Sachsesch Wält

Hans Otto Tittes

De Harwestoarbet

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Woat fruoehr en Häusfraa ende mäßt
deheum am Harwest oalles mauchen!
Deriw dinkt huoet guer nämest nou
end wunn, wid hoi am Stalle lauchen.

De Harwestoarbet feng meust un
mat Fïensterpoitzen, Loaddeschmieren,
de Veurhuoen, Iërendeïke weeschen,
den Iëre scheurn och Oafstuw kiëhren,

de Kampest alejen och huobbeln,
det Gruoenzuoech heusch a Kiste lejen,
de Åer a Kåålkwåßer drou dean,
och munch en Spannweet gruoendlich fejen.

Dïett sen naa nuor en puer diër Soachen,
dei mer am Schnelen a se kunn. –
Oach jcha, drou gauw’t de Kirchepeelz
zem Laften äus der ålder Trunn.

Naa riëdt vun dïesem nämest moih.
De Harwestoarbet, dei as huoet
viel eufoacher end dannich wid
der oaelder Maensch derbei schnel muoed.

Ast oawwer as och huoet wei fruoehr,
end iwwer dåt de gang Luoet lauchen:
De Ålde frouģe sich vielmol:
„As dïett det leetzt Mol, doatt ech’t mauchen?“

Zusätzliche Informationen

Sprachlich befinden wir uns im Burzenland, genauer in Heldsdorf, dem Geburtsort unseres Autors Hans Otto Tittes, der nach Ausflügen ins Schäßburgische auch wieder gern zur Ortsmundart seines Heimatortes zurückgekehrt ist. Gedanklich sind wir bei den Arbeiten in Haus und Garten, die der Herbst einst so mit sich gebracht hatte. Nicht selten sind es bis heute die gleichen geblieben, sogar Kraut einlegen wird auch in Deutschland von manchen Sachsen eifrig praktiziert. Lediglich das Haltbarmachen roher Eier durch Einlegen in Kalkwasser könnte jüngeren Zeitgenossen etwas exotisch vorkommen. Und, halten wir fest: Es gibt inzwischen nicht nur Hausfrauen, sondern (noch?) nicht ganz so häufig auch Hausmänner.

Eines freilich bleibt immer gleich: Solange man jung ist, denkt man nicht daran; erst wenn es einem schwer und schwerer wird, im Herbst des Lebens, fragt man sich: Wie lange wird meine Kraft noch reichen für das, was ich immer gern getan habe?

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 31. Oktober 2019, Seite 6

Ortsmundart: Heldsdorf