Sachsesch Wält

Elisabeth Kessler

Zegd

Info Elisabeth Kessler • 1:24 Minuten • Herunterladen

De Zegd äs kunn zem Uewschied niëhn.
Ech holde ställ und dinken noh:
Woräm dess Ell? Wuer wäll ich dro,
wunn allen Däij, dä enzt nooch kunn,
ech sälwest ze gestoolden hun?

De Zegd äs Gnod, ech niëh se un,
bä frih, wonn ich se diele kun
mät Mänschen, dä mer läw uch wiërt,
dä mer det Liëwen nooch beschiërt,
si long ich bän af deser Iërd.

De Zegd widd kunn und se widd gohn.
Ich hiere se lachen, hiere se soon:
Enzt bän ich hä, äm Uģebläck.
Ech sähn net virwärts, net zeräck,
genessen äm Moment me’ Gläck.

August 2016

Zusätzliche Informationen

Die Dichterin fragt sich, auf welche Weise sie, wohl nach einer Zäsur in ihrem Leben, künftige Zeit gestalten solle. Es scheint, als sei sie einen Augenblick verunsichert angesichts der vielfältigen Möglichkeiten, die sich in der Zukunft auftun. Aber schnell wird ihr klar, dass das größte Geschenk, das Zeit uns bieten kann – Elisabeth Kessler nennt es sogar Gnade –, darin besteht, die uns geschenkte Zeit mit Menschen, die uns lieb und wichtig sind, zu teilen.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 5. Juni 2019, Seite 6