Hermannstädter Allgemeine Sparkasse

Hermannstädter Allgemeine Sparkasse
BrancheBanken und Finanzinstitutionen
GesellschaftHermannstädter Allgemeine Sparkasse
WertpapierartAktie - 5000 Lei
Ausgabeort
Ausgabedatum01.04.1924
Druckereiunbekannt
Abmessungen318 x 240

Anreger und Verwirklicher der Gründung dieser bedeutenden Sparkasse war Friedrich Michael Herbert, geboren am 16.05.1802 in Klausenburg als Sohn des dortigen evangelischen Pfarrers. Als junger Jurist bereiste Herbert weite Teile Europas und kehrte dann nach Hermannstadt zurück, wo er zunächst als Beamter, später dann als Senator des Hermannstädter Magistrats wirkte.

In der Gründungsversammlung der Hermannstädter allgemeinen Sparkassa vom 21.11.1841 wurde Herbert einstimmig zum Vereinsvorsteher und Direktor gewählt. „Für das Allgemeine zum Besten wirken" war die Leitidee seiner Schöpfung. Die Periode, in der er für das Wohl dieser Sparkasse verantwortlich zeichnete, war sehr erfolgreich und dauerte bis 1879 an, als er um seine Pensionierung ansuchte. Sein Nachfolger wurde zunächst der langjährige, erfahrene Kassier der Sparkassa, Samuel Traugott Binder.

Die zweite Periode des Instituts wurde von Dr. Carl Wolff, dem bedeutenden Politiker und Volkswirten der Siebenbürger Sachsen, im Zeitraum 1883 - 1918 ganz entscheidend geprägt. Dr. Carl Wolff, ein tatkräftiger Mann, der ein schier unglaubliches Arbeitspensum bewältigte, war Reichstags- abgeordneter im ungarischen Parlament und baute als Vereinsvorstand, später als Direktor des Instituts, dieses in eine Aktiengesellschaft moderner Prägung um. Er selbst schrieb über diese neue Aktiengesellschaft, daß sie "im Reiche der heiligen Stephanskrone ihresgleichen sucht. Denn es besteht hier keine zweite Aktiengesellschaft, welche ihren Reingewinn nur zur Stärkung ihrer Reserven sowie zu gemeinnützigen und wohltätigen Zwecken verwendet und ihre Aktionäre von einer 5 %igen Verzinsung ihres geringen Aktienkapitals übersteigenden Dividende ausschließt."

Mit unternehmerischer Weitsicht erweiterte Dr. Wolff die Aktivitäten des Instituts durch Errichtung von Vertretungen in den meisten größeren Städten der östlichen Donaumonarchie. In die Zeitspanne seines Wirkens fällt auch die Ausgabe und Einführung des Pfandbriefgeschäftes ab dem Jahr 1888, wodurch eine äußerst positive Entwicklung des Instituts eingeleitet wurde. Dr. Wolffs wirtschaftsethischer Glaubenssatz lautete, daß „die Macht des Kapitals nur bei Verwendung zum gemeinsamen Nutzen und Besten versöhnend wirkt". Insofern wirkte er also voll im Grundsatz des Gründers fort und war der festen Überzeugung, die er in die Statuten der Sparkasse einbrachte, daß der Gewinn der Sparkassa "nicht zur Bereicherung des einzelnen, sondern der Schaffung oder Unterstützung von öffentlichen Einrichtungen dienen und der Gesamtheit zustatten kommen soll".

Die Zeit des Umbruchs nach dem ersten Weltkrieg weist zahlreiche Parallelen zu den historischen Daten und Fakten der Kronstädter Allgemeinen Sparkasse auf und wird aus diesem Grunde an dieser Stelle nicht weiter behandelt. Dr. Wolff trat auf Beschluß der Generalversammlung im März 1919 in den wohlverdienten Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde der Direktionssekretär Hans Bergleiter bestellt. Er läutete die dritte Periode in der Geschichte des Instituts ein und begann mit der Umwandlung desselben in eine Mobiliarkreditbank. Unter der Leitung von Bergleiter wurden einige Firmen ( z. B. das Hotel Römischer Kaiser, das Stadtwald-Sanatorium u. a. ) käuflich erworben und in Eigenverwaltung weiter geführt. Ende der 20-er Jahre führte Bergleiter Fusionen mit 6 kleineren Instituten aus Siebenbürgen durch, wodurch die Kapitalkraft eine wesentliche Stärkung erfuhr und die Leistungsfähigkeit beträchtlich erhöht werden konnte.