Lyrik - wenn Emotionen sich zum Wort melden

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Kurt Binder
schrieb am 03.10.2022, 08:06 Uhr
Zuversicht

Grau in Grau,
nass und kalt,
im Gestern, im Heute -
was bringt wohl der Morgen?

Doch in mir glüht es,
kein Regen kann dies Feuer löschen -
das hypnotische Fanal
für einen neuen Aufbruch,
dem Ziel entgegen,
dem ich hörig bin.
.
Und ich lache dem Grau
in die morbide Fratze,
und öffne mich weit
meiner Hoffnung,
die zur Gewissheit erhärtet -
dass mein Morgen
voller Sonne sein wird!
Kurt Binder
schrieb am 07.10.2022, 06:46 Uhr
Nocturne

Duftige Schleier, aus Nebel gewoben,
erheben sich zögernd,
wallen lautlos empor
in die Stille der Nacht.

Durch die wiegenden Kronen
träumender Bäume
weht der feuchte Atem
des schlafenden Waldes.
In luftiger Höhe piepst ein Vogel
verschlafen im Nest,
ein Rehkitz kuschelt in
modrigen Blättern,
wohlige Wärme suchend.

Doch rote Augen glühn im Dunkel,
kalt folgen sie der huschenden Maus -
Tod, auch Du bist Idylle
in unsrer weisen Natur.
Kurt Binder
schrieb am 10.10.2022, 07:02 Uhr
Guten Morgen, Herbst

Belebende Kühle unhüllt mich -
entspannt schließe ich die Augen,
lächle in die Morgensonne –
sie überflutet mich warm,
küsst mich auf beide Wangen –
es ist Liebe auf den ersten Strahl.

Glücklich und zufrieden
lehne ich mich im Sessel zurück;
welke Blätter wirbeln
auf mich herab -
spielende Kinder der Trauerbirke
im Ringelreien des buntenden Herbstes.

Und ich erlebe diese Augenblicke
bewusst gelebter Erfüllung
wie kostbare Geschenke,
die ich mir selber gönne -
die mein Leben erst lebenswert machen,
wieder und wieder ...
Kurt Binder
schrieb am 15.10.2022, 15:38 Uhr
Herbstzeitlose

Schüchterne Schönheit,
in Gelb, Weiß, Lila
farbenfroh blühend,
weitest du den Kelch zum Licht,
trinkst durstig die späte Sonne.

Doch der Schein täuscht -
wie ein leuchtender Todesengel,
schlank und wohlgestalt,
trägst du Gift in der Seele,
das tückisch, unsichtbar lauernd,
gleich dem Wolf im Schafpelz,
in goldener Herbstzeit
lose zu Leichtsinn verführt.
Tarimona
schrieb am 18.10.2022, 12:48 Uhr (am 18.10.2022, 12:49 Uhr geändert).
Einfach wunderbare, lyrische Gedichte Kurt! Na dann will ich auch mal.

Es gibt Tage

Es gibt Tage,
da will ich nicht reden.

Es gibt Tage,
da will ich nicht schweigen.

Es gibt Tage,
da will ich nicht schlafen.

Es gibt Tage,
da will ich nicht denken.

Es gibt Tage,
da will ich nicht gehen.
Doch niemals, niemals,
bleibe ich stehen!

Kurt Binder
schrieb am 28.10.2022, 18:46 Uhr
Die Zeit mit Dir

Als ich strauchelte,
stütztest Du mich,
richtetest mich auf.
Du wiesest mir den Weg,
der zu uns führte,
den Du und ich
zusammen gegangen sind,
auf welchem sich
das Ich im Wir auflöste.
Du gabst unsrem Leben
einen tieferen Sinn -
Dein Abschied
war kein Scheiden,
denn Du bist bei uns.
Maikind
schrieb am 29.10.2022, 14:39 Uhr
Liebe Herbstgrüße in die Runde!
schön von euch zu lesen!
Herzlich
Ute

Der Herbst - ein Gedicht, manchmal

Im rot-orangen Festtagsschleier
Im Haar dein silber Nebelband
Am goldengelb gerahmtem Weiher
spiegelst du Lächeln in das Land

Ich pflücke mir die Feuerfeder
die Sonnenlicht gespeichert hat
und lege sie ins Schreibheft nieder
sie schmückt das weiße, leere Blatt.

Gelöst von Welt, gelöst von Leere
beginnt das Blatt im Blatt zu glühn
als ob es Malermeister wäre
ein Dichter, dem die Wörter blühn.

Gedanken sprudeln aus den Farben
des Herbstes von dem einen Fleck
erinnern sich was sie ererben
die Welt vergisst, oder sieht weg.

Der Herbst schmückt alle Jahre wieder
sein Kleid aus Sommersonnenlicht
der Trost darin wächst in den Liedern
die Leben zeichnen warm und schlicht.
Tarimona
schrieb am 01.11.2022, 22:47 Uhr
Maikind, ein wirklich berührendes Gedicht. Darin findet man den Herbst draußen aber auch in sich selbst.

Und in mir wird immer wieder der Wunsch nach Leichtigkeit wach.


Sehnsucht nach Leichtigkeit

Jeder Weg den ich beschreite,
möge eben und gerade sein.
Denn er trägt mich in die Weite
und ich fühl mich oft so klein.

Keine Dornen, keine Steine,
denn mein Fuß ist nackt und bloß.
Und auch die Seele welche keine
Festung ist, spürt jeden Stoß.

Und der Wind verleiht mir Flügel,
trägt den Kummer von mir fort.
Und die Sonne hinterm Hügel,
verleiht Wärme jedem Ort,

Ach wie wird mir leicht ums Herz
und des Tages Last verweht.
Licht erleuchtet jeden Schmerz
Und die Traurigkeit vergeht.
Kurt Binder
schrieb am 04.11.2022, 07:53 Uhr
Danke für Dein wunderschönes Gedicht, liebe Ute! Als ich es las, glaubte ich mitten drin zu sein, in diesem herben Wandel der goldenen Jahreszeit, die sich für den Winterschlaf vorbereitet. Es wirkt wie ein farbenprächtiges Gemälde, und schon diese intensive Wahrnehmung zeigt, wie sehr wir in das ewig wechselhafte Geschehen auf unsrer Mutter Erde eingebunden sind.

Mit Deinem schönen, emotional betonten Gedicht, liebe Tarimona, bietest Du, kurz gesagt, den Bürden des Alltags Paroli. Deine Verse vermitteln nicht nur „Sehnsucht nach Leichtigkeit“, sondern durch die Wahrnehmung der allgegenwärtigen Wärme und des Lichts sogar die Gewissheit, diese zu erlangen!
Dazu diese spontanen Verse:

Bürden tragen, zu entbehren,
ist dem Alltag heil’ger Zweck -
wenn wir alle Engel wären,
flögen wir drüber hinweg.

Wird die Seele auch erbeben,
stößt der Fuß auf harten Stein,
kann das Licht dir Hoffnung geben,
einmal - federleicht zu sein.
Kurt Binder
schrieb am 04.11.2022, 08:08 Uhr
Sommermorgen

Hand in Hand
durch grüne Hallen,
über die bunten Teppiche
der singenden Natur,
genossen wir das warme Bad
in der aufsteigenden Sonne -
atmeten frei die Poesie
des erfrischenden Morgens.

Doch plötzlich -
schwarze Wolken
verfinsterten das Blau des Himmels,
wütende Blitze zuckten -
und unter dem Beifall des Donners
stürzte prasselnder Regen herab.

Im Schutze der alten Hütte
schwand bald die Furcht
vor der Unbill der Naturgewalten -
himmlische Ruhe fanden wir
im süßen Trost des andern.
Kurt Binder
schrieb am 08.11.2022, 07:59 Uhr
Gebet am Morgen

Mein Glauben ist stark,
und ich bete zu Dir,
ich rufe dich an,
erbitte Deine Hilfe,
überantworte mein Schicksal
auch heute Deiner Obhut,
Deiner Fürsorge.

Dein Beistand ist mir Stütze,
baut mich täglich neu auf,
Du bist der immergrüne
Frühling in meiner Seele,
das Karma meines Daseins,
denn nur aus Dir
keimt stets von Neuem
der Zweck meines Lebens -
eine menschenwürdige,
sichere Zukunft.

Ich glaube fest an dich -
mein Selbstvertrauen!
Kurt Binder
schrieb am 13.11.2022, 06:49 Uhr
Nebel über Goldstone

Sie wallen nicht,
hängen einfach träge da
wie nächtliche Gespenster.
Still, und alles verhüllend
senkten sie sich im kalten Dunkel
über das Dorf;
duftige graue Schleier -
zäh, beherrschend.

Doch dann -
Dämmerleuchten erhellt
die verblassenden Nebelschwaden;
zerstäubt lösen sie sich auf,
schwinden, als hätte es sie nie gegeben -
und die junge Sonne überflutet
mit belebender Wärme
mein Gültstein an der Ammer.
Tarimona
schrieb am 17.11.2022, 09:07 Uhr
Eine schöne Ode an Gültstein lieber Kurt!

Alter ist relativ

Du wirst alt,
so sprach der Baum zum Blatt
und schüttelte es einfach ab.

Doch dann die warmen Sonnenstrahlen,
Blüten auf die Wiesen malen.
Auf einem kahlen Zweig,
ein zartes Grün sich zeigt.
Entfaltet, streckt und strafft sich.
Siehst du Baum, hier bin ich!

Du wirst alt,
so sprach das Blatt zum Baum
und lächelte unmerklich kaum.
Kurt Binder
schrieb am 28.11.2022, 15:00 Uhr
Wo bleibst du, Güldener Herbst?

Grauweiße Nebel -
lautlos wälzen sie sich
furchterregend, nasskalt
durch die Auen -
gespentische Wesen,
in der Nacht geboren ...

Schluss mit dieser Schmuse-Lyrik!

Wo bleibt die Sonne,
welche die Reben reifen läßt,
ihnen die ersehnte
Gaumenfreundlichkeit verleiht,
die uns dazu verführen wird,
in feucht-fröhlicher Runde
auch in diesem Jahr
im Wein nach Wahrheit zu suchen?

Besinne dich, oh Herbst,
auf dein wahres Wesen,
das von großen Poeten besungen
und von Göttern verherrlicht wurde,
das im Duden klar definiert,
und im Internet vollmundig
beschrieben wird.

Deshalb – besinne dich, Herbst,
denn noch wäre Zeit dazu,
den großen Bums
sogar im Doppelpack
zu beschwören -
dann steig ich auch nicht
auf Mineralwasser um –
verspochen!
Kurt Binder
schrieb am 03.12.2022, 14:27 Uhr
Ein Fetzen blauer Himmel –
er leuchtet kurz
durch die trübe Watte,
schüchtern, zagend -
ein trauriges Relikt
aus azurblauen Zeiten.

Und dann verblasst er,
an sich selbst zweifelnd -
verschwindet entmutigt
hinter dem zähen Grau,
das jede Hoffnung würgt.

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