Maschinenfabrik And. Rieger Aktiengesellschaft

Maschinenfabrik And. Rieger Aktiengesellschaft
BrancheIndustrie - Maschinenbau
GesellschaftMaschinenfabrik And. Rieger Aktiengesellschaft
WertpapierartAktie - 10.000 LEI
AusgabeortHermannstadt
Ausgabedatum01.12.1924
DruckereiCartea Romaneasca S.A. - Bukarest
Abmessungen280 X 155

Der aus Großpold stammende Schmiedegeselle Andreas Rieger richtete 1860 in Hermannstadt eine Schmiede ein, in der er Pflüge und andere landwirtschaftliche Geräte herstellte. Ab 1868 wurden in dem Neubau der Schmiede am Bauholzplatz (am Ufer des Flusses Zibin) landwirtschaftliche Geräte in Serienproduktion hergestellt.

1898 war dann das Jahr einer größeren Expansion für das Unternehmen angebrochen. Rieger erwarb ein großes Gelände zwischen der Schülerschanze und dem Zibin und ließ dort nach Plänen Wiener Architekten mehrere moderne Werkhallen errichten. Sein ältester Sohn beendete 1906 in Mittweida/Sachsen das Technikum und nahm anschließend seine Tätigkeit im väterlichen Betrieb auf. 1910 wurde der neuen Graugießerei, mit der angeschlossenen Röhrengießerei, die Gewerbegenehmigung erteilt.

Die Gießerei hat zum Bau der Hermannstädter Wasserleitung und der Kanalisation maßgeblich beigetragen. Auch heute noch finden sich in Hermannstadt Kanaldeckel aus Eisenguß mit der Aufschrift "CANALISATION / NÁGYSZEBEN / HERMANNSTADT / AND. RIEGER".

Im Jahre 1921 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, da einer der Brüder vor seiner Umsiedlung nach Wien sein Erbteil verlangte. Künftig übernahm der Betrieb auch große staatliche Aufträge wie z. B. Lokomotiv- und Waggonreparaturen. Die Werkhallen wurden mit ausländischen (zum größten Teil deutschen) Maschinen und Anlagen ausgerüstet. Eine wichtige Beteiligungsgesellschaft, die "Erste Rumänische Feilenfabrik AG", wurde gegründet, eine Eisenhandlung wurde eröffnet. Alles schien bestens zu laufen, doch die Weltwirtschaftskrise brachte auch die Unternehmerfamilie Rieger in Schwierigkeiten. Die Feilenfabrik wurde verpachtet, die Eisenhandlung wurde verkauft. Das Jahr 1939 bedeutete neuen Aufschwung für die Fabrik. Der Enkel des Gründers, der nach einem dreijährigen Studium in München in den Betrieb zurückkehrte, übernahm die Modernisierung des Unternehmens. Durch seine Reorganisation, Systematisation, umfangreiche Um- und Neubauten von Werkhallen und sozialen Einrichtungen, konnte sich das Unternehmen bis 1944 zu der größten siebenbürgisch-sächsischen Maschinenfabrik und zu einem musterhaften Großbetrieb des damaligen Rumäniens entwickeln. Der Betrieb beschäftigte vom Lehrjungen über Vorarbeiter, Meister, Beamte, Ingenieure bis in die Direktionsebene ausschließlich Deutsche. Die Belegschaft bestand Anfang der 40-er Jahre aus 80 Angestellten und rund 500 Arbeitern.

Durch die nach dem zweiten Weltkrieg durchgeführte Deportation der Deutschen in die Sowjetunion erlitt das Unternehmen einen schweren Schlag, nämlich den Verlust der gesamten technischen Leitung und des größten Teils der hochqualifizierten Belegschaft. Die darauffolgenden Jahre waren vom Mangel an fähigen technischen Mitarbeitern geprägt.

Nach der entschädigungslosen Verstaatlichung des Jahres 1948 wurde das Unternehmen in "INDEPENDENTA" ( " UNABHÄNGIGKEIT " ) umbenannt und in dem System der staatlichen sozialistischen Betriebe eingegliedert.

Seit dem Jahre 1991 firmiert das Unternehmen unter der Bezeichnung " INDES S. A. ".

Das hier ausgestellte bzw. abgebildete Aktien-Exemplar stammt aus der Kapitalerhöhung des Jahres 1924 und gehörte dem Abgeordneten im Ungarischen und Rumänischen Parlament Fritz Connerth.