Kronstädter Allgemeine Sparkasse (Pfandbrief)

Kronstädter Allgemeine Sparkasse
BrancheBanken und Finanzinstitutionen
GesellschaftKronstädter Allgemeine Sparkasse
WertpapierartPfandbrief - 5000 Kronen
AusgabeortKronstadt
Ausgabedatum01.06.1910
DruckereiLehmann & Sohn - Kronstadt
Abmessungen420 x 253

Peter Traugott Lange von Burgenkron, geb. 1797, gest. 1875, gründete im Jahre 1835 die erste Sparkasse auf dem Gebiet des damaligen Ungarns in Kronstadt. Zuvor verbrachte er 16 Jahre in Wien und übte verschiedene Tätigkeiten in der Siebenbürgischen Hofkanzlei aus. Die Vorbereitungen für die Gründung der Sparkasse dauerten sieben lange Jahre. Aus Wien in seine Heimatstadt zurückgekehrt, gründete er u. a. auch den Kronstädter Gewerbeverein, die Kronstädter allgemeine Pensionsanstalt, das städtische Versatzamt etc. und war auf ganz außergewöhnliche Art und Weise auf volkswirtschaftlichem und regionalpolitischem Gebiet aktiv. Volkswirtschaftliche Publikationen machten ihn bis weit über die Grenzen Siebenbürgens hinaus in ganz Europa bekannt.

Zu den Gründungsmitgliedern der Sparkasse gehörten 89 wohlhabende Kronstädter Bürgerinnen und Bürger sowie der Magistrat der Stadt Kronstadt. Das Gründungskapital des „Vereins der Kronstädter allgemeinen Sparcasse" in Höhe von 3.996,12 Gulden wurde von ihnen gemeinsam aufgebracht.

Das Bankinstitut entwickelte sich bis zum Jahre 1848 kontinuierlich positiv, was sich natürlich in der Anzahl der Kunden und in der Bilanzsumme niederschlug. Im Revolutionsjahr 1848 war die Bilanzsumme zum ersten Male leicht rückläufig, wuchs dann aber beständig weiter an und erreichte im Jahre 1900 den höchsten Stand des 19. Jahrhunderts, nämlich 14.414.498,00 Gulden österreichischer Währung.

Aufgrund der ab 1875 veränderten Budapester Handelsgesetze erfolgte 1876 die Umfirmierung des Instituts in "Genossenschaft mit beschränkter Haftung“. Im Jahre 1896 beschloß die außerordentliche Generalversammlung der Anteilseigner die Namensänderung in "Kronstaedter Allgemeine Sparkasse Aktiengesellschaft" und die Aufnahme von geschäftlichen Aktivitäten auf dem Gebiet der gesamten Donaumonarchie.

Am 01. Januar 1900 ging die Geschäftsführung der Sparkasse auf die Kronenwährung über. 1902 erhielt das Institut von den Behörden aus Budapest das Recht, Sparkassen-Pfandbriefe zu emittieren. Diese Tatsache trug zu einem weiteren Wachstumsschub bei, so daß das Institut im 75. Jahr seiner Gründung die stolze Bilanzsumme von 36.979.987,21 Kronen ausweisen konnte. Der Bilanzgewinn, in der Bilanz als Reingewinn ausgewiesen, betrug 314.256,06 Kronen. Als absolute Besonderheit des Instituts wäre zu erwähnen, daß die Verwendung des Gewinns seit Gründung in den Statuten festgeschrieben war und folgendes vorsah:

Gründungsmitglieder und spätere Aktionäre erhielten jährlich lediglich 4 % Zinsen auf ihr eingebrachtes Kapital, der verbleibende Rest des Gewinns wurde teilweise einem Reserve-Fond zugeführt und teilweise für gemeinnützige und mildtätige Zwecke verwendet ! Humanitäre, gemeinnützige Aufgaben wurden stets sehr ernst genommen und finanziert. Ob städtisches Bürgerspital, städtisches Waisenhaus, Konzerthaus, Zuschüsse für die Aufrechterhaltung des deutschen Schulwesens, überall dort, wo es um das Gemeinwohl ging, war auch das Kapital aus den erzielten Gewinnen der Kronstädter Sparkasse zugegen.

Turbulente Zeiten brachen durch den ersten Weltkrieg über Kronstadt herein, als ein Großteil der Bevölkerung die Flucht vor dem Feind in Richtung Westen ergreifen mußte. Nahezu 80 % der damaligen Bevölkerung Kronstadts, Deutsche, Ungarn und Juden verließen ihre Heimatstadt und fanden überwiegend in Budapest vorübergehend Unterkunft. Während dieser Zeit wurde die Sparkasse mit sämtlichen beweglichen Vermögenswerten nach Raab ( Györ ) evakuiert und der Geschäftsbetrieb von dort aus aufrecht erhalten.

Die Kriegs- und Nachkriegszeit brachte - auch durch den Zerfall der Donaumonarchie und die Angliederung Siebenbürgens an Rumänien - Veränderungen in großem Ausmaße mit sich. Anfang der 20-er Jahre erfolgte die Umstellung vom Pfandbrief- und Hypothekargeschäft zum reinen Kredit- und Wechselgeschäft. Es folgten eine Reihe von Übernahmen kleinerer Institute, wie z. B. die "Siebenbürgische Industrie- und Handelsbank - Kronstadt", die "Transsylvania - Bank für Handel und Gewerbe - Bukarest", die Sparkasse Tîrgu-Secuiesc und der Fogarascher Vorschußverein. Neben anderen Industrie-Beteiligungen war die Sparkasse auch an der Hotel Krone AG zu Kronstadt beteiligt.

In diesem Zeitraum mußte die Sparkasse eine erneute Währungsumstellung (auf den Leu) bewältigen und Aktivitäten in anderen ehemaligen Gebieten der Donaumonarchie teilweise ganz einstellen. Der neuen Bukarester Gesetzgebung mußte Rechnung getragen werden. Die Weltwirtschaftskrise ging auch über die Wirtschaft Siebenbürgens nicht ohne Folgen hinweg. Ein großer Teil des Eigenkapitals der Siebenbürgischen Banken wurde in der Nachkriegszeit aufgezehrt.

Zu Beginn der 30-er Jahre besannen sich die Verantwortlichen in den Siebenbürgischen Banken allmählich darauf, daß sie die Verwalter eines Großteils des verbliebenen sächsischen Volksvermögens waren und schöpften daraus neue Impulse für ihre Aktivitäten. Die Existenz in dem neuen Staatsverband erschien gesichert, eine neue Generation äußerst tüchtiger Fachkräfte entwickelte neue Geschäftsideen und sorgte dadurch für den lange ersehnten Wachstumsschub. Das Jahr 1938 war ein konjunkturelles Spitzenjahr und wurde auch viel später noch als Referenz- und Vergleichsjahr für volkswirtschaftliche Betrachtungen herangezogen.

Den Höhepunkt der neu erreichten wirtschaftlichen Macht bildete die im Jahre 1942 durchgeführte Fusion mit der Hermannstädter allgemeinen Sparkassa und der daraus resultierende Aufstieg zu einem der bedeutendsten Finanzinstitute Rumäniens. Im Rückblick betrachtet war dieses allerdings wie ein Aufleuchten kurz vor dem schmerzlichen und definitiven Untergang. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde durch die Machtergreifung der rumänischen Kommunisten eine neue Ära eingeleitet, die den tragischen Untergang und die Liquidation dieser so traditionsreichen Sparkasse zur Folge hatte. Der gegenüber den damaligen leitenden Angestellten des Instituts durch die neuen Machthaber ausgeübte Psycho-Terror kennt kein Beispiel und wird im übrigen in der noch folgenden Beschreibung der Hermannstädter allgemeinen Sparkassa genauer geschildert.

Die Sparkasse geriet im Jahre 1996 nochmals in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, als die Liste nachrichtenloser Konten bei Schweizer Banken durch jüdische Organisationen veröffentlicht wurde. Eines dieser Konten enthielt Guthaben dieser Sparkasse, auf welche das heutige Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien berechtigte Ansprüche anmeldete. Inwiefern diesen Ansprüchen stattgegeben wird, ist z. Zt. noch unklar bzw. noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen.