Kronstädter Bergbau- und Hütten-Actien-Verein

Kronstädter Bergbau- und Hütten-Actien-Verein
BrancheBergbau, Kohle und Energie
GesellschaftKronstädter Bergbau- und Hütten-Actien-Verein
WertpapierartHistorische Firmenrechnung - 32,95 Fl. Ö.W.
AusgabeortBudapest
Ausgabedatum26.11.1892
DruckereiPosner & Sohn, Budapest
Abmessungen220 x 320


Der Kronstädter Bergbau- und Hütten-Actien-Verein war der Eigentümer des Teleker Eisenbergbaus und des Puszta-Kalaner Eisenwerkes ( heute Hunedoara ) und hatte großvolumige Bergbau- und Verwertungsrechte im Schiltaler Kohlebecken, den wichtigsten Kohlevorkommen Rumäniens. Nach- folgend werden die aufgrund ihrer Aktivitäten unterschiedlichen Teile des Aktien-Vereins im einzelnen betrachtet.

Wichtige und detailierte Informationen über diese Aktiengesellschaft fanden wir im vorher schon erwähnten Buch von Weisz: "Der Bergbau in den Siebenbürgischen Landestheilen". Der Bergwerksbetrieb im Teleker Bergwerk kann seit 1685 nachgewiesen werden. Fürst Michael Apafi verlieh das Bergwerk "zum Hausgebrauch" an Abraham Barcsay´s Familie, später dann an die berühmte Banffy´sche Familie, und danach an die Csáky´sche Familie. Alle drei Familien waren Angehörige des ungarischen Geld-Adels.

Die geologischen Beschaffenheiten und die vorhandenen Transportmöglichkeiten dieses Bergwerks werden wie folgt charakterisiert: " Brauneisen, Spath- und Magneteisensteine, 35 - 40 % ... die Beförderung erfolgt auf einer Schmalspurbahn bis zur Dampframpe, danach wird das Material auf eine Hochebene aufgezogen, mit der Pferdeeisenbahn weitergeleitet, ... und letztendlich mittels einer Rampe in die Kalaner Eisenhütte zur Weiterverarbeitung ( Schmelze, Reinigung usw. ) befördert ".

Das Kalaner Eisenwerk wurde 1870 gegründet. Seine Tätigkeit entwickelte sich besonders positiv in den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts.

1877 konnte eine neue Gießerei errichtet werden, 1881 wurde in ein neues Walzwerk investiert, wobei die Feuerung mit hochwertiger Steinkohle erfolgte. In demselben Jahr hatte die Gesellschaft folgenden Anlagenbestand: 2 Hochöfen, 2 Dampfmaschinen á 800 PS, 3 Werks-Dampflokomotiven und eine Maschinenwerkstätte. Um den Betrieb schneller wachsen zu lassen, mussten Arbeitskräfte angesiedelt werden. So wurden für diese Arbeitskräfte neue Wohnungen und eine Schule gebaut, sowie eine Versicherungsgesellschaft gegründet. Diese Fakten lassen vielleicht Parallelen zu der Tätigkeit von Alfred Krupp anklingen, welcher beim Aufbau seines Stahl-Imperiums ähnlich verfuhr.

Im Jahre 1885 wurden bereits 150 Arbeiter im Eisenwerk beschäftigt. Die an die Gesellschaft verpachtete Fläche betrug nun 898.251,342 m². Bis 1889 wurden ausschließlich Gußwaren erzeugt, die auf den Hauptmärkten in Ungarn, Rumänien, Serbien und Bulgarien abgesetzt wurden.

1898 wurden die Kalaner Eisenwerke an die in Budapest ansässige " Kalaner Bergbau-Hütten AG " veräußert ( Kapital 4,5 Mio. Gulden ö. W. in 45.000 Aktien à 100 Gulden ), wobei nun ein weiterer rapider Aufschwung einsetzte, so daß die Zahl der Arbeitskräfte im Jahre 1899 auf 475 anstieg. Darunter waren 400 Männer, 35 Frauen und 40 Kinder ( ! ) die hier ihren Lebensunterhalt verdienten. Der tägliche Arbeitslohn betrug je nach Leistung für Männer 60 Kreuzer bis 1 Gulden 80 Kreuzer, für Frauen 20 bis 50 Kreuzer, und für Kinder 10 bis 25 Kreuzer bei einer Arbeitsdauer von 10 - 12 Stunden am Tag.

Im Schiltal, wo bis heute die reichsten Kohlevorkommen Rumäniens lagern, besaß die Gesellschaft zusammen mit dem Aerar " alle günstigen Theile des Kohlebeckens ": 1857 kaufte sie das Ruskberger Eisenwerk von den Brüdern Hoffmann und Maderspach, die vergebens versucht hatten, eine Pferdebahn zwischen Rusca und dem Schiltal zu errichten. Auch die Schiltaler Bergbauberechtigungen gingen damals in das Eigentum des Käufers über. 1862 erwarb auch das Aerar Beteiligungen an den Gruben im Schiltal. Die Aerar´schen Rechte waren auch an den Kronstädter Bergbau- und Hütten-Actien-Verein verpachtet. Kleinere Bergbauberechtigungen besaßen noch die " Transilvania "-Bergbaugesellschaft, ein Herr Balu Lazar, und die Zsilyer Kohlengesellschaft.

Der " westliche Bergbau " des Kronstädter Bergbau- und Hütten-Actien-Vereins bestand aus einem bis in 1.500 m Tiefe getriebenen Hauptstollen mit einer Kohlesortierungsmaschine und mit einem mechanischen Aufzug.

Der " östliche Bergbau " bei Petrila ging bis in Tiefen von 530 m ( Deak-Stollen ) und hatte 15 reichhaltige Kohlelagerstätten. Sämtliche Förderstrecken waren mit Schmalspureisenbahnen bestückt.

Von der erzeugten Kohle wurden 30.000 t/Jahr nach Rumänien als dem Hauptimportland exportiert. 1888 wurden 192.736 t Braunkohle im Wert von 15.044 Gulden ö. W. gefördert, wobei eine Fläche von 35.471.462,370 m² an den Verein zur Ausbeutung der Bodenschätze " verliehen " war.

Beschäftigt waren hier insgesamt 1.300 Arbeiter, die in der Nähe des Bergwerks ihre eigenen Häuser mit Wasserleitung sowie " Verpflegungs- und Waarenmagazine hatten ", entsprechend einem für die damalige Zeit hohen Lebensstandard, verglichen mit Arbeitern in anderen Branchen.

Da die Gesellschaft 1897 bedeutende Bergwerke an andere Gesellschaften verkaufte oder abtrat, und keine weiteren Informationen aus den kommenden Jahren vorliegen, kann vermutet werden, daß der Kronstädter Bergbau- und Hütten-Actien-Verein in diesem Jahr liquidiert wurde und für immer die Tore schloß.

Die Kohle im Gebiet Uricani wurde von nun an von der " Uricany-Schilthaler-Kohlebergbau-Gesellschaft " abgebaut ( Sitz: Budapest, Kapital 2 Mio. Gulden ö. W. in 50.000 Aktien á 40 Gulden ).

Das bis zum damaligen Zeitpunkt dem Kohlegebiet von Petroseni-Petrila-Livezeni zugehörige Bergbaugebiet wurde ab ca. 1897 von der " Salgo-Tarjaner-Steinkohlenbergbau AG" mit Sitz in Budapest ausgebeutet ( Kapital 3.2 Mio. Gulden ö. W. in 32.000 Aktien á 100 Gulden ). Die Kohleförderung erreichte im Jahr 1897 450 tausend Tonnen Kohle, es wurde ein Reingewinn von 1.234 Mio. Gulden erwirtschaftet . Es wurden 1.267 Gruben-Arbeiter beschäftigt.

Die Gesellschaft besaß noch eine kleine Steinkohlengrube in Neustadt bei Kronstadt, über welche jedoch leider keine weiteren Informationen vorliegen.

Der Verwaltungsrat des Aktien-Vereins hatte seinen Sitz in der Renngasse 9 in Wien. Ihm gehörten an: Otto Graf Chotek, Dr. Carl Freiherr von Haerdtl, Cäsar von Foregger, Emil von Heyrowsky, Fürst Max Egon zu Fürstenberg, Prinz Emil Egon zu Fürstenberg, Louis Freiherr Haber von Linsberg, Eduard Prinzing, Friedrich Ritter, Dr. Alfred Brauneis und Freiherr Alfred Liebig. Der Sitz der Zentraldirektion und der -verwaltung war in Budapest.

Die oben kurz beschriebenen Montan-Standorte auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens blieben auch in der kommunistischen Ära erhalten und wurden noch ausgebaut.

Der Kohle-Bergbau in Rumänien steckt heute in einer schweren strukturellen Krise, ähnlich verhält es sich mit den gigantischen Stahl-Kombinaten, die Unsummen an staatlichen Subventionen verschlingen. Lösungsansätze durch weitsichtige rumänische Politiker der Gegenwart endeten in den vergangenen Jahren, Medienberichten zufolge, stets in regelrechten Revolten der betroffenen Bergarbeiter.