"Transsylvania" - Verein der Siebenbürger Sachsen in Bukarest

"Transsylvania" - Verein der Siebenbürger Sachsen in Bukarest
BrancheSonstige - Vereine
Gesellschaft"Transsylvania" - Verein der Siebenbürger Sachsen in Bukarest
WertpapierartSchuldschein - 100 Lei
AusgabeortBukarest
Ausgabedatum01.11.1909
DruckereiBrozer & Parzer - PÂTRASCU-VODÂ
Abmessungen360 X 235

Infolge des Zollkriegs zwischen der Doppelmonarchie und Rumänien ( 1886 ) waren zahlreiche Siebenbürger Sachsen, deren Existenz in Siebenbürgen nicht mehr gesichert war, nach Rumänien und insbesondere in die aufstrebende Stadt Bukarest ausgewandert. Sie gründeten dort am 27.03.1887 den Verein der Siebenbürger Sachsen in Bukarest und nannten ihn zum Gedenken an die Region aus der sie stammten "Transsylvania". Es gab damals in Bukarest eine deutsche Kolonie mit einem regen Vereinsleben, beispielhaft seien der Deutsche Turnverein "Eintracht" und der Deutsche Sängerbund "Liedertafel" aufgeführt. Auch Deutsche aus anderen deutschen Ländern hatten sich - überwiegend zum Betreiben von Handel - während dieser Zeit in Bukarest niedergelassen. Die deutsche Haupt-Einkaufsstraße in Bukarest war die Leipziger Straße ( Lipscani ).

Der Verein "Transsylvania" nahm 1909 eine Schuld in Höhe von 60.000 Lei auf, um den Bau eines eigenen Vereinshauses in der Strada Imprimeriei Nr. 48 und den Erwerb des Grundstücks zu finanzieren.

Schon im gleichen Jahr konnte das Gebäude in der oben genannten Straße fertiggestellt und durch den Verein bezogen werden. Im Jahre 1910 gab es bereits weitere 22 deutsche Vereine in Bukarest, die alle von der deutschen Kolonie gegründet worden waren. Die Deutschen in Bukarest bemühten sich um ein friedliches, harmonisches Zusammenleben mit den übrigen Bewohnern der Stadt und nicht nur um "Wohlstand, materielle Genüsse und Geschäft". Es wurden Jagd-, Schützen- und Kegelvereine gegründet und mehrere groß organisierte Feste gefeiert, wie zum Beispiel das Fest zu Ehren des deutschen Dichters Friedrich Schiller im Jahre 1905.

Der vorliegende Schuldschein über "Einhundert Lei", wurde zwecks Refinanzierung der o. a. Schuld an Interessenten und Mitglieder ausgegeben und mit 5 % verzinst. Die Rückzahlung erfolgte durch jährliche Auslosung gegen Rückerstattung des Schuldscheins. Die Nummern der bei der Auslosung gezogenen Scheine wurden in der Woche danach in einer der beiden in Bukarest erscheinenden deutschen Zeitungen veröffentlicht. Die gesamte Schuld in Höhe von insgesamt 60.000 Lei wurde planmäßig am 01.01.1940 getilgt.

Die für die jährlichen Zinszahlungen an Inhaber der Schuldscheine benötigte Summen wurden aus den Gesamteinnahmen der Bewirtschaftung des Vereinshauses bestritten.

Der hier abgebildete bzw. ausgestellte Schuldschein gehörte ebenfalls einem Bukarester deutschen Verein, nämlich dem "Sterbecassa-Verein", der die Bestattungskosten seiner Mitglieder teilweise bestritt oder bezuschußte.

Das Eigentum der deutschen Vereine in Bukarest - darunter auch das mit diesem Schuldschein finanzierte Grundstück mit Gebäude - wurde nach dem zweiten Weltkrieg als feindliches Vermögen beschlagnahmt.