Sachsesch Wält
Noch iest hieme wed ech zähn
Info Johanna Krestel • 1:41 Minuten • Herunterladen
Noch iest hieme wed ech zähn,
sähn de Bleamen uch Biem do blähn,
wä de Båch flesst durch det Duel,
läoschen dem Lied der Nuechteguel.
Mecht de Klång der Gloken hieren,
dä frähr ängde Gott ze Ihren,
eas ä Fråden, Träor uch Sturm
hu geklangen hüih vum Turn.
Noch iest gohn durch alle Gassen,
dä mir longhär hu verlassen.
Iester wed ich uch versäcken,
ä menj Ålderhäos ze bläcken.
Durch de Guerte wed ich gohn,
wo de Biem uch hekt noch stohn,
uewenza bäs un de Båch,
wo mir gelåcht munch sånnich Dåch.
Apel eße vun de Biemen,
än ärem Schad’n lån uch driemen.
Af Gottes Åcker wed ich uch gohn,
gånz lies do ase Läwe sohn:
Verzoaht, datt mir eweech se’ gegongen,
der Hiemet farr hun noa ugefongen.
Getrüist känt ich dro Uewschied niëhn vun der Gemien,
wo ich als Känjd uch än der Jugend wor derhiem,
uch gläcklich ä menj noa Hiemet zräck dro kunn,
wo ich zefridde bän, geat ägeliëwt mich hun.
Nochmal nach Hause möcht’ ich ziehn - Hochdeutsche Übertragung
Nochmal nach Hause möcht’ ich zieh’n,
sehen die Blumen und die Bäume blüh’n,
wie der Bach fließt durch das Tal,
lauschen dem Lied der Nachtigall.
Möchte den Klang der Glocken hören,
die früher immer Gott zu Ehren,
uns in Frieden, Trauer und auch Sturm
stets geklungen hoch vom Turm.
Nochmal gehn durch alle Gassen,
die wir längst haben verlassen,
gerne möcht’ ich auch versuchen,
nochmal mein Elternhaus zu besuchen.
Durch den Garten würd’ ich geh’n,
wo die Bäume heut’ noch steh’n,
nach hinten gehen bis zum Bach,
wo wir gelacht, gespielt an manchem Tag,
Äpfel essen von den Bäumen,
in ihrem Schatten liegend träumen.
Auf Gottes Acker würd’ ich geh’n,
um unseren Lieben leise zu gesteh’n:
„Verzeiht, dass wir hier weggegangen,
der Heimat fern neu angefangen.“
Könnte getrost dann Abschied nehmen von dem Ort,
wo ich als Kind und in der Jugend lebte dort.
Könnte glücklich in meine neue Heimat zurückkehren,
wo ich mich gut eingelebt hab’ und zufrieden bin mit meinem Leben.
Übersetzt von Johanna Krestel
Zusätzliche Informationen
Am Volkstrauertag denken wir an unsere Lieben, die in fremder, teils unbekannter Erde ruhen. Und am Ewigkeitssonntag, volkstümlich auch als „Totensonntag“ bezeichnet, gedenken wir unserer Lieben, die in heimischer Erde begraben sind, sei dies nun in der neuen Heimat oder auf einem Friedhof in Siebenbürgen, wohin in diesen Tagen unsere Gedanken sicher oft gehen. Obwohl die Verfasserin sich in ihrer gegenwärtigen, neuen Heimat wohl fühlt, sehnt sie sich danach, noch einmal das Dorf der Kindheit und Jugend und den Friedhof mit den Gräbern der lieben Verstorbenen besuchen zu können.Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 15. November 2012, Seite 8
Ortsmundart: Hetzeldorf