Sachsesch Wält

Hilde Juchum

Äm Advent

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Mät Schnie bedakt äs Häos uch Goorten.
Det Gohr niejt sich dem Oindschen zea.
Hot et es broojcht, wåt mer erwuerden?
Et äs Advent – de Zegd der Reah.

Hell belicht se’ Stådt uch Diërfer,
ålles schengt ä Glitzerproojcht.
E jed Gohr erschenje se heller.
Ålles fiur da Hellij Noojcht?

Des Gohres hellijst Feierstangden
sen, wunn de Gloke klånjen.
Um Hellij Owend klånje se,
wa wunn glått Onjel sånjen.

De Fruad äs griuß, ’t Geschink nooch gresser.
Der Wiuhlstuund hot erdiëhnt eas Wält,
doch weer de Hellij Noojcht erfeallter,
wunn em en Dunk keem Hemmel schäckt.

Warden ålle e woorem Plazken
hun än deser Hellijer Noojcht?
Naa, är wevel warde frasen,
geploģt se’ vun des Hangers Moojcht.

Der Wiuhlstuund hot munch Haarz verstennert.
Em froģt net, wa’t dem Uundre giht.
Doch Chrästdooch kun nårr die erfuehren,
dem de Haarzensdirr wegd ofe stiht.

8. Dezember 1999

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Zusätzliche Informationen

Als Hilde Juchum das Gedicht „Äm Advent“ im Dezember 1999 schrieb, tätigten Menschen im Blick auf ein geschenkreiches Weihnachtsfest ihre Einkäufe dichtgedrängt in den Kaufläden. Die Autorin hielt nicht ohne Bedauern fest, dass die Wohlstandsmentalität den Blick für die Not anderer Menschen verstelle.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 25. November 2020, Seite 6

Ortsmundart: Frauendorf