Sachsesch Wält

Doris Hutter

Winnetou ä Grißpuld

Info Doris Hutter • 1:07 Minuten • Herunterladen

Wä’m de siwwenzijer Johr schriw,
ierenklich än der Kollektiv
ä Grißpuld – schien en wevel Johr –
des Christa se’ Grißvoter wor.
E gåw det Beest, bemäht sich sihr,
hatt firt Gedär e gat Gespier.

Wä ke’ Grißpuld det Kino kåm,
hie glech de Änkelkäind mätnåhm
zem „Winnetou“. Wot fir en Fråd
e jedet vun den Änkeln hått!

Se reffen, wä der Film verbä:
„Wä stråmm der Winnetou wor, wä
e schuss!“ Uch senne gade Fräind,
Old Shatterhand liewten de Käind.

„Grißvoter, weller hut vun ållen
Hälden um beesten dir gefallen?“
Der Grißvoter tråt åf de Stroß:
„Wonn de Kollektiv häw dä Roß!“

Winnetou in Großpold - Hochdeutsche Übertragung

Im Sozialismus Vieles lief
mal gut, mal schlecht im Kollektiv.
In Großpold war es freilich auch
mal so, mal so und guter Brauch
im Kollektiv einbringen Fleiß
zum Wohle aller, wie man weiß.
Christas Großvater akkurat
„la colectivă“ den Dienst tat.

Neumodisch Zeug nur spärlich drang
ins Dorf, und oft dauert‘ es lang,
bis auch die Alten machten mit.
Als das Kino ins Dorf kam, schritt
Großvater zum Kulturhaussaal,
um „Winnetou“ zum 1. Mal
mit den Enkeln zu sehen. – Ja,
ihn faszinierte, was er sah.
Ihn und auch seine Enkelschar,
die ganz begeistert um ihn war.

Der Film war aus, Großvater ging
schweigend hinaus. „Das ist ein Ding!“,
rief sein Enkelsohn, „Winnetou
ist einfach klasse, was meinst du?
Wie er sich nah zum Feind anschlich!“
Den Strohhut Großvater glatt strich…
Er schwärmte auch: „Die Mustang-Herde! ...
Hätt‘ die Kollektiv ... diese Pferde!!!“

Übersetzt von Doris Hutter

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 5. November 2015, Seite 6

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