Sachsesch Wält
Et äs bååld verbä
Info Grete Menning • 1:34 Minuten • Herunterladen
De Zejt, dä äs kunn,
dått mir Åålden dervun.
Vun der Beldfläch verschwånjden,
norr äm Ställen nooch Gläck fånjden.
De Plåtz iwwerlossen
mer deen, dä noogewoßen.
Mir åwwer, mir wällen
gåånz lies uch äm Ställen
un dä Stangden dinken,
wo fuer aas det Schinken
schär um wichtijste wor.
Net Grießet, net Deiret!
Nä, nä! Dåt äs klor!
Et wore Gedånken –
mol kurtschen, mol lånken –
ä Gedichter verpåckt.
Mir hun et versackt,
gåånz rien uch gåånz echt dron
s’åf Såchsesch ze soon.
Äs aas dett gelangen,
wåt mir ugefången?
End weer’t uch norr wennij,
si bleiwt et jo dennich
fuer aas Nookunn erhåålden
fuer dåån, wo’ mir Åålden
fuer änj se’ gegången!
Dååt weer aas Verlången!
Heilbronn, 24. Februar 2020
Zusätzliche Informationen
Grete Menning: Das sind unzählige, mit kunstvoll selbstgemalten Bildern verzierte Kalender, die sie an Freunde und Bekannte verschickt hat. Das ist aber auch jener – im wahrsten Sinne des Wortes „gewichtige“ –, von einer kräftigen Spiralbindung zusammengehaltene Band mit der Überschrift „Et wor emol ä Siweberjen“, eine Sammlung von Gedichten, die sie im Bekanntenkreis verschenkt hat. Verschenken, das war der Antrieb ihres künstlerischen Schaffens, den Landsleuten wollte sie Freude schenken. In der genannten Gedichtsammlung heißt es einleitend: „Zusammen mit meiner besten Freundin, Frau Zoppelt Waltraud, haben wir unseren Landsleuten durch Vorlesen und Gesang viel Freude bereitet. Durch den Erfolg angespornt, folgten ,Siebenbürgisch-sächsische Nachmittage‘ in vielen Städten von Freiburg bis Köln.“Dem Schenken setzt das Alter eine individuelle Grenze, die Freude wird im Rückblick erlebt. Auch für sich sieht Grete Menning diese Grenze nahen: „Et äs bååld verbä“, schreibt sie, was auf die eigene Schaffenskraft bezogen ist, nicht jedoch allgemein auf die Publikation mundartlicher Texte. Ihr ist der Gedanke tröstlich, dass durch Publikation, nicht zuletzt in der Rubrik Sachsesch Wält der Siebenbürgischen Zeitung, das Verschenken über die eigene Lebensspanne hinausreicht: „si bleiwt et jo dennich / fuer aas Nookunn erhålden“.
So sei es an der Zeit, meint sie, den Stafettenstab weiterzugeben in die Hände derer, „dä noogewoßen“. Gibt es sie, diese nachwachsende Generation von Mundartautoren? Es ist erstaunlich, wie vielen, vor allem auch jüngeren Leuten es Spaß macht, sächsisch (oft heißt es: soxesch!) zu schreiben. Aber die Medienlandschaft hat sich gewandelt, die Texte kursieren meist im Internet. Die bewahrende Funktion liegt jedoch nach wie vor beim Printmedium.
Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 5. Mai 2020, Seite 6