Volksbank Aktiengesellschaft in Schäßburg

Volksbank Aktiengesellschaft in Schäßburg
BrancheBanken und Finanzinstitutionen
GesellschaftVolksbank Aktiengesellschaft in Schäßburg
WertpapierartAktie - 500 Lei
AusgabeortSchäßburg
Ausgabedatum01.12.1928
Druckereiunbekannt
Abmessungen380 x 285

Die "Volksbank Aktiengesellschaft in Schäßburg" hat ihren Ursprung in dem 1889 gegründeten Spar- und Aushilfsverein. Diese "registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung" zählte im Jahre 1893 bereits 1.018 Mitglieder mit 5.237 Anteilen im Wert von je 10 Kreuzern. Der Verein bot seinen Mitgliedern Erleichterungen und Vorteile beim Sparen, indem er von ihnen Einlagen von 10 Kreuzern bis zu einem Gulden wöchentlich entgegennahm. Die Sparer erhielten für Ihre Einlagen 5 % Zinsen und konnten bei Bedarf Darlehen zu 6 % Zinsen erhalten. Das Grundkapital erreichte bereits im Jahre 1914 die Summe von 100.000 Kronen.

Nach dem ersten Weltkrieg ( 1920 ) fusionierte der Spar- und Aushilfsverein mit weiteren Vereinen und Instituten der Umgebung zur Volksbank Aktiengesellschaft. Diese dehnte ihren Wirkungsbereich bald weiter aus und eröffnete Filialen in Keresztur und in Sîngeorgiul de Pâdure. Im Jahre 1930 besaß die Volksbank ein Gesamtvermögen von 120.484.378 Lei und erzielte einen Reingewinn von 4.153.951 Lei. Einen bedeutenden Anteil ( 16 % ) des Reingewinns stellten die Verantwortlichen der Kirche und den Schulen zur Verfügung. 1929 beispielsweise wurde die stolze Summe von 300.037 Lei diesen Zwecken zugeführt.

Die Weltwirtschaftskrise hatte ihre Auswirkungen natürlich auch auf Siebenbürgen. In dem Bericht zur Hauptversammlung des Jahres 1932 heißt es dazu: "Wir wiederholen nur Altbekanntes, wenn wir feststellen, daß die beherrschende wirtschaftliche Erscheinung des abgelaufenen Geschäftsjahres 1931 die allgemeine Bankenkrise gewesen ist. Da sie nicht eine wirtschaftliche Krise im gewöhnlichen Sinne, sondern eine allgemeine Vertrauenskrise ist, deren Gründe zum Teil auf die Rechts-unsicherheit zurückgehen, die durch den Konvertierungsplan hervorgerufen wurde, so hat sie wesentliche seelische Grundlagen des Bankwesens in Frage gestellt und ausnahmslos alle Bankbetriebe, gesunde wie kranke, ergriffen. Allgemeines Mißtrauen der Einleger gegen den Bankbetrieb als solchen und daraus fließend wirtschaftlich nicht zu rechtfertigende, übertrieben hohe Abhebungen, das sind die bekannten Erscheinungen, in denen sich diese Krise ausgewirkt hat."

So drastisch wie diese Diagnose fiel auch die Therapie aus: "Löbliche Vollversammlung ! Es ist heute nicht möglich, eine Voraussage für das kommende Jahr 1932 zu machen. Wir haben jedoch alle Maßnahmen getroffen, die im Bereiche des möglichen liegen, um auch eine eventuelle Verschärfung der gegenwärtigen Krise überwinden zu können. Wir haben namentlich unsere offenen und stillen Reserven vermehrt. (...) Dagegen haben wir aber die Bezüge unserer Angestellten bedeutend herabgesetzt, um das kommende Geschäftsjahr auch in dieser Hinsicht mit möglichst geringen Verwaltungskosten zu belasten."

Ja, so einfach war das dort und damals !

Auch diese Bank wurde ein Opfer der Verstaatlichungsgesetze des Jahres 1948.

Die hier ausgestellte bzw. abgebildete Aktie stammt aus dem Besitz einer Angehörigen des Mitglieds des Verwaltungsrates, Dr. Josef Leonhardt.