Gündisch & Simonis AG

Gündisch & Simonis AG
BrancheIndustrie - Textil
GesellschaftGündisch & Simonis AG
WertpapierartAktie - 2.000 Lei
AusgabeortHeltau
Ausgabedatum01.01.1943
DruckereiHaiser - Hermannstadt
Abmessungen275 X 215

Peter Simonis und Thomas Binder aus Heltau kauften 1892 in Zoodt eine Spiritusfabrik, einen Ochsenmastbetrieb, ein kleines Sägewerk und eine mit Wasserantrieb eingerichtete Spinnerei samt dem dazugehörigen Grundbesitz zum Preis von 28.000 Gulden ö. W.. 1908 starb Peter Simonis. Thomas Binder übernahm im Wege der mündlichen Lizitation die Zoodter Unternehmen von den Erben nach Peter Simonis zum Preis von 155.000 Kronen. Die Erben waren Karl Gündisch und seine beiden Schwäger Michael und Heinrich Simonis. Sie gründeten im Jahre 1910 in Heltau eine offene Handelsgesellschaft zur Produktion von Textilwaren unter der Firmierung "Gündisch & Brüder Simonis". Die ersten größeren Aufträge wurden mit der Produktion und Lieferung von Decken für das Heer abgewickelt, Decken waren während des ersten Weltkriegs sehr begehrte Artikel.

Nach dem Tod von Karl Gündisch im Jahre 1923 trat Wilhelm Simonis als technischer Leiter in die junge Firma ein. Am 31. Januar 1924 wurde ein neuer Gesellschaftervertrag zwischen Michael, Heinrich und Wilhelm Simonis sowie ihrer Schwester Katharina Gündisch geschlossen. Das Stammkapital wurde auf 4.000.000 Lei erhöht, die 4 Gesellschafter waren zu jeweils ¼ daran beteiligt.

Investitionen in neue Maschinen und Webstühle brachten die Möglichkeit, feinere Tuchwaren und Stoffe herzustellen und in kürzester Zeit wurde das Unternehmen durch die gute Qualität der hergestellten Stoffe sehr bekannt. Die Weltwirtschaftskrise zehrte auch an der Substanz dieses Unternehmens. So mußten zeitweise sämtliche Immobilien des Unternehmens verpfändet werden. Erst ab dem Jahr 1932 setzte eine lang anhaltende Phase des Aufschwungs ein.

Am 01.06.1935 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft. Zum ersten Präsidenten der neuen Aktiengesellschaft wurde Heinrich Simonis berufen, der auch die hier ausgestellte Aktie im Original unterzeichnete. Hermannstadt, Heltau und Umgebung nahmen in der Textilindustrie Rumäniens eine führende Stellung ein. Zusammen mit den Textilbetrieben aus Kronstadt und seiner Umgebung wurde über 50 % der gesamten rumänischen Textilproduktion in Süd-Siebenbürgen hergestellt. Gleichfalls waren in den Betrieben dieser Branche über 50 % der in der gesamten Textilindustrie Rumäniens Beschäftigten im Raum Hermannstadt und Kronstadt tätig.

Die Gündisch & Simonis AG beschäftigte im Jahre 1943 ca. 330 Mitarbeiter. Die Bilanz dieses Jahres wies einen Gewinn von 13.134.412 Lei aus. Nach dem Bruch des Militärbündnisses zwischen Rumänien und dem Deutschen Reich wurde ein staatlicherseits entsandter "Überwachungsadministrator" im Unternehmen eingesetzt. Das Unternehmen geriet in Zahlungsschwierigkeiten. 1947 erschien ein neues Gesetz, welches den Besitz von Goldmünzen und Devisen verbot. Wilhelm Simonis unternahm den Versuch, in Bukarest Wertsachen ( u. a. auch Goldmünzen ) flüssig zu machen, um die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens abzuwenden. Anläßlich einer Razzia im Hotel wurde er verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe von 6 Jahren verurteilt. Da er auch Mitglied des Verwaltungsrates der Hermannstädter allgemeinen Sparkassa war, wurde das Strafmaß um 6 weitere Monate erhöht.

Am 11. Juni 1948 wurde dann auch dieses Unternehmen entschädigungslos enteignet. Grundbesitz, Immobilien und die gesamte Betriebseinrichtung wurden zu "Volksvermögen" deklariert. Die Gesellschafter wanderten später nach Deutschland aus. Was im weiteren Verlauf mit dem Unternehmen passierte, ist dem Verfasser nicht bekannt.