Lyrik - wenn Emotionen sich zum Wort melden

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Kurt Binder
schrieb am 27.02.2023, 15:46 Uhr
Lebenselixir

Ideen - Blitze aus dem Nichts,
die den Geist befruchten,
Lichter, die mein Gemüt erhellen,
meine Seele erfrischen,
mir Auftrieb geben,
mein Leben neu zu orientieren -
und die durch Musen verdinglicht
wahrnehmbar werden.

Es sind die Stützen,
an denen ich mich aufrichte,
grünende Lianen,
an denen ich schwinge
durch die Weiten der Phantasie,
sie durchstreife,
die Welten zu erkunden,
die Wahrheit zu ergründen.

Übermächtig der Wunsch,
mich mitzuteilen,
uns vor Augen zu halten,
wie komisch wir Fehler und Schwächen,
die wir selbst haben, an andern finden,
sie verlachen, bemängeln -
um hernach im Spieglein an der Wand
die eigene Vollkommenheit zu suchen.
Kurt Binder
schrieb am 03.03.2023, 07:10 Uhr
Also sprach mein Bauch

Ich rannte durch die Wüste,
tagelang, verzweifelt -
nur Geier begleiteten mich;
ihre gierigen Blicke bohrten sich
in meinen rotverbrannten Nacken.
Den letzten Tropfen Wasser
hatte ich bereits gestern
durch mich gefiltert,
die Sonne sog mir das Hirn
aus dem Schädel -
und der Wind hielt seine Siesta.

Erschöpft wollte ich aufgeben,
mich in den Sand kuscheln –
warten auf ein gnädiges Ende.
Sogar meine Ratio flüsterte,
zwar bedauernd, doch eidringlich:
“Wehre dich nicht -
du hattest eine schöne Zeit!“
Da ließ ich mich ergeben
auf den Rücken fallen,
und starrte meiner Henkerin
ins glühende Auge.

Doch aus der Tiefe meiner selbst
vernahm ich eine Stimme,
die so zu mir sprach:
“Gib nicht auf, Mensch -
steh auf, lauf weiter;
in drei Tagen bist du am Ziel!“
War es die Intuition, mein Alter Ego,
ein noch glimmender Funken
meines Überlebenswilllens?

Der Order folgend erhob ich mich,
wankend, doch ich lief weiter,
watete durch den kochenden Sand,
torkelte, schlug hin, kroch -
robbte die letzten Meter bis zum Ziel -
das ich nach drei Tagen
dann doch erreichte!

Die Geier, die mich begleitet hatten,
flogen hungrig und enttäuscht
zurück in die Wüste,
in der Hoffnung,
jemanden zu eräugen,
der nicht an Bäuche glaubte.
Kurt Binder
schrieb am 12.03.2023, 06:59 Uhr
Erwartung

Lau ist die Morgenluft,
süß der Duft, der mich betäubt;
weiße Inseln im sprießenden Rasen –
die zarten Schneeglöckchen
senken in Demut die Köpfchen,
läuten lautlos den Frühling ein,
Winterlinge, schüchterne Veilchen,
Primeln im Farbenreigen,
Krokusse in weiß, lila, gelb
sprenkeln meinen Garten -
viel Bunt auf jungem Grün,
die Vorboten des Frühlings,
die milde entschlossen
den zagen Winter verabschieden.

Junge Amseln spielen Fanges –
jagen sich, noch verhalten,
auf der Trauerbirke
schnäbeln zwei Ringeltauben,
Spatzen zwitschern, schimpfen
in den knospenden Zweigen –
ein Präludium der Erwartung
in Farben und Klängen.

Duch die geschlossenen Lider
erträume auch ich
die Pracht des Morgen –
berauscht vom Charme der Ahnung
lasse ich mich willig
dem Lenz entgegenspülen -
doch mein Jauchzer verebbt
in der Stille der Ehrfurcht.
Kurt Binder
schrieb am 13.04.2023, 09:21 Uhr
Stimmungsschaukel

Leere erfüllt mich,
die Seele ödet quälend,
hungrig irrt mein Geist
durch die Stunden,
auf dauernder Suche
nach Nahrung,
die ihn am Leben erhält.

Was gestern war, ist verebbt,
es wird still um mich,
beängstigend still auch in mir -
oder ist es nur Ruhen,
eine erholsame Pause
im rastlosen Schaffen,
ein Anlauf zu Neuem?

Unruhe erfüllt mich,
stürmische Gedanken branden auf,
eine Flut neuer Impulse
ermutigt mich: „Mach weiter!“
Und ich folge der Weisung,
füge mich erfrischt
den Gezeiten meiner Stimmung.
Kurt Binder
schrieb am 24.04.2023, 09:54 Uhr
Wenn der Tag beginnt

Herber Hauch der Morgenfrische -
streichle mich, weck mich auf
nach einer traumlosen Nacht –
geraffte Zeit im Unbewussten,
eine Klammer im Leben –
wer weiß, was du versäumt hast,
wer weiß, was sie dir erspart hat ...

Mein Blick schweift in die Runde,
verharrt gebannt – ein gelber Teppich,
durchbrochen vom Weiß gefüllter Kelche –
Narzissen wiegen sich im Wind,
der kosend durch meinen Garten atmet,
mir die Augen öffnet -
mich trunken macht ...

Leuchtendes Gelb des Löwenzahns,
in dir verblasst die edle Rose,
denn die Natur kennt kein Unkraut -
sie ist nur sie selbst, von Anbeginn.
In mir erklingt eine Melodie:
„You raise me up“ -
du baust mich auf ...

Die schönste Liebeserklärung
an das einzige, wunderbare Leben -
frei von Vorurteilen,
fern von menschlicher Arroganz
verspüre ich dein reines Wesen in mir,
den Wunsch, eins mit dir zu werden -
du zu sein ...
Kurt Binder
schrieb am 17.05.2023, 15:25 Uhr
Heilige Stille

Endlos der Pfad,
der sich lautlos schlängelnd
durch das grüne Unterholz
des dichten Waldes windet.

Wir folgen ihm gebannt -
stundenlang schweigend
wagt die Krone der Schöpfung
kaum zu atmen,
zwischen laubgekrönten Riesen,
welche sie nicht wahrnehmen.

Wind kommt auf,
es duftet nach Zigarettenrauch,
nach gegrillten Steaks,
Musik kündet Fröhlichkeit.
klirrende Bierflaschen zeugen
von Lebensfreude und Durst -
Papier und Plastiktüten
von grenzenloser Liebe zur Natu.

Ergeben tauchen wir wieder
in die Welt ein, in die wir gehören.
Kurt Binder
schrieb am 28.05.2023, 10:33 Uhr
Heute Morgen

Er rüttelt mich wach,
mein Bummelgang
durch den taufeuchten Garten,
begleitet vom monotonen Summen
emsiger Insekten.

Ein frischer Atem der Frühe -
er belebt mich mild kosend,
und wach erträume ich die Natur
in ihrer prächtigen, bunten Vielfalt,
von der Sonne in Gold gehüllt.

Andächtig lausche ich der Stille,
berauscht von dem Glück,
ein Teilchen des großen Ganzen zu sein;
doch fremd bleibt mir auch heute -
der tiefere Sinn dieses Pfingstmorgens ...

Kurt Binder
schrieb am 08.06.2023, 16:09 Uhr
Im Glashaus der Stille

Heimliches Schweigen
an diesem windigen Morgen;
ein glückliches Lächeln
ziert sein Gesicht - vom Leben geprägt,
von Erinnerungen, den Visionen
vergangener Tage erhellt -
“Weißt du noch ...?“

Unzählige Stürme
bemühten sich vergebens -
geifernde Brandungen
konnten ihn nicht kippen -
sie versickerten, resigniert seufzend
im weißen Sand des Strandes.

Er schließt die Augen,
treibt wieder in den hohen Wellen
einer brüllenden See -
Missgunst und Neid umtoben ihn,
Spott und Diffamie höhnen, nagen -
doch das lieblich schmeichelnde
“Ahoi, und gute Fahrt, alter Mann!“,
der Sang der Seejungfrauen
läßt ihn weiter hoffen - und sehnen ...

„Opa, schläfst du?“
Er schreckt auf. „Nein, mein Junge,
ich träumte bloß. Doch sag –
wann stechen wir wieder in See?“
Kurt Binder
schrieb am 31.07.2023, 11:57 Uhr
Morgenkaffee

Zauberglöckchen, Petunien –
vom frischen Hauch
des frühen Morgens geschaukelt,
berühren sie sich
zärtlich neckend -
zyklamenrot, weiß, dottergelb
wellen sich die Blüten stumm
im Willen des Windes ...

Mein Blick streichelt
die Farbenpracht,
auch an diesem Morgen
von Insekten und Schmetterlingen
umschwärmt und bekostet -
Bienen, Hummeln,
Taubenschwänzchen,
die sich am köstlichen Büfet
der freigiebigen Natur laben.

Eine warme Hand ergreift die meine -
ich schaue in zwei braune Augen,
die mich verschmitzt lächelnd
zum Kaffee laden.
Ich nicke ihnen dankend zu,
gehe in die Küche,
und braue von Hand -
Süßstoff, ein Schuss Jägermeister -
gerührt, nicht geschüttelt,
und trinke – allein.
Sechs Jahre sind es her...
Kurt Binder
schrieb am 19.08.2023, 14:19 Uhr
Hoffnung

Wir tragen sie in uns,
Tag für Tag – ein Leben lang.
Sie ist das alles verheißende Licht,
das uns den Weg erhellt,
die Triebkraft, die uns beflügelt,
der Mut, Ziele anzustreben
wie ein rettendes Gestade,
das unerreichbar scheint.
Sie spiegelt unsre Dreistigkeit,
wider den Stachel
des missgünstigen Schicksals
zu löcken ...

Sie ist die Zuversicht – ohne Gewähr,
jedoch ein kräftiger,
richtungsweisender Wind
in den Segeln des Selbstvertrauens,
Aufgaben zu lösen,
Erwartungen zu erfüllen,
uns selbst zu übertreffen,
den Kurs zu halten - besser zu werden.
Hoffnung, der sehnliche Wunsch,
bar jeglicher Zweifel
der Unbill unsres schwierigen Daseins
zu trotzen ...
Maikind
schrieb am 19.08.2023, 18:10 Uhr
Lieber Kurt,
eine Woche Urlaub und Zeit mal wieder auf die Kreative Seite zu schauen.
Sie wächst und wächst...

Ich habe nicht viel geschrieben in den letzten Wochen, gefühlt Jahre
um so mehr freue ich mich, dass du noch stetig dabei bist.

Das nächste Gedicht von einer Burgruine inspiriert:


Auf Augenhöhe mit dem Horizont

Auf dem Turm einer Ruine
wächst ein Löwenzahn
frech und gelb
in den Wolken,
trotzt er
dem pfeifenden Wind.

Auf dem Turm einer Ruine
blickt er durch
löcherne Fassaden
der einstigen Burg und
das Leben
das vorspielte

Auf dem Turm einer Ruine
sieht er sich
auf Augenhöhe mit dem Horizont
darin gespiegelt
das stumme Lächeln des Turmes,
mit einem
gelben Zwinkern.

Liebe Grüße an ALLE
Tarimona
schrieb am 23.08.2023, 11:14 Uhr
Maikind, wie schön von dir zu lesen. Ein wirklich schönes Gedicht, das man gerne auch mehrmals liest. Liebe Grüße auch an dich.

Hab in meinem Fundus auch noch etwas gefunden.

Tageszeiten

Der Morgen weckt
mit seinem Sonnenaufgang,
mein müdes Herz.

Der Mittag lacht
und reicht mir eine Rose.
Ich lache mit.

Der Abend lockt,
mit dem Abschied der Sonne.
Der Mond erwacht.

Die Nacht streichelt
und flüstert mir Träume zu.
Und endlich finde ich
die Ruh!
Kurt Binder
schrieb am 24.08.2023, 11:11 Uhr
Hallo, Mädels,

also, ihr beide wirkt auf mich wie ein sprudelnder Born voller überschäumender Ideen, in den Mann nur die Angel auswerfen muss, um eine forumswerte Inspiration an den Haken zu kriegen ;-))) !

Ich smile zwar, aber - beim Zeus, Kurt meint es ernster, als Ernst es je sein könnte!

Kurt Binder
schrieb am 25.08.2023, 12:57 Uhr
Humorianka, mon amour

Verträumt sinnend
sitze ich in dem kleinen Hain,
verzaubert von der Idylle
unsres Naturgartens:
Kniehohe Blütenwellen,
ein verlockendes Büffet
für Hummeln und Bienen,
Kirschen und Quitten fruchten
der Konfitüre entgegen,
die Trauerweide
neigt ihren Gipfel beschattend
über den Seerosenteich,
und auf dem Anneberg daneben
sonnt sich eine grüne Eidechse
auf dem Dolomit aus Südtirol.

Ich aber fühle mich hohl und leer -
dem Schicksal ergeben,
lasse ich mich ideenarm
von der Sonne grillen.

Der kühle, erfrischende Lufthauch,
der mich auf einmal aufrüttelt,
wirbelt um mein müdes Haupt,
wieder und wieder – verharrt -
sein Kuss ist kurz, atemberaubend
brennt er auf meinen Lippen –
dann entschwindet der Hauch;
jäh, wie er gekommen ist,
wird er vom Wind verweht.

Und plötzlich sehe ich alles klar,
verstehe das unendliche Universum,
und ich winke ihr lange nach -
meiner privaten Muse:
“Danke, Humorianka – bis bald!“
Kurt Binder
schrieb am 30.08.2023, 07:58 Uhr
Ich sah das Licht

Wie ein Hilferuf dringt
schüchternes Funkeln
durch die erstickende Schwärze
unsrer Ignoranz.

Doch es ist da -
ein Leuchten, überirdisch schön;
gewürgt vom modernden Alltag,
ringt es um seine Wiedergeburt.

Wie klebrige Schleier
haften die Fänge der Selbstsucht,
der Missgunst und der Gier -
trüben neidisch sein Strahlen.

Doch sieh - es blitzt silbern
durch die zähen Nebel -
zerfetzt vom neugeborenen Licht
schwinden seine letzten Schwaden.

Und erschauernd nehme ich sie wahr -
die kristallreine Klarheit des Seins,
die mein Denken und Handeln
künftig bestimmen soll.

Für ein stimmiges Leben
wende ich mich freudig dem Licht zu -
doch liegt ein steiniger Weg vor mir;
ich beginne, ihn zu beschreiten.

Lasst diese Worte
nicht zu Wörtern schrumpfen –
lommt mit!

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