1 Dezember

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Anchen
schrieb am 09.12.2010, 23:19 Uhr (am 09.12.2010, 23:21 Uhr geändert).

lucky_:schrieb:"Ich halte es noch nicht einmal für "Verweigerung" ihrerseits, Rumänisch zu lernen. Eher für Interesselosigkeit und evtl Ignoranz. Ähnlich wie bei manchen Türken oder auch Russlanddeutschen in dem "gelobten Land" dort"

Nein, nein die Szekler kann man in diesem Zusammenhang doch nicht mit manchen Rssldeutschen oder den in Deutschland lebenden Türken vergleichen.
Die Szekler sind doch in diesem Fall die autochthone Bevölkerung, diejenigen die die Landschaft und ihre Bebautheit kulturell bis in neuere Zeit geprägt haben. Sie sind am Ort integriert und daheim. "Rumänien" sollte zusehen, dieses auch zu erhalten oder Entscheidungen entsprechend mitzutragen, wenn es denn von der dortigen Bevölkerung gewünscht wird.

lucky_271065
schrieb am 10.12.2010, 00:14 Uhr
@ Joachim
Danke für Deine Erinnerung an Sachlichkeit und das Kompliment für den Umgangston. Ich fragte mich auch schon, wie sehr man meine Aussagen noch verdrehen und in die falsche Richtung argumentieren kann.

@ bankban
Nochmals, ganz ganz einfach und eindeutig: ich habe niemals das Recht auf Muttersprache in Frage gestellt, und auch nicht als "Gnade" dargestellt. Sondern nur behauptet, dass de rumänische Staat seinen Minderheiten da weit mehr entgegenkommt als zB die meisten anderen EU-Länder, die ich kenne (und ich war fast in allen). Und sicher viel mehr als zB Ungarn in diesem Bereich für seine Minderheiten tut (es gibt auch eine "historische" rumänische Minderheit im heutigen Ungarn, von den leider ebenfalls weitgehend madjarisierten Donauschwaben ganz zu schweigen). Die von Dir genannten Rechte gelten aber doch wohl für alle Staaten? Zeig mir einen, er zur Zeit mehr tut für den Unterricht in der Muttersprache seiner Minderheiten als Rumänien (meines wissens Unterricht in wenigstens 10 verschiedenen Sprachen). Steuern zahlen wohl alle, in allen Ländern. Und ist etwa für die Türken in Deutschland nicht türkisch Muttersprache? Ich denke nicht, dass die von Dir genannten Menschenrechte das Recht auf Muttersprache davon abhängig macht, wessen Vorfahren vor wieviel Jahrhunderten oder Jahrzehnten in das betreffende Land gekommen sind. Deine ganze Argumentation geht also ziemlich ins Leere.
Ich habe bloss dafür plädiert, dass die Angehörigen jeder ethnischen Minderheit, ungeachtet der leidigen Diskussionen darüber, wer nun zuerst oder zuletzt sich in welcher Ecke des Landes angesiedelt hat, also dass diese Leute die Landessprache neben ihrer Muttersprache auch lernen sollten. Und das ist für mich "common sense". Oder auch "bun simt".
lucky_271065
schrieb am 10.12.2010, 00:25 Uhr (am 10.12.2010, 00:53 Uhr geändert).
@ Anchen
Ich nehme an, dass es kein Geheimnis ist, dass die Vertreter der ungarischen Minderheit in Rumänien die ganze Zeit nach der Wende eine ziemlich starke Fraktion (um die 40 Sitze) im rumänischen Parlament gestellt haben und fast die ganze Zeit auch an der Regierungskoalition als "Zünglein an der Waage" beteiligt waren. Mal mit rechten, mal mit linken Koalitionspartnern. Eben "Realpolitik". Und sie haben dadurch nicht wenig für die ungarische Minderheit erreichen können, was ich nur begrüssen kann.
Aber ewig damit zu argumentieren, ob nun die Rumänen (Dako-Romanen) oder die Szekler/Ungarn zuerst in Siebenbürgen waren, finde ich wenig hilfreich und schön langsam anachronisch. Was hat das letztendlich mit dem Erlernen der Landessprache seitens aller Bürger des Landes zu tun?

Ach ja, und noch eine kleine "Pikanterie". Der derzeitige Kulturminister Rumäniens, Kelemen Hunor, ist ein Vertreter des Ungarnverbands (UDMR). Wie auch der Gesundheits- und der Umweltminister.
walter-georg
schrieb am 10.12.2010, 05:41 Uhr (am 10.12.2010, 05:47 Uhr geändert).
@ lucky: Dass die Kommunisten den Begriff "Genossen" - meinen Sie doch, oder? - nicht missbraucht haben, stimmt so nicht. Nach meinem Empfinden wurde er so verwendet, dass es nach Gleichmacherei klang, was auch bezweckt war - oft in Verbindung mit einer erheblichen Arroganz seitens der Oberen gegenüber der Anderen. Nur so ist es auch zu erklären, dass viele diese Ansprechungsform nicht mehr hören können. Mir z.B. stehen bis heute die Haare zu Berge, wenn ich sie nur höre und da bin ich bei Weitem nicht der Einzige. Wie ist dies zu erklären?

Zum Erlernen der Landessprache sollte jeder dort Wohnende verpflichtet werden. Ich war mal auf einer Studienreise im Seklerland (Miercurea Ciuc) und wurde von einem der Professoren gebeten, das Personal auf deutsch anzusprechen, weil man uns sonst nicht bedient hätte - wie ein Jahr davor. Das waren keine Einzelfälle!
Ein anderes Mal haben wir, die Studenten aus Bukarest - in der Bukowina eine Gruppe Mädchen aus Odorheiul Secuiesc kennen gelernt, die in der 12-ten Klasse waren, jedoch kaum ein Wort in der Landessprache kannten! Zum Glück ist Liebe international und so kamen wir trotz dieser Sprachbarriere auf unsere Kosten... Aber leider ging es nicht immer um Liebe.
bankban
schrieb am 10.12.2010, 06:35 Uhr (am 10.12.2010, 06:37 Uhr geändert).
@ lucky:

sorry, noch einmal: ein Entgegenkommen* (des Staates; wovon Sie reden) ist in meinen Augen eine Leistung und eine Tätigkeit, die gewöhnlich freiwillig geschieht, aus Großzügigkeit heraus. Ich habe Sie so verstanden (und tue dies immer noch), dass der rumänische Staat den Spracherwerb der Minderheiten aus Großzügigkeit erlaubt, schließlich kommt er ihnen "entgegen".

Und meine Position ist eben eine andere, nämlich die, dass es die verdammte Pflicht des Staates ist, jenen Erwerb sicherzustellen.

Hat nun aber nicht aus das Minderheitenindividuum die Pflicht, die Staatssprache zu erlernen - könnten Sie fragen.
Nein, hat es nicht, wäre meine Meinung. Denn die Macht ist ungleich verteilt, und der staatliche Zwang wäre ein Eingriff in die persönliche Entfaltung des Individuums. Denn diese Rechte des Individuums auf Entfaltung (in Dtl. im Grundgesetz unter den ersten 20 Artikeln, mithin als Menschenrecht verankert!) sind höher zu bewerten, als das staatliche Interesse. Dies hat in vielen Fällen das Bundesverfassungsgericht festgestellt.


* Beispiel im wiktionary für die Wortbedeutung: "Er kam ihr entgegen, indem er den Preis etwas verringerte". Ich denke, der Satz verdeutlich die Freiwilligkeit der Handlung.
pavel_chinezul
schrieb am 10.12.2010, 07:37 Uhr
@Lucky_271065

Sie können doch nicht historisch gewachsene Minderheiten, mit eingewanderten Minderheiten vergleichen!!! Dürfen die Eingewanderten in die USA, Schulen in ihrer Muttersprache besuchen? Ich denke wohl nicht, da spätestens in der zweiten Generation, wenn die Ursprungssprache zu Hause nicht gesprochen wurde, nur noch am. Englisch gesprochen wird. Wie sieht es aus mit Ländern die mal Kolonien hatten? Es gibt viele aus diesen, die jetzt im ehemaligen Kolonialland leben. Haben sie staatliche Schulen in ihrer eigenen Muttersprache? Mit diesen Ländern kann man die Situation der Eingewanderten nach Deutschland wie z.B. Türken vergleichen und nicht mit den historischen Minderheiten in Zentral- und Osteuropa.

@aurel
Ich sprach von der Zeit wo die Rumänen in Ungarn waren.
Ich auch!!! Woher weißt du, dass das es damals so war? Warst du dabei? Wann folgst du mal deinem eigenen Rat über Sachen zu schreiben, bei dem man dabei war??? Das hast du so gelernt, dass die damals böse waren! Es wurde dir so beigebracht, aber du warst nicht dabei um es zu bestätigen! Bestimmt gab es auch böse dabei, aber du kannst doch nicht alle über einen Kamm scheren!!! Genauso wie du Gute in Rumänien kennengelernt hast, gab es und gibt es immer noch Gute auch in Ungarn. Und genauso, wie es Böse in Ungarn gab und es auch gibt, gibt es auch Böse in Rumänien. Genauso wie bei allen Völkern dieser Welt! Du beschwerst dich über Pauschalurteile der Anderen, aber du bist nicht besser, denn du benutzt genau dieselben Pauschalierungen über Andere!
gerri
schrieb am 10.12.2010, 07:38 Uhr (am 10.12.2010, 07:41 Uhr geändert).
"Bankban, erkläre das doch bitte mal auch gerri, aber in Bezug auf die Türken in Deuschland, die ja in manchen Stadtteilen und an manchen Schulen die Mehrheit ausmachen. Dass jeder eine autonome Person ist, die das Recht hat, selber zu entscheiden, welche Sprache sie lernen will und welche nicht."

@Hallo luky,sicher sollte man entscheiden können,aber auch über die sozialen Hilfen bitteschön,nicht Ehepartner aus der Türkey holen,sie im Hause halten(nur Abends im dunkeln eine Runde drehen)und jahrelang Sozialhilfe kassiern.Wann gibt es in Rumänien arabische oder filipinische Schulen?
Dem "gelobten Land" wie du sagst,hast du zimlich schwache,
neidische Argumentegegenüber ,obwohl ich mir gut denken kann das dein Besuch hier jederzeit möglich ist,mit interesse.
Irgendwie scheinst du mir der typische Übergang von einer Minderheit in die Hängematte der mehrzähligen Bevölkerungsgruppe.Nach dem Motto: Hauptsache mir geht es gut,ich bin überall zuhaus.Das muß man können!

Gruß, Geri
alma_si
schrieb am 10.12.2010, 08:14 Uhr
@walter-georg: "Zum Glück ist Liebe international und so kamen wir trotz dieser Sprachbarriere auf unsere Kosten... Aber leider ging es nicht immer um Liebe."

So, so..., Sie kamen auf Ihre Kosten. Dann erzählen sie uns doch, worum es ging.
Serban
schrieb am 10.12.2010, 08:33 Uhr
Servus Leute,

Im 21. Jahrhundert, in der Europaeischen Union, kennt man juristisch keine "alte" und "neue" Minderheiten. Die Diskussion hier hat mich quasi Anno 1920 versetzt. Sowohl die Tuerken in Deutschland als auch die Ungarn in Rumaenien sind, als Buerger des jeweiligen Landes, gleich berechtigt, in ihrer Muttersprache geschult zu werden, falls sie es wollen. Ich weiss nicht wie es in D funktioniert, ob dort Schulabteilungen oder Staatsschulen mit tuerkischer Lehrsprache funktioneren; wenn nicht, dann rechne ich mit einer Entwicklung in dieser Richtung. Hat jemand Amerika erwaehnt? Dort gibt es spanische Schulen ueberall wo eben Latinos leben.
Und: sowohl die Tuerken in D als auch die Ungarn in R sollten auch die Landessprache beherrschen. Mir ist es egal, wie sie es lernen, zu Hause, in der Schule, auf der Strasse. Das tut ihnen letztendlich gut und ist im Sinne unserer Zeit. Wobei es auch im Sinne unserer Zeit waere, wenn die Rumaenen im Szeklerland Ungarisch sprechen wuerden. Teilweise machen (machten) sie das schon.
Gruss,
Andrei
aurel
schrieb am 10.12.2010, 08:40 Uhr

@pavel_chinezul
Wann folgst du mal deinem eigenen Rat über Sachen zu schreiben, bei dem man dabei war???





Ich schrieb "hätte"
Ein hypothetisches Empfinden in einer hypothetischen Zeit.

Du scheinst " sa cauti nod in papura cu orice pret".
Oder bist du "gewichtiger" beim Begriff.





@aurel schrieb:
Atila Josef (den kenne ich nicht) sollte eigentlich einen Ungarn repräsentieren der nicht zu meinen Lieblinge gezählt hätte, hätte ich in das Ungarische- Transsilvanien gelebt.


aurel
schrieb am 10.12.2010, 08:56 Uhr

@Anchen
Die Szekler sind doch in diesem Fall die autochthone Bevölkerung, diejenigen die die Landschaft und ihre Bebautheit kulturell bis in neuere Zeit geprägt haben. Sie sind am Ort integriert und daheim. "Rumänien" sollte zusehen, dieses auch zu erhalten oder Entscheidungen entsprechend mitzutragen, wenn es denn von der dortigen Bevölkerung gewünscht wird.


Falsch!
Ich weiß jetzt dass das Blut spricht und verhindert Sie die Sachlage richtig zu erkennen.

Was wäre passiert mit den Deutschen aus Elsas wenn sie sich (dumm) geweigert hätten französisch zu lernen, nur weil sie dort seit einige hundert Jahre leben?
Sagen Sie das Ihren Szekler!



Erich58
schrieb am 10.12.2010, 09:36 Uhr
Hallo,
irgendwie interessiert mich dies Thema nicht wirklich und ich will auch nichts konkret dazu schreiben - bloß auf dieses Paradox möchte ich aufmerksam machen:

Irgendwie scheinst du mir der typische Übergang von einer Minderheit in die Hängematte der mehrzähligen Bevölkerungsgruppe.Nach dem Motto: Hauptsache mir geht es gut,ich bin überall zuhaus.Das muß man können!

Ein Sachs - in Rumänien?
Und wir, in der deutschen Hängematte...
Ein absolutes Eigentor von @gerri!

Herzlichst - Erich
pavel_chinezul
schrieb am 10.12.2010, 09:44 Uhr
@Serban,

tut mir leid, aber ich sehe das anders. Ihr Beispiel mit den Schulen der Latinos in den USA, geht genau in die Richtung die ich meinte. Die spanisch sprechenden Siedler waren vor den englisch sprechenden Siedler und der Einführung der englischen Sprache als „Staatssprache“ in den USA vor Ort. Also so gesehen (jetzt mal ohne die Urbevölkerung Amerikas), wurde da zuerst Spanisch gesprochen und die spanischsprachigen Schulen sind ein Zugeständnis an die geschichtlichen Gegebenheiten. Also wieder eine „historisch“ gewachsene Minderheit. Es wäre was anderes gewesen, wenn Sie als Beispiel Schulen der später eingewanderten Volksgruppen genannt hätten. Gibt es diese Schulen?


@Aurel

Genau dieses hypothetisches Empfinden habe ich hinterfragt, du „cautator de nod in papura“. Warum hättest du damals so empfunden und heute nicht mehr? Warst du damals dabei, um zu sagen dass die Rumänen so stark zu leiden hatten, dass du heute solche Vorurteile über die damaligen Verhältnisse hast? Das wurde dir so eingetrichtert, nichts weiter. Deswegen hatte ich dir gesagt mal deinen eigenen Rat zu befolgen. Vergiss nicht, in Rumänien sogar noch 1907 gab es einen großen Bauernaufstand, weil es den rumänischen Bauern in Rumänien so schlecht ging, aber nicht in Ardeal!!!

Wenn du ein Beispiel über die Situation anderer Minderheiten sprichst, dann nimm vergleichbare Situationen. Diese sind nicht im Elsass zu finden, denn die Elsässer sind schon immer gemischt gewesen durch das ständige Wechseln der Herrschaften, sondern in Südtirol. Als Südtirol nach dem I WK an Italien fiel, sollten sie unter Druck Italiener werden und deswegen waren die Südtiroler so empfänglich für die Adolf’sche Ideologie. Erst später nach dem II WK als die Südtiroler in Ruhe gelassen wurden, als das akzeptiert wurden was sie waren, ihre Autonomie bekamen, wurden sie auch in ihrem Inneren bereit italienische Staatsbürger zu werden! Erst als sie nicht mehr unter Druck standen, gaben sie ihre Abspaltungsbestrebungen auf. Heute ist es für sie selbstverständlich und kein Widerspruch mehr, Südtiroler und italienische Staatsbürger, zu sein.
aurel
schrieb am 10.12.2010, 09:50 Uhr
Ich kann nur Kopfschütteln und den Andrei zitieren:

"Die Diskussion hier hat mich quasi Anno 1920 versetzt."
Serban
schrieb am 10.12.2010, 10:13 Uhr
Servus,
Aber Pavel, die spanischsprechende Minderheit in den USA stammt nicht aus dem 19 Jahrhundert, auf jeden Fall nicht in dieser Groessenordnung. Und bestimmt hat sich niemand vor 150 Jahren mit der Konservierung der spanischen Sprache den Kopf zerbrochen. Ein starker Zuwachs verzeichnet man in den letzten paar Jahrzehnte. Diese juengere Gemeinde, zahlenmaessig schon sehr stark im Sueden der USA, bewirkt die neuen Entwicklungen. Man spricht sogar (und nicht beim Kraenzchen nachmittags) von der Einfuehrung der spanischen Sprache als zweite Landessprache in bestimmten Staaten.

Gruss,
Andrei

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