Brüder Schiel Maschinenfabrik AG

Brüder Schiel Maschinenfabrik AG
BrancheIndustrie - Maschinenbau
GesellschaftBrüder Schiel Maschinenfabrik AG
WertpapierartAktie - 100.000 Lei
AusgabeortKronstadt
Ausgabedatum-
DruckereiLehmann - Kronstadt
Abmessungen340 x 285

Gründer dieses Unternehmens waren ebenfalls die Brüder Carl und Samuel Schiel zusammen mit ihrem Bruder Johann (Hans) Schiel. Letzterer, geb. 1859, gest. 1913, hatte als junger Maschinenbauer u. a. in Köln-Ehrenfeld gewirkt und gründete nach der Rückkehr in seine Heimat mit Hilfe seiner beiden Brüder im Jahre 1880 in Kronstadt, im Gebäude einer alten städtischen Mühle, eine Werkstatt für Maschinenbau. Das aufstrebende Industrie-Zeitalter hatte auch im Burzenland mit etwas Verspätung begonnen, Maschinen waren in der Holz-, Papier- und Textilindustrie der Umgebung plötzlich sehr gefragt.

Der aus Heilbronn stammende Carl Ganzert, geb. 1859, gest. 1955, hatte sich während seiner Tätigkeit in Köln-Ehrenfeld mit Johann (Hans) Schiel angefreundet und folgte dessen Ruf, ihm beim Aufbau der Kronstädter Firma zu helfen. Obwohl Ganzert ursprünglich nur auf der Durchreise in Kronstadt weilte, um nach Indien zu gelangen, wo eine englische Firma ihm eine interessante Aufgabe in Aussicht gestellt hatte, entschloß er sich im Jahre 1882, die Wanderjahre in Kronstadt zu beenden um dort seßhaft zu werden.

In der kleinen, finsteren Werkstätte arbeiteten drei Gesellen und fünf Lehrjungen an zwei kleinen Drehbänken, einer Hobelmaschine, einer Bohrmaschine, drei Schraubstöcken und einem kleinen Schmiedefeuer, das mittels Handblasebalg in Gang gehalten wurde. Ganzert war beim ersten Anblick verblüfft, daß mit diesen bescheidenen Arbeitsmitteln alle technischen Schwierigkeiten jener Zeit gelöst werden konnten. Am 01. April 1883 trat Carl Ganzert als Mitteilhaber in die Firma ein, welche fortan unter "Schiel & Ganzert Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt" firmierte. Die Entwicklung des Unternehmens machte schnell riesige Fortschritte, so daß schon sehr bald der Umzug an einen größeren Standort vorgenommen werden mußte. In den Jahren 1910 - 1912 wurde der neue Firmensitz im neuen Industriegebiet Kronstadts errichtet. Der einsetzende Boom der rumänischen Erdölförderung sorgte für gut gefüllte Auftragsbücher. Die Palette der angebotenen Maschinen und Aggregate wurde kontinuierlich ausgebaut, Dieselmotoren, Straßenwalzen, Betonmischmaschinen und sogar Omnibusse wurden hergestellt. Eine Werkstatt für die Reparatur von Dampflokomotiven und sonstigen Schienenfahrzeugen wurde eingerichtet. Im Jahre 1919 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft unter der Firmierung Brüder Schiel Maschinenfabrik AG. Im Jahre 1927 wurde eine Stahlgießerei eingerichtet, eine Eisen- und eine Buntmetallgießerei bestanden schon seit längerer Zeit. Schließlich rundeten Transmissionen, hydraulische Drehmomentwandler, Einrichtungen für Bergwerke, Einrichtungen für Mühlen, Kessel aus der eigenen Schmiede, Werkzeuge und Werkzeugmaschinen die Produktpalette ab. Die hergestellten Maschinen, Werkzeuge und Aggregate waren in allen Ländern des Balkans sehr gefragt, die gute Qualität renommiert.

Der in der Bilanz des Jahres 1938 ausgewiesene Fabrikationsgewinn erreichte die beachtliche Höhe von 53.959.037 Lei, das Anlagevermögen bestehend aus Immobilien, Maschinen und Einrichtungen, Vorräten, Beteiligungen sowie Halb- und Fertigerzeugnissen erreichte einen Wert von 89.560.263 Lei. Das Jahr 1938 war ohne Zweifel ein konjunkturelles Spitzenjahr. Auch dieses blühende Unternehmen und seine Aktionäre wurden Opfer der entschädigungslosen Enteignungsgesetze des Jahres 1948.

Das Unternehmen bestand auch während der kommunistischen Ära unter der Firmierung "Intreprinderea Hidromecanica Brasov" fort, wurde mehrfach erweitert und lieferte die gefragten Maschinen, zu denen mittlerweile auch kleine Diesel-Lokomotiven gehörten, sehr häufig auch in die kommunistischen Bruderstaaten. Es ist bemerkenswert, daß die Unternehmensleitung anläßlich des 100-jährigen Jubiläums im Jahre 1980 eine Festschrift veröffentlichte, in der natürlich auch über den Besuch des Genossen Nicolae Ceasescu im Werk ausführlich berichtet wurde. Die deutschen Gründer, welche im Zeitraum 1880 - 1948 die Weichen des Unternehmens stellten und die Leitung inne hatten, werden darin allerdings mit keiner Silbe erwähnt oder gar gewürdigt.