Die gute Fee vom Tutner Rech

Nach dem Krieg kamen auf uns bittere Zeiten zu. Unser Hab und Gut verschwand in den Mäulern der sogenannten Sieger. Auf unserem schwer erwirtschafteten Anwesen quartierten sich über Nacht Einheimische ein und verdrängten die Eigentümer in die hinteren Gemächer. Mutter kämpfte zu der Zeit nicht nur ums wirtschaftliche Überleben. Ihr wurde versucht, eine neue Idee einzuindoktrinieren, die mit der Schöpfung nichts am Hut hatte. Eine größere Demütigung hätte der gottesfürchtigen Frau wohl kaum widerfahren können!

Problematisch gestaltete sich auch die Zukunft unseres Volkes. Die große Frage war - für uns zum Glück -, nicht, das Deutschtum abzuschaffen, sondern, wie es zu erhalten. Im Nachhinein soll meinerseits betont werden, dass wenigstens in diesem Fall dem rumänischen Kommunismus ein Lob ausgesprochen werden soll. Damit auch genug der Einleitung.

Aus uns unbekannten Gründen wurde eine Sammelschule in Bulkesch errichtet. Der Ort befand sich von uns aus gesehen etwa zehn Kilometer nördlich. Etwas dubiös erschien nur das Erreichen des Zieles - aber auch seines Verlassens...

Die Schutzbefohlenen konnten auch nichts dafür, also akzeptierten sie die von der regionalen Oberhoheit gestellten Bedingungen. Was sollten sie schon sagen, denn wir waren doch Alle als Hitleristen abgestempelt.

Nach dieser bestimmt traurigen Einleitung soll endlich mein Anliegen zur Sprache kommen:
Der Weg über den Berg war mit vielen Mühen verbunden. Man soll nicht vergessen, dass wir uns zu der Zeit in einem noch unreifen Alter befanden und auf uns selber angewiesen waren. Da soll es im Folgenden nicht wundern, wenn manchmal Realität mit Traumwelt verwechselt werden könnte. Dazu das Erlebnis:

Von Donnersmarkt aus war es ein mühseliger Anstieg auf die Wasserscheide zwischen den beiden Zwillingsflüssen. Aus diesem Grund wird meinerseits angenommen, dass sich unsere Landsleute auch kaum für dieses Fleckchen Boden ineressiert haben. Aber nun standen wir da, ohne Eltern, ohne Schutz. Jemand schlug vor, einfach zu warten. Wir befanden uns im Niemandsland. Wer hätte uns schon weiter helfen können?
Stunden vergingen. Niemand erlöste uns. Wir saßen auf einer Waldlichtung und wussten uns nicht zu helfen. Da wachsen übernatürliche Vorstellungen:
Irgenwann befahl Einer, den Weg nach... Irgendwo zu gehen. Das Gleiche war mir Minuten davor eingefallen. Fragt mich nicht, warum, weil ich es nicht weiß... War da vielleicht eine Fee am Werk? Jedenfalls erreichten wir Alle das angestrebte Ziel.





Bayer Martha

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