Sachsesch Wält

Grete Menning

Än der Gåss

  • Grete Menning • Denndörfer Dialekt • Ortsmundart: Denndorf • 2:56 Minuten
  • Grete Menning • Hermannstädter Dialekt • Ortsmundart: Hermannstadt • 2:18 Minuten

De grüß Låmp äs schün enzangen,
iwwerm Dåsch hået sa beruit,
Kanjd åm Bået mät spätzen Ühren,
datt en jcha uch näst entguiht.

Stoahl uch Binkeln åm den Dåsch stehn,
denn äm Hais äs wennij Plåtz.
De ierscht Fråån hiert åf der Tråep em,
ånjderm Üawe schnurrt de Kåtz.

Bәuld schü schnurren uch de Spallcher:
Saht, wa lastij sa sich dråehn!
Dann uch klenner wården Zәuken,
da ün hiasche Rәuken håehn.

„Wässt ir det Noost?“, sü fået en Fråå ün,
ålle sahn norr nәuch af sa;
Noogier stuiht än de Gesichtern
uch de Spallcher hün nea Reah.

Nea weall en jåed genåå et wässen:
Wi? Mät wåem? Wonni uch wee
sich begåent, geriadt, gezarrt hәit…
„Äs dәit uch wehr, tea Trenjchen? See!“

„Dәit äs wehr! Fråejt norr det Fichen!
Ät hәit mir et jo bericht!“
End det Fiche sprächt: „Det Zәurchen
hәit erzәuhlt mir dess Geschicht!“

Uch det Zәurche schwirt: „Det Susi
wәis derba, hәit et gehürt.
Sü kannt ir dett wärrlich gluiwen,
datt dess Sәuch esü passiert!“

Doch dett wåer schün ze bezweifeln,
nicher fallt dәit uch norr än!
Äm Gåejentuil, denn munchåldenner
kitt munchåldäst nәuch än de Sänn!

Uch zelåezt wuiß nemmel uin mih,
wa et üfeng, wellt der Schlåss.
En noo Måer, da äs gebüaren –
long nәuch hiert em s’åf der Gåss!

Wetjer dråeh sich nea de Spallcher,
ais dem Breeder rojcht et fenj:
Kerbesstoaker longhär breeden,
giahl uch miahlij, suaß se senj.

Schlåss nea! Ålle Frååen åeßen,
uch de Kanjd bekünn dervün.
Am zåhn, am elf gehn ålle huimen,
mårren äs en yunder drün.

Were se net hiasch, dess Zedjen,
ehne Fernsehn, Radio, Lächt?
Denn dea riadt em nәuch mät’nyunder,
hürt uch, wәit der yunder sprächt.

Hotj arr heocht em vüar dem Fernseher,
schluit mät dåem de Zetj åft Huift;
riadt norr wennij mätenyunder –
äs dәit det Geat, ün dәit em gluiwt?

5. August 2004

Anmerkungen zum Text, Worterklärungen

Grete Menning wurde in Denndorf, einer Gemeinde nahe Schäßburg geboren. Bis heute fühlt sie sich ihrem Heimatort und als Dichterin vor allem mit der Denndorfer Ortsmundart verbunden. Für einen erweiterten Leserkreis schreibt sie in der leichter verständlichen Schäßburger Mundart.

Die Häufung der Sonderzeichen y (wie rumänisch â, î) und ә (auch „Schwa“ genannt) bei der Verschriftung des Denndorferischen mag auf manchen Leser, dem solche Lautung nicht geläufig ist, wenig einladend wirken. Die Mühe lohnt sich aber, denn, hellhörig geworden, wird man in Strophe 7 auch eine weitere, um Reps und im Burzenland aber geläufige alte Form von „war“ leicht in der Lautung „wәis“ (mit -s!) erkennen.

Und schließlich sei noch angemerkt, dass in Denndorf än de Gåss gohn den gleichen Brauch des gemeinsamen Spinnens meint wie andernorts die Bezeichnung Spännstuw oder de Rokestuw.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 20. Februar 2019, Seite 6

Ortsmundart: Denndorf

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