Großpold

Großpold, rumänisch Apoldu de Sus, ungarisch Nagyápold, siebenbürgisch-sächsisch Gruisspuult, liegt im Kreis Hermannstadt (Sibiu) in Siebenbürgen, Rumänien, ungefähr 23 km Luftlinie südöstlich von Mühlbach und 25 km westlich von Hermannstadt (siehe Übersichtskarte).

Großpold ist von den drei Landlerdörfern das kleinste und auch jenes, das von Hermannstadt am weitesten entfernt liegt. Die hier angesiedelten Landler stammen hauptsächlich aus der zweiten (1752–54) und dritten (1776) Transmigrationswelle und kamen daher vorwiegend aus Kärnten (Himmelberg, Paternion, Spittal an der Drau, etc.) und der Steiermark (Murau, Stadl an der Mur). Mehr dazu auf Wikipedia.

Übersicht

Heimatkirche und alte Schule der evangelischen ...
Heimatkirche und alte Schule der evangelischen Großpolder.
Maria-Theresien-Gasse, oder „Hintere ...
Maria-Theresien-Gasse, oder „Hintere Reih“, in Großpold, nach 1754 angelegt für die österreichischen Transmigranten. Von El bes - Eigenes Werk, CC BY 3.0

Geografische Lage

Das Dorf Großpold liegt an einer vielbefahrenen europäischen Transitstrecke, zwischen den Ortschaften Mühlbach und Hermannstadt in Siebenbürgen (im heutigen Rumänien).
Großpold gehörte bis ins 19. Jahrhundert politisch zum Reußmarkter Stuhl und kirchlich zum Unterwälder Kapitel. Die heute für Großpold oft gebrauchte Bezeichnung "Landlergemeinde" rührt, wie auch im Falle von Neppendorf und Großau, davon her, daß im 18. Jahrhundert in dieser Ortschaft österreichische Protestanten ("Landler") angesiedelt wurden, deren Mundart und Tracht sich neben jenen der Siebenbürger Sachsen bis in die Gegenwart erhalten haben.
  • deutsch: Großpold, rumänisch: Apoldul de Sus, ungarisch: Nagypold
  • Liegt 367 m über dem Meerespiegel ,
  • Urkundlich erste Erwähnung (u. e. E.) 1272
  • Anzahl der Einwohner: 1922 (vor 1990)
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Die Landlersiedlung Großpold

Auf halbem Weg an der Landstraße zwischen Hermannstadt und Mühlbach gelegen, hat Großpold (rumänisch Apoldu de Sus, ungarisch Nagyapold) bis ins 19. Jahrhundert politisch zum Reußmarkter Stuhl und kirchlich zum Unterwälder Kapitel gehört. Die heute für Großpold oft gebrauchte Bezeichnung "Landlergemeinde" rührt, wie auch im Falle von Neppendorf und Großau, davon her, daß im 18. Jahrhundert in dieser Ortschaft österreichische Protestanten ("Landler") angesiedelt wurden, deren Mundart und Tracht sich neben jenen der Siebenbürger Sachsen bis in die Gegenwart erhalten haben.

Erstmals wird Großpold in einer Urkunde des Jahres 1288 erwähnt, in der "Paulus Plebanus de Apoldya" genannt wird. 1291 kommt neben "Opold Superiori" zum ersten Mal die deutsche Bezeichnung "Oberpold" vor und zugleich der Name des damaligen Großpolder Gräfen: Henning, der Sohn Werners. Aus Urkunden des 14. Jahrhunderts gehen nicht nur die Namen weiterer Großpolder Gräfen und Plebane hervor, sondern - da sich die Schriften zuweilen auf Grenzstreitigkeiten mit Nachbardörfern beziehen - auch die Ausdehnung des Hatterts. Dieser reichte südöstlich bis zum Dorf Tilisca, während das Dorf Rod gänzlich auf Großpolder Hattert lag.
Evangelischer Friedhof in Großpold ...
Evangelischer Friedhof in Großpold
Bei der Bevölkerungszählung von 1488 wurden in "Apoldt Superior" 71 Wirte, 3 "wüste" Häuser, vier Arme, ein Schulmeister (erste Erwähnung der Großpolder Schule!) und "allenthalben Hirten" verzeichnet. Großpold war zu dieser Zeit die größte Ortschaft des Reußmarkter Stuhles. Es folgten Urwegen (64 Wirte), Dobring (61), Logdes (45) und dann erst der Stuhlvorort Reußmarkt mit 40 Wirten.

Zum Unterschied vom Stuhlvorort Reußmarkt hatte Großpold kein Marktrecht. Trotzdem begann man, um die Mitte des 16. Jahrhunderts sonntags "nach der Predigt" in Großpold einen Wochenmarkt abzuhalten. Die Reußmarkter, die bestrebt waren, die Bedeutung ihres eigenen Marktes zu wahren, forderten 1615 das Verbot des Großpolder Wochenmarktes (zunächst vor der Stuhlversammlung, dann bei der Nationsuniversität).

Schwere Zeiten blieben Großpold nicht erspart. Drückende Steuern und Mißernten führten 1672 zum Gemeindebankrott. Wiederholte Male mußte gegen Ende des 17. Jahrhunderts die verschuldete und zahlenmäßig geschrumpfte Gemeinde um Steuernachlaß bitten. 1693 standen 12 Höfe "wüst", 18 von insgesamt nur noch 40 Wirten hatten keine Ochsen mehr. Schon einige Jahre zuvor hatten die Pfarrer von Großpold, Dobring und Urwegen in einer Schrift an die Nationsuniversität auf die Gefahr der gänzlichen Auflösung ihrer Gemeinden, die "zur Flucht sich neigen", hingewiesen. In den vorigen Jahrhunderten hatten die benachbarten Gemeinden Tschappertsch, Kleinpold und Logdes sämtliche sächsischen Einwohner verloren. Erst nach den Kurutzenunruhen Anfang des 18. Jahrhunderts begann sich Großpold langsam zu erholen; 1738 starben allerdings 56 Personen an der Pest.
Als den "hellsten Lichtpunkt des neuerblühenden Gemeinde-Lebens" bezeichnet David Krasser (1870) die Ansiedlung von aus Österreich deportierten Lutheranern in Großpold, für die sich später der Name "Landler" einbürgerte. Weil das Herrscherhaus bestrebt war, in Österreich nur katholische Untertanen zu haben, hatte es die Christen, die sich von der evangelischen Lehre nicht lossagen wollten, ins entfernte Siebenbürgen abgeschoben. Großpold erhielt - offenbar mit dem Einverständnis der dort ansässigen Sachsen - in den Jahren 1756-1758 etwa 300 neue Siedler. Anfangs zahlenmäßig gleichstark mit den Sachsen, behaupteten sich die "Landler" bald in jeder Hinsicht.

Im 19. Jahrhundert erstarkte Großpold bevölkerungsmäßig und wirtschaftlich. Die alte sächsische Kirchenburg wurde abgetragen und eine neue, größere Kirche wurde errichtet. Kirchturm, Pfarrhaus, Schule und schließlich 1902 das evangelische Gemeindehaus wurden neu gebaut. Durch die gemeinsame Leistung wuchs die Gemeinde zusammen.
Evangelische Kirche und Schule mit altem Turm und ...
Evangelische Kirche und Schule mit altem Turm und Speckturm um 1838.
Obwohl Großpold schon 1656 das Recht erhalten hatte, Handwerker aufzunehmen, scheint durch die Ansiedlung der Landler auch das Handwerk neu belebt worden zu sein. Einer Großpolder Landlerfamilie entstammt auch Andreas Rieger, der 1865 in Hermannstadt eine Schmiedewerkstatt einrichtete und später die "Erste Siebenbürgische Landmaschinenfabrik" (die bekannte "Rieger-Fabrik") begründete.

Im Jahr 1940 hatte Großpold 1936 deutsche Einwohner und 1050 nichtdeutsche, davon ein Drittel Rumänen und zwei Drittel Zigeuner. Ende 1989 gab es in Großpold noch rund 1200 Deutsche, Ende 1995 sind es 141. Um den Boden zu bearbeiten, den sie 1991 infolge des Bodengesetzes und der Auflösung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) teilweise zurückerhalten hatten, gründeten die deutschen Bauern einen landwirtschaftlichen Verein. In Dechant Friedrich Feder hat Großpold noch einen eigenen evangelischen Pfarrer. In der Schule gibt es eine deutsche Abteilung von der ersten bis zur achten Klasse, die von deutschen und rumänischen Kindern auch aus umliegenden Ortschaften besucht wird. Christa Wandschneider und Martin Bottesch

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Straßendorf mit fränkischen Straßenfronten

Das Pichler-Haus ...
Das Pichler-Haus
Eindruckvolles Straßendorf mit fränkischen Straßenfronten der sächsischen und landlerischen Bevölkerung. Auch von den Rumänen übernommener Baustil. Im 18 Jh. wurden hier zu der sächsischen Bevölkerung Protestanten aus dem Salzkammergut (Österreich) angesiedelt. Die sogenannten Landler. Großpold war eine wohlhabende Wein- und Obstbaugemeinde. Sehenwert: ev. Kirche, im 19. Jh. Neu gebaut, orthod. Kirche aus 18Jh. Mit Fresken und Hinterglasikonen.

Quelle: Reisehandbuch Siebenbürgen, Kraft Verlag

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