Richard Wagner verunglimpft Carl Gibson und SLOMR Temeschburg – und das wider besseres Wissen!

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Joachim
schrieb am 24.02.2009, 22:18 Uhr
Ja ich erlebe hier hier, das Menschen die Milch für ihre Kinder nicht kaufen können.
Ich erlebe hier das Menschen, die den ganzen Tag arbeiten, die Produkte die hier produziert werden, nicht leisten können.
Bei uns hier gibt es Supermäkte die bis 22:00 Uhr geöffnet haben, warum auch immer. Denn sie könnten 24 Stunden aufhaben, aber man kann nur das ausgeben was man hat.
Die Omnibusse fahren aber nur bis 20:00 Uhr.
Wenn diese Menschen sich kein Auto leisten können (aufgrund ihres immensen Einkommens) können sie zu Fuß nach Hause laufen.
Das erinnert mich so an Rumänien, wo auch die Menschen auf der Straße stehen und mitgenommen werden wollen. Nur dort hält auch mal einer an. Sicherlich hat es früher im Osten an vielem gemangelt, aber die Grundnahrungsmittel waren vorhanden.
Ich würde ja auch nichts sagen, wenn wir ein armes Land wären, aber in einem der reichsten Länder der Welt,hungernde Kinder,arme Rentner, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, Menschen ,die trotz Vollzeitarbeit, vom Staat unterstützt werden müssen, das ist ein Skandal ! Das sind Menschen, die sich noch nicht einmal mehr die Grundnahrungsmittel leisten können.
Und wer das nicht sieht, oder in arroganter Weise nicht sehen will, der ist blind !
Aber warte nur ab. Ich wünsche es niemand, aber in nächster Zeit, werden Menschen hier arbeitslos werden, die das selbst für unmöglich hielten.
Dann bin ich einmal auf das Geschrei von Schnuk gespannt.
Man sollte mindestens versuchen über den Tellerrand zu schauen.
Obwohl ich Dir Schnuk das ganz bestimmt nicht wünsche, ich wünsche das niemandem. Aber man sollte wenigsten versuchen sich einmal in andere Situationen hinein zu versetzen, als so oberflächlich einen Kommentar abzugeben. Falls Du einmal selbst davon betroffen sein solltest siehst Du die Sache, wie viele andere Betroffene, sehr wahrscheinlich ganz anders.
Gruß
Joachim
tschawo
schrieb am 25.02.2009, 00:36 Uhr
Sehr geehrter Herr Gibson,
ich bin bestimmt kein ahistorisch denkender Mensch und mein Geschichtsbild beginnt auch nicht erst mit dem Geburtsjahr meiner Großeltern. Hier liegen sie falsch.
Leider haben Sie meine doch recht konkret gestellte Frage nach der kollektiven Identität nicht beantwortet. Ihre Meinung, ich zitiere: "Die "Identität" eines Menschen, sein Selbst,und die Identitäten von Menschengruppen, Ethnien,Völkern sind hoch komplexe Phänomene, die wir hier in diesem Forum nicht ausdiskutieren können", finde ich unzutreffend. Als Historiker, Sie haben doch auch Geschichte studiert, müssten Sie wissen, dass Identitäten keine komplexen Phänomen sind sondern austauschbare Konstrukte die aus dem 19. Jahrhundert stammen und von Eliten im Zuge der Nationalstaatenbildung entworfen wurden. Lernt man eigentlich bereits im Proseminar aber, na ja. Dass Mythen und Traditionen dabei eine wichtige Rolle spielen, brauch ich hoffentlich nicht zu erwähnen. Die Standardwerke von Hobsbawm, Eric: The Invention of Tradition, Cambridge 1983 und Anderson, Benedict: Die Erfindung der Nation, Frankfurt/Main 1988, sind Ihnen in diesem Zusammenhang hoffentlich bekannt.
Abschließend nochmals eine Frage zu Herta Müller: Wenn sie in Ihren Beiträgen die Dame so richtig durch den Dreck ziehen, haben sie dann das Gefühl oder das Bedürfnis im Namen aller Banater Schwaben zu sprechen und als Racheengel für all derjenigen zu agieren deren Totengräberin ihrer Meinung nach diese Frau war? Nun, in meinem Namen bitte nicht. Frau Müller hat den Finger tief in die Wunde gesteckt und sie hat recht. Sollen wir jetzt alle die Schmonzetten "Die Glocken der Heimat", "Der große Schwabenzug" und "Meister Jakon und seine Kinder" von Müller-Guttenbrunn lesen und uns an dieser Welt ergötzen?
Bevor Sie jetzt die Frage nach dem Who is who stellen und mich bitten Identitäten zu lüften die ja Ihrer Meinung nach eine ziemlich komplexe Sache sind und hier nicht besprochen werden können, möchte ich sie darauf hinweisen, dass ich in diesem Forum anonym bleiben kann wenn ich das möchte. Um sie trotzdem zu beruhigen, möchte ich anmerken, dass ich nicht Richard Wagner, Herta Müler oder ein weiteres Mitglied der Aktionsgruppe Banat bin sondern ein Banater Schwabe mittleren Alters mit akademischer Bildung. Gute Nacht.
Tschawo
getkiss
schrieb am 25.02.2009, 06:21 Uhr
Also Leute:
1. Herr Gibson bespricht hier, von einer Situation ausgehend, einen Beitrag von R. Wagner in der Banater Zeitung in Temeswar.

2. Es ist unstrittig, das C.G.schon seit längerer Zeit mit R.Wagner+H.Müller auf literarisch-politisch-psychologisch-philosofischer Ebene eine kontroverse Diskussion führt.

Vor allem wendet sich CG gegen die Art der Beschreibung des banater Milieus durch H.Müller, die in einer Zeit der Unterdrückung unserer Landsleute auch m.E. politisch höchst schädlich war. Auch ich bin der Meinung, mit dieser Beschreibung hatte sich Frau Müller auf opportunistische Weise auf einen Zug gesetzt, der uns schadete. Punkt.

3. Es ist jedem von Euch hier gestattet Eure Meinung zum Thema darzulegen. Auch der Meinung von Carl Gibson zu wiedersprechen, oder seinen "Stiel" zu kritisieren, wie hier ein Teilnehmer den Begriff "Stil" fälschlich brauchte. Aber die Diskussion gleitet schon wieder in das persönlich diffamierende gegen Herr Gibson ab und das ist weder nötig, noch gerecht und schon gar nicht etisch.

4. Wenn CG zum Bsp. hier die "Grabrede" analysiert, dann spricht er vom Objekt der Diskussion. Das ist die Kontroverse zwischen CG und RW/HM. Und nicht der Vergleich zwischen den sozialen Verhältnissen im Banat der Nachkriegsjahre bis ´89 und denen des heutigen Deutschland.
(Dies sollten wir in einem anderen Thread diskutieren.)
CG beschreibt hier seine Meinung über die Schriften von HM, RW, FC D., etc. und analysiert dabei die politischen Hintergründe mit. Es wäre wünschenswert, auf dieser Ebene weiter zu diskutieren...

5. Wenn CG sich über die Anonymität von Diskutanten aufregt, dann genügt der Hinweis dass dies im Netz ziemlich üblich ist. Aber dabei in das persönliche zu übergehen ist unnötig, sonst rutschen wir auf das Niveau von Kommentaren in "Ziare.com"....

5. Darum wäre ein entspechender Hinweis der Admins wieder mal fällig - nicht unbedingt öffentlich, es gibt ja noch die Mail-Ebene...
Schnuk
schrieb am 25.02.2009, 06:43 Uhr
Joachim schrieb: Ja ich erlebe hier hier, das Menschen die Milch für ihre Kinder nicht kaufen können.
Ich erlebe hier das Menschen, die den ganzen Tag arbeiten, die Produkte die hier produziert werden, nicht leisten können.
Bei uns hier gibt es Supermäkte die bis 22:00 Uhr geöffnet haben, warum auch immer. Denn sie könnten 24 Stunden aufhaben, aber man kann nur das ausgeben was man hat.
Die Omnibusse fahren aber nur bis 20:00 Uhr.
Wenn diese Menschen sich kein Auto leisten können (aufgrund ihres immensen Einkommens) können sie zu Fuß nach Hause laufen.
Das erinnert mich so an Rumänien, wo auch die Menschen auf der Straße stehen und mitgenommen werden wollen. Nur dort hält auch mal einer an. Sicherlich hat es früher im Osten an vielem gemangelt, aber die Grundnahrungsmittel waren vorhanden.


Joachim,
erstens, wir haben nicht im Sandkasten zusammen gespielt und wir kennen uns gar nicht.
Ich kenne aber Menschen die von Harz 4 leben und andere die von der Grundversogung leben, weil ihre Rente von Rum. zu klein ist. Alle diese leiden keinen Hunger hier in D., noch
dazu die haben ihre Wohnung besser geheitzt als ich mit
meiner Frau. Der ´schlechte´ deutsche Staat bezahlt.
Wir sparen an Heizung weil unsere Rente(die viele Jahre in
R. sind nur mit 45% berechnet) klein ist. Beklage mich aber nicht. Da kenne ich eine alleinerziehende Frau mit 2 Kindern, sb-Gerinn, ihre Kinder essen täglich Milch mit Kakao und frieren nicht im Winter.
Sie sagen weiter: die Grundnahrungsmittel in R. waren vorhanden!
Ihr Erinnerungsvermögen -ich nehme an Sie leiden an Alzheimer, ist sehr schlecht. (Ich sage das nicht um Sie zu beleidigen). Denn Ende der 80er Jahre hatten wir in R. auf dem Dorf(ich war kein Bauer), 300 gramm Brot/Tag, 1/4 l Öl, 1/4 gramm Zucker/Monat theoretisch vorgeschrieben. Das Brot konnte man meistens nicht essen, denn es war aus ´griu furajer´ das dazu noch hat gestunken, weil der Weizen verdorben im Lager, den Zucker und das Öl haben wir viele Monate lang gar nicht bekommen. Jahre lang hat meine Frau keine Brotportion bekommen, weil sie mit drei kleinen Kindern Hausfrau war und keinen ´servici´ hatte!
Haben Sie Fleisch, Salami oder Butter in den 3 letzten Jahren vor der Wende im jud.
Mures, Sibiu, Cluj, in den Läden zum verkaufen gesehen? Ich nicht. Fuhr ich in die Stadt und wollte ein Brot kaufen, wurde ich gefragt -aveti buletin de oras? Das ist mir oft passiert, denn ich war dienstlich viel unterwegs. Habe gehört in Suceava wäre es etwas besser gewesen. In Bukarest habe ich lange Schlangen vor Alimentara (8 Uhr) gesehen, fragte -ce se da aici? Antwort -nu stim, asteptam sa aduca ceva! Hatte gehofft mit einer Gelegenheit wenigstens eine Salami dort zu kaufen, aber vergebens -in der Hauptstadt!
In den letzten Jahren vor der Wende im Winter gefroren und vielmals kein Strom am Abend. Meine Kinder dick angezogen, warteten auf das Licht um ihre Schulaufgaben zu machen. In den Betrieben ist oft der Strom ausgefallen, stundenlang!
Also wirklich, wenn ich lese was Sie da schreiben, kommt mir vor ich sei in einem falschen Film.
Die ´academician. dr´...Elena im vorbeifahren bei einer Alimentara fragt den soför -ce se da aici, de ce asa coada lunga? -Stiti se apropie pastele. Sie: le trebuie oua la sobolani? Ia sa nu le mai dam nici un ou! Das war gute sozialistische Menschenwürde -nach Ihrer Meinung Herr Joachim!
Schnuk.
Don Carlos
schrieb am 25.02.2009, 08:28 Uhr (am 25.02.2009, 09:38 Uhr geändert).
„Neamtule, du-te la Hitler“, war eine oft gehörte Schimpf-Parole in Rumänien. „Deutsch sein“ und an seinem Deutschsein fest zu halten, bedeutete vielfache Exponiertheit im totalitären Rumänien, wo rumänische Nationalchauvinisten und Kommunisten das alleinige Sagen hatten.
„Te leg si te duc“, Schnuk, war keine Ausnahme, sondern die offene Drohung von Partei-Bonzen, die zum Teil „bewaffnet“ in die Betriebe kamen, um dort ihren Terror gegen Versager in der Produktion auszuüben.
Was wissen bankban und andere jüngere Zeitgenossen von den Verhältnissen im real existierenden Sozialismus, wo Ausreisewillige in Nacht- und Nebel-Aktionen einfach abtransportiert wurden und für immer verschwanden?
Herta Müller, die glaubte, ihre deutschen Landsleute bekämpfen zu müssen, statt die Kommunisten, wusste seinerzeit auch nicht viel mehr, sonst währe sie den Bedrängten nicht in den Rücken gefallen mit Schmähungen, die - auf die gesamte Gemeinschaft bezogen - ungegründet waren.

In den Ausführungen unter „Diskrepantes Sein“, bankban, habe ich für illelligenteleute wie Sie es sind – jenseits von Hass, denn dazu bin ich trotz Folter nicht fähig – interpretatorisch anhand des Stoffes dargelegt, dass das erzählerische Ich der Kurzgeschichte ( es mag mit der Autorin identisch sein oder auch nicht) das Produkt seines engeren Milieus ist, seiner Familie – und nicht des weiteren sozialen Umfelds, der deutschen Volksgemeinschaft im Banater Dorf.
Im gleichen Kontext habe ich ausgesagt, Herta Müller sei von Autoren wie F.C. Delius bzw. von linken Medien wie „DER SPIEGEL“ zu innenpolitischen Zwecken instrumentalisiert worden.
(Das ist die politisch-moralische Ebene der Diskussion, die für mich als Philosoph und politisch Agierender wichtig war und ist. Die literarische Sicht ist hier vroerst ausgeklammert, denn das wäre ein anderes Thema!)

Sie nahm das hin, weil sie dadurch bekannt wurde.
Trotzdem ist eine gewichtige Tatsache zu beachten: Herta Müller konnte überhaupt erst instrumentalisiert werden, weil die von ihr produzierte Literatur, namentlich die in „Niederungen“, das hergab.

F.C. Delius konnte sich nur auf das berufen, was er dort an Kurzgeschichten im weitesten Sinne über das Leben in einem kleinen Dorf im Banat vorfand, um dann daraus – a la Heine – ein Gespött zu machen.
(Wenn Herta Müller über die Beschreibung von Wolkenkuckucksheimen auf dem Mars oder sonstwo im Universum literarische Preise erhält, dann habe ich nicht dagegen. Hier aber ( wie im Fall der KAS) erhält sie zum Teil Auszeichnungen, die a priori politische preise sind, Preise, die "innenpoltisch" ein falsches Signal setzen und mehr spalten als versöhnen. Das kann nicht richtig sein.)

So weit, so gut – wären da nicht auch noch die Betroffenen, die Menschen aus dem Banat, die vieles anders erlebten und deuteten. Auf sie und ihre Empfindungen nahm Herta Müller keine Rücksicht, F. C. Delius und das Magazin „DER SPIEGEL“ auch nicht. Wozu auch?
Waren sie aus der Sicht des Personenkreises aus der so genannten Aktionsgruppe Banat und deren Umfeld doch nichts anderes als - um ein Wort des Kommentators „getkiss“ (weiter oben) zu zitieren: das Gegenteil von Antifaschisten – während die wahren Widerstandskämpfer ( glaubt man der Botschaft einer jüngeren Publikation zu diesem altneuen mythopoetischen Entwurf!) nur in der Aktionsgruppe Banat zu finden waren!
Ob dort auch nachzulesen ist, wer aus dem Aktionsgruppenkreis seinerzeit "nicht" Mitglied in der Rumänischen Kommunistischen Partei war?

Es sind Fragen wie diese, Joachim, die mich lange davon abhielten, diese Materie mit Konsequenz aufzuarbeiten. Doch „geschwiegen“ habe ich nur „literarisch“ und „moralisch. Politisch blieb ich ein Handelnder bis zur Revolution, ganz im Gegenteil zu anderen, die er „post festum“, sprich nach der Revolution die „Menschenrechte“ für sich entdeckten, nachdem der Drache erlegt worden war.

Wer nach der „vollen Wahrheit“ fragt, macht sich nicht nur Freunde. ( Ich wurde im Vorfeld der Publikation meines Buches freundschaftlich darauf hingewiesen, auf den ideologischen Ballast ( sprich auf meine Auseinandersetzung mit den Kommunisten aller Schattierungen) zu verzichten. Und das in einem Buch – gegen den Kommunismus!
Wäre ich dem gut gemeinten Rat gefolgt und hätte nur allseits gefällige Schönfärberei betrieben, dann hätte die „Symphonie der Freiheit“ ( übrigens ein Buch, mit den man sicher kein Geld verdienen kann!) überhaupt nicht schreiben müssen.
Nur – schönfärberische Stilisierungen führen nicht zu mehr Aufklärung und Wahrheit, sie verwirren nur und verschleiern gerade das, was angesprochen werden soll.

Tabus darf es nicht geben – auch nicht in der Auseinandersetzung mit dem Frühwerk Herta Müllers. Deshalb hier noch einige Gedanken zu ihrer Verhöhnung des Deutschtums im Banat, jenes Deutschtums, das für mich Identität und Existenz war:

Figaro im Banat

„Deutscher Scheitel und deutscher Schnurrbart“ – Ein Hohn auf das Deutschtum oder
vom Untergang des Abendlandes am Tor zur Walachei


Hetze kann in vielen Erscheinungsformen daher schleichen und unterschiedlich motiviert sein. Sie kann direkt sein, plump und dumm. Sie kann aber auch unbedacht sein und ihre Wirkung falsch einschätzen und verkennen. Der eine will provozieren und aufrütteln, der andere kostet nur den Ärger der Betroffenen aus und den Schmerz der Verletzten.
Ihr habt mich verletzt – auf welche Art auch immer. Also schlage ich zurück und verletze euch auch – herber und gerade dort, wo es am meisten schmerzt, an eurer empfindlichsten und verletzlichsten Stelle, an jenem Punkt der euch am heiligsten ist – an eurer Identität.

So etwa kann ein sensibler Geist empfinden, wenn er die oben genannte Kurzgeschichte liest – und wenn er aus der „Perspektive des Betroffenen“ und Verletzten liest.

Viel wird nicht erzählt. Das wenige Worte reichen aus, um zu verletzen.

Der Ort der Handlung: Ein Friseurladen irgendwo im deutschen Siedlungsgebiet in Rumänien, im Banat wahrscheinlich – oder in dem nicht weniger „rückständigen“ siebbürgischen Dorf, oben in Sathmar an der ungarischen Grenze, in der Dobrudscha am Schwarzen Meer oder gar in den Niederungen von Nitzkydorf oder Perjamosch?

Die Handlung selbst: Eine männliche Figur taumelt und stolpert durch eine kafkaeske Situation mit expressionistischen Elementen in einen Friseurladen, wo alte Leute vor sich hin dösen und wartet dort auf den Haarschnitt:

„Deutscher Scheitel? Fragte der Friseur“ (…)
„Deutschen Scheitel und deutschen Schnurrbart, sagte der Mann“.

Ein unscheinbarer Dialog, denkt man heute – und so dachte man damals mitten in der Bundesrepublik aus der Geborgenheit des deutschen Volkes heraus mit einem Schmunzeln auf den Lippen, lange nach Heine und Nietzsche.

Nur im Banat hatten die gleichen Worte einen ganz anderen Klang – denn die Betroffenen vernahmen sie in der Exponiertheit mitten im Exodus zu einem Zeitpunkt, wo die Auslöschung des Deutschtums in Rumänien unmittelbar abrollte.
Herta Müller, die Polkatänzerin von gestern, scherte sich nicht mehr darum, seitdem sie dem Nest entflohen und in der fortschrittlichen Stadt angekommen – aus welchem Gründen auch immer.
Und Unbetroffene aus der Bundesrepublik, Leute wie C.F. Delius, scherte vieles auch nicht. Was von den einen als einen unmittelbare Angriff auf ihr Sein, auf ihre Identität, ja als Existenz gefährdender „Dolchstoß“ empfunden wurde, war für andere „Nichtbetroffenen“ aus dem ferne Ausland, für Berufsspötter und Kritiker vom Dienst, nur „literarische Ironie“, beißender Sarkasmus, blanker Zynismus, frechster Hohn und Spott bestenfalls blanker Zynismus der herberen Art.

Die Autorin forcierte den Ausdruck. Kein Mensch im deutschen Dorf des Banats sagte „deutscher“ Scheitel im Friseurladen; noch weniger sagte einer „deutscher“ Schnurrbart. Wer dort lebte, weiß es und kann es bestätigen. Keiner sagte es, nicht nur weil es tautologisch gewesen wäre, sondern sogar hochgradig absurd, denn im deutsche Friseurladen und beim deutschen Friseur, fanden sich in der Regel nur deutsche Kunden ein, jedenfalls war das in Sackelhausen so, in einer Gemeinde, die um 1945 fast zu hundert Prozent aus Nachkommen deutscher Siedler bestand und 4 200 Einwohner zählte.
Ob im unweiten Nitzkydorf, wo unser letzter Priester, der katholische Dechant Dr. Franz Kräuter herstammte, die Uhren anders gingen, mag dahingestellt bleiben. Wahrscheinlich ist das nicht.

Wenn die Autorin gerade dort bohrte, wo es am schmerzvollsten war, dann deshalb, weil sie einen bestimmten Nerv treffen wollte, das Mark der Identität, den Haupt- und Lebensnerv der deutschen Minderheit in exponierter Lage vor der physischen Vernichtung, eine Lebensader, die allerdings kein „Tabu“ war!

Aus der Sicht derjenigen, die an ihrer nationalen Identität festhielten, und das waren eben die Viele, die große Mehrheit unter den Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, die nicht mit der Kommunistischen Partei paktierten, kam diese Attacke einer gezielten Hetze gleich. In ihrem natürlichen Sein getroffen, schrieen sie auf – und der schmerzvolle Aufschrei ertönt noch heute.
Und was war mit den Parteimitgliedern aus der schreibenden Zunft, mit Leuten wie Richard Wagner, dem Lebenspartner der Schriftstellerin Herta Müller, der damals noch loyal zur kommunistischen Monopol-Partei stand und – nach eigenem Bekenntnis „kein Dissident sein wollte“ – was war mit diesen Paktieren und Seelenverkäufern, mit jener „Minderheit in der Minderheit“, die die „Gerechtigkeit“ schon damals gepachtet zu haben glaubten?
Sie fühlten anders – und sie fühlen auch heute noch anders. Nur wollen sie vieles, was damals wahr war, vergessen und ungeschehen machen, Gras über alles wachsen lassen und keine schlafenden Hunde wecken.

Und wer lachte sich damals ins Fäustchen, als „Niederungen“ die Gemüter erregte?
Die Parteikader der Kommunisten und ihre Handlanger bei der Securitate, weil die verhassten Deutschen – in Exodus und Agonie begriffen – sich jetzt auch noch selbst zerfleischten.

Ob Herta Müller die „besondere Situation“ verkannte?

Oder ob sie gezielt zum Todesstoß mit ausholte und den Untergang des Abendlandes vor der Pforte zur Walachei mit besiegelte?

Ob ihr Gewissen sie damals antrieb – oder nur das Ressentiment des Schlechtweggekommenen, das aus einer vielleicht frühkindlichen, vielleicht permanenten Verletzung herrührte?

Sie hat es wohl nie bereut und mit dem Hass, den sie provozierte, gelebt, bis zum heutigen Tag, ohne zu widerrufen und ohne sich von einem und ihrem destruktiven Prinzip zu distanzieren.

Wer, wie die Konrad Adenauer-Stiftung, ihre damalige Haltung ehrte und die Positionen im Frühwerk mit einbezog, der ehrte zugleich das destruktive Prinzip und setzte – politisch betrachtet – das falsche Signal.
Eine eventuelle Ehrung der kontroversierten Schriftstellerein Herta Müller mit dem Nobelpreis für Literatur, immerhin ist sie als Kandidatin der Bundesrepublik Deutschland nominiert, würde aus dem politischen Schaden einen wahrhaftigen Erdrutsch mit noch verheerenderen Wirkungen machen. Deshalb tut Aufklärung Not, bevor das Kind, das bereits in den Brunnen gefallen ist, überhaupt nicht mehr gerettet werden kann.

Doch wie ging es tatsächlich in einen Friseurladen zu, etwa in Sackelhausen? Wie war das mit dem „Scheitel“?
Alle Knaben meiner Jugendzeit trugen den „Scheitel“ links, obwohl einige von uns wussten, dass der Führer des Reiches Adolf Hitler den „Scheitel“ rechts trug. Wer auf dem Friseurstuhl Platz nahm, hatte die Auswahl zwischen zwei Klassikern: „Füllen-Frisur“, auch Füllchen-Frisur“ genannt oder „Scheitel“. Den boshaft konstruierten Ausdruck „Deutscher Scheitel“ habe ich nie vernommen.
Der Friseursalon war eine Nachrichtenbörse, ein Ort geistiger Auseinandersetzung im gepflegte Pro und Contra, ebenso ein Raum, wo viel über Geschichte, über die Erfahrungen aus zwei Weltkriegen und über die Kriegsfolgen, Flucht, Vertreibung, Deportation und Wiederaufbau lebhaft diskutiert wurde.
„Klein aber mein“, fasste Vetter Peter seine Deutschland-Kritik zusammen, indem er auf sein Häuschen verwies, das er mit seinen zehn Fingern aufgebaut hatte. „In Deutschland kommt kein Brot auf den Tisch“, stellte er fest, um dann endgültig ablehnend zu resümmieren: „Wo kein Brot ist, da ist auch sonst nichts zu erwarten.“ Also war Deutschland keine Thema für ihn bis zu dem Tag, wo er sich es dann doch noch anders überlegte. Wer fragte schon nach seinem „Opportunismus“. Schließlich war er doch nur ein Figaro, auf dessen „moralische und politische Integrität es nicht weiter ankam – und kein Schriftsteller mit Vorbildfunktion!
Bei Vetter Hans auf dem Friseurstuhl hörte sich das ganz anders an. Kaum hatte ich Platz genommen, vernahm ich die eine Frage: „Wann fahren wir nach Deutschland?“ Sprich: „Wann wird unsere Ausreise endlich bevorstehen?“ Dieses eine Thema wurde als Leitmotiv in unendlichen Variationen abgehandelt, über Jahre hindurch und verdrängte jeden anderen Diskussionsstoff. Wenn mein Blick über den imprägnierten Bretter-Fußboden huschte, fielen mir dort zwei verkrüppelte Füße auf, die in einem paar schweren, arg verkürzten Lederschuhen steckten. Die fehlenden Zehen erinnerten an die Strapazen des Russlandfeldzugs, denn Vetter Hans an der Seite reichsdeutscher Kameraden doch noch durchgestanden hatte – seine Hoffung und seine gesamte Zuversicht richteten sich seinerzeit auf ein Leben in Freiheit in dem Land seiner Wahl – und das war Deutschland.
Das Ziel und der Weg, dorthin zu gelangen, verband uns und bestimmte unsere Gedankengänge bis zu dem Tag, als wir uns im Jahr 1980 auf deutschen Boden in Freiheit wieder begegneten, gute drei Jahre vor „Niederungen“ und dem Höhepunkt des Exodus der deutschen Minderheit in Rumänien.

„Was fällt, soll man auch noch stoßen!“ Herta Müller hat dieses zynische Nietzsche-Zitat auf ihre Weise umgesetzt, indem sie – auch ohne Nietzsche zu kennen - über deutsche Scheitel und deutsche Schnurrbärte schrieb – und ebenso frivol witzig über ein „schwäbische(s) Bad“.


Politische Naivität oder böse Absicht

Wenn ein Schriftsteller angreift, karikiert und pointiert überzeichnet, verfolgt er immer einen Zweck. Und die Mittel, diesen Zweck zu erlangen, müssen ihm bewusst sein.
Das gilt auch für die kaum eine Seite lange Kurzgeschichte „Das schwäbische Bad“ aus dem schmalen Debüt-Bändchen „Niederungen“.
Um die verheerende Wirkung dieser gezielten Provokation zur Unzeit und am falschen Ort zu veranschaulichen, muss die eine „völkische Bezeichnung“, das Schwäbische, nur durch eine andere völkische Festlegung ersetzt werden, etwa durch „rumänisch“, „russisch“ oder durch eine stigmatisierende Bezeichnung von religiösen oder nichteuropäischen Minderheiten; und schon wird der offensive Hetzcharakter der Kleinsterzählung deutlich.
Nicht ein Individuum wird da verhöhnt oder ein typisches Milieu, sondern gleich eine ganze Volksgruppe und dahinter ein ganzes Volk.

Ganz egal, ob Herta Müller, das „Deutsche“ überzeichnet und gezielt verhöhnt – wie in der Figaro-Posse oder nur das „Schwäbische“ – und dabei das „Donau-Schwäbische oder das Banat-Schwäbische“ meint:
Sie hetzt mit dieser Vorgehensweise, mit diesem deplatzierten Stil - und sie spaltet! Dies aber zu einer „historischen Unzeit“, nämlich im Todeskampf der deutschen Minderheit im Banat und in Siebenbürgen, die unmittelbar davor stehen, über den forcierten Exodus ihre nationale Identität zu verlieren und ihr physisches Fortbestehen als nationale Minderheit für immer aufgeben zu müssen.

Durch das Einbüßen der spezifischen siebenbürgisch-sächsischen Identität oder der Banater Identität und der Heimat, wird der exponierte Einzelmensch zum Stigmatisierten, der als Gezeichneter mit Integrationsschwierigkeiten zu rechnen hat.
Wer aus Sodom und Gomorra herstammt, hat unter zivilisierten Kulturvölkern einen schweren Stand. Unschuldige werden so getroffen – und in der Bundesrepublik ausgegrenzt. „Das sind diejenigen aus der Trocken-Klo-Landschaft und den „schwäbischen“ Suhlkübel …“
Doch daran dachte die weit vorausschauende Autorin kaum. Sie hatte da noch eine Rechnung offen bei der deutschen Dorfgemeinschaft, die es anders wollte als sie selbst – und dieser Gemeinschaft, an deren Sitten und Gebräuchen sie nur widerwillig eine Weile teilnahm, gezwungen mit einem Kirchweihstrauß in der Hand um die Bütt Polka zu tanzen, wollte sie es nun heimzahlen, indem sie das „Schwäbische“ an sich verunglimpfte, den Schiller und den Hegel, den Uhland und den Hauff, wie auch das Deutsche mit seinem Wesen, an dem einst die Welt genesen sollte.
„Jeder kehre vor seiner eigenen Tür“ las ich an der Pforte eines freisinnigen Rottweilers, der mit dem weisen Spruch vielleicht noch etwas mittelalterlichen Anstand in unsere heuchlerische Zeit herüber retten wollte.
Herta Müller, von Kind auf mit harter Arbeit vertraut, griff zu einem eisernen Besen und fegte vor der Tür ihres etwas aus den Fugen geraten Hauses – doch wie der Zauberlehrling in Goethes Ballade fegte sie wilder und wilder werdend auch den Kuhstall, den Saustall , dann über den eigenen Hof hinaus noch die Gasse, das ganze Dorf, ja die ganze Region … und selbst die Nation, wenn ihr kein Hexenmeister Einhalt gebietet. Was die Heilige Johanna nicht schaffte, das schafft vielleicht noch Herta Müller!

Wäre es auch anders gegangen?

Mit Sicherheit! Wer die als spießig empfundene Welt der Kleinbürger missbilligte, konnte frei wegtreten und jene kleine Welt sich selbst überlassen, ohne ihre Menschen zu verunsichern, zu trennen, zu spalten und über Jahrzehnte gegeneinander aufzubringen und revanchistischem Hass das Wort zu reden.
So etwa habe ich es seinerzeit gehalten – und als ich mich leise von der Dorfwelt verabschiedet, um eine eigene Bahn zu schreiten. Als ich damals schied, in natürlicher Wegentwicklung, ging ich ohne Zäsur, ohne Zorn und ohne andere mit dem Schmutz zu bewerfen, den die eigene unbefriedete Seele ausgebildet hatte.

Herta Müller lieferte mit dem Tenor ihres Debütbändchens, dass gewissen Kreisen in der Bundesrepublik ins politische Konzept passte, eine gute Vorlage, um instrumentalisiert zu werden und um über dieses – wie man früher zu sagen pflegte „Mach-Werk“ – eine Diskreditierungskampagne gegen konservative Kreise in der Bundesrepublik loszutreten. Schließlich war alles, was das konservative Lager um CSU-Chef Strauß und CDU-Zugpferd Kohl schadete, legitim. Machiavelli hatte es so vorgesehen – und die literarische Landschaft lieferte die Mittel dazu.

Herta Müller wurde bekannt; bekannt als eine Schriftstellerin, die polarisiert, die Gräben aufreißt und die Menschen gegeneinander aufbringt.

Heute, mehr als 25 Jahre nach dem Erscheinen ihres Pamphlets gegen die deutschen Landsleute, ist der erhobene Vorwurf, die Vereinnahmung und Instrumentalisierung durch Dritte voll akzeptiert zu haben, ohne sich je von der verhängnisvollen Botschaft der Hetze und Spaltung zu distanzieren, immer noch legitim.

Sie hat die öffentlichen Preisgelder in nicht unerheblicher Höhe genutzt, um weiter zu denunzieren und zu trennen, statt zu versöhnen.

Dieses negative Prinzip sanktioniert und sogar noch prämiert zu haben, ist der große politische Fehler gerade der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Es wird auch noch zu überprüfen sein, ob bestimmte Meriten nicht durch das Verschweigen erheblicher Tatsachen erschlichen wurden. Sollte dies der Fall sein, sollte Herta Müller etwa eine langjährige Mitgliedschaft in der Rumänischen Kommunistischen Partei verschwiegen haben, dann hat die Autorin jede politische und moralische Integrität eingebüßt – und ist als öffentliche Respektsperson und als Kandidatin der Bundesrepublik Deutschland für den Literatur-Nobelpreis nicht mehr tragbar.

Ablenkungsmanöver nach Art der Kommunisten: Mit der immer wieder ins Rampenlicht gerückten „Securitate“- Thematik lenkt Herta Müller gezielt vom eigentlichen Konflikt ab, nämlich von der Auseinandersetzung des rumänischen Staatsbürgers ganz gleich welcher Nationalität mit den politisch Verantwortlichen in der autoritären, später sogar totalitären „sozialistischen Republik, namentlich mit der einzigen Partei im Land, mit der Rumänischen Kommunistischen Partei.
Dass sie – und nur sie – der Grund allen Übels ist in Rumänien seit 1945 erfährt man nirgendwo in Herta Müllers Werk.
Herta Müller fokussiert immer nur auf die Exekutive, auf die Securitate, weniger auf die genauso verbrecherische „Polizei“, dort „Militz“ genannt, auf die Justiz oder gar auf die Legislative, sprich auf die RKP.
Auf die Aufarbeitung und Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit bezogen würde das bedeuten, die ideologische, weltanschauliche Struktur des ganzen Unheils, die NSDAP würde verschont bleiben, während das Interesse der Forschung sich lediglich auf die Vergehen und Verbrechen der „Gestapo“ oder der „SS“ konzentrierte. Eine groteske Vorstellung. Doch in der anderen Diskussion wird das bisher so gehandhabt und auch akzeptiert.

Sie lenkt die Scharmützel der Auseinandersetzung in ihren literarischen Werken bewusst auf einen „Nebenkriegsschauplatz“, möglicherweise um die eigene mehr oder weniger direkte und substanzielle Verstrickung in die später von den Rumänen selbst als „illegale und verbrecherische“ Organisation eingestufte „RKP“ zu verschleiern.

Soll der „freiwillige“ Pakt mit dem Teufel soll verschwiegen werden?

Ein realsozialistisches Vorgehen auch hier!
Die Kommunisten des Ostblocks waren wahre Meister darin, Potjomkinsche Fassaden zu errichten und die Täuschung zum Weltprinzip zu erheben. Einige Schriftsteller, ferne Nepoten des Fürsten Potjomkin, folgten dieser Methode gerne und dehnten die Täuschung auf alles aus, was zum literarischen Sujet erhoben wurde, in einer verhängnisvollen „Vermengung und Vermischung von Wahrheit und Lüge“. Im Dunkeln lässt sich gut munkeln, sagt der Volkmund. Wenn ein literarisches Werk dunkel und schleierhaft ist, haben Interpreten freien Raum . doch der Wahrheitsfindung ist kaum gedient.
Jetzt wird es langsam Zeit, die Schleier der Maja zu lüften und den Dingen auf den Grund zu gehen, die Phänomene röntgenhaft zu durchleuchten, sie differenziert anzusprechen und die Lügen zu entlarven – aus Liebe zu den reinen Tatsachen … und zur nackten Wahrheit!

P.S. Danke getkiss - für die Objektivierung. Ursache und Wirkung: ein Problem für einige.
Wer begann mit der Debatte überhaupt? Doch Herta Müller mit ihrem Unruhe stiftenden Büchlein "Niederungen", das jedermann analysieren kann, das der Banater Schwabe aber aus der Perspektive des "Betroffenen" und des existentiell an die Wand Gedrängten damals aufnehmen musste und auch heute noch so empfindet bzw. mit der öffentlichen Diffamierung der Banater durch Herta Müller, F.C. Delius und dem Spiegel-Magazin.
Schwawo, ich spreche nicht für Sie. Ich spreche nur für mich, äußere meine Gefühle, rede über meine Betroffenheit, nachdem ich die Auswirkungen der "stigmatisierten" Aussiedler bei anderen erleben hier in der BRD erleben musste.
Zur kollektiven Identität: Sie ist sprachlich und kulturell bedingt und unterscheidet sich bei Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben ( 800 Jahre bzw. 200 Jahre Präsenz im dortigen Raum) fundamental. Deshalb ist ein dürftiges Reden darüber hier unverantwortlich.
Schnuk, einiges von Ihren aufklärenden und selbstredenden Beispielen aus der alltäglichen Existenz des einfachen Menschen ich in meinem Buch mit dargestellt. Die Menschen hatten keine Energie,um zu heizen, kein Wasser, um sich zu waschen, kein "Brot", um sich zu ernähren.
Wenn bei den Alten Römern die Speicher leer wurden, drohte Umsturz, Revolution. Das hätte Ceausescu wissen können, der ab 1981 sein usurpiertes Land leerverkauft hat, um forciert etwa 8 Milliarden Dollar Schulden zu tilgen bzw. um seinen Palast zu bauen.
Als ich 1979 im Gefängnis saß, gab es in den ersten zwei Monaten (vor der großen Massenverhaftung aufgrund des Dekrets 153) noch "ciolan" - einige Jahre danach, hatten die Leute draußen vor der Gefängnistür keine Knochen mehr, um Suppe zu kochen.
Das Versagen des Kommunismus im Osten entschuldigt jedoch nicht die Fehler des Westens, Joachim! Seitdem die Lüge sich auch in der westlichen Welt ausgebreitet hat, läuft auch hier viel krumm und schief - und wir dürfen die Augen nicht vor sozialen Misständen, Ungerechtigkeiten und Leid verschließen. Doch das ist eine andere Diskussion.

Ich begann hier mit einer "Gegendarstellung", weil meine Integrität und Glaubwürdigkeit als "antikommunistischer Oppositioneller " von Richard Wagner öffentlich in Frage gestellt wurde - wider besseres Wissen.Darüber wollte ich primär hier im Forum diskutieren.

Carl Gibson
getkiss
schrieb am 25.02.2009, 09:38 Uhr
@Don Carlos:"Alle Knaben meiner Jugendzeit trugen den „Scheitel“ links, obwohl einige von uns wussten, dass der Führer des Reiches Adolf Hitler den „Scheitel“ rechts trug. Wer auf dem Friseurstuhl Platz nahm, hatte die Auswahl zwischen zwei Klassikern: „Füllen-Frisur“, auch Füllchen-Frisur“ genannt oder „Scheitel“. Den boshaft konstruierten Ausdruck „Deutscher Scheitel“ habe ich nie vernommen."

Habe ich von meinen Schwaben auch nie gehört. Aber mein Gruppenleiter in der Fabrik, Rumäne bessarabischer Abstammung, Friede Seiner Asche, hatte nie versäumt, nach dem ich die Haare geschnitten, zu bemerken:"Te-ai tuns ca un neamţ înainte de Paşti".
Oder die ehemalige Hochschulkollegin, selbst tatarischer Herkunft, bemerkte vor kurzem, bei dem Absolvententreffen in Temeswar, ich hätte keinen Anzug mit "deutschem Charakter" anziehen sollen, es wäre ein neutraler Anzug besser gewesen. Was mich trefflich amüsierte, lebte ich damals schon länger in Deutschland als auf jedem Ort in Rumänien wo mich das Leben so hin und her warf...
Gustavo
schrieb am 25.02.2009, 09:44 Uhr
Drücken wir Herta Müller ganz fest die Daumen das sie es diesmal schafft
Literaturnobelpreis
Kandidaten werden heute gekürt
Herta Müller
FAZ vom 25.02.09
Stockholm. In Stockholm wird heute der Nobelpreis für Literatur vergeben. Als aussichtsreiche Anwärter in diesem Jahr gelten unter anderem die Berlinerin Herta Müller (55), der Italiener Claudio Magris (69) und Don DeLillo (71) aus den USA.

Im letzten Jahr wurde die britische Schriftstellerin Doris Lessing (88) mit dem berühmtesten Literaturpreis der Welt ausgezeichnet. Der Nobelpreis ist mit umgerechnet einer Million Euro (zehn Million Kronen) dotiert. Er wird traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896) vom schwedischen König überreicht.
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Seit der schwedische Jury-Chef Horace Engdahl letzte Woche wie ein aufgeputschter Fußballtrainer die US-Literatur in Bausch und Bogen als zweitklassig, isoliert und vom Massengeschmack abhängig attackiert hat, drehen sich die Spekulationen vor allem um die Frage: Europa oder USA?

An die in Rumänien geborene Deutsche Herta Müller könnte Engdahl gedacht haben, als er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP Europa zum "literarischen Zentrum der Welt" erklärte. Während Literaturfreunde in aller Welt den Kopf über derlei summarische und päpstlich klingende Urteile ausgerechnet kurz vor der Entscheidung der Jury schüttelten, bissen die Nobel-Spekulanten begeistert an: Hat Engdahl am Ende nur geblufft und die Schwedische Akademie in Wirklichkeit längst einen US-Namen wie Don DeLillo (71), Thomas Pynchon (71), John Ashbery (81) oder Philip Roth (75) in trockenen Tüchern?

Die Statistik der vergangenen Jahre spricht eher dafür, dass Engdahl schlicht meinte, was er da an seltsamen Zensuren für die Kontinente verteilt hat. Seit seinem Amtsantritt 1999 ging der begehrteste Literaturpreis der Welt sieben Mal an Europäer und nur zwei Mal an andere. Im vergangenen Jahr erhielt die Britin Doris Lessing (88) den Zuschlag, konnte sich aber altersbedingt weder das Diplom noch die Dotierung von zehn Millionen schwedischen Kronen (eine Million Euro) bei König Carl XVI. Gustaf abholen.

Sollte bei der nächsten feierlichen Verleihung am 10. Dezember tatsächlich erneut ein europäischer Name aufgerufen werden, gelten der Italiener Claudio Magris (69) und der portugiesische Dauerfavorit António Lobo Antunes (66) als Spitzenduo im Favoritenfeld. Außenseiter, die man nicht übersehen sollte, obwohl sie weder Europäer noch Amerikaner sind, in diesem Jahr der syrisch-libanesische Lyriker Adonis (78) und sein Kollege Ko Un (75) aus Südkorea.

Europäer haben die Nase vorn

"Die Akademie wählt am liebsten einen Europäer", schrieb die Stockholmer Zeitung "Dagens Nyheter". Das verstärkte noch mal den Hauch von Ryder-Cup, dem Kontinentalmatch zwischen Spitzengolfern aus den USA und Europa, über dem diesjährigen Literaturnobelpreis. Hier hatten im letzten Jahrzehnt auch die Europäer meistens die Nase vorn. Zuletzt allerdings gewannen die USA.

Die Zocker glauben nicht, dass Engdahl mit seiner Schelte über den Atlantik geblufft hat. Beim Wettbüro Ladbrokes lagen am Mittwoch mit Claudio Magris, Adonis und dem Israeli Amos Oz (69) drei Nicht-Amerikaner vorn auf den Tipplisten. Aber so richtig sicher sind sich auch die Rater mit Geldeinsatz nicht: Auf den Plätzen vier bis sechs folgen mit Joyce Carol Oates (70) und Roth sowie DeLillo drei US-Romanciers. (dpa)

Don Carlos
schrieb am 25.02.2009, 10:53 Uhr (am 25.02.2009, 10:57 Uhr geändert).
"Nobelpreise - Eine Form der Manipulation?"

Unter diesem Titel verfasste ich im Jahr 1983, als kaum jemand in Deutschland den Namen Herta Müllers vernommen hatte, einen kleinen Essay, der in dem Literatur-Magazin "Vis-a-vis" aus Berlin veröffentlicht wurde.

Damals setzte ich mich mich den Ungerechtigkeiten rund um die Nobelpreisvergabe auseinander und verwies auf die Parteilichkeit bei der Auswahl der Kandidaten.

Politische und nationale Interessen spielen da eine nicht unwichtige Rolle. Daran hat sich nichts geändert.
Nichts Neues unter der Sonne?

Die Jury in Stockholm wir sich genau überlegen müssen, ob Herta Müller eine geeignete Kandidatin ist.Und sie wird nach Kriterien zu entscheiden haben, die sie dann selbst zu verantworten hat.
Ob einige kritische Gegenstimmen zu Herta Müllers Literatur und Wirken Gehör finden, wird sich zeigen - bzw. ob meine Argumente etwas wert sind.

In Bukarest schaut man hin, wenn es um die hohe Prämierung einer deutschen Schriftstellerin mit rumänischen Wurzeln geht.
Und die Schweden tun das auch.
Im Oktober/November 2008 entwickelte sich in dem Blog der schwedischen Übersetzerin Dr. Bodil Zalesky eine lebhafte Diskussion um die Kontroverse Carl Gibson - Herta Müller, die sich nach der "Spitzel-Affäre in Berlin" entzündet hatte.
Die Schweden wollen genau wissen, wer nominiert wird und ob das Image des Betreffenden rein und integer ist. Das Beispiel des Nobelpreisträger Günther Grass wurde mit in die Diskussion eingebracht.
Vielleicht flammt die Kontroverse wieder auf, auf neutralem schwedischen Boden - oder sonstwo!

Vielleicht können die Diskutierenden in diesem Forum auch etwas zur Versachlichung der Diskussion beitragen.
Ressentiments habe ich keine.

Wenn Herta Müller der Nobelpreis für Liteartur, der sie auf eine Stufe mit Thomas Mann stellt, wahrhaftig verdient hat, dann soll er ihr gehören. Ich gönne ihr ihn!

Trotzdem habe ich "dagegen" plädiert, zunächst nur mit politisch-moralischen Argumenten, nicht mit literarsich-ästhetischen.
Ob ich Gehör finde, ist eine andere Frage.

Carl Gibson

Gustavo
schrieb am 25.02.2009, 11:48 Uhr (am 25.02.2009, 11:54 Uhr geändert).
Papst Benedikt,als glühender Verehrer der Schriftstellerin Herta Müller bekannt, hat angekündigt bei Verleihung des Nobelpreises an Herta Müller weißen Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle aufzeigen zu lassen.Hunderttausende haben sich jetzt schon auf dem Petersplatz versammelt.
siehe hier:
Anhänger von Herta Müller
Bin selber auch schon ganz aufgeregt
Joachim
schrieb am 25.02.2009, 12:00 Uhr
Noch etwas zu dem Thema Identität.
Ich bin hier nicht anonym im Forum, was mir ja von Don Carlos unterstellt wurde. Er hat da nicht nur schlecht recherchiert, er hat, nachdem ich ihn darauf aufmerksam
gemacht hatte, dazu keine Stellung mehr bezogen.
Kurz nachdem ich gestern abend Don Carlos und Schnuk hier im Forum geantwortet habe, ging um ca. 22:30 Uhr bei mir das Telefon. "Ich mach dich fertig", "Ich weiß wo du wohnst", "Ich weiß wo dein Auto steht".
Was will der mit meinem Auto ? Der kann doch bei mir direkt läuten. Wenn möglich nicht ganz so spät. Sonst bin ich eventuell schlecht gelaunt.
Ich kann also schon verstehen, wenn jemand hier im Forum lieber anonym bleiben möchte.
Der wo da so spät anruft, bleibt ja auch anonym. Leider !
Gruß
Joachim
getkiss
schrieb am 25.02.2009, 12:04 Uhr
Gustavo schrieb: Papst Benedikt,als glühender Verehrer der Schriftstellerin Herta Müller bekannt, hat angekündigt bei Verleihung des Nobelpreises an Herta Müller weißen Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle aufzeigen zu lassen.Hunderttausende haben sich jetzt schon auf dem Petersplatz versammelt.
siehe hier:
Anhänger von Herta Müller
Bin selber auch schon ganz aufgeregt

Na, mein lieber, auf dem Petersplatz is´ ziemlich leer.
Und was unseren Papst aus Bayern betrifft, so trägt der Bayern im Herzen. Das kann man auf Frau Müller leider nicht münzen, Sie trüge ihre banater Heimat samt Landsleute auch da....
So, das ich auch gespannt bin, ob die Schweden dies berücksichtigen?
Gustavo
schrieb am 25.02.2009, 12:22 Uhr
Joachim schrieb:
Kurz nachdem ich gestern abend Don Carlos und Schnuk hier im Forum geantwortet habe, ging um ca. 22:30 Uhr bei mir das Telefon. "Ich mach dich fertig", "Ich weiß wo du wohnst", "Ich weiß wo dein Auto steht".

Joachim


Natürlich bist Du im Internet nicht anonym.Der Betreiber dieses Forum weiß über Dich genauestens Bescheid. Ich glaube aber nicht das er Daten von Dir weiter gibt.Deine Vermutung oder vielmehr Deine Anschuldigung gegen den Betreiber finde ich ziemlich gewagt.Ich treibe schon von Anfang an hier mein " Unwesen" aber so etwas was Du hier schilderst ist mir noch nie passiert.
bankban
schrieb am 25.02.2009, 12:41 Uhr
Da Joachims Name und sogar, meine ich, sein Wohnort drin steht, ist es ein Kinderspiel seine Telefoonnr. herauszufinden. Er sollte sich also nicht wundern, dass er belästigt wird... Leider. Bankban
Schnuk
schrieb am 25.02.2009, 12:45 Uhr
Hallo D. Carlos,
das mit den Beschimpfungen habe ich nur in den 50er Jahren erlebt. Später 60er Jahre, unter Rumänen und Ungarn, alles ´meseriasi´ mit den ich zusammen gearbeitet habe, waren wir(hatte noch Sachsenkolegen) so gut respektiert wie alle anderen. In der Abendmittelschule wieder. Später als Student, dann beim Militär (Reserveofizierschüler), nachher als Ingenieur habe ich von allen rumänischen Kolegen(0hne Ausnahmen) Respekt und Sympathie empfunden. Die meisten von ihnen hätte ich gerne als Arbeitskolegen (oder) Nachbarn bis zu meiner Rente gehabt. Besuche sie, wenn ich nach R. fahre. Einmal, Anfang 80er habe ich erlebt, daß ein ´studierter´ P-funktionär einem ungarischen Kolegen sagte: nu uita maninci paine romineasca. Aber -padure fara auscatura.....,und auch unter uns sind so manche ....die andere Nationen nicht leiden.
Das schlimme ist, von dem Ceaus.. Regim wurde unter dem Mantel des Patriotismus ein verstekter Nationalismus propagiert. In den Schulen kein Wort in Geschichte über das
auftauchen nicht rumänischer ethnischer Gruppen in dem
heutigen Gebiet Rumäniens. Dann 80er Jahren -popor unic rominesc. Weiter Verbot in deutschsprachigen Publikationen
deutsche Ortschaftsnamen zu verwenden, etc.

Gustavo, Nobelpreis für Herta Müller, wenn Alfred Nobel das
hören würde, der würde sich im Grabe umdrehen.
Lassen wir mal beiseite, daß die über ihre Landsleute so schreibt(nur weil sie mit einigen schlechte Erfahrungen hatte, auch Hitler hatte schlechte Erfahrungen mit ein paar Juden, daher sein Judenhass), aber die Fäkaliensprache -ist das belletristische Literatur?? (belle=schön). Vielleicht
helfen Sie meinem geplagten Verstand auf die Spur.
Schnuk
Bäffelkeah
schrieb am 25.02.2009, 12:45 Uhr
Dieses Problem gehört nur indirekt (wenn überhaupt) in diesen thread. Wer immer diesen üblen Drohanruf getätigt hat - über dieses Forum ist Joachim leicht zu orten. Jemand braucht nur seinen Namen anklicken, liest dort in Joachims Profil den vollständigen Namen und den Wohnort, ruft dann die Webseite www.teleauskunft.de auf, gibt Familiennamen und Wohnort ein und erhält so die Rufnummer und Postanschrift von Joachim.
Ich würde in jedem Fall die Polizei von dem Drohanruf in Kenntnis setzen. Im Wiederholungsfall kann evt. über die Telekom der Täter ermittelt werden.

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