Daseinsberechtigung

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_grumpes
schrieb am 13.09.2013, 16:45 Uhr
Ne, die Folgen deiner (zu) vielen Martinis.

Martinis ?
Nee, höchstens "Selbstgepanschten", der macht auch "dümmelich"
kranich
schrieb am 13.09.2013, 17:08 Uhr
P.S. Meine eigenen politischen Überzeugungen sind eher auf der Linie des sozialen Liberalismus. Wobei die Liberalen in Deutschland zur Zeit keine besonders gute Figur machen. Ein deutscher Politiker, der mit imponiert hat, und den ich persönlich (in Hermannstadt) kennengelernt habe, ist Henning Scherf (SPD), der ehemalige langjährige Bürgermeister von Bremen. Seine Popularität hat er sicher zum grossen Teil auch dem zu verdanken, dass er keine "Parteipolitik" machte. Und seiner direkten, freundlichen und doch bestimmten Art. Und wenn er es für angebracht hielt, ging er parteiintern auch einem Schröder gegenüber auf klare Distanz. Aber auch Rita Süssmuth (CDU) hat mir in einer Gesprächsrunde Anfang der 90-er Jahre, mit Jugendlichen aus mehreren Ländern Osteuropas, wo ich mit dabei war, imponiert.

Lucky: Du willst ein Wanderer zwischen unseren beiden Welten sein. Dem ist bestimmt nichts entgegenzusetzen, aber wenn du so oft pendelst, verlierst du den Anschluss! Beispiel: Meine Wenigkeit ist praktisch auch zwischen zwei Welten hin und her gefahren (Südrumänien und Siebenbürgen) und das viele Jahre.

Nach dem Beenden des Studiums wollte ich unbedingt nach Siebenbürgen zurück. Hat ja auch geklappt, aber: Diese Welt war nicht mehr die meinige!

In den Ferien fuhr ich zurück nach Bukarest, um dort meine Welt zu finden. Die war es auch nicht!

Ich bin durch die Hölle gegangen!!!

Dieser seelischen Zerrissenheit bist du auch ausgesetzt!!! Nur, wer dies kennt, kann es auch nachvollziehen.

Der Unterschied zwischen uns - damit meine ich diejenigen, die das Land für immer verlassen haben, und dir ist, dass du hin und her gerissen bist - auch wegen der Familie. In deiner Lage möchte ich bestimmt nicht sein, und dies meine ich ganz ehrlich! Was du da zur Schau stellst, sind billige Ausflüchte, die unglaubhaft sind.

In deiner Not versuchst du ein Land zu verherrlichen, das es so eigentlich gar nicht will!

Auf deine politische Tendenz soll hier nicht eingegangen werden, weil du die Hintergründe vom Ganzen nicht kennst. Woher auch? Ein Land ab und zu zu bereisen, heißt noch lange nicht, es auch zu verstehen...

Denke mal ernst über diese Zeilen nach, dann kannst du uns vielleicht besser verstehen.

P.S. Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Wenn man mich heute fragt, welche der Beiden ich besser beherrsche, bleibe ich stumm. Und, weißt du, warum? Keine von beiden!!! Dies ist unser Los...
MomoB
schrieb am 13.09.2013, 17:23 Uhr
Ein Land ab und zu zu bereisen, heißt noch lange nicht, es auch zu verstehen...

Denke mal ernst über diese Zeilen nach, dann kannst du uns vielleicht besser verstehen.


Und du bist der Landversteher.
lucky_271065
schrieb am 13.09.2013, 17:24 Uhr (am 13.09.2013, 17:27 Uhr geändert).
@kranich

Erstens will ich Dir für das Mitteilen Deiner persönlichen Erfahrungen mit der "inneren Zerissenheit" danken.

Wie ich früher irgendwo hier schon schrieb, hatte ich anfangs der 90-er Jahre für mich das Wort geprägt:

"Egal, ob wir bleiben oder gehen - wir sind entwurzelt."

Heute sehe ich das Ganze etwas lockerer und sehe in dieser "Entwurzelung" auch neue Chancen. Egal, ob ich bleibe oder gehe. Was mir dabei hilft, ist zu sehen, dass meine Töchter es auch lockerer nehmen. Sie kommen immer wieder sehr gerne her. Auch wegen mir und meinen Eltern, aber auch wegen den Schönheiten des Landes (von der Maramuresch bis zum Schwarzen Meer) und der Gastfreundlichkeit der Menschen. Und vielleicht auch, weil das Obst und Gemüse noch richtig nach Obst und Gemüse schmecken (Kirschen, Waldhimbeeren, Melonen...). Und das Hausbrot und der Schafskäse vom Zibinsmarkt auch immer wieder ein Genuss für sie sind.

Wie ich schon erwähnte, macht die Jüngere gerade ihr freiwilliges soziales Jahr in Rumänien. In Temeswar. Absolut aus eigenem Antrieb. Ob sie danach hier studieren wird oder anderswo, werden wir ja sehen.

P.S. Wie viele Familien aus Deutschland oder von anderswo sind nicht weit in der Welt verstreut? Aus verschiedensten Gründen. Inzwischen macht es mir Spass, die Welt zu entdecken. Bald geht es wieder "zurück nach Afrika". Ins ehemalige "Deutsch-Südwest-Afrika".
kranich
schrieb am 13.09.2013, 17:27 Uhr
Politiker sind in der Öffentlichkeit (fast) immer nett. Ein H. Scherf z.B. regierte in einem "Stadtstaat", den es eigentlich überhaupt nicht geben darf. Das "Land" Bremen lag schon immer am Tropf und ist z.B. seit Jahrzehnten Schlusslicht in Sachen Bildungspolitik. Dass er ab und zu auch gegen die eigene Partei revoltierte, stimmt! In seinem Inneren hat er sich ins Fäustchen gelacht. Rate mal, weshalb...
lucky_271065
schrieb am 13.09.2013, 17:38 Uhr
@kranich

Warum Henning Scherf sich (als Bürgermeister von Bremen) ins Fäustchen gelacht haben könnte, weiss ich nicht.

Aber ich mag den alten Herrn.

Übrigens geht er immer noch in Grundschulen und liest den Schülern vor, erzählt ihnen ...

Henning Scherf - Interview
_grumpes
schrieb am 13.09.2013, 17:45 Uhr
kranich
schrieb am 13.09.2013, 17:57 Uhr (am 13.09.2013, 18:12 Uhr geändert).
So, Lucky, nachdem der walter-georg-kranich sein Herz mal richtig ausgeschüttet hat, sollst du auch meine Meinung erfahren:

Auch ich habe in Bukarest studiert (ungefähr in der gleichen Zeit), jedoch auf einem anderen Gebiet. Da meine Zeit dort ziemlich kurz war, habe ich mich den dortigen şmecheri auch nicht so identifiziert. Auch ich war in der Freizeit Reiseleiter, bei mir hat es allerdings nur zum Litoral gereicht.

Von dort aus habe ich mit den Touristen natürlich auch Fahrten ins Innere des Landes unternommen. So zum Beispiel waren wir in Bukarest, im Donaudelta oder in der Schullerau, einmal sogar bei den Klöstern der Bukowina. Andere Teile Rumäniens sind mir weniger bekannt. Trotzdem möchte ich behaupten, dass die Rumänen ein gastfreundliches Volk sind, obwohl mir zum Beispiel die wahre Mentalität eines Olteniers oder Moldauers nicht ganz bekannt ist. Das Land ist eben nicht klein. Jetzt kommt die Bombe:

Da behauptet dein Freund Joachim ALLE ECKEN RUMÄNIENS ZU KENNEN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Etwas Erdkunde habe ich auch gelernt. UNser Lehrer verglich die Fläche Rumäniens immer wieder mit der des damaligen Deutschland. Dir Differenz betrug nur siebentausend Quadratkilometer.

Nun stelle dir mal vor in Deutschland wäre Einer aufgetreten und von sich aus behauptet, er kenne ganz Deutschland!!!!! Den hätte man entweder zerpflückt oder ihn in eine spezielle Anstalt eingewiesen!

Da wird Joachim von unserem Geographen noch einige Fragen auferlegt bekommen. Der kann sich schon mal warm anziehen!

Überhaupt: Merkst du wirklich nicht, mit wem du dich da eingelassen hast? Wach` auf Lucky. Für dich ist es noch nicht zu spät, bei den anderen schon, doch denen ist es egal, denn die identifizieren sich doch nicht mit uns!
Du schon, oder???
TAFKA"P_C"
schrieb am 13.09.2013, 18:16 Uhr
grumpes, dein Link hat mich zu diesem Link geführt!

Gafe, Bâlbe si Prostii din Televiziunile Româneşti-1
lucky_271065
schrieb am 13.09.2013, 18:25 Uhr (am 13.09.2013, 18:26 Uhr geändert).
@kranich

Ich habe keine Ahnung, wie gut Joachim Rumänien kennt, und das ist auch nicht meine Sorge.

Aber ich würde sagen, dass ich Deutschland aus geographsicher Sicht wahrscheinlich besser kenne als viele Menschen, die dort leben. Weil ich es vielleicht fünfzigmal für länger oder kürzer besucht habe und so ziemlich durch alle Bundesländer (alte wie neue) gekommen bin. Meist in Privatquartieren gewohnt habe. Und auch verschiedenste Einrichtungen besucht habe (von Diakonie bis Opelwerke und Medizintechnik). Da lernt man Land und Leute ziemlich gut kennen.

Und vielleicht auch weil ich einen ausgezeichneten Erdkundelehrer hatte - Gustav Servatius. Der in Deutschland auf seine alten Tage dann noch (zusammen mit Heinz Heltmann aus Kronstadt) das "Reisehandbuch Siebenbürgen" herausgegeben hat. Das m.E. bei jedem Siebenbïurger im Bücherregal stehen sollte.

Reisehandbuch Siebenbürgen
TAFKA"P_C"
schrieb am 13.09.2013, 18:36 Uhr
Und vielleicht auch weil ich einen ausgezeichneten Erdkundelehrer hatte - Gustav Servatius. Der in Deutschland ...
Du scheinst wohl große Stücke von deinem ehemaligen Lehrer zu halten. Mal eine ehrliche Antwort: Meinst du er ist auch aus wirtschaftlichen Gründen weg aus Siebenbürgen?
lucky_271065
schrieb am 13.09.2013, 18:49 Uhr (am 13.09.2013, 19:15 Uhr geändert).
@TAFKA


Du scheinst wohl große Stücke von deinem ehemaligen Lehrer zu halten. Mal eine ehrliche Antwort: Meinst du er ist auch aus wirtschaftlichen Gründen weg aus Siebenbürgen?

Ich weiss es nicht genau. Aber ich denke, es waren vor allem Gründe familiärer Natur. Jedenfalls war er schon Rentner, als er auswanderte. Und er hatte in Mediasch ein schönes, grosses Haus. Und die höchste Auszeichnung, die es in Rumänien für einen Lehrer gab: "profesor emerit" (1972). Die schönste Erinnerungen mit ihm habe ich von einer Kammwanderung auf dem Königsstein/Piatre Craiului. Mit unserem "Orientare Turistica"-Zirkel. Ich war der Jüngste in der Runde - 12. Er der Älteste - Mitte 50. So bildeten wir 2 meistens die "Nachhut".

Nachruf Gustav Servatius (2009)

P.S. Sein Sohn war dann einer meiner Deutschlehrer. Einer, der mitten im Kommunismus uns in der Deutschstunde neben Faust oder Durrenmatt Lieder von Reinhard Mey vorspielte: "Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein...".

Über den Wolken

In Deutschland hatte er dann etliche Jahre lang nicht mehr die Möglichket, als Lehrer zu arbeiten. Hat es letztendlich aber doch noch geschafft.
MomoB
schrieb am 13.09.2013, 19:20 Uhr

Über den Wolken - kann sein das du die falsche Version erwischt hast?

Hier ist sie, die richtige:

Link
MomoB
schrieb am 13.09.2013, 19:21 Uhr
In Deutschland hatte er dann etliche Jahre lang nicht mehr die Möglichket, als Lehrer zu arbeiten. Hat es letztendlich aber doch noch geschafft.

Hat er auch zuerst Industriekaufmann lernen müssen?
lucky_271065
schrieb am 13.09.2013, 19:23 Uhr
@TAFKA

Ich ergänze noch ein wenig:

In Deutschland hatte er dann etliche Jahre lang nicht mehr die Möglichket, als Lehrer zu arbeiten. Hat es letztendlich aber doch noch geschafft. Dass ich mal im Lyzeum einen II. Preis bei der Landesphase bei der sogenannten Deutsch-Olympiade erhielt, für einen freien Aufsatz zu einem Zitat von Christa Wolf über Verantwortung, verdanke ich nicht zuletzt ihm.

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