Sachsesch Wält

Hilde Juchum

Äm Briutgescheeft

Info Hilde Juchum • 1:46 Minuten • Herunterladen

Et gitt än Detschluund esevelt Briut,
et schengt, ha wässt em näst vun Niut:
Mess nemmel un der Koade stohn;
narr mess em änj de Numme soon
vun der Sort, da em glott kiefe wil,
diën em sich uch märke sil:
Weizen-, Roggen-, Kürbiskern- uch vill uunder Sorten
gitt et, wa mer ålle wässen, ha, of detsche Moorten.
Esi geng det Zirr änt Briutgescheeft,
well et fräsch Briut hegd kiefe wed.
Åwwer wa hießt nea da Sort, da’t Maiche kieft?
„Da schmockt mät Båfliesch, dått enem
der Siewer äm Mell zesummelieft“,
hatt det Maichen dem Zirr erzåhlt.
End wåt dåt soot, åls hellij gålt,
well dåt schiun en wevel Gohr
viur dem Zirr än Detschluund wor.
Esi geng änt Briutgescheeft det Zirr.
End komm hatt et zeagemoocht de Dirr,
freejt em: „Was soll es denn sein?“ –
„Brot, aber der Name fällt mir nicht mehr ein:
Wir wollen es mit Baufleisch und grünen Zwiebeln essen,
das schmeckt so gut, – jetzt hab ich den Namen vergessen.“
Der Mellner-Misch vu Pelsendref, die moocht glott åf de Dir:
„Grüß Gott“, soot hie mät leogter Stämm
uch liuser dro: „Gean Doch, dea Zirr!“
Dro blätzt et dem Zirr glech äm Hern:
„Ja, ein Mischbrot hätt ich gern.“
Nohar taart et de Misch noch un:
„Wa geat, dått tea erä bäs kunn,
ech hat den Nummen vum Briut vergeïßen:
Wunn em dech net Misch hess,
hat ech det Båfliesch drech messen eßen!“

Zusätzliche Informationen

Wer einen Backtag bei der Mutter oder Großmutter auf dem Land erlebt hat, wird sich erinnern können: Was war das für eine Freude, wenn die wohlgeformten Laibe mit der duftenden, braunen Rinde auf dem Tisch lagen. Es war das Brot! Wer freilich unversehens in eine Brotlandschaft mit ca. 3 200 eingetragenen Sorten (Quelle: Deutsches Brotinstitut e.V.) versetzt wird, muss sich verloren wie in einem Urwald vorkommen und ist dankbar für jeden Tipp.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 5. Juli 2022, Seite 6

Ortsmundart: Frauendorf