller und nicht der exakten histrorischen Fakten-Eruierung.

Wagners Artikel operiert mit falschen und irreführenden Angaben zur Gründung der Regionalorganisation SLOMR in Temeschburg vor 30 Jahren.

Und auch die Angaben über Paul Goma stimmen nicht.(Entweder Wagner weiß nicht besser Bescheid oder er umgeht die Fakten bewusst, alss wieder "wider besseres Wissen".
Das ist intellektuell unredlich - wie möglicherweis das Erschleichen von Preisen, durch das Vorzeigen der Zunge des Drachen, nachdem andere die Bestie besiegten.

Andere? Wer wohl? Die Leute aus den Zellen vieleicht?

Goma ging nicht freiweillig ins Exil nach Paris, sondern er wurde von der Securitate gezwungen, das harte Brot des Exils zu essen und am Hungertuch zu nagen, bedroht von Briefbomben der Securitate in einer Zeit, wo Richard Wagner sich von den Kommunisten Rumäniens "prämieren" ließ.

(Ich habe Goma ein sehr ausführliches Kapitel in der "Symphonie der Freiheit" gewidmet, "Rendezvous mit dem zwangsexilierten Schriftsteller Paul Goma", in welchem ich die Bedingungen der "Dissidenz" von 1975 (Helsinki-Konfernz bis 1977 , Charta 77 und Goma-Bewegung) den Dissidenten selbst skizzieren lasse, eben so wie Nick Dascalu " Dialog im Park", damit auch die Westbürger verstehen, wie in einer Diktatur opponiert wurde.

Nicht unter der "Tarnkappe" (wie Siefried im Kampf mit einer Jungfrau), sondern mit offenenem Visier, Herr Wagner und Frau Müller, und zwar: Im Kampf "gegen die Kommunisten" und gegen das totalitäre Staatssystem!

Das macht einen feinen Unterschied!

Und: Apropos "Tarnkappe":

Der Dichter Mircea Dinescu hat sich zu den Möglichkeiten der "kulturellen Opposition" in der Ceausescu-Diktatur geäußert und den Westbürgern klar gemacht, dass der "Kampf mit der Metapher" gegen ein repressives System nicht effizient geführt werden konnte!

Wie soll der Bauer vom Land eine Metapher verstehen, wenn es der "dum me Securitate-Interpret" mit Hilfe von Kollaborateuren aus der Uni-Dozentenschar ihren Sinn auch nicht zu deuten weiß?

Das ist schwach, Herr Wagner.
Ich habe der Materie "kultureller Widerstand" im Kommnistischen Rumänien ebenfalls ein Kapitel gewidmet, den Essay über Mircea Dinescu und seine Interpretationen von Freiheit - vielleicht lesen Sie darin, bevor sie unhaltbare Thesen als "Gegenrezept" zu Carl Gibsons konkreter Opposition ( für die es viele Zeugen gibt) im Ausland verbreiten!
Das ist nicht fair, schon gar nicht, wenn mir Ihr alter Kumpel dann eine "Gegendarstellung" verweigert. Das spricht Bände für den Grad der Demokratisierung und der Pressefreiheit in Rumänien.
Berichte über SLOMR und antikommunistischen Widerstand in Temschburg, Arad ( dorther kamen 40 Solidaritätsbekundungen zu SLOMR) unterschlagen, aber Herabwürdigungen drucken: Ist das fair?

Zeiteinschätzung ist nicht unbedingt Richard Wagners Stärke.

Das belegt seine mehr als ein Jahrzehnt andauernde Zugehörigkeit zur Rumänischen Kommunistischen Partei, noch Jahre über den Zeitpunkt hinaus, als andere, selbst Linke wie William Totok aus der „Aktionsgruppe“ gegen den autoritären, ja totalitären Staat des Alleinherrschers Ceausescu zu opponieren begannen.
(Totok kam nach 8 Monaten nur frei, weil Dieter Schlesak sich in der "frankfurter Rundschau" und in "Le Monde" für ihn einsetzte. Das war "praktizierte" Solidarität der Dichter untereinander!


Wer sich heute im Internet unter dem Stichwort „Carl Gibson“ und „SLOMR“ über die damalige Freie Gewerkschaftsbewegung informiert, erfährt aus Richard Wagners Leitartikel „Trittbrettfahrer“, SLOMR Temeschburg sei „sofort“ zerschlagen worden.

Wer zerschlug die SLOMR Temeschburg aus der Fabrik „Electrobanat“, kurz ELBA?

Und was meint Belletrist Wagner mit „sofort“?

Wenn ein Wissenschaftler „sofort“ sagt, ein logisch argumentierender Philosoph etwa, ein Wissenschaftler, der historische Phänomene beschreibt oder der ganz gewöhnliche Bürger auf der Straße,
dann meinen alle mit „sofort“ eben „sofort“.

Wagner hatte in der „Symphonie der Freiheit“ gelesen, dass die Gründung und Umsetzung der Freien Gewerkschaft SLOMR in Temeschburg ein Prozess war, der in den letzten Tagen des März 1979 mit einer Bukarest-Reise von vier Oppositionellen einsetzte, Tage andauerte und erst mit der Verhaftung vieler Beteiligten am 4. April 1979 vorerst abgewürgt wurde.
Entspricht dieser Zeitraum einer guten Woche exponierter Oppositionstätigkeit in einem repressiven Staat, in einer Ein-Partei-Diktatur,
einem „Sofort“?

(Nebenbei bemerkt: Der sorglose Umgang des Belletristen Wagner mit Zeitkategorien war mir bereits vor Jahren aufgefallen, als ich in seinem übel gelaunten Werk „Ausreiseantrag. Begrüßungsgeld“ seine Version der Herta Müller Entlassung aus dem Temeschburger Betrieb UMT las, nachdem sie angeblich die Ausübung von Spitzediensten für die Securitate abgelehnt hatte. Sie sei unmittelbar nach der Verweigerung aus dem Betrieb geworfen worden, las ich dort, wenn mir mein – an sich gutes – Gedächtnis keinen Streich spielt.

Herta Müller aber sagt in einem ihrer zahlreichen Interviews zur Securitate-Kollaboration-Verweigerung, sie sei erst nach mehreren Wochen entlassen worden. Ist das kein wesentlicher Unterschied?
Und weshalb macht Wagner aus einigen Wochen ein Sofort – um die dramatische Wirkung zu steigern?

Fakt ist: Nach dem Tribunal der Arbeiter im Juli 1977 in dem Temeschburger Textil-Betrieb 1. Juni wurde ich wirklich „sofort“ entlassen, nicht erst nach Wochen, weil ich der Goma-Bewegung angehört und darüber im Betrieb mit allen Interessierten kommuniziert hatte.

Solche Details sind für die Interpretation literarischer Werke wichtig, verehrter Herr Wagner, wenn die Werke den Anspruch erheben, real sozialistische oder andere Wirklichkeiten in einem Land „realistisch“ spiegeln und beschreiben zu wollen.
Herta Müller hat in ihren Werken keine angemssene Schilderung der "rumänischen Gesellschaft" geleistet, weil Fiktion und Fakten untrennbar vermischt sind.
Das ist kein Verdienst, sondern vielmehr ein Mangel!

Wer nur surreale Konstruktionen in die Welt setzen will und realitätsverkennende Zerrbilder, der soll diese „als solche“ a priori ankündigen, damit es nicht zu Missverständnissen und zu "bösem Blut" kommt.)

Noch ein Wort zur trivialisierenden Formulierung Filiale/Ableger SLOMR in Temeschburg: Da die Geschichte der Freien Gewerkschaftsbewegung SLOMR in Rumänien bisher nie aufgearbeitet wurde, weder in Rumänien noch sonstwo in Europa oder in den USA, wissen nur sehr wenige Personen, dass die von mir konzipierte und zusammen mit Erwin Ludwig umgesetzte SLOMR- Temeschburg mit Präsident Prof. Dr. Fenelon Sacerdoteanu an der Spitze, die einzige Neuorganisation der Bürgerbewegung darstellt.

Nur "wir" schafften es in der Stadt an der Bega, die in Bukarest bereits zerschlagene SLOMR wieder zum Leben zu erwecken.

Der Englisch-Dozent Nicolae Dascalu unternahm den gleichen Versuch zusammen mit Alexander Nagy, Vlad Mihai u. a. in Bukarest. Sie wurden allesamt verhaftet, nachdem sie die Gründung von SLOMR Temeschburg im Betrieb ELBA dem Sender Freies Europa und der Liga für Menschenrechte in Paris unter der Leitung des Historikers Mihnea Berindei gemeldet hatten.

Solidaritätsbekundungen gab es aus vielen Städten. So soll eine „Freie Gewerkschaft rumänischer Arbeiter, Bauern und Soldaten“ aus Schäßburg (Sighisoara) die der Fräser Virgil Chender gegründet haben soll, mit mehr als 1200 Mitgliedern zur SLOMR-Bewegung dazu gestoßen worden sein.

Wer aus den Reihen der Siebenbürger Sachsen weiß etwas von dieser Gewerkschaft?

Wissenschaftlich verifiziert ist ihre Existenz immer noch nicht. Vielleicht war es nur ein von Desinformationskräften gesteuertes Gerücht.

Wagner, der unter grober Realtitätsverkennung noch Jahre lang zur Rumänischen Kommunistischen Partei stand und wegsah, wenn offensichtlich Verbrechen an der Gesamtbevölkerung verübt wurden ( etwa die Massenverhaftung von mehr als 50 000 Menschen wegen „Parasitismus“ , de facto ohne Grund – typisch für NS-Totalitarismus und KZ-Praxis!) zieht auf abschätzige Art auch die Person Carl Gibsons in Lächerliche, indem er dessen oppositionelle Aktivitäten bis zur SLOMR Gründung ( Solidarisierung mit der Menschenrechtsbewegung des kommunismuskritischen und später zwangsexilierten Schriftstellers Paul Goma, die zum Rauswurf Gibson aus dem Betrieb führte) unterschlägt.

Wahrheit lässt sich auch dadurch verfälschen, verehrter Werte-Kritiker Wagner, wenn Teile der Wahrheit verschwiegen werden.

Eher unwichtig, aber trotzdem unrichtig ist das Detail, wie alt Carl Gibson zum Zeitpunkt der SLOMR-Gründung war. In Wagner Email ist SLOMR-Gründer Carl Gibson 18 Jahre alt, im Bericht „Trittbrettfahrer“ 19 Jahre alt – also noch recht nahe an der „Unmündigkeit“ möchte man meinen!

In Wirklichkeit – und das ist seit vielen Jahren selbst im Internet bekannt – war Carl Gibson bereits 20 Jahre alt, als er vor 30 Jahren in Temeschburg (Temeswar/Timisoara) an der Bega in der Elektrotechnik-Fabrik zusammen mit Erwin Ludwig und weiteren 16 von der Securitate persönlich identifizierten und malträtierten Personen die Regional-Organisation der Freien Gewerkschaft rumänischer Werktätiger SLOMR gründete.
(Dokument Urteil auf der homepage:http://www.gibsonpr.de)

Nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik wurde Carl Gibson zur Sprecher der gesamten SLOMR-Bewegung im Ausland von einem SLOMR-Unterstützungskomitee bestehend aus Exilpersönlichkeiten berufen, darunter Präsidentschaftskandidat (gegen Ion Iliescu) Radu Campeanu, heute Senator der Liberalen im Rumänischen Parlament.

Als Sprecher der SLOMR im Westen trat Carl Gibson als „Kronzeuge“ in der UNO-Klage gegen das Ceausescu-Regime auf – und riskierte sein Leben für eine Idee, während Wagner in Rumänien immer noch unkritisch zur Kommunisten-Partei stand und das tolerierte und indirekt auch billigte, was an innenpolitischen Verbrechen gegen die Bevölkerung geschah.

Als geistige Elite, die er gern verkörpern wollte, als moralisch integre Persönlichkeit, hätte er damals rebellieren müssen.
Er hat es nicht getan - ganz im Gegnteil. Er verschwand unter der Tarnkappe!

Wenn ihm der persönliche Mut fehlte, um so verrückt zu agieren wie Carl Gibson und die anderen Hasardeure aus SLOMR, wenn er zu schwach war, um konkret politisch zu handeln, dann hätte er wenigstens als „Geist“ und „Journalist“ aufschreien müssen – das hat er auch nicht getan.
"Die Internationale erkämpft das Menschrecht"? Nicht in Rumänien bei den Nachgeborenen Bert Brechts!

Statt dessen bekämpfte Richard wagner mit Herta Müller als „Minderheit in einer Minderheit“ die Rückständigkeit der Banater Schwaben mit flankierender Hilfe aus der Spiegel-Redaktion in Hamburg über die Feder von F.C. Delius, der von Herta Müllers „Niederungen“ inspiriert, das Banat als „Hölle auf Erden“ und als Unort des Hasses ausmachte mit der Bemerkung, im siebenbürgischen Dorf sei es wohl ähnlich.

Ironie, Polemik, Hass und Hetze?

Dagegen schreibe ich in der „Symphonie der Freiheit“, als Gegenphänomen zu dem, was Herta Müller und Richard Wagner an destruktiv-spaltenden Botschaften in die Welt gesetzt haben.

Zum Thema: Fehleinschätzung politischer Verhältnisse: „Der Mann war seit 1979 nicht mehr in Rumänien.“


Nur Perverse zieht es an den Ort, wo sie gefoltert wurden.

Was wissen Sie, Herr Wagner, von Folter?

Und Herta Müller?
Die „Geworfenheit“ einer Blumenvase ist von Psychoterror und Folter noch weit entfernt.
Wir saßen in den Zellen, von deren Existenz Herta Müller schon gehört haben will!

Ich werfe Herta Müller vor, sich frech in eine Domäne eingemischt zu haben, von der sie nichts versteht.

Mit der weit verbreiteten Behauptung, sie hätte einem Anwerbeversuch der Securitate widerstanden,
zieht sie die gesamte rumänische Dissidenz während der Ceausescu-Diktatur ins Lächerliche.

Das ist – aus der Sicht eines wahrhaftig Andersdenkenden – sehr schlimm.

In einer Zeit, wo Paul Goma bedroht wird und Briefbomben erhält,
wo der Top-Terrorist Carlos an der Pforte des US Senders Radio Freies Europa eine 15 Kilo Bombe hochgehen lässt, um den „Kreuzzug für die Freiheit“ des Westens zu stoppen - und das freie, nach Osten ausgestrahlte Wort, in einer Zeit wo carl Gibson von Genf aus gegen Ceausescu klagt und nicht klappert wie Anno Domini 1987 - als die richtigen Dissidenten kamen -

in einer solchen Zeit, verehrter Herr Wagner,
wo Leichen von Dissidenten am Wegrand liegen,
sich selbst in Berufung auf bloße Verweigerung als Andersdenkende in Szene zu setzen, halte ich für schlechthin schamlos und verantwortungslos.

Ich, der Mann aus der Zelle, darf der Welt das sagen, verehrter Freund von „Klartext“!

Und zur CNSAS: Die dortige Gauck- oder Birthler-Behörde muss mir nicht erst erzählen, verehrter Dichter Wagner, dass ich in Rumänien über Jahre verfolgt worden bin – wie Ihnen und Herta Müller!

Wer tatsächlich in der Ceausescu-Diktatur opponierte, der wurde einfach umgebracht wie zahllose Unbekannte ohne Kreuz auf dem Grab,
wie der Dichter Gheorghe Ursu
– wie Nicolae Dascalu vielleicht, der zweite Kronzeuge der UNO-Klage gegen das Ceausescu-Regime (den ich nach seiner Exilierung 1980 noch für die Sache UNO_Klage gewinnen konnte!) – oder er landete im Gefängnis.

Die Diskussion über die „Verbrechen der Securitate“ und der Auftraggeber Rumänische Kommunistische Partei, ein Verbrecherverein, der auch von Blauäugigen und Duckmäusern aller Art gestützt und am Leben erhalten wurde, beginnt erst.

Carl Gibson, Zeitzeuge im Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur.



P.S. Lieber Schnuk,
Ihre Wertschätzung meiner Person bzw. meiner früheren Handlungen ehrt mich und ist Balsam für meine Seele gerade in Zeiten wo andere, die sich einst feige duckten, als in Rumänien von der Sowjetunion her der scharfe „Crivati“ wehte, auf Tauchstation gingen, unter die Tarnkappe - nun an der Herabwürdigung meiner Vita arbeiten,
dabei aber ganz und gar vergessen,
den eigenen Lebenslauf „vollständig“ der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, damit ihre Literatur richtig interpretiert werden kann
und damit ihr „damaliges Handeln“ adäquat „moralisch wie politisch-historisch“ gewertet werden kann.

Deshalb musste ich noch gewisse Dinge sagen, da ich weiß, dass sehr „bewusste Individuen“ vor den Bildschirmen sitzen, sich die Argumente anhören und kraft gesunden Menschenverstands sich selbst ein Urteil bilden.

Ich habe viele – selbstredende Dokumente – auf meiner Homepage ins Internet gestellt.

Zur Kunst: Ars longa, vita brevis.

Wir können noch viel über Kunst debattieren, das ist ein weites Feld …bis hinein in die „Ästhetik des Hässlichen“ (Eine Schrift des Hegel-Zeitgenossen Rosenkranz, glaube ich).
Wenn wir vom Impressionismus ausgehen und die Tendenzen des Expressionismus verfolgen, ( den Dadaismus inklusive - Herta Müllers surrealistische Bilderwelt lebt heute noch davon, nur ist das den meisten Leuten unbekannt ), dann ist eine Entwicklung feststellbar, die sich von der Kategorie des „Schönen“ löst , im gleichen Atemzug wie die „Wahrheit“ von der „Lüge“.
Was was ist, das gilt unter Denkenden herauszufinden!

Carl Gibson,
auch „Ästhet“, wenn es sein muss – nur haben jetzt noch „moralische Dinge“ Priorität. Wenn diese erledigt sinnt, philosophiert man leichter über schöne Fassaden, Potjomkinsche Dörfer a la real existierender Sozialismus, über den Schönen Schein, über Scheinwelten und Lügengebäude.
„Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, ist dem Tode schon anheim gegeben …Vielleicht, vielleicht auch nicht!







Bäffelkeah
schrieb am 20.02.2009, 12:41 Uhr
Hallo Herr Gibson,

hier nur eine formale Bemerkung. Ich zitiere Ihre Selbstaussagen: Carl Gibson, der Philosoph, Historiker, Schriftsteller, ferner Dissident und Widerstandskämpfer gegen die Ceausescu-Diktatur, auch „Ästhet“, Zeitzeuge im Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur, der Mann aus der Zelle, ... und so weiter und so fort. Weshalb all diese Selbststilisierung und Selbstprofilierung? - Mensch, Carl Gibson, jemand, der sich seiner Rolle gestern, heute und morgen so tief gefühlt bewusst ist, wozu braucht der so viele Prägestempel? Die Kraft des fundierten Argumentierens vermag doch beim verständigen Publikum weit mehr als derlei Selbstqualifizierung als multipel Berufener, die obendrein den Dünkel trägt, auf bedingungslos anzuerkennende Autorität zu pochen.
Don Carlos
schrieb am 20.02.2009, 13:29 Uhr
Danke, Bäffelkeah, für die wohlgemeinte und berechtigte Rüge.
"Ästhet" war diesmal ironisch gemeint. Ich hätte es begrüßt, wenn ich ein Leben lang nur in der Welt der Kunst hätte verweilen bzw. mit schöngeistigen Dingen beschäfigt mein Dasein hätte verbringen können.

Eigentlich wollte ich Agraringenieur werden, Elektroniker, Biologie, nicht unbedingt Literaturwissenschaftler oder gar Philosoph, was ich dann geworden bin.
Das Geistige sollte mein Privatbereich bleiben. Dann aber schlitterte ich in die Dissidenz, studierte im Westen Politik, forschte in Deutscher Literatur und schloss schließlich "Philosophie" ab.
Im "Brotberuf" schrieb ich einige historische Bücher, bevor die Zeit kam, um einen Teil meiner Autobiographie zu verfassen und zu veröffentlichen.

Wenn ich vor der Niederschrift der "Symphonie der Freiheit" gegen Herta Müller oder Richard Wagner öffentlich argumentiert hätte, hätte ich mich der Lächerlichkeit preisgegeben, weil ich weiten Teilen der Bevölkerung als unglaubwürdig erschienen wäre.
Das ist jetzt anders, wo alles schwarz auf weißem Papier von jedermann nachgelesen werden kann.

Doch nicht auf meine Person kommt überhaupt es an, sondern auf die Sache dahinter, auf historische Fakten - ich muss diese nur, wie Sie richtig feststellen, mit meiner gesamten und geballten Kompetenz auch durchsetzen, natürlich argumentativ wissenschaftlich, nicht polemisch!

Deshalb auch die Beweise im Netz.

Wenn ich meinem bescheidenen Namen manchmal eine Apposition hinzufüge, dann nicht aus dem Grund, um zu bewiesen, dass einige Leute "eine breite Klaviatur" beherrschen, während andere nur - im Tunnelblick gefangen - auf einem Kinderklavier spielen,
sondern um zu signalisieren, dass wir uns in einer bestimmten Diskussion befinden und dass gerade der "Philosoph" argumentiert oder dass der "Zeitzeuge" spricht. (Zeitzeuge ist keine Qualifikation!)

Eitel bin ich längst nicht mehr. Wenn der eigene Wert feststeht, ganz egal ob er von Außenstehenden bestätigt wird, dann kann man gerne auf jede Eitelkeit verzichten.

Ein Stargehabe legen andere an den Tag, die sich rühmen nicht unter 700 Euro pro 20 Minuten zu lesen - und die nur kommen, wenn First Class gebucht werden kann und potentielle "Zwischenrufer" aus dem Saal gewiesen werden.
Carl Gibson.
der Ijel
schrieb am 21.02.2009, 15:48 Uhr (am 21.02.2009, 15:49 Uhr geändert).
Lass es gelten Bäffelkea,Paul Goma hat auch bei mir den Schleudersitz ausgelöst.
www.amazon.de/Symphonie-Freiheit-Ceausescu-Diktatur-Menschenrechtsbewegung-literarischen/dp/3897542978
Bäffelkeah
schrieb am 23.02.2009, 10:38 Uhr
Hallo Herr Gibson,

schönen Dank für Ihre Erklärung. Dann sind Sie also auch kein Freund von Geltungsdrang und Selbstprofilierung. Das freut mich sehr.

Bäffelkeah

P.S.: Lieber Ijel, Sie haben mein ausklingendes "h" "unterschlagen", auf das ich entschieden Wert lege, sonst gebräche es meinem Pseudonym an der perfekten Klangfärbung)
Don Carlos
schrieb am 23.02.2009, 11:15 Uhr
"Selbstprofilierung"? "Geltungsdrang"? Nicht um jeden Preis!
Ein Schriftsteller, der in die Zeit-Debatte eingreift, in den Kultur- und Zivilisationskampf seiner Zeit, der handelt, weil er gehört werden will und weil er davon überzeugt ist, etwas zu einem relevanten Thema zu sagen zu haben.
Ob ich etwas zur "geistigen Situation unserer Zeit" zu sagen habe, darauf antworten meine ca. 100 recht umfangreichen Kommentare in der SbZ und in diesem Forum seit einem Jahr publizistischer Präsenz hier, meine sonstigen Publikationen und Bücher.

Im Gegensatz zu anderen, die von Anfang an laut aufschrieen und ohne Rücksicht auf Verluste Zwietracht und böses Blut versursachten bis hinein in unsere Tage, hatte ich es mit dem "Klappern" nicht ganz so eilig.
Meine "Dissidenz" bzw. die antikommunistische Opposition später ( nach 1979) vom Westen aus (UNO-Klage gegen das Ceausescu-Regime) vollzog sich im Stillen, nicht an der großen Glocke. ( Einer, der nur Selbstprofilierung anstrebt oder Geltungsdrang, Bäffelkeah, der betreibt das von Anfang an und hält konsequent daran fest.Das habe ich nicht getan. Dafür aber habe ich seinerzeit agiert - und rede erst gute 25 Jahre danach über jene "historischen Abläufe" und nur deshalb, weil andere (Historiker, Politologen)dieser Aufgabe nicht nachgekommen sind.

Es ist fast schon grotesk: Damals 1977-1981 war ich als politisch Aktiver und Handelnder gefordert; gestern hielt ich die geschichtlichen Phänomene in einem Buch fest - und heute muss ich mich sogar noch rechtfertigen, seinerzeit oppositionell "agiert" zu haben und dieses auch noch "beschrieben" zu haben.

Das sind die Fakten.

Seit ich im Westen bin, habe ich daran gearbeitet, die Wertewelt unserer Herkunft zu stützen und aufzubauen, während andere damit beschäftigt waren, die Werte nieder zu reißen und sie der Lächerlichkeit preiszugeben.

Was wurde belohnt, gar geehrt? Das im Stillen agierende Kreative? Oder das laut aufschreiende Destruktive?

Die einen wurden nicht müde, uns allen den Spiegel der NS-Zeit und die individuelle wie kollektive Verstrickung in die Schuld vorzuhalten.
Ich werde mit der gleichen Konsequenz nach der Schuld der Kommunisten fragen und derjenigen, die sie stützten (Siehe dazu auch den Leitartikel von heute in der SbZ mit neuen Verbrechen des Stalinismus dokumentiert von Historiker Cicerone Ionitoiu - er war seinerzeit auch Mitglied des SLOMR-Unterstützunskomitees in Genf bei der UNO-Klage gegen Ceausescu)- getragen von der festen Überzeugung, dass die volle Wahrheit und alle frei machen wird.

Wie formulierte es doch Herta Müller treffend: "Lügen haben kurze Beine, die Wahrheit hat keine."

Schauen wir Mal, was noch so alles heraus kommt in der Vergangenheitsaufarbeitungs- und bewältigungsdiskussion.
Carl Gibson.


Gustavo
schrieb am 23.02.2009, 11:39 Uhr
Don Carlos schrieb: "Selbstprofilierung"? "Geltungsdrang"? Nicht um jeden Preis!




Hallo Don Carlos
kann es sein das du das Wort auch übersehen hast?
Bäffelkeah schrieb:
schönen Dank für Ihre Erklärung. Dann sind Sie also auch kein Freund von Geltungsdrang und Selbstprofilierung. Das freut mich sehr.


Bäffelkeah
schrieb am 23.02.2009, 11:50 Uhr
Bitte missverstehen Sie meine Einlassung nicht, Herr Gibson, denn es lag und liegt mir fern, Ihre Motive und Ihr Engagement in irgendeiner Weise zu kritisieren. Für meinen Geschmack haben Sie sich stellenweise zu sehr stilisiert, was der inhaltlichen Auseinandersetzung abträglich sein kann. Wie Sie finde auch ich diese Vergangenheitsbewältigungsversuch - sofern sachlich geführt und fachlich fundiert - wichtig. Jedoch bezweifele ich, dass sich dieses Forum für eine solche Auseinandersetzung anbietet. Sie laufen meines Erachtens Gefahr, tendenziell zu monologisieren - oder haben Sie hier schon genügend Dialogpartner gefunden für eine konstruktiv-kritische und fruchtbare Diskussion? Es wäre freilich schön ...

Mit freundlichen Grüßen,

Bäffelkeah

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