Die verrückte Büffelkuh

Der Vater vom alten Ruede hielt eine Zeit lang Büffel, mal mehr mal weniger. Das kam immer darauf an, wie die Heuernte war. Die Tiere, die aus Afrika stammen sollen, denn dort gibt es anscheinend auch schwarze Menschen, verhielten sich ganz anders, als unser einheimisches Vieh. Zwar war ihr Körperbau ähnlich dem unserer Kühe, doch unterschieden sie sich von diesen nicht nur durch ihre Farbe. Sie suhlten sich, wann immer sie dazu Gelegenheit hatten, gaben ganz unheimliche Töne von sich und auch ihre Milch schmeckte anders. Jedenfalls war sie zähflüssiger und bildete beim Kochen eine viel dickere Rahmschicht. Ich selber habe sie nie gekostet - man erzählte sich, davon auch schwarz zu werden und wie ein Zigeuner möchte ich nun auch nicht aussehen -, aber diejenigen, die in ihren Genuss kamen, behaupten hoch und heilig, sie sei sogar besser als die unseres Rindviehs. Eigentlich waren diese Exoten ja auch Rinder, nur eben aus Afrika und dort soll es ja sogar noch Menschenfresser geben, Kanabalen oder so...

Ein Büffelkalb soll es dem Ruede mal angetan haben. Das kleine Ding war schon seit seiner Geburt anders als die anderen Büffelkinder. Es spielte nicht mit Seinesgleichen, sonderte sich auf der Weide ständig ab und schlief auch immer in einer einsamen Ecke. Dafür war es sehr menschenfreundlich. Es winselte fast um Anerkennung und leckte den Bauern oft über`s Gesicht und Haare. Das gefiel dem Züchter und so erhielt es immer die besten Leckerbissen und die meisten Streicheleinheiten.

Das änderte sich über Nacht um 180 Grad: Plötzlich wollte das inzwischen zum Jungtier herangereifte Kalb von keinem Wesen mehr wissen. Näherte sich sein Herr, so kam aus seinem Inneren Schaum vor den Mund, der rötlich schien. Darauf hatte auch der herbei gerufene Fachmann keine Antwort.

Es wurde immer schlimmer. Das Tier trat die anderen immer öfter und brachte ihnen schwere Verletzungen bei, sodass der Ruede eines Abends beschloss, es am nächsten Morgen zu schlachten. Er ging in den Stall und fluchte an die Adresse der verrückten Büffeldame wie ein Rohrspatz. Danach begab er sich ins Haus und schlief mit Wut im Bauch ein.
Als er aufwachte und in den Hof ging, war der ganze Stall abgebrannt. Alle Tiere waren verendet und zum Teil sogar verkohlt. Nur die Büffelkuh fehlte. Erklären konnte sich dies niemand. Man sagt, sie hätte Feuer gespuckt und sich dann zum Unreinen begeben, mit dem sie im Bund gewesen sein soll.

Der Ruede baute einen neuen Stall, aber Büffel hat er danach nie mehr gehalten.

Erzählt vom alten Mischemisch, aufgezeichnet von W. G. Kauntz

Erzählt vom alten Mischemisch

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