Charta der Vertriebenen - Europas "moralisches Fundament"

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bankban
schrieb am 05.07.2010, 23:05 Uhr (am 05.07.2010, 23:06 Uhr geändert).
Hier ein paar weiterführende Infos zum biografischen Hintergrund jener europäischen "Moralisten":

http://www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=geznsdapsaundss&jahr=2004&mon=04

(Leider ist der Artikel, auf den sich der Thread bezieht, für Nichtmitglieder nicht kommentierbar. Daher die Erstellung des Threads).
getkiss
schrieb am 06.07.2010, 00:34 Uhr
Der Artikel aus 2004 ist eine Liste von ehemaligen NS-Funktionären und beschreibt deren Karierre im NS-Staat und später in der Bundesrepublik.
Sie alle unterschrieben die Charta der Vertriebenen.
Am Ende steht:
"Am 5. September 2000, zwei Tage nach den Feierstunden zum 50. Jahrestag der "Charta der Heimatvertriebenen", wird in Berlin die Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen" gegründet. In einem der Gründungsdokumente erklären die Initiatoren: "Das Zentrum gegen Vertreibungen sieht sich der Charta der deutschen Heimatvertriebenen, wie sie im Jahre 1950 verfaßt wurde, verpflichtet und hat sich zur Aufgabe gemacht, die Kontinuität des Aufrufes im Bewußtsein zu erhalten." Die Entnazifizierung ist abgeschlossen."

Was will uns Bankban im Jahre 2010 sagen?
Ich nehme an, das selbe, aus Anlass des 60-Järigen Jubileums der Unterzeichnung der Charta. Ein Dokument unterzeichnet von lauter ehemaligen Nazis? Oder waren auch andere dabei?
Kann man schlußfolgern es ist ein Nazi-Dokument?

Ich frage, weil ich diese Zeit nicht hier erlebte und wissen will.
seberg
schrieb am 06.07.2010, 02:01 Uhr (am 06.07.2010, 02:02 Uhr geändert).
Es kann einem noch nachträglich kalt den Rücken runterlaufen bei Steinbachs Worten, dass Deutschland und Europa anders aussähen, wenn die Vertriebenen-Verbände vor 60 Jahren der Rache und der Revanche nicht abgeschworen hätten! Man stelle sich vor, was sie sonst aus Rachgefühl hätten anrichten können! Dafür dann aber welch moralisch grandiose Selbstüberwindung der am Boden Zertstörten und Besiegten, die ja „vor den Trümmern eines Lebens, einer Existenz, buchstäblich vor dem Nichts standen“, ihren Willen zum Frieden zu verkünden! Ganz freiwillig, versteht sich! Die „Entnazifizierten“ als Friedenstifter, welch ein Glück!

Und dann der wissbegierige und ganz unschuldig fragende getkiss, der nicht weiß, wie er schlussfolgern soll! – Vielleicht, bis ihm jemand antwortet, in Ruhe wieder mal in einem Theaterstück lesen „der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch…“?
gerri
schrieb am 06.07.2010, 10:51 Uhr
Ach ja, es gibt welche die immer wieder stänkern einfach keine Ruhe geben,bei den Kommunisten waren sie in der Hauptrolle(Politoffiziere) ,im Kapitalismus sind sie die Profiteure und Kriegstreiber und hetzen ohne Ende.Gelitten haben sie im zweiten Weltkrieg,etwas weniger sind sie geworden,aber gelernt haben sie nichts aus der Sache.
Hört einmal auf mit dieser Stänkerei zwischen den Nationen,in jeder Sprache hat man ein Schimpfwort für euch
ihr Schmarotzer.Lasst die Menschen in Frieden leben.

Geri
der_staat
schrieb am 06.07.2010, 11:10 Uhr
"ihr Schmarotzer.Lasst die Menschen in Frieden leben."

Hallo geri
Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht so ganz folgen. Wen meinen (oder beschimpfen) Sie hier mit dem ausdruck "Schmarotzer? Doch nicht etwa die Vertriebenen? Vielleicht haben Sie vergessen oder verdrängt, dass Sie auch dazu gehören? Aber vielleicht meinen Sie auch jemanden anderen. Egal, ich denke Begriffe wie Schmarotzer haben hier nichts verloren.
Was denken Sie?
gerri
schrieb am 06.07.2010, 15:44 Uhr (am 06.07.2010, 15:47 Uhr geändert).
Hallo der -Staat, auf keinen Fall die Vertriebenen was leicht zu erkennen ist, sondern diejenigen die nach soviel Jahren noch immer zu meckern haben und glauben sie müssen
alle unsere Bewegungen und Aussagen kontrollieren.
Zu der Zeit haben die Gegner alle Deutschen als Nazi`s angesehen,also wurden alle "Entnazifiziert" danach wenn etwas Beschlossen wurde,waren es eben Menschen mit der Vergangenheit vonwo sollte man andere holen.Ich bin im Krieg geboren und habe die Schnauze voll von diesen alten
Geschichten,meine Kinder und Enkelkinder lasse ich mit solchem Urkrimi nicht vergiften. Seit damals sind soviel
ähnliche Dinge passiert von verschiedenen Nationen die nichts daraus gelernt haben und weiter machen."Schmarotzer"
sind die Geschäftemacher mit Waffen und Politik.

Meine pers. Meinung,Geri
bankban
schrieb am 06.07.2010, 15:54 Uhr (am 06.07.2010, 15:58 Uhr geändert).
Der Artikel, der Ursache und Auslöser meines Threads war, stellt durch die zitierten Worte von u.a. Frau Steinbach die Charta in einen eindeutig positiven Kontext. Mein Ziel bei der Einrichtung dieses Threads war es, einen Diskussionsprozess über die Charta und ihre Autoren/Unterzeichner in Gang zu setzen. Als Ausgangspunkt habe ich Hintergrundinformationen zu diesen Unterzeichnern liefern wollen.
Man mag jetzt einwenden, "ja, Konkret ist aber auch ein linksfaschistisches Blatt, das den Vertriebenen nicht wohlwollend gegenübersteht". Beide Aussagen mögen an sich stimmen - die Informationen, die uns der Autor präsentiert, werden dadurch nicht widerlegt.
Zum Inhalt: ich gehe konform mit der Kritik von M. Brumlik, wonach "im Satz der Charta, „die Volker der Welt sollen ihre Mitverantwortung am Schicksal der Heimatvertriebenen als der vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen empfinden,“ behauptet werde, dass die Heimatvertriebenen am schwersten betroffen gewesen seien, noch vor den ermordeten Juden, noch vor den Verfolgten in Polen und Russland und noch vor den deutschen Kriegswaisen und -witwen. [...] Brumlik befand sogar, dass in der Charta „Verleugnung und Verdrängung des Nationalsozialismus in geradezu idealtypischer Weise zum Ausdruck kommen“" (Zitat: Wikipediaartikel zur Charta).
(Indem ich dieser Kritik von Brumlik mich anschließe, heiße ich noch nicht automatisch alle Aussagen gut, die er in seinem Buch trifft).

@ gerri: mich würde auch interessieren, wen Sie mit dem Begriff "Schmarotzer" gemeint haben, einem Substantiv, das die Nazis mit dem Adjektiv "jüdisch" versahen. Können Sie die Verwendung des Wortes substantiell-argumentativ begründen? (Übrigens/Hilfestellung: Die Stalinisten nannten jene "Schmarotzer", die keiner "produktiven" Tätigkeit im Sinne ihrer Definition nachgingen: Intellektuelle, Bürgerliche usw.).

P.s. Während ich dies schrieb, erstellte Gerri seinen 2ten Beitrag, der meine Frage aber nicht richtig beantwortet, denn in seinem ersten Beitrag schien sich der Begriff auf die Diskussion hier zu beziehen, und nicht auf irgendwelche "Geschäfte mit Waffen" sonstwo.
gerri
schrieb am 06.07.2010, 17:30 Uhr (am 06.07.2010, 17:44 Uhr geändert).
Hallo bankban, ich beantworte Fragen nur wenn ich will,wie ich will und lasse mich von niemandem in eine gewisse Ecke drängen.Wie ich es gemeint habe und in meinem 2.Beitrag klarer gestellt habe ,so meine ich es auch.
Die Friedensengel
nach dem 2. Weltkrieg sind keine guten Beispiele für unsere Kinder und Enkel,in 65 Jahren hatte ich Zeit das festzustellen in 2 zwei politischen Systemen.

Geri
bankban
schrieb am 06.07.2010, 18:23 Uhr
Hallo Gerri,

niemand drängt dich, zu antworten. Allerdings drängt sich eben der Verdacht auf, du würdest Mitdiskutanten hier beschimpfen, wenn du nach ein paar kritischen Anmerkungen schreibst " es gibt welche die immer wieder stänkern einfach keine Ruhe geben [...] Hört einmal auf mit dieser Stänkerei zwischen den Nationen,in jeder Sprache hat man ein Schimpfwort für euch ihr Schmarotzer."

Da ist eine Nachfrage, wen und was du eigentlich meinst, doch erlaubt, oder?
Brodelavend
schrieb am 06.07.2010, 22:07 Uhr (am 06.07.2010, 22:26 Uhr geändert).
Soviel einseitige Stimmungsmache ist ärgerlich!

Micha Brumlik ist ein bekannt tendenziöser Journalist, der sich schon an anderer Stelle unseriös und hämisch über Vertriebene geäussert hat.

Micha Brumlik verhöhnt "Bund der Durchtriebenen"

Dabei müsste er die Charta nur genau lesen:

in ihrem Wortlaut wird sehr genau zwischen Aussagen zu den deutschen Heimatvertriebenen und den Vertriebenen und Flüchtlingen aller Völker unterschieden. Die kritisierte Aussage bezog sich aber genau nicht nur auf die deutschen Vertriebenen sondern auf ALLE:

------------------------------------------------------
Charta der Heimatvertriebenen

Zitat:
"Darum fordern und verlangen wir heute wie gestern:

1. Gleiches Recht als Staatsbürger nicht nur vor dem Gesetz, sondern auch in der Wirklichkeit des Alltags.

2. Gerechte und sinnvolle Verteilung der Lasten des letzten Krieges auf das ganze deutsche Volk und eine ehrliche Durchführung dieses Grundsatzes.

3. Sinnvollen Einbau aller Berufsgruppen der Heimatvertriebenen in das Leben des deutschen Volkes.

4. Tätige Einschaltung der deutschen Heimatvertriebenen in den Wiederaufbau Europas.

Die Völker der Welt sollen ihre Mitverantwortung am Schicksal der Heimatvertriebenen [Anmerkung: also ALLER Heimatvertriebener] als der vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen empfinden.

Die Völker sollen handeln, wie es ihren christlichen Pflichten und ihrem Gewissen entspricht.

Die Völker müssen erkennen, daß das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen wie aller Flüchtlinge, ein Weltproblem ist, dessen Lösung höchste sittliche Verantwortung und Verpflichtung zu gewaltiger Leistung fordert.

Wir rufen Völker und Menschen auf, die guten Willens sind, Hand anzulegen ans Werk, damit aus Schuld, Unglück, Leid, Armut und Elend für uns alle der Weg in eine bessere Zukunft gefunden wird."
Zitat ende

---------------------------------------------------------

Die Charta wurde übrigens von 31 Personen unterzeichnet, auch von den Vertretern der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen. Den beiden kann bei Leibe keine NS-Vergangenheit nachgesagt werden. Wenn in dem von Bankban zitierten Artikel in der linken Hetzschrift gerade mal 8 Personen von 31 eine "systemnahe Vergangenheit" während der NS-Zeit vorgeworfen werden kann, dann ist das ein Schnitt, der wohl weit unter dem Durchschnitt der damaligen Zeit liegt.

Ich finde es schade, dass ein "Anerkanntes Instrument europäischer Verständigungspolitik" (Otto Schilly, SPD) zu ihrem 60-jährigen Geburtstag derart für Hetze umgedeutet wird. Für mich beweist es nur, wie wichtig diese Charta war und ist, und dass auch Brumlik sie genauer lesen und verinnerlichen sollte: wer derart im Glashaus sitzt, sollte sich gut überlegen, ob und wie lange er mit Steinen um sich wirft.

Grüße
gerri
schrieb am 06.07.2010, 22:07 Uhr
Hallo bankban,tut mir Leid wenn es so angekommen ist,möchte niemanden beleidigen oder jemanden verdächtigen mach ich auch nicht, bin ja nicht von der Geheimpolizei. Wenn man soviel Jahre mit mehreren Nationen verbracht hat,hat man manche Erfahrung, ich sage was ich denk doch mit Vorsicht
denn Dummheit (zu ehrlich) wird bestraft.Im Leben muß man vorsichtig sein mit wem man was bespricht,so wie mit Kindern von Mischehen, die wissen nie wem sie angehören.

Gruß Geri
bankban
schrieb am 06.07.2010, 22:28 Uhr (am 06.07.2010, 22:43 Uhr geändert).
@ Brodelavend

Warum sitzt Herr Brumlik im Glashaus ? (Und woher wissen Sie, dass er dort sitzt?)

(Außerdem soll er ein anerkannter Professor und Institutsleiter und kein Journalist sein. Im erwähnten Wikiartikel wird Ralph Giordano (apropos: sitzt auch er im Glashaus?) mit einer ähnlichen Aussage wie die Brumliks zitiert. Brumliks Aussage bezieht sich im Übrigen auf einen einzigen Satz der Charta und der findet sich nun einmal in diesem Text. Und nach all den Erfahrungen des Krieges, den 55 Millionen ermordeten Menschen, dem Völkermord etc. sich als "vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen" aufzuspielen, zeugt auf jeden Fall, gelinde gesagt, von einem übertriebenen Selbstbewusstsein...)
Georg Schnell
schrieb am 07.07.2010, 00:18 Uhr
Ich finde es heuchlerisch, wenn sich da Leute den Kopf zerbrechen, über Dinge die man nicht ändern kann sich aber zurückhalten wenn es um akkute Probleme wie "Gaza", "Golf" oder "Geldinstitute" geht. Da sind Meinungen gefragt und nicht zu Ereignissen die unumkehrbar sind.
Gute Nacht
alma_si
schrieb am 07.07.2010, 01:10 Uhr
Sie wollen über Gaza und Golf reden, Herr Schnell. Haben Sie schon mal ein Palestinänsercamp besucht? Waren Sie schon mal, als Erwachsener, in einem Krieg? Wenn Sie, wie ich, beides erlebt haben, dann können wir uns darüber unterhalten. Wenn nicht, dann informieren wir uns über das Tagesgeschehen weiterhin aus den Zeitungen. Der gemeinsame Nenner hier heißt Deutsche aus Rumänien und da kennen wir uns alle aus. "Heuchlerisch" wären solche Themen, von denen man nicht viel Ahnung hat. Nichts für Ungut. Auch Ihnen eine gute Nacht.
Gilgamesch
schrieb am 07.07.2010, 07:55 Uhr
Hallo Ihr lieben Landsleute,
ich finde sehr interessant diese letzten Beiträge.
-bankban, bin erschrocken über die Info von Ihnen.
Meiner Meinung nach hat die Charta der Vertriebenen in letzter Zeit Sinnvolles betrieben, daß das so angefangen hat, mit solchen Personen und solchen Zielen, das macht mich traurig.
-gerri, daß der letzte W-Krieg kein gutes Beispiel für unsere Kinder ist, das war für uns die wir in dieser Zeit geboren sind noch schlimmer, da wir die meisten von uns Halbwaisen geblieben sind.
Daß Kinder aus Mischehen nicht wissen wohin sie gehören, ist teilweise schon richtig. Aber da ist auch was positives
dran. Meine Kinder sind darum dreisprachig aufgewachsen,
obwohl schwer, aber sie hatten keine Wahl. Nun sagen meine Kinder -wir sind in erster Reihe Europäer und nachher
Sachsen oder Ungarn oder Rumäner.
Ich kenne Zeitgenossen, die keine andere Sprache sprechen wollen als ihre Muttersprache. Die sind aber auch immer die
ersten Chauvinisten, die leicht geneigt sind, Alle mit anderer Muttersprache zu kriminalisieren.
-G. Schell, ..sich über Dinge den Kopf zerbrechen die nicht aktuell sind,...Aber wenn man die Vergangenheit nicht
kennt, kann man die Gegenwart und Zukunft nicht verstehen, oder?
-alma_si, vielleicht erzählen Sie uns etwas aus Ihren
Erfahrungen der Vergangenheit, Krieg, usw. Sie haben da Andeutungen zu G. Schnell gemacht.
Gilgamesch

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