Sachsesch Wält

Hildegard Greff

As Tråuicht

Info Hildegard Greff • 1:58 Minuten • Herunterladen

De Laiw zer Hyimet beduait uch det Drüen aser Tråuicht. An deaser Tråuicht, dai ïech huait drüen, fuoihlen ïech mich dahyim.

Der Håirankiarrel as der Uoisstöehkiarrel vu mïenner Bindergrüß, det Gangfraelaibel uch de Krüner Fletschen sïen ain vun ear. Det Bruaithiamd vu mïenner Motter drüen ïech huait uch de Bruaitschurz vu mïenner Rosigüd, de Soster vu mïennem Bindergrißvoter. De Rosigüd weor goarr stiulz of dease Schurz, se hatt e salwest geneïht uios Damast uch gekiufte Spitzen.

Deass Tråuicht håut dreo Generationen begliet, an dreo Kirijen: Falmern, Fugresch uch Garching-München. Mïen Grüßoilder uch mïen Oilder wåire syihr stiulz of mïech, wial ïech huait un asem Tråifen, farr der Hyimet, as eolt Tråuicht drüen.

Wunn as Tråuicht reede kåint, werd se vill erzählen: vu Freod uch Leïd, Laiw uch Treau, Heoffnung uch Gliuwen. En jåid Tråuicht an deasem Saal håut an yijan Geschicht, en beseonder Schaicksål.

As Tråuicht håut ower en gehyim Stamm. Dai, dai mer as Tråuicht huait drüen, hyire se, se leewt an asen Harzen: Geet se wïeter un da neïchst Generationen, datt sa wïeter leewt uch naikest verstommt.

Anmerkungen zum Text, Worterklärungen

1. Das Zeichen ï wurde hier verwendet, um den unbetonten i-Laut vor und nach -e- zu markieren.
2. y steht für ein dumpfes i, vergleichbar dem rumänischen â oder î.

Zusätzliche Informationen

Die Autorin in ihrer Tråuicht 2010 (Foto: Andreas ...
Die Autorin in ihrer Tråuicht 2010 (Foto: Andreas Frank †)
Dieser (gekürzte) Beitrag in Felmerer Mundart wurde auf dem Ortstreffen vom 12. Juni 2010 vorgetragen und in den Felmerer Nachrichten 2010, Seite 8, veröffentlicht. Auch im Dezemberheft des Jahres 2013 hat der Vorstand der Heimatortsgemeinschaft ein ähnliches Ziel vorgegeben: „Die Felmerer Tracht und Felmerer Bräuche wollen wir in Berichten vorstellen, damit auch jüngere Generationen einen Einblick in das einstige Dorfleben erhalten“ (Seite 3). Der hier wiedergegebene Text liefert Beispiele dafür, wie Material (Håiran – fester Wollstoff für Kleidung), Herkunft (Krüner Fletschen – Kronstädter Bänder) oder Anlass (Uoisstöehn – Konfirmation) zur Bezeichnung der Trachtenstücke eingesetzt werden, die für Eingeweihte Eindeutigkeit besitzen, bei Außenstehenden aber gelegentlich Fragen aufwerfen. Gerade mit Blick auf künftige Generationen ist es aber wichtig, dass diese speziellen Bezeichnungen beibehalten werden. Nehmen wir das Beispiel „Trachtenbluse“: Das Wort ist umgangssprachlich gebräuchlich. Aber erst die Bezeichnung „det schien Heamd“ macht deutlich, dass es sich dabei um ein traditionell angefertigtes Frauenhemd handelt, das kleidungsmäßig etwas anderes ist als eine „Bluse“.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 20. Januar 2014, Seite 6

Ortsmundart: Felmern