Die hilfsbereiten Truden

Der Garjen Titz hatte viele Münder zu stopfen. So schuftete er taugaus, tagein, denn er wusste, dass der Kinderreichtum in erster Reihe ihm zu verdanken war. Er konnte sich eben nicht enthalten...
Eines Morgens lud er mehrere Säcke Weizen auf den Wagen, spannte die Kühe ein und fuhr nach Blasnedorf zur Mühle.
Zu seinem Verdruss waren schon viele andere Bauern vor ihm da, die alle darauf warteten, dass ihr Korn zu Mehl verarbeitet werde. So kam er spät dran und trat den Nachhauseweg erst bei Dunkelheit an.

Als er im Dorf ankam, herrschte schon überall stoische Ruhe. Die tiefe Stille wurde nur manchmal von bellenden Hunden und liebestollen Katzen unterbrochen. Der Titz ließ sich von den Kühen tragen, da ihm bewusst war, dass sie den Heimweg kannten und schlummerte so dahin.

Als er inder Nähe des Friedhofes vorbeikam, wurde er plötzlich wach. Aus dieser Richtung drangen unheimliche Geräusche zu ihm vor. So hielt er an, um nach den Rechten zu sehen.
Als er die Ruhestätte betrat, sah er mehrere Truden um das frische Grab vom Fußaiken Hans herumtanzen. Als sie für eine Weile innehielten, näherte er sich ihnen und sprach sie an:
"Gott ermehre Euren Reigen!" Darauf antwortete die Haupttrude:
"Gott ermehre dein Mehl!"

Lange Zeit danach musste der Bauer nicht mehr zur Mühle fahren, denn jede Mehlentnahme aus der Vorratskammer wurde über Nacht aufgefüllt.
Das kam der Zirr, seiner Frau, spanisch vor. Wiederholte Male sprach sie den glücklichen Ehemann darauf an, doch der gab ihr nie eine glaubhafte Antwort. Wie die Frauen nun mal sind, musste die Bäuerin dem Geheimnis auf die Schliche kommen. Als die ganze Frauendiplomatie nicht mehr half, drohte sie mit Scheidung. Die konnte sich der Titz nicht leisten, weil er vom Kochen nichts verstand, also musste er der Zirr die Wahrheit sagen. Danach leerte sich der Hambar (Vorratsspeicher) rasch und die Plagen fingen von neuem an. Und das alles nur wegen unserer ungesättigten Neugierde!

Der arme Titz schlich sich nachts noch des Öfteren zum Friedhof, um auf eine neue Segnung zu hoffen. Leider ging sein Vorhaben nicht auf, denn von den Truden fehlte für immer jede Spur.

Aufgezeichnet von Walter Georg Kauntz

Erzählt von der Mische Maisiaster

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